Dürfen Banken mit privatem Geld machen was sie wollen?

vom 11.12.2015, 23:11 Uhr

Mein Freund erzählte mir heute eine Geschichte, die ich so nicht glauben kann, wenn ich ehrlich bin. Das ist schon über 10 Jahre her und ist damals seiner minderjährigen Cousine passiert, die da in der Ausbildung war.

Damals soll die Bank beschlossen haben, ihr angespartes Geld auf dem Girokonto einfach auf ein Sparbuch separat anzulegen, ohne sie zu fragen. Mag sein, dass das ihre Sicht der Dinge ist, die sie geschildert hat. Ich halte es aber für möglich, dass die Eltern der minderjährigen Cousine das vielleicht beschlossen haben und ihr erst hinterher etwas darüber gesagt haben oder so.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Banken da so eigenmächtig handeln, jedenfalls habe ich da noch von keinem derartigen Fall von gehört. Vielleicht ist das ganze aber auch schon zu lange her und mein Freund wirft da irgendetwas durcheinander. Dürfen die Banken denn mit privatem Geld machen was sie wollen? Soweit ich weiß brauchen die doch ein Einverständnis vom Kunden oder dessen Eltern, sofern er minderjährig ist oder nicht?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das ist ja eine reichlich abenteuerliche Geschichte, welche sich so natürlich niemals hat abspielen können. Denn der Kunde entscheidet darüber, wo sein Geld angelegt bzw. verbucht wird und was damit geschieht! Wenn also eine Person A das Geld auf einem Girokonto hat, dann ist das Geld auch da zu belassen und der Kunde kann jederzeit erwarten, eben auch auf dem Girokonto das Geld abheben zu können.

Das würde nicht gehen, wenn ein Bankangestellter eigenmächtig hier über das Geld des Kunden verfügt und die "Anlageform" eigenmächtig ändert. Was würde denn da passieren, wenn dem Kunden dadurch Geld verloren gehen würde (z.B. weil die Zinsen auf dem Girokonto deutlich höher wären?). Wer sollte dann haften?

Hier kommt dann noch hinzu, dass ja noch nicht mal klar ist, wem das Sparbuch gehört und wer es angelegt hat. Immerhin kann so ein Sparbuch gar nicht "einfach so" angelegt werden. Wenn es dann auch noch eine minderjährige Person war, dann müssen hier auch noch die Erziehungsberechtigten den entsprechenden Auftrag gegeben haben.

Alles in allem klingt das schon sehr weit hergeholt - zumal ja noch nicht mal zu vermuten ist, welchen Vorteil sich der Bankangestellte durch die Aktion hätte versprechen können. Und ohne einen Vorteil zu sehen, wir der (oder die) sicher nicht gehandelt haben.

Dann vielleicht noch kurz zum Titel der Anfrage: es handelt sich hier aus Sicht der Bank nicht um "privates Geld" sondern um das Geld des Kunden! Und damit kann die Bank definitiv nicht "machen was sie will". Der Kunde hat Geld angelegt und es nicht der Bank zur freien Verfügung überlassen!

Die Bank kann evtl. beraten und andere Anlageformen anbieten - aber eben niemals eigenständig handeln. Auch nicht "vor 10 Jahren" - oder vor 50 Jahren. Denn das würde ja auch dem Sinn und Zweck der Bank widersprechen.

Was die Bank dann machen kann, ist natürlich mit den Kundengeldern "arbeiten" und ebenso versuchen Gewinne zu erwirtschaften, dass sie es sich leisten kann, die versprochenen Leistungen zu erbringen. Verbucht bleibt aber das Kundengeld da, wo der Kunde es haben wollte!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also was die Eröffnung eines separaten Kontos betrifft (ohne Kundenzustimmung), kann ich dich beruhigen. Das darf eine Bank definitiv nicht. Denn die Eröffnung eines Kontos setzt immer die Zustimmung des jeweiligen Kontoinhabers voraus... aus verschiedenen gesetzlichen Gründen.

Was ein Kreditinstitut aber natürlich darf, ist das "Arbeiten" mit den Geldern, die ein Kunde dort hinterlegt. Allerdings gelten auch dafür bestimmte Regeln. So muss das Institut dafür zum Beispiel gewisse prozentual vom Wert festgelegte Rücklagen bei der Zentralbank hinterlegen. Somit gibt es also diverse Einschränkungen für die Bank bzw. Sparkasse...

» Wesie » Beiträge: 307 » Talkpoints: 3,27 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wesie hat geschrieben:Was ein Kreditinstitut aber natürlich darf, ist das "Arbeiten" mit den Geldern

Das "darf" sie nicht sondern muss es praktisch machen, weil die Bank sonst weder den versprochenen Zins bezahlen könnte, noch die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder die Miete für die Gebäude. Banken dienen keinem Selbstzweck sondern verfolgen natürlich einem bestimmten Zweck - und der besteht darin, aus Geld mehr Geld zu machen. Klassisch werden die Kundengelder als Kredite an andere Kunden vergeben, die dann dafür mehr bezahlen, als die einlegenden Kunden dafür bekommen. Aber heute gibt es an den sog. Kapitalmärkten viel lukrativere Möglichkeiten, schneller mehr Geld zu machen.

Wichtig bei der Sache ist aber, dass mit dem Geld der Kunden gearbeitet wird - aber die Einlage für den Kunden unbewegt bleibt und der (im Falle eines Girokontos) jederzeit Zugriff auf das Geld hat! Und deshalb kann die Bank gegenüber dem Kunden selbstverständlich nicht frei über das Geld entscheiden. Das System funktioniert ja auch nur deshalb, weil zu keinem denkbaren Zeitpunkt alle Kunden auf die Auszahlung ihrer Einlagen bestehen. Würde es zu so einer Situation kommen, wären die Banken wohl handlungsunfähig. Nicht nur, weil wesentlich mehr Buchgeld als reales Geld existiert.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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