Welche Möglichkeiten gibt es für ökologisches Surfen?
Gerade bin ich zufällig auf eine Seite gestoßen, die ein E-Mail-Postfach empfiehlt, das ökologisch arbeitet. Die betreffende Firma heißt Posteo und bezieht ihren Strom für die Server und Büroräume ausschließlich von Greenpeace Energy, also Ökostrom. Außerdem wickeln sie ihre Bankgeschäfte über die GLS-Bank und die Umweltbank ab, die beide nach ökologischen Standards arbeiten.
Leider scheint es sich in der IT-Branche noch nicht weit verbreitet zu haben, dass man Ökostrom verwenden kann. Was wirklich schade ist, weil es nun mal eine recht stromlastige Branche ist und die dadurch viel damit erreichen würden. Die Zahlen des Stromverbrauchs sind wirklich enorm. Google hat 2010 über 2,26 Milliarden Megawattstunden verbraucht. Über 80 Prozent entfallen auf die Server und den Strom für Büroräume. Google scheint aber schon einiges in die Richtung zu machen. Inwiefern ist das PR und inwiefern trifft das wirklich zu? Wisst ihr da mehr?
Habt ihr euch schon einmal mit dem Thema befasst? Welche Möglichkeiten gibt es, das eigene Surfen umweltgerechter zu gestalten? Hat vielleicht jemand ein Postfach bei Posteo? Das Postfach kostet einen Euro pro Monat - wäre euch das der Umweltschutz wert? Kennt ihr andere Internetfirmen, die Ökostrom beziehen? Achtet ihr beim Laptop-Kauf auf dessen Stromverbrauch?
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich gerade das erste Mal auf dieses Thema stoße und noch gar nicht in die Richtung gedacht habe. Dabei bin ich z.B. selber bei einer ökologischen Bank. Und ich beziehe selber Ökostrom. Von daher ist wenigstens dieser Teil meines Internetverhaltens schon abgedeckt. Aber als ich vor etlichen Jahren meinen Laptop gekauft habe, habe ich gar nicht darüber nachgedacht, ob es eine umweltbewusstere Alternative gäbe. Wie sieht das bei euch aus?
Solche Dinge sind doch reine Werbetechniken, um ökologisch bewussten Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ökostrom ist in Deutschland absoluter Unsinn, weil wegen dem EEG sowieso jeglicher mit erneuerbaren Energien erzeugter Strom abgenommen werden muss. Das einzige, was man mit Ökostrom erreicht ist, dass andere Verbraucher weniger EEG-Umlage zahlen müssen.
Google bemüht sich übrigens sehr stark, seine Server aus erneuerbaren Energien zu versorgen, auch außerhalb von Deutschland. Sie bauen unter anderem ihre eigenen Wind- und Solarkraftwerke und investieren auch in die Forschung von erneuerbaren Energien und in sparsamere Servertechnologie.
Und bei dieser Servertechnologie fängt der Hebel an. Server brauchen enorm viel Strom; das Sparpotential ist noch riesig. Dazu kommt noch die notwendige Kühlung, die normalerweise über Klimaanlagen erledigt wird. Jedes Watt, den man beim Server spart, spart noch einmal geschätzt etwa ein halbes Watt bei der Kühlung. Dort ist also der wirkliche Hebel anzusetzen. Teilweise gibt es auch Projekte, die die Abwärme der Server zum Heizen von Wohnungen nutzen.
Als Verbraucher hat man nur wenige Möglichkeiten, die Entwicklung zu beeinflussen. Solche Dinge wie Posteo halte ich wie gesagt für einen reinen Werbegag. Was man eher machen kann ist, dass man das Internet nutzt, um seinen eigenen "CO2-Fußabdruck" zu verringern, indem man zum Beispiel digitale Medien nutzt, anstatt Bücher, CD und DVD zu kaufen. Auch Online-Shopping ist unter Umständen besser für die Umwelt als mit dem Auto zu einem weit entfernten Einkaufszentrum zu fahren.
Heutzutage kann man in der IT schon sehr viel mehr sparen Strom sparen, als dies vor Jahren möglich gewesen wäre. Dazu muss ein Unternehmen nicht unbedingt auf Ökostrom setzen.
Wenn man sich die heutige Rechenzentrumsstruktur anschaut, wird man sehr schnell merken, dass die heutigen Prozessoren viel leistungsfähiger sind als noch vor ein paar Jahren. Damals wäre es undenkbar gewesen, einen 12-Kern-Prozessor zu entwickeln, der eine Leistungsaufnahme von gerade einmal 60 Watt hat. Zudem haben diese Prozessoren von Hause aus dermaßen viele Stromsparfunktionen eingebaut. So arbeiten die Prozessoren nur dann unter Volllast, wenn diese auch wirklich gebraucht wird. Ansonsten schalten sich die Kerne ab.
Des Weiteren haben Anbieter wie Google mit den heutigen Virtualisierungstechniken ganz andere Möglichkeiten, Server und damit Strom einzusparen. Wozu früher 30 physische Server genutzt wurden, läuft heute auf 1 Server mit der gleichen Performance. Und wenn von diesen 30 virtuellen Maschinen welche nicht mehr benötigt werden, werden diese vom System einfach heruntergefahren.
Bei neuen Notebooks und Rechnern sieht es hardwareseitig genauso aus. Hat man einen Intel i5 oder i7 verbaut, regelt der sich weitestgehend von selbst. Werden also nicht alle Kerne benötigt, schaltet der Prozessor selbständig die Kerne ab und regelt die Taktfrequenz nach unten. Und wenn dann noch eine SSD verbaut ist, spart der Rechner noch mehr Strom.
Es bringt in meinen Augen nichts, von Ökostrom zu reden, wenn man zu Hause "Stromfresser" betreibt. Das ist der falsche Ansatz. Zuerst sollte man versuchen, durch moderne Geräte den Stromverbrauch an sich zu reduzieren. Und wenn man dann noch Ökostrom einsetzt, macht das Sinn.
Dies gilt natürlich auch für Unternehmen. Ich würde kein Unternehmen bevorzugen, nur weil es Ökostrom einsetzt. Eher würde ich mir die gesamte Ökobilanz dieses Unternehmens anschauen. Was hilft es, wenn dieses Unternehmen auf Ökostrom setzt, aber deutlich mehr Strom verbraucht als ein Unternehmen, das auf moderne stromsparende Techniken setzt? Dann lieber auf das Unternehmen setzen, dessen Bilanz unter dem Strich besser aussieht, auch wenn es nicht auf Ökostrom setzt.
Weasel_ hat geschrieben:Solche Dinge sind doch reine Werbetechniken, um ökologisch bewussten Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ökostrom ist in Deutschland absoluter Unsinn, weil wegen dem EEG sowieso jeglicher mit erneuerbaren Energien erzeugter Strom abgenommen werden muss.
Das sehe ich gar nicht so. Sicher ist es ein Verkaufstrick, aber die können ja auch durchaus von Herzen kommen und ernst gemeint sein. Wenn sich die Verbraucher und Unternehmen nicht für Ökostrom interessieren, wird der Ausbau entweder vernachlässigt oder eben nur von oben diktiert, worüber sich dann wieder alle aufregen. Auch wenn letztlich dennoch Atomstrom durch meine Steckdosen fließt, bin ich froh darüber in der Statistik aufzutauchen. Als Bürger, dem es nicht egal ist; als Motivation für Poliitker, den Weg weiterzugehen. Nein, wenn man für den Ausstieg ist, muss man auch aktiv mitmachen.
struppi66 hat geschrieben:Es bringt in meinen Augen nichts, von Ökostrom zu reden, wenn man zu Hause "Stromfresser" betreibt. Das ist der falsche Ansatz. Zuerst sollte man versuchen, durch moderne Geräte den Stromverbrauch an sich zu reduzieren. Und wenn man dann noch Ökostrom einsetzt, macht das Sinn.
Die Reihenfolge finde ich egal. Es gehört beides zusammen. Das eine ist nicht unwichtiger als das andere. Ganz ohne Stromverbrauch geht es nicht. Dann doch auf jeden Fall lieber Ökostrom. Ab welchem Punkt soll man denn entscheiden, dass man jetzt genug Strom spart und nun auf Ökostrom umsteigen kann? Also ich finde es andersherum fast sinnvoller: wenn schon Stromfresser, dann lieber Ökostrom.
Seit ein paar Tagen habe ich eine Playlist auf Youtube. Nach einigen Liedern fragt Youtube aber dann, ob man noch da ist und spielt erst mal nicht weiter ab. Erst war ich verärgert, weil genau dafür doch eine Playlist da ist, um sie einfach abspielen zu lassen. Und mein Laptop ist dann trotzdem weiter an, auch wenn ich nicht mehr da bin. Aber es spart natürlich bei denen Serverleistung. Von daher werde ich mir meine Playlist nun auf den Rechner laden und dann kann ich sie ohne Internet abspielen. Und bin wieder einen kleinen Schritt weiter im ökologischen Surfen.
Das sehe ich gar nicht so. Sicher ist es ein Verkaufstrick, aber die können ja auch durchaus von Herzen kommen und ernst gemeint sein. Wenn sich die Verbraucher und Unternehmen nicht für Ökostrom interessieren, wird der Ausbau entweder vernachlässigt oder eben nur von oben diktiert, worüber sich dann wieder alle aufregen.
Unternehmen beteiligen sich sicher nicht am Ausbau der alternativen Energien, wenn es sie nicht für sie lohnt. Die Vergütung durch das EEG ist der einzige Anreiz, den Unternehmen haben, um "Ökostrom" auszubauen. Wenn dieser Anreiz nicht da ist, gibt es auch keinen Ausbau, weil es sich schlichtweg nicht lohnt. Das hat man ganz deutlich in den letzten zwei Jahren gemerkt, der Ausbau der Solarenergie ist massiv eingebrochen, weil die Vergütungen gekürzt wurden.
Die Firmen, die Ökostrom verkaufen, verdienen ihr Geld mit einer ganz einfachen Masche: Sie kaufen den Ökostrom, den es wegen des EEG so oder so geben würde, günstig ein und verkaufen ihn teurer an Verbraucher, die glauben, dass sie damit Ökostrom kaufen, den es ohne diese Anbieter nicht geben würde.
Also noch einmal langsam zum Mitschreiben: Durch den Kauf von Ökostrom wird keine einzige Kilowattstunde in Deutschland mehr durch alternative Energien erzeugt!
Von daher werde ich mir meine Playlist nun auf den Rechner laden und dann kann ich sie ohne Internet abspielen. Und bin wieder einen kleinen Schritt weiter im ökologischen Surfen.
Sorry, aber das ist eine übliche Doppelmoral-Argumentation, die man ständig hört. Meistens sind das dann Leute, die ein Auto besitzen und in den Urlaub fliegen, aber glauben, durch solche Aktionen ein ökologisches Gewissen zu zeigen.
Mal ehrlich: Wenn man nur einmal im Jahr einen Einkauf zu Fuß erledigt oder einmal in der Woche eine halbe Stunde spazieren geht anstatt Fernsehen zu schauen, hat man schon deutlich mehr für die Umwelt getan als man mit Tausend Youtube-Playlists herausholen könnte.
Weasel_ hat geschrieben:Mal ehrlich: Wenn man nur einmal im Jahr einen Einkauf zu Fuß erledigt oder einmal in der Woche eine halbe Stunde spazieren geht anstatt Fernsehen zu schauen, hat man schon deutlich mehr für die Umwelt getan als man mit Tausend Youtube-Playlists herausholen könnte.
Was spricht denn dagegen, beides zu machen? Ich habe keine Ahnung, wie viel meine Playlist pro Stunde an Strom verbraucht. Aber wenn ich es lassen kann ohne wirkliche Einbußen zu haben, dann lasse ich es. Das heißt nicht, dass ich deshalb dann nicht Spazieren gehe.
Der naheliegendste Gedanke zu dem Thema wäre ja, dass man den Strom für seinen Laptop einfach selber produziert. Ich weiß nicht, ob es in dem Bereich inzwischen bessere Geräte gibt, aber als ich vor ein paar Jahren nach Solarladegeräten gesucht habe, weil ich meinem Freund eines schenken wollte, gab es kein gutes und bezahlbares Gerät.
Für Handys und iPods findet man eine ganze Reihe Geräte. So eines habe ich schließlich auch gekauft und das funktioniert sehr gut, aber wenn man ein Gerät will, dass genug Spannung für einen Laptop Akku produziert, muss man mehrere hundert Euro hinlegen und das lohnt sich dann wirklich nur, wenn man tatsächlich keinen Zugang zu einer anderen Stromquelle hat.
Was spricht denn dagegen, beides zu machen? Ich habe keine Ahnung, wie viel meine Playlist pro Stunde an Strom verbraucht. Aber wenn ich es lassen kann ohne wirkliche Einbußen zu haben, dann lasse ich es. Das heißt nicht, dass ich deshalb dann nicht Spazieren gehe.
Das Aufwand/Nutzenverhältnis spricht dagegen. Es gibt einfach Tausend Dinge, die man davon tun kann, zum Beispiel den Laptop immer sofort nach Benutzung abschalten und den Router immer aus der Steckdose zu ziehen, wenn man länger als eine Stunde nicht ins Internet geht (das spart sowohl selbst als auch in der Vermittlungsstelle Strom), nur noch öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
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