Obsoleszenz durch Verbraucher statt durch die Industrie?

Schon seit längerem wird in Deutschland kritisiert, dass es eine geplante Obsoleszenz gibt, bei der die Industrie Geräte bewusst so fertigt, dass diese nach kurze Zeit kaputt gehen und man sich ein neues kaufen muss. Viele Verbraucher kritisieren das sehr und man möchte, dass neue Regelungen für die Industrie geschaffen werden, die dieses Vorgehen untersagen. Nun gibt es aber die ersten Studien zum Obsoleszenz-Verhalten der Deutschen und das Ergebnis ist überraschend. Demnach ist es nämlich eigentlich egal, dass die Industrie mit geplanter Obsoleszenz mehr Gewinne einfahren will, da 75% der Verbraucher gar nicht darauf warten, dass etwas kaputt geht.

Demnach kann ihnen eine geplante Obsoleszenz auch herzlich egal sein, die Verbraucher spielen der Industrie ohnehin in die Hände, da sie Geräte austauschen, obwohl diese bestens funktionieren. Man möchte aber ein moderneres Gerät haben. So halten Fernseher inzwischen oft nur noch an die 5 Jahre. Die Röhrenfernseher wurden im Vergleich dazu erst nach 12 Jahren ersetzt. Kommt das bei euch hin, kauft ihr euch alle 5 Jahre einen neuen Fernseher, obwohl der alte noch funktioniert? Ist man heute wegen technischer Neuerungen dazu gezwungen oder denkt ihr, dass das alles nur Angeberei ist und Fernseher als Statussymbole gelten?

Ich kaufe in den seltensten Fällen neue Geräte, wenn das alte Teil es noch tut. In der Regel kaufe ich etwas, wenn ein Defekt vorliegt oder sich ankündigt. Oder ich kaufe ein Gerät, das ich vorher noch nie hatte. In der Tat war ein flacher Fernseher da eine Ausnahme, weil die alte Röhre einfach ein vergleichsweise schlechtes Bild hatte und viel Platz beanspruchte. Allerdings war meine alte Röhre da auch schon ziemlich alt.

Als ich den Flachbildschirm dann kaufte, hieß es von vornherein, der würde so und so viele Stunden halten. Das habe ich dann selbst auf etwa fünf Jahre hochgerechnet. Mittlerweile hat er meine Berechnungen bereits um ein Jahr überlebt. Aktuell muckt das Gerät beim Einschalten, aber ich habe bisher keine Ambitionen nach Ersatz zu schauen.

Das sehe ich auch so, dass der Verbraucher häufiger der Grund ist für den Austausch des Gerätes. Natürlich ist da auch das Marketing verantwortlich, das den Menschen einredet, sie müssten neue Geräte besitzen. Aber das ist ja bekannt und jeder Mensch kann sich dagegen wehren, wenn er es denn möchte.

Für die Industrie bedeutet das wiederum, dass es keinen Sinn macht, Geräte zu entwickeln, die übermäßig lange hält. Das ist eine Verschwendung von Geld und Ressourcen. Natürlich kann man nicht genau bestimmen, wie lange ein Gerät hält, sofern man nicht eine Art aktiven Selbstzerstörungsmechanismus integriert, da die Ausfallrate nur grob statistisch bestimmbar ist. Und letztendlich ist das sehr stark vom Nutzungsprofil und den Umgebungsbedingungen abhängig, so dass problemlos Faktor 10 zwischen der berechneten und tatsächlichen Nutzungsdauer liegen kann.

Allerdings ist es ja oft so, dass die Kunden, die das Gerät besonders intensiv nutzen auch eher diejenigen sind, die häufiger neu kaufen. Somit entschärft sich das Problem der Nutzungsdauer.