Kostenloses Sozialticket befürworten?

In meiner Stadt gibt es für Bedürftige ein ermäßigtes Sozialticket für den öffentlichen Personennahverkehr. Das kostet aber auch immer noch 30,00 Euro; für einen Bedürftigen finde ich das schon viel.

Hinzu kommt, dass es von den einzelnen Städten abhängt, ob überhaupt so ein ermäßigtes Ticket für diesen eingeschränkten Personenkreis zur Verfügung gestellt wird. Wäre es nicht besser, überall so ein Sozialticket einzuführen? Würdet ihr ein kostenloses Sozialticket befürworten?

Bei uns kostet das Sozialticket knappe 50 Euro, wenn ich das richtig weiß. Eine 9-Uhr-Monatsfahrkarte kostet aber nur knappe 10 Euro mehr. Mit der 9-Uhr-Monatsfahrkarte kann man ab 9 Uhr bis zum Betriebsschluss fahren. Samstag, Sonntags und Feiertags ganztägig. Außerdem kann man mit dem 9-Uhr-Monatsfahrschein den ganzen Tag alle eigenen Kinder mitnehmen, ab 19 Uhr und Samstag, Sonntags und an Feiertagen auch zwei Erwachsene. Und die 9-Uhr-Monatsfahrkarte ist frei übertragbar. Sprich, wenn der Besitzer sie nicht braucht, kann jemand anderes damit fahren.

Hier kostet ein Einzelfahrschein zwischen 2,12 Euro (wenn man gleich fünf Stück kauft) und 2,50 Euro. Das sind also pro Hin- und Rückfahrt knappe fünf Euro. Das Sozialticket ist zwar generell günstiger, aber nur wenn man genügend Fahrten im Monat hat. Wenn man Kinder hat, die bereits sechs Jahre alt sind, kann man die nicht mitnehmen, sondern muss für die Kinder einen extra Fahrschein lösen.

Ich habe schon von Städten gehört, da kostet das Sozialticket 12,50 Euro. Ok, dass ist Jahre her, lasst es jetzt mal 15 Euro kosten. Das kann trotzdem noch viel Geld für einen Leistungsempfänger sein. Aber sieht irgendwie besser aus als 50 Euro im Monat.

Ich selber kaufe nur selten das Sozialticket. Ich kenne genügend Leute, die eine Monatsfahrkarte haben. Eine ohne die 9 Uhr Beschränkung. Ich plane die meisten Fahrten eben passend zu deren Arbeitszeiten. Als das letzte Mal alle Optionen einer geliehenen Fahrkarte ausgeschieden sind, habe ich ein wenig gerechnet.

Ich hatte in dem Monat mindestens zwei Fahrten mit meinem Vater zusammen. Zu Zeiten, zu denen ich ihn hätte mitnehmen können. Auch er hätte sich die Fahrkarte bei mir holen können, wenn ich sie nicht gebraucht habe. Ansonsten habe ich die Fahrten zusammen gerechnet, die ich im Monat machen müsste und verglichen, ob ich mit Einzelfahrscheinen günstiger weg komme. Schlussendlich habe ich das 9-Uhr-Monatsticket gekauft, weil das im Gesamtpreis am günstigsten kam.

Eine Freundin, ebenfalls Leistungsbezieherin, wohnt außerhalb. Vor Kurzem ist ihr Kind sechs Jahre alt geworden. Die hat absolut keinen Nutzen mehr von dem Sozialticket, da sie ja nun jede Fahrt mit ihrem Kind einen Fahrschein für das Kind kaufen muss. Da sie allerdings auch viel vor 9 Uhr unterwegs ist, müsste sie ein reguläres Monatsticket kaufen, welches über 60 Euro kostet.

Ich selber wohne in der Innenstadt, suche aber eine Wohnung. Die Vororte kommen für mich vor allem aufgrund der Fahrpreise nicht in Frage. In der Innenstadt ist es aber schwer eine kostengünstige Wohnung zu finden. Allerdings machen die niedrigeren Mietpreise in den Vororten zum Großteil eben nicht die Fahrtkosten aus.