Ab welchem monatlichen Nebenverdienst Gewerbe anmelden?

vom 02.04.2014, 20:45 Uhr

Ich führe für Marktforschungsinstitute Testkäufe durch, und verdiene damit circa 100 bis 150€ monatlich. Abgerechnet werden diese mit Rechnungen, die ich erstelle, und an die Institute sende. Jetzt frage ich mich, ob ich für diesen Betrag schon ein Gewerbe anmelden muss, oder ob man dass so nebenher laufen lassen kann? Gibt es da Richtlinien? Muss ich es, auch wenn ich unter dem Betrag des möglichen liege, trotzdem angeben?

» laraluca » Beiträge: 1067 » Talkpoints: 9,53 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Da muss man erst mal klären, ob es als gewerbliche oder freiberufliche Tätigkeit gilt. Denn bei einer freiberuflichen Tätigkeit brauchst du ja keinen Gewerbeschein. Solltest es aber beim Finanzamt anzeigen, weil eben auch geklärt werden muss, ob du die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nimmst oder bei deinen Rechnungen die Umsatzsteuer ausweisen willst.

Aber am Ende zählt hier, dass die eine Gewinnabsicht hast und damit muss es gemeldet werden. Wobei ich eben davon ausgehe, dass es als freiberufliche Tätigkeit angesehen wird. Da reicht eigentlich ein Anruf beim Finanzamt um die Frage zu klären.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Aber am Ende zählt hier, dass du eine Gewinnabsicht hast und damit muss es gemeldet werden.

Das sollte man noch mal betonen. Denn das ist die eigentliche Antwort auf die titelgebende Frage. Die Anmeldung eines Gewerbes hängt nicht vom Verdienst ab. Auch wenn man noch keinen einzigen Cent verdient hat, muss man ein Gewerbe anmelden, wenn man die Absicht hat, in Zukunft Geld damit zu verdienen. Es geht nicht um die Größe des Verdienstes, sondern um die Tätigkeit an sich. Ein Handwerker, der sich selbständig macht, meldet doch auch sofort ein Gewerbe an. Bevor er den Hammer schwingt. Fängt er erst an zu arbeiten und will erst mal schauen, was es so einbringt, arbeitet er schwarz.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Aber man muss eben auch unterscheiden, was als Gewerbe zählt und was nicht. Der Nebenverdienst muss vom ersten Cent an versteuert werden. Vor allem kann man bei der Größenordnung nicht mehr von Hobby sprechen. Aber ich gehe eben auch davon aus, dass hier kein Gewerbeschein nötig ist, sondern einfach die Meldung beim Finanzamt dafür ausreichend ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich bin schon seit einigen Jahren wegen Erledigungen von Umfragen, Testkäufen und Testberichte über das Finanzamt als Freiberufler angemeldet. Ein Gewerbeschein ist hier nicht relevant und muss auch nicht angemeldet werden. Es gibt eine ganze Liste von Berufen, die vom Finanzamt als Freiberufler anerkannt werden. Nach einem Anruf beim Finanzamt erhältst du einen Fragebogen zur Erfassung und erhältst dann nach erfolgreicher Annahme eine neue Steuernummer und eine Umsatzsteuernummer, die für deine Rechnung relevant wäre. Mit der Anmeldung zum Freiberufler wirst du so geführt und musst kein Gewerbe mehr anmelden, auch wenn dies das Arbeitsamt gerne behauptet.

Du führst dann in deiner Steuererklärung eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung aus. Damit beschreibst du deine Gewinne. Auch musst du eine Umsatzsteuererklärung ausfüllen. Dies kannst du schnell selbst erledigen. Somit musst du deinen Gewinn von 150 Euro auch deine Ausgaben entgegen stellen. Du brauchst wahrscheinlich Internet. Je nach Arbeitslage (Ich kenne jetzt deine Einsatzzeiten nicht!) kannst du 50 Prozent absetzen. Auch musst du die EÜR erstellen. Einen neuen Laptop, der dann dafür nötig wäre, könntest du für 50 Prozent über mehrere Jahre absetzen. Wenn du Testkäufe machst, kannst du deinen Weg dahin (Sprit) absetzen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

Denn wenn du unter 410 Euro kommst, bist du steuerfrei. Erst über diese Grenze musst du den ganzen Betrag versteuern. Ich hoffe geholfen zu haben, solltest du weitere Fragen haben, ich bin auch per Nachricht zu erreichen. Wie gesagt, ich habe seit einigen Jahren diese Erfahrung und bei mir hat sich auch kein Gewerbeamt gemeldet, weil ich ja über das Finanzamt angemeldet bin. Würde ich es jedenfalls aber nicht durch bekommen beim Finanzamt als Freiberufler zu arbeiten, müsste ich als Selbstständiger ein Gewerbeschein anzumelden. In jeden Fall ist aber der Freiberufler besser (und auch billiger?).

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Die Frage ist auch welchen Verdienst du insgesamt hast? Du hast einen jährlichen Steuerfreibetrag von über 8.000 Euro in Deutschland. Dieser erhöht sich um die Ausgaben, Teile der Versicherung usw. Theoretisch müsstest du ab dem ersten Euro eine Verdienst eine Steuererklärung abgeben, aber unter 8.000 Euro Gesamtverdienst im Jahr brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Außerdem hast du nicht nur Verdienst, sondern auch Aufwendungen und die werden gegen gerechnet und meist ergibt dies dann eine Summe von Null Euro, weshalb ich mir nun auch nicht zuviel den Kopf zerbrechen würde. Wie man beim Fall Hoeneß sieht, geht es bei den Finanzämtern um ganz andere Summen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 15.04.2014, 20:33, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

@Juri1877: Hier geht es um monatliche Mehreinnahmen von mindestens 100 Euro. Da man diese Testkäufe meist im näheren Umfeld erledigt, fallen da nicht so viele Kosten an. Selbst wenn man pro zurück gelegtem Kilometer 30 Cent an Fahrtkosten ansetzen kann. Oder man rechnet eben die Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr ab. Aber da müsste man schon sehr viel Kosten haben, damit das eine Nullrechnung wird.

Dazu kommt ja noch das Einkommen aus dem Hauptjob und damit sind mit Sicherheit mehr als 8.000 Euro jährliche Gesamteinnahmen vorhanden. Ob es sich dann wirklich noch lohnt solche Nebeneinkünfte zu generieren, kann man ja über ein Steuerprogramm mal durchrechnen. Denn immerhin besteht dabei auch immer das Risiko, dass man Einkommenssteuer nachzahlen muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



@Juri1877: Der Hauptjob, der nur bis zu einem Betrag von circa 8300 Euro frei pro Jahr ist, ist einzeln vom Gewerbe oder diesen Einnahmen als Testkäufer zu sehen. Sie gehören eben zu den Einnahmen, die meist aus einer freiberuflichen Tätigkeit resultieren. Dort gibt es einen einzelnen Freibetrag von 410 Euro pro Jahr. Erst über diesen Freibetrag (berechnet ohne die Versteuerung des Hauptjobs!) muss der gesamte Betrag versteuert werden.

@Punktedieb: Das würde ich jetzt nicht so sagen, dass sich die Aufzählung von Ausgaben nicht lohnen würde. Es kann eben die Kilometer angegeben werden oder eben anteilige Kosten für öffentliche Verkehrsmittel geltend machen. Das Finanzamt wird dir nämlich nicht glauben, dass du eine Monatskarte nur für diese Testkäufe verwendest. Ich muss aber schon sagen, dass ich meist wirklich einen Verlust erziele. Somit ist es gar nicht so abwegig, dass man auch eine Nullrechnung erhält. Kommt natürlich darauf an, was man genau macht und wie die Vergütung ist!

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also dann würde ich die Sache bleiben lassen, wenn es für mich ein Verlustgeschäft ist Testkäufe zu machen. Wobei ich selbst ab und an für ein Institut diverse Aufträge erledige. Da bekomme ich die Fahrtkosten sogar erstattet. Das geht soweit, dass ich für jeden einzelnen Termin die Strecke von der Wohnadresse zur Testanschrift abrechnen muss. Ob ich das wirklich so fahre oder die Strecken für mich kostengünstig verbinde, ist meine Sache.

Wenn ich aber von den hier genannten 100 Euro im Monat als Verdienst ausgehe. Dazu die Gegenrechnung der Fahrtkosten, die ja in dem Fall 30 Cent pro gefahrenden Kilometer betragen, dann darf ich schon 333 Kilometer mit dem Auto unterwegs sein, damit es zumindest eine Nullrechnung wird. Ansonsten kommen noch Kosten für Strom, Druckertinte, Papier, Briefumschlag und Porto dazu, wenn ich die Rechnung gegenüber dem Auftraggeber per Post schicken muss.

Schafft man es dabei noch Minus zu machen, dann läuft irgendwas gewaltig falsch. Und wenn man steuerlich immer nur Verluste geltend macht, dann wird irgendwann auch das Finanzamt mal sagen, dass man sich bitte ein anderes Hobby suchen sollte.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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