Wie beurteilt ihr die Entwicklung der Milchpreise?

Im vergangenen Jahr konnten sich Verbraucher über günstige Milchprodukte freuen. Ein Grund dafür war, dass die Milch sehr günstig geworden ist. Es herrscht ein Überangebot an Milch auf dem Markt und deswegen können die Supermärkte die Preise drücken, wovon dann letztlich auch die Konsumenten profitieren.

Für die Bauern ist das allerdings lebensbedrohlich. Viele Bauern können gerade noch ihre Kosten decken oder leben von Ersparnissen bzw. Rücklagen. Für sie sind die niedrigen Milchpreise also ziemlich schlimm. Als normaler Verbraucher denkt man da häufig gar nicht dran, wenn man in den Supermarkt geht und einen Liter Milch kauft. Der Liter kostet ungefähr 0,55 EUR im Moment. Da kann für den Bauern gar nicht mehr viel übrig bleiben.

Mich interessiert daher, wie ihr die Entwicklung der Milchpreise beurteilt. Findet ihr es gut, dass die Milch so günstig geworden ist? Denk ihr auch manchmal an die Bauern, die daher große Probleme bekommen?

Bei mir in der Gegend kostet der Liter ca 65 - 75 Cent, je nach dem wo genau man ist und wo man einkauft. Aber ich denke mal am Überangebot, was ja den Preis drückt, können wir nicht viel ändern (außer mehr Milch trinken bis wir kotzen).

Die Entwicklung der Milchpreise ist ein ganz normaler marktwirtschaftlicher Prozess, der nach dem Wegfall der Quotenregelung unausweichlich ist. Im Prinzip war diese Regelung ein planwirtschaftliches Werkzeug, um die Kleinbauern zu schützen.

Wieso man nun diese Regelung gestrichen hat, kann ich auch nicht sagen. Aber die Reaktion darauf ist logisch. Der Schutz der Kleinbauern ist nun weg und sie müssen sich jetzt der harten Marktwirtschaft stellen. Und es ist wohl Fakt, dass große Betriebe die Milch so günstig produzieren können. Einen solchen Verdrängungswettbewerb gab es in den vergangen Jahrzehnten fast überall. In den meisten Branchen gab es keinen vergleichbaren Schutz für Kleinbetriebe.

Eine "lebensbedrohliche" Situation ergibt sich dadurch aber nicht. Es kann nur sein, dass er seinen Betrieb aufgeben muss. Das ist natürlich sehr schlimm für ihn, aber nicht lebensbedrohlich. Er muss dadurch schließlich nicht verhungern. Wobei es ja schon lange so ist, dass viele Bauern nur noch nebenerwerblich tätig waren, weil es sich als Vollerwerb schon lange nicht mehr gelohnt hat.

@Weasel_: Auch große Betriebe haben mit dem niedrigen Milchpreis zu kämpfen, wenn man ihn allein betrachtet. Aber diese Betriebe sind wesentlich breiter aufgestellt und haben eben mehrere Einnahmequellen. Ein kleiner Milchbauer hat das nicht, weil man es bisher auch nicht unbedingt haben musste. Man hat sich also zu lange auf dem Schutz von oben ausgeruht.

Aus meiner Sicht gibt es aber nur zwei Wege um den Milchpreis wieder nach oben zu bringen. Entweder ist der Verbraucher von sich aus bereit mehr Geld zu bezahlen. Denn es gibt mittlerweile Molkereien, die erst die Milch abnehmen und dann den Bauern am Gewinn aus dem Einzelhandel beteiligen. Aber bis das die entsprechende Wirkung bringt, dass beim Erzeuger wirklich mehr ankommt, wird es lange dauern.

Also müssten die Bauern ihre Milchproduktion verringern. Das würde den Preis nach oben korrigieren, aber dazu sind die einzelnen Betriebe eben auch nicht bereit miteinander zu arbeiten. Das würde vielleicht noch regional klappen, aber nicht bundesweit.