Zum Abschied Blumen ins offene Grab werfen?

Auf der Beerdigung von meiner Urgroßmutter durften sich alle Gäste eine Blume aus einem Blumenständer nehmen und sie in das offene Grab meiner Großmutter werfen. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber ich glaube es waren orangefarbene und weiße Rosen.

Als Kind hat es mir gar nicht so gut gefallen, dass jeder eine Blume in das offene Grab meiner Urgroßmutter werfen konnte, irgendwie war mir das so fremd und ich fand es einfach merkwürdig. Mittlerweile finde ich den Gedanken sehr schön und kann mich damit auch anfreunden.

Gefällt euch diese Tradition oder kommen bei euch Blumen nur aufs Grab und nicht ins Grab?

Ich kenne das nur bei einer Urnenbestattung, dass man quasi ins offene Grab dann noch mal Blüten gibt und auch ein bisschen Erde und dann noch mal vor dem Loch Abschied nehmen kann. Das finde ich schon gut, wenn man wirklich noch mal den Moment braucht, aber wenn man da in der Gruppe steht, entsteht dann auch immer ein gewisser Zwang dazu und immer will ich das auch nicht, weswegen ich es nicht generell immer gut finde, aber an sich ist das eine schöne Idee.

Ansonsten kenne ich es auch, dass man den Sarg nach unten lässt in der Trauerzeremonie und man dann noch ein paar Blumen mit drauf wirft, wenn der Sarg nach unten geht. Für mich war das aber eher bedrückend und das habe ich dann nicht so schön gefunden, aber wohl eher, weil der Sarg so nach unten geht.

Ich war bisher zum Glück noch nicht auf wirklich vielen Beerdigungen. Wie es bei meiner Oma war, weiß ich gar nicht mehr. Aber im vorletzten Jahr verstarb eine sehr gute Freundin von mir. Die Beerdigung war wunderschön, jedoch auch extrem traurig. Nach der Trauerfeier in der Kapelle wurde ihr Sarg zum Grab getragen und wir gingen hinterher. Vor ihrem Grab stand dann ein Bottich mit Sand und einer mit Blumen. Ich fand es damals schön, ihr die Blume noch mit ins Grab auf den Sarg zu werfen. Sie liebte Blumen über alles.

Ich war bisher bewusst als Erwachsener nur auf zwei Beerdigungen, wobei dieser Brauch Blumen ins offene Grab zu werfen, auch eingebaut worden ist. Ich kann diesem Brauch nicht viel abgewinnen und kann auch gerne darauf verzichten. Aber vielleicht liegt es eher daran, dass keine Person gestorben war, die mir sehr nahe steht. Da sieht man solche Dinge ja auch anders und da ist diese Geste vielleicht auch viel wichtiger, wenn man Abschied nehmen möchte.

Ich persönlich das Werfen von Blumen viel schöner als der Werfen von Erde oder Sand. Sicherlich hat das Werfen der Erde eine lange Tradition und die drei Portionen haben einen traditionellen Sinn. Diesen Sinn finde ich sogar durchaus angemessen und inhaltlich zur Trauer passend.

Schließlich sagt die erste Handvoll oder die erste kleine Schaufel: Die Erde ist der Ursprung allen Lebens und der Verstorbene ist nun wieder an seinem Anfang angekommen. Der Kreis des Lebens hat sich geschlossen. Mit der zweiten Portion bedeckt man seinen Angehörigen mit der Kraft des Lebens, damit er die Möglichkeit hat, wie ein Samen aufzugehen. Mit der dritten Schaufel und dem Beginn des symbolischen Grabschlusses erkennt man die neue, ewige Heimat des Toten an.

Aber das ist eben die Theorie. Ich finde das Geräusch der auf den Sarg prallenden Erde einfach unschön. Das macht die Situation zwar sehr endgültig, aber es wird auch sehr plastisch. Das mag ich selbst gar nicht. Mit fällt es viel leichter, in eine Grube zu schauen, in der Blumen als Zeichen der letzten Ehre den Sarg schmücken. Das gilt zumindest bei Menschen, die mir sehr nahe gestanden haben.