Wenn die Manga-Welt zum realen Leben ausufert, was tun?

vom 11.11.2013, 21:00 Uhr

Ich nenne jetzt die folgende Person A, weil es eigentlich um sie geht. Doch man darf es ruhig allgemein beziehen, weil es jetzt auch schon öfters an den Freunden von Person A feststellen durfte. Kurz zu Person A. Person A spielt mit Vorliebe japanische Spieleklassiker aus der Mangawelt. Ebenso liest sie diese Comics, Bücher und schaut die Serien und Filme. Also erst mal muss es ja nicht krankhaft wirken, sondern darf einfach als Liebhaber dieses Manga-Genres betitelt werden.

Doch Person A verändert sich optisch immer weiter zu einer Kunstfigur. Sie glaubt oftmals sogar selber, in Japan als „Manga-Figur“ leben zu können. Sie verwechselt hier jetzt langsam aber sicher die Realität. Sie sagt Mangas sind stark, mutig und schön. Sie selber Person A leidet trotz ihres volljährigen Alters an Übergewichtsschwankungen und starker Akne. Auch die Liebe ist eher ein Betthäschen-Spiel gleichzusetzen, nicht mehr oder weniger. Doch mag es sein, dass Person A sich aus diesem Anlass in eine Manga Welt retten will?

Das komplette Leben von Person A spielt vor dem Computer, vor einer Konsole oder vor dem TV ab. Freunde hat sie ebenfalls nur noch so Manga-Freaks, würde ich jetzt mal salopp sagen. Alle ihre Freunde retten sich in einer solchen Welt und sind selber teilweise Computer-, Konsolen- und TVNerds. Normal scheint mir dieses Verhalten jedoch nicht zu sein, denn sie legt einfach alles auf eine Manga-Welt aus und teilweise sich selber auch. Sie vergleicht auch sehr viel mit Manga-Welten, und als ihr Ex-Freund zum Beispiel eine Manga-Figur aus einem Spieleklassiker toll fand, ist sie total eifersüchtig geworden und ausgerastet.

Ich frage mich also, ob diese Schwärmerei nicht so langsam ein wenig ausufert und doch zu übertrieben wird? Was meint Ihr könnte man versuchen, um vielleicht mal mitzuteilen, dass sie wieder klar denken soll? Ich finde es schon erschreckend wie diese Wandlung, seit sie solche Spiele & Co kennenlernte, ausufert. Sie scheint die Realität an nahezu 80 % des Lebens völlig verloren zu haben und ich mag nicht wissen wollen, wie weit dieses Szenario noch gehen wird.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es generell problematisch, wenn man sein ganzes Leben an einem Thema ausrichtet. Also auch, wenn man nur eine einzige Musikrichtung hört und sich dementsprechend kleidet und dann alles akzeptiert, was da mit reinspielt. Ich habe das vor allem bei Gothiks beobachtet. Viele haben dann auch irgendwann keine Freunde mehr außerhalb der Szene und leben nur noch in dieser Welt. Mangas bieten dabei aber noch mal viel mehr "Welt", weil durch die Comics und Sendungen ja richtige Geschichten geliefert werden, die man zur Realität ernennen kann.

Ich finde also so eine Konzentration auf diese Manga-Welt wirklich sehr bedenklich. Alleine schon die Eifersucht auf eine Zeichentrickfigur zeigt ja schon, dass die Leidenschaft überhand nimmt und der Bezug zur Realität schwankt. Ich denke, es ist eine Art Flucht. An der Realität stört irgendetwas und so schafft man sich eine neue. Mir stellt sich also die Frage, was Person A an ihrem Leben stört.

Die Gründe hierfür liegen bestimmt wenigstens zum Teil in ihrem Äußeren. Wenn man also wirklich was ändern will, muss man dort ansetzen. Also entweder das Äußere selbst ändern oder die Einstellung dazu. Letzteres ist sehr viel schwieriger. Wird denn die Akne in irgendeiner Form behandelt? Woher rühren denn die Übergewichtsschwankungen?

Als Freundin kann man vielleicht mit Mädelsabenden etwas ausrichten. Eventuell würden Gesichtsmasken zumindest das subjektive Empfinden verbessern. Vielleicht kann man ihr Schminktipps geben. Und dann muss man sie natürlich auch einfach aus ihrer Bude holen und mal was unternehmen. Wahrscheinlich muss man sie dazu ordentlich in den Hintern treten, weil sie nicht sofort begeistert auf die Vorschläge reagieren wird. Da muss man ihr vielleicht ein wenig ein schlechtes Gewissen machen, dass die Freundschaft darunter leidet.

Wenn es allerdings schon so schlimm ist, dass es wirklich ein psychologisches Problem ist, wird man als Freund nicht viel ausrichten können. Dann ist eine Fachkraft gefragt. Die wird sie aber ebensowenig freiwillig aufsuchen. Zuerst muss man ihr das Problem vor Augen führen. Ohne Einsicht wird nichts passieren.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Danke Bienenkönigin für deine ausführliche Antwort. Gerne versuche ich auf Person A näher einzugehen, damit Du und auch die anderen Leser hier ein besseres Bild von Person A bekommen. Sie wurde stets in der Schule bis ca. zur neunten Klasse gemoppt. Das lag jedoch nicht daran, weil man sich besonders auf sie einschießen wollte, sondern weil Person A es förmlich drauf anlegte. Sie war grundsätzlich eine besserwisserein, arrogant, überheblich. Jeder ist dümmer als sie, obwohl sie, so sage ich es jetzt mal salopp, gar nichts besser wusste. Dann hat sie mit Aussagen wie „Vom Küssen wird man schwanger“ natürlich langfristig endgültig den Ofen abgeschossen.

Person A war eine ganze Weile magersüchtig und wurde behandelt. Danach ging es los, dass sie anfing, dicker und dicker zu werden. Die Manga Welt begann schon in der Schulzeit, weil sie daran vermeidlich erst nur Spaß fand. Sie isst ja auch nur ungesund, aber weiß das auch. Manchmal macht sie wieder einen Tag Sport, aber dann war es das auch. Sie weiß sehr wohl, was Sache ist. Sie blockt jeden Kontaktversuch auch von ihrer Schwester. Sie hat da einfach kein Bock drauf.

Außer Geschlechtsverkehr mit ihrem Ex-Freund und noch immer Kumpel, die Manga Welt und die Freunde daraus will sie kein Kontakt. Ihr Ex-Freund ist ja genau so einer!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es generell auch erst einmal sehr problematisch, wenn man sein Leben nur einer bestimmten Sache widmet, beispielsweise nur dem Computerspielen, nur dem Musizieren oder eben nur den Mangas. Man sollte immer ein wenig mehr "Farbe" ins Leben bringen und nicht nur an einer Sache hängen.

Deine Beschreibungen sind schon ein wenig besorgniserregend. Person A scheint tatsächlich unter starken Realitätsverlust zu leiden, wenn sie sich nur noch auf ihre Konsolen- und Computerspiele und den japanischen Comics einschießt. Ich kenne auch ein paar Leute, die ihren Schwerpunkt darauf legen, aber diese leben noch in der Realität und haben auch sozial Kontakte und haben keinerlei Probleme damit, andere Leute anzusprechen. Sie sind auch nicht auf irgendwelche Spielfiguren eifersüchtig, was ich schon einmal überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Ich denke, sie müsste sich eventuell einen Therapeuten aufsuchen. Es ist natürlich nicht so, dass man wegen jeder Kleinigkeit zum Therapeuten muss, aber wenn man so extrem unter Realitätsverlust leidet, sich selbst sozusagen mit einer fiktiven Figur vergleichen zu müssen, liegt da schon etwas im Argen. Leider neigen solche Personen nicht gerade zur Einsicht und sehen ihre eigenen Probleme nicht.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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