Sich von anderen Personen verwöhnen lassen?

Wenn mal über das Wochenende zu meinen Eltern fahre, dann sagen meine Freunde oder mein Partner oft, dass ich mich dann ja richtig verwöhnen lassen kann. Obwohl das natürlich nicht mein Vorhaben ist, wenn ich zu meinen Eltern fahre, läuft es aber dennoch immer darauf hinaus.

Je länger, ich ausgezogen bin, desto mehr verwöhnt mich meine Mutter dann tatsächlich bei den Besuchen. Ich habe dann immer das Gefühl, mindestens zwei Kilo zugenommen zu haben, wenn ich dann wieder nach Hause fahre. Es gibt rund um die Uhr etwas zu essen und zu trinken, wobei ich auch ständig gefragt werde, ob ich etwas brauche.

Normalerweise mag ich es eigentlich nicht so gerne, wenn mich jemand quasi so verhätschelt. Ich weiß ja, dass meine Mutter sich aber darüber freut, wobei es zugegebenermaßen natürlich auch ganz schön ist, mal nicht selbst kochen zu müssen. Gibt es Personen, die euch so richtig verwöhnen? Mögt ihr das überhaupt?

Mein Mann macht das, wenn es mir nicht gut geht beispielsweise. Wenn ich also krank bin oder einen miesen Tag hatte, kommt es schon mal vor, dass er dann schön für mich kocht oder mir sonst irgendwie etwas Schönes macht. Bei meinen Eltern wurde ich eigentlich noch nie so richtig verwöhnt. Wenn ich dorthin gehe, dann werde ich nicht verwöhnt und bekomme kein extra Essen. Wobei ich das in der Beziehung auch ganz schön finde, wenn man aufeinander eingeht.

Mir ist es eher unangenehm, wenn mich jemand verhätschelt und betüdelt, was allerdings auch so gut wie gar nicht mehr vorkommt. Bei meinen Eltern bin ich eher die unbezahlte Haushaltshilfe, da zumindest mein Vater nicht mehr sonderlich fit ist, sodass ich nicht bekocht werde, sondern selber kochen darf, von Kaffee und Kuchen ganz zu schweigen.

Auch in meiner Beziehung helfen wir uns natürlich gegenseitig, und kochen auch mal einen Tee ohne Gegenleistung, aber dass wir uns "verwöhnen", kann ich eigentlich nicht behaupten. Ich würde es auch nicht wollen, da ich finde, dass man so leicht in die Rolle des Kindes oder der unterlegenen Partei gedrängt wird, und da lege ich keinen Wert darauf. Ich möchte nicht betüdelt werden, sondern als gleichbereichtigter Partner behandelt, und das lässt sich nur schwer miteinander verbinden. Da verzichte ich lieber darauf, dass mich jemand bekocht oder mir den Hintern nachträgt.

Davon abgesehen regele ich mein Verwöhn-Programm auch eher über den Geldbeutel. Beispielsweise leiste ich mir regelmäßig eine Massage, was in meinen Augen durchaus auch bedeutet, dass ich mich von einer anderen Person "verwöhnen" lasse. Nur bezahle ich eben dafür, dann handelt es sich um eine ganz gewöhnliche Dienstleistung.

Wer bin ich denn? Kleopatra? Ich habe es nicht nötig, mich von allen Seiten verwöhnen zu lassen und sehe es so wie Gerbera. Ich möchte schon mitmischen und mich beteiligen und habe keine Lust, mich nonstop nur bedienen zu lassen. Ich kann schließlich selbst kochen, putzen und für mich sorgen. Ich gebe zu, bei einer Rückenmassage wird das schon schwieriger, aber erstens hatte ich noch kein Bedürfnis danach und zweitens ist das mittlerweile eine Dienstleistung, die man bezahlen kann.

Gerade beim Beispiel von Prinzessin würde ich persönlich es sogar eher als Beleidigung auffassen, wenn meine Mutter mich in meinem Alter immer noch von vorne bis hinten bedienen wollen würde und mich behandeln würde wie ein Kleinkind, das nicht für sich selbst sorgen kann und auch nicht den Mund aufmachen kann, wenn beispielsweise das Bedürfnis nach einem Getränk nicht gestillt worden sein sollte. Ich glaube ich bin einfach zu sehr Emanze um mich bedienen zu lassen und nehme Dinge lieber selbst in die Hand. Ich bin schließlich unabhängig und kann für mich selbst sorgen.

Ich kann dem nichts abgewinnen. Natürlich wurde mal aufgestanden, eine Tasse Kaffee mit zubereitet und mitgebracht ans Bett, aber das sehe ich nicht als Verwöhnen an sondern eine ganz normale Gefälligkeit. Ein Zacken ist mir dabei nicht ausgebrochen und jeder ist mal aufgestanden und hat einen Tee oder Kaffee dem anderen mitgebracht.

Verwöhnen, wie es hier beschrieben wird, ist für mich negativ behaftet, dass man direkt entmündigt wird, dann Essen vorgesetzt bekommt, zum Essen gezwungen wird und auch noch gefallen daran haben muss. Egal ob das nun Mutti ist, der Partner oder auch eine andere Person. Ist man krank und kann sich nicht darum kümmern, dann ist das auch kein Verwöhnen sondern normale Fürsorge wenn man dem anderen etwas zu Essen zubereitet und ans Bett bringt.

Gerbera hat es auch hier sehr treffend beschrieben, ich kann auch für mich alleine sorgen und was nicht nicht alleine hinbekomme wie z.B. die Rückenmassage, dafür gibt es inzwischen alle möglichen Dienstleistungen die man buchen kann. Aber auch das hat nichts mit Verwöhnen zu tun, sondern ist einfach nur eine Dienstleistung und für den ausführenden Part ein Job um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.