Richtig Lüften!

vom 30.06.2007, 00:54 Uhr

Richtig Lüften!

Viele haben heutzutage bei den gut isolierten Fenster Probleme mit Schimmel in der Wohnung. Hier möchte ich einmal erklären, wie man durch richtiges Lüften solchen Problemen aus dem Weg gehen kann.

Woher kommt der Schimmel?
Schimmel an den Wänden entsteht, wenn die Luftfeuchtigkeit im Raum zu hoch ist. Sobald die Luft kein Wasser mehr aufnehmen kann, kondensiert diese an allen Oberflächen. Daraus entsteht auf Dauer Schimmel. Schimmel hat man meistens an der Decke, oft auch in Ecken oder an den Fenster oder in Fensternähe. Warum kondensiert das Wasser genau dort und nicht überall im Raum? Das ist ganz einfach. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 60% und einer Raumtemperatur von 20°C muss die Luft auf ungefähr 14°C abkühlen, damit Wasser kondensiert. Aber vorher noch ein bisschen Theorie.

Wie war das mit der Luftfeuchtigkeit?
Luft kann eine bestimmte Menge Wasser aufnehmen. Bei 100% Luftfeuchtigkeit ist die Luft gesättigt und kann kein weiteres Wasser aufnehmen. Dies ist zum Beispiel nach einem Regenschauer der Fall. Die Menge an Wasser, die von der Luft aufgenommen werden kann, ist abhängig von der Temperatur. Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen. Wenn die Luft abkühlt, steigt also die relative Luftfeuchtigkeit. Daher haben wir im Winter in der Wohnung auch trockene Luft, da wir die feuchte, kalte Luft ins Haus hineinlassen und diese erwärmen. Der Wasseranteil bleibt gleich, aber die relative Luftfeuchtigkeit sinkt. Wenn die Luft vorher eine Luftfeuchtigkeit von 60% hat, sind das danach nur noch 40%. Andersrum ist es genauso. Wenn wir Luft mit einer Feuchtigkeit von 60% von 20°C auf 14°C abkühlen, dann hat die Luft beinahe eine 100%ige Luftfeuchtigkeit, kann also kein weiteres Wasser aufnehmen. Kühlt die Luft noch mehr ab, bleibt die Feuchtigkeit bei 100%, es bildet sich aber Kondenswasser.
Also wieder zurück zu unserem Schimmel!

Schimmelentstehung
An Fenstern oder auch anderswo im Raum kann durch Wärmebrücken die Lufttemperatur sich stark von der Temperatur im restlichen Raum unterscheiden. Dort kann es dann auch zur Kondensation von Wasser kommen, welches sich an der Decke und auf den Wänden absetzt. Passiert das häufiger, bildet sich Schimmel. Schimmel hat also grundsätzlich nichts mit der Bausubstanz zu tun, sondern kann dadurch nur begünstigt werden. Generell lässt sich aber durch richtiges Lüften überall die Schimmelgefahr minimieren.

Schimmel(früh)erkennung
Erkennen kann man gefährdete Stellen, indem man ab und zu (zu unterschiedlichen Zeiten) durch die Wohnung geht und sich die Decke anschaut, ob man feuchte Stellen entdeckt. Findet man diese, sollte man versuchen besser zu lüften und diese Stellen im Auge behalten. Wenn man dort trotz richtigen Lüftens immer wieder Wasserflecken entdeckt, sollte man einen Spezialisten um Rat fragen, da diese dann auch durch die Bausubstanz entstehen können.

Nun aber zum Lüften!
Nun wissen wir also, dass wir unsere Wohnung durch richtiges Lüften nicht zu feucht lassen werden sollten. Gefahrengebiete sind hier vor allem Küche, Bad und Schlafzimmer, da wir hier die meiste Feuchtigkeit produzieren. Die normale Luftfeuchtigkeit in einem Raum liegt zwischen 40% und 60%. Dabei ist das Schlafzimmer zum Beispiel immer feuchter als das Wohnzimmer oder Arbeitszimmer. Lüften, das heißt wirklich alle Fenster weit aufstellen, damit die Luft ungehindert durch die Wohnung wehen kann. Also muss man die Fenster auf "Durchzug" stellen. Wirklich alle Fenster sollten dabei ganz offen sein. Dann hat man nach 5 Minuten die Luft auch zu fast 100% ausgetauscht und somit die Feuchtigkeit wieder aus der Wohnung raus bekommen. Dies sollte man 3 bis 4 Mal pro Tag machen. Kippstellung bringt dabei gar nichts. Dadurch sorgt man nur für eine leichte Luftverwirbelung am Fenster. Ausgetaucht wird die Luft im Raum dadurch gar nicht. Zudem kühlt das Zimmer dadurch nur unnötig ab.
Das Lüften der ganzen Wohnung ist dabei sehr wichtig, da verschiedene Räume eine sehr unterschiedliche Luftfeuchtigkeit haben können. Sogar innerhalb eines Raumes kann sich die Feuchtigkeit drastisch unterscheiden!

Richtiges Lüften erkennen
Es gibt günstige Thermometer mit Luftfeuchtigkeitsmesser. Oft zeigen einem diese Geräte auch die Kondensationstemperatur an und warnen einem durch optische und akustische Signale bei zu hoher Luftfeuchtigkeit. Wer so ein Messgerät zu Hause hat, kann es in verschiedenen Räumen einsetzten, um zu schauen, wie die durchschnittliche Lufttemperatur im diesem Raum ist. Wenn eine Speicherfunktion vorhanden ist, zeigt einem das Gerät nach einer Nacht auch die Minimal- und Maximalwerte an. Somit kann sehen, wo nachts die kritischen Stellen im Raum sind. Nach dem Lüften sollte man sehen, dass die Luftfeuchtigkeit sich wieder normalisiert hat. Somit kann man den "Erfolg" des Lüftens messen und seine Lüftungstrategie optimieren.


Energie sparen!
Wenn man wirklich die 5 Minuten komplett durchlüftet, bekommt man viel kalte Luft in das Haus. Da aber die Wände und das Inventar nicht in dieser zeit auskühlen kann, ist die Luft schnell aufgewärmt. Das spart Heizkosten, da die Heizung nicht wieder die komplette Wohnung erwärmen muss. Fenster auf Kippstellung kosten da eher Energie. Durch die kontinuierliche Auskühlung der Luft, muss die Heizung permanent nachheizen. Zu langes Lüften sorgt auch dafür, dass die Heizung die Wohnung wieder aufheizen muss. Zudem ist es viel schwerer feuchte Luft zu erwärmen. Trockene Luft kann leichter erwärmt werden. Somit kostet es auch weniger Energie die "frische" Luft zu erwärmen.

Was haben wir gelernt?
Richtiges Lüften erspart einem Energiekosten und Schimmel in der Wohnung. Man sollte 3 bis 4 Mal am Tag ungefähr 5 Minuten lang in der ganzen Wohnung "Durchzug" machen. Kippstellung von Fenstern bringt dabei oft gar nichts.

» Brebbi » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 12.02.2012, 22:15, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Wenn das nicht mal ein ausführlicher Artikel ist. Ich hab da aber noch mal zwei Fragen. Du scheinst ja wohl irgendwie Fachmann zu sein.

1.) Kann ich auch einfach den kompletten Tag (und ich meine auch echt den kompletten Tag also 24 Stunden) lüfte indem ich das Fenster auf kipp lasse?

2.) Und was mache ich wenn es zu spät ist und ich schon Schimmel in der Wohnung habe? Also nicht dass es bei mir schimmelt aber was macht man wenn es so weit kommt? Interessiert mich mal. Reicht da den Schimmel einfach mit Farbe überstreichen wenn er an der Wand ist??

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


zu 1: Nein, wie gesagt lässt das Wohnung nur auskühlen und die Luft wird dadurch nicht ausgetauscht. Das ist auch der häufigste Fehler beim Lüften.

zu 2: Wenn du Schimmel hast, musst du natürlich schauen, ob du besser lüften kannst. Wenn das nicht der Fall ist, schaue, ob ein Defekt am Bau vorliegt (eine allzu große Wärmebrücke).

Wenn der Schimmel da ist, kannst du am besten die Maler rufen. Diese entfernen den Schimmel und streichen die Stelle danach neu. Wenn du aber die Ursache nicht löst, wirst du auf Dauer wieder Schimmel an der Decke haben!

» Brebbi » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 12.02.2012, 22:17, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


zu 1.) Ja wenn deine Wände auskühlen sollen und Du Schimmel magst, allgemein wird vom ganztägigen Kipplüften abgeraten, eben weil es Schimmel begünstigen kann. Lustigerweise schlug mir das unser Ex Vermieter vor, nachdem wir schon Schimmel hatten - Mein Vater (vom Fach) hat da erstmal die Hände über`m Kopf zusammengeschlagen, um nicht gleich laut loszulachen. Gerade in Altbauten kommt übermäßiges Lüften (Dauer Kipp) nicht gerade gut - außerdem ist der Sinn des Lüftens, zu feuchte Luft und somit auch "Brauchluft" auszutauschen, und nicht ein "innen-wie-außen" Klima zu erzeugen.

zu 2.) Aus meiner Erfahrung im Malerfachbetrieb - ja, wenn Du ihn wiedersehen möchtest. Normalerweise musst Du den Schimmel erst gründlich "entfernen" (geschieht meistens durch irgendeine Verbindung mit Chlor), und dann mit einer Schimmelschutzfarbe überstreichen, bzw. einer Farbe mit Schimmelschutzzusatz. Beide Mittel gibt`s im Baumarkt, z. B. von Mellerud, das durften wir damals im 2 Wochentakt kaufen!

Aber auch hier kann der Schimmel wiederkommen, da dieser meist baulich bedingt ist (Wärmebrücken, kalte Wände, kaputte Isolierung etc.) oder durch falsch eingebaute, unpassende neue Fenster (sehr beliebt in Altbauten) hervorgerufen werden kann - die Kombination aus beiden war es damals bei mir.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 12.11.2009, 02:59, insgesamt 1-mal geändert.


Es gibt aber auch Malerbetriebe, die den Schimmel entfernen und die Wand entsprechend streichen, wie du gesagt hast. Am besten macht man sich da vorher kundig.

Aber du wirst nicht glauben, wie oft Leute Schimmel in der Wohnung haben und sich über die Bausubstanz beschweren, obwohl sie einfach falsch Lüften, aber keine Ahnung haben, wie sie es richtig machen sollen.

» Brebbi » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 12.02.2012, 22:19, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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