Sich lieber auf eigene Stärken oder Schwächen konzentrieren?

vom 05.11.2016, 07:39 Uhr

Ich habe vor kurzem ein Interview mit Jochen Schweizer gelesen. In diesem Interview wurde dann irgendwann auch das Thema Stärken und Schwächen angesprochen und der Unternehmer sagte ganz ehrlich, dass er wenige Stärken hätte und viele Schwächen und dass es seine Stärke eben wäre, andere Menschen für seine Ziele zu begeistern und sie eben einschätzen zu können. Indem er eben Mitarbeiter rekrutieren würde, die auf ihrem Gebiet besser wären als er selbst, würde er zum Erfolg seines Unternehmens beitragen.

Er meinte dann auch, dass es sinnfrei wäre, sich auf seine Schwächen zu konzentrieren. Denn selbst wenn man dort seine ganze Energie reinsteckt, würde man auf diesem Gebiet höchstens Mittelmaß werden. Wenn man sich jedoch auf seine Stärken konzentriert und diese weiterhin perfektioniert und vorantreibt, würde man auf diesem Gebiet irgendwann "brillant" werden im Vergleich zu anderen und das wäre sein Ziel.

Ich finde, dass er schon eine interessante Sichtweise hat. Denn ich bin noch nie auf die Idee gekommen, die Schwächen zu vernachlässigen und mich nur auf meine Stärke zu konzentrieren. Wenn ich Unternehmerin wäre, würde ich da vielleicht anders denken. Was haltet ihr von dieser Aussage? Konzentriert ihr euch lieber auf die eigenen Stärken oder Schwächen und was findet ihr sinnvoller und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Theorie von Jochen Schweitzer ist sicherlich ganz interessant, aber es ist auch fraglich, ob man das wirklich immer so umsetzen kann. Ich muss sagen, dass ich so direkt gar nicht weiß, wo genau meine Stärken liegen und ich bei mir doch eher die Schwächen sehe. Das war aber schon immer so.

Es ist sicherlich aber von Vorteil, wenn man seine Stärken einsetzt und sich nicht nur auf die Schwächen konzentriert. Wobei ich es auch wichtig finden würde, meine Schwächen eben zu verbessern und vielleicht auch daran arbeiten zu können.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Interessant ist diese Sichtweise auf jeden Fall und Jochen Schweitzer als erfolgreicher Geschäftsmann kann sich auch bestimmt danach richten. Aber ich denke, dass man sonst doch eher beides im Auge behalten sollte, also die Schwächen und auch die Stärken. Sicher ist es wichtig, dass man die Stärken hervorhebt und etwas macht, was man gut kann.

Aber ich finde es auch wichtig, dass man an den Schwächen arbeitet und eben versucht, bei diesen Dingen besser zu werden, die man nicht so gut kann. Sicher wird man auf dem Gebiet vielleicht nicht so gut werden wie jemand, der darin seine Stärken hat. Aber dennoch finde ich es eben wichtig, dass man an sich arbeitet. Es stimmt schon, dass ich vielleicht auch anders denken würde, wenn ich erfolgreiche Unternehmerin wäre. Da das aber nicht so ist, kann ich es mir nicht leisten, nur an meinen Stärken zu arbeiten.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich finde diese Aussage sogar sehr logisch. Es heißt ja nicht, dass man seine Schwächen ignorieren soll, aber wenn man auf seine Stärken setzt, findet man auch eher Möglichkeiten, seine Schwachpunkte zu umgehen oder auszugleichen.

Um ein ganz banales Beispiel zu bringen: Ich war in der Schule immer schlecht in Naturwissenschaften. Also so richtig schlecht, mit Fünfen im Zeugnis und allem. Natürlich musste ich hier darauf schauen, dass ich zumindest nicht sitzenbleibe und meine Zeugnisnoten wenn irgend möglich, auf einer Vier halten, um das Risiko zu minimieren. Aber ich hätte mich noch so anstrengen können, und quasi nichts anderes machen außer Mathe zu üben - eine Zwei wäre daraus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie geworden.

Deswegen habe ich Mathe und Physik ebenso wie Musik und Sport zu Schulzeiten eben so mit durch geschleift und mich für mein Abitur und meine spätere Berufswahl auf meine Stärken im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich konzentriert. So habe ich es zwar nicht geschafft, einen hoch bezahlten Job als Ingenieurin oder Bankerin an Land zu ziehen, aber das hätte ich auch mit noch so viel Arbeiten an meinen Schwächen auch nicht hingekriegt.

Auch im Alltag habe ich mich als mittlerweile erwachsener Mensch mit etlichen meiner Schwächen ganz gut abgefunden und sehe eigentlich gar nicht mehr ein, wieso ich beispielsweise an meinen Small-Talk-Kompetenzen oder meinem "dress sense" arbeiten muss, wenn ich im Job statt dessen fachliche Leistung bringe und mich in Jeans und T-Shirt wohlfühle.

Auch hier sieht es nicht anders aus: Wahrscheinlich könnte ich Kurse und Therapien machen, um mich mit viel Geld, Zeit und Mühe zu einem mittelprächtigen Alleinunterhalter zu entwickeln, aber verglichen mit den Naturtalenten wäre ich wohl immer noch irgendwie steif und komisch im Umgang. Das ist mir die Mühe nicht wert, zumal da ich sowieso nicht daran glaube, dass man eine Schwäche wirklich restlos ausmerzen kann und sollte. Ein paar Ecken und Kanten dürfen schon dran bleiben.

» Gerbera » Beiträge: 11336 » Talkpoints: 53,95 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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