„…und dann kam die Erleuchtung.“

Kennt ihr auch diese kleinen Momente der Offenbarung? Ich war heute unterwegs, habe mich um meinen eigenen Kram gekümmert, als ich dieses Mädchen sah, sie kam mir entgegen. Aus der Entfernung erkannte ich sie als eine frühere Flamme von mir, mit der ich in der Schule war. Als sie dann näher kam, habe ich in einem einzigen Moment entdeckt, dass:

- sie doch keine Bekannte von mir war, sondern eine Fremde
- die Anziehung, die ich gespürt habe, nur physisch war
- ich eine Tendenz habe, die Objekte meiner Begierde nur aus der Distanz zu betrachten und nie einen Schritt auf sie zuzumachen
- das ganze mich zu einem ziemlichen Trottel, Träumer und oberflächlichen Typen macht.

Ja, ich weiß, das Beispiel ist nicht so gelungen. Aber das ganze habe ich nur in einem einzigen Moment gespürt, und habe dann das Bedürfnis entdeckt, etwas dagegen zu unternehmen. Hattet ihr auch irgendwelche „Heureka!“ Momente?

Ist das wirklich nur physisch, wenn man meint, jemanden erkannt zu haben? Ich denke nicht. Weil die Gefühle ja zu einer Zeit hoch gekommen sind, als man noch so weit weg war, dass man den Irrtum nicht erkannt hat.

Zudem ging mir das auch schon so, aber nicht mit verflossenen Liebschaften, sondern mit einer Freundin, die gestorben ist. Manchmal sehe ich von Weiten Leute, die ihr entfernt ähnlich sehen und das versetzte mich besonders kurz nach ihrem Tod in emotionale Aufregung. Als ob sie wieder wäre. Auch wenn mir irgendwo klar war, dass sie das natürlich nicht echt sein kann. Aber für mich ist und war das eben ein Zeichen, wie sehr man jemanden vermissen kann, dass das Gehirn eben durchaus solche Irrtümer produzieren kann.

Klar kommt in so einem Fall dann irgend wann der Blitz der Erleuchtung, der alles zum Einsturz bringt, was man vorher dachte. Aber so ein Moment, den ich eher Enttäuschung nennen würde, weil eben eine Täuschung zu Ende geht, muss ja in so einem Fall zwangsläufig kommen, wenn man sich nicht selbst belügen will.