Würdet ihr Pferdekutschen als Tiermissbrauch ansehen?

vom 18.07.2018, 22:40 Uhr

Eine Bekannte von mir war in Wien in Urlaub und hat dort wohl auch die Fiaker gesehen. Diese Kutschen, die von Pferden gezogen werden und eine Rundfahrt durch Wien machen. Sie empfand es als sehr schrecklich und meinte, dass die Tiere alle nicht glücklich aussahen. Sie sahen erschöpft aus und sie kann nicht verstehen, dass man Tiere heutzutage noch mitten in einer Stadt Kutschen ziehen lässt.

Empfindet ihr Kutschpferde, die zur Belustigung der Menschheit die Kutsche ziehen müssen auch als Tiermissbrauch? Ich halte das persönlich auch nicht für gut und muss auch sagen, dass man heutzutage drauf verzichten sollte. Tiere sollen meines Erachtens nicht unter einer Tradition leiden. Der Verkehr wird immer dichter und ich meine, dass Pferde nicht dort hin gehören oder sehr ihr das anders?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Es kommt darauf an. Ich habe prinzipiell nichts dagegen, wenn Haustiere für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Aber die Bedingungen müssen stimmen. Mit den 18 Tagen Arbeit pro Monat kann man leben. Aber dann sind die guten Regeln für die Fiakerpferde schon vorbei.

Gute Ställe mit viel Luft und Licht und zumindest an den freien Tagen Weidegang und Rückengymnastik müssten sein. Zudem sollten ein Puffer unterm Eisen und Eisen ohne Stege Pflicht sein. Auch zu lange Beschlagperioden, schlecht sitzendes Material und so weiter sollte nicht toleriert werden.

Von den täglichen Arbeitszeiten reden wir besser erst gar nicht. Dass erst ab 35 Grad nicht mehr gefahren werden darf, ist auch ein Witz. Zudem sollten Gesundheitsprüfungen her und Pferde mit Fehlstellungen und starken Fehlern im Exterieur dürften gar nicht erst zugelassen werden. Schattenparkplätze wären auch dringend nötig. Es gibt echt genug zu verändern.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich verstehe eigentlich nichts von Pferden, aber da ich selber auch ein Säugetier bin, habe ich ebenfalls ein Problem damit, wenn die Tiere in der Großstadt fettgefressene Touristen von A nach B juckeln müssen, weil das ja angeblich so "romantisch" sei. Ich finde zwar auch, dass Pferde als Nutztiere speziell dafür gezüchtet wurden und werden, mit dem Menschen zusammenzuarbeiten, und dass man den Tieren auch keinen Gefallen täte, wenn sie ihr Leben lang nur auf der Weide herumstehen. Aber tiergerecht kann der Einsatz vor der Kutsche in der Großstadt nun wahrhaftig nicht sein.

Deswegen würde ich auch nie so eine Kutschfahrt in Wien oder sonstwo in der Stadt machen, sondern vielleicht maximal beim Urlaub auf dem Bauernhof, wo ich sicher sein kann, dass die Tiere nicht den ganzen Tag angeschirrt auf Asphalt herumstehen müssen und zwischen Stress und Langeweile vor sich hin vegetieren. Aber solange die Touristen noch hartherzig genug sind, ihre Bequemlichkeit vor das Wohl ihrer vierbeinigen Mitgeschöpfe zu stellen, sprich solange es sich lohnt, wird sich daran wohl nicht viel ändern. Helfen würde nur, wenn niemand mehr Geld für derlei fragwürdige Vergnügungen ausgeben würde.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich habe diesbezüglich gerade in der Sendung "Ö-Talk" eine Diskussion verfolgt. Diesbezüglich stand sich eine Tierärztin und einer, der in der Einrichtung arbeitet, sowie zwei Tierschützer gegenüber. Die Tierärztin und der Halter betonten immer wieder, dass es den Pferden gut gehen würde und dass sie immer am Abend, wenn sie frei haben auf einer Koppel sind.

Die Tierschützer wollten, dass die Pferde ab einer Temperatur von 30 Grad Außentemperatur nicht mehr arbeiten müssen, weil sie das als Tierquälerei ansehen würden. Daraufhin entgegnete die Tierärztin aufgebracht, dass sie letztes Jahr wollten, dass die Pferde über 35 Grad nicht arbeiten müssen, das hätten sie durchgesetzt, jetzt würden sie mit 30 Grad kommen, ob nächstes Jahr 18 Grad dran wären.

Außerdem entgegneten die Befürworter, dass die Pferde und Esel schon seit jeher als Nutz- und Arbeitstiere gehalten worden wären und dass es sonst nie jemanden gestört hätte. Der Halter bot außerdem den Tierschützern an, dass sie sich das gerne einmal anschauen kommen können, wie die Pferde gehalten werden.

Allerdings entgegnete dann der eine Tierschützer, dass 90 Prozent der von Wien befragten Menschen die Fiaker auch als Tierquälerei und unnötig empfinden und möchten, dass es abgeschafft wird. Er meint auch, dass sich das ohnehin nur die Reichen leisten können, weil eine Fahrt über 200 Euro kostet.

Also ich bin auch Tierschützerin und Tradition hin oder her, ich finde das auch vollkommen unnötig. Das ist für mich fast genau so schlimm wie das Bullenreiten in südlichen Ländern, das auch für die südliche Bevölkerung zur Tradition gehört. Ich sage immer, dort wo die Moral beginnt, hört bei mir die Tradition auf.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 10.08.2018, 15:50, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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