Wie verbreitet sind Depressionen nach der Geburt?

vom 03.10.2017, 15:21 Uhr

Von den so genannten Wochenbettdepressionen haben viele denke ich mal schon gehört. Nun habe ich gelesen, dass Mediziner der Universitätsklinik Frankfurt am Main Hinweisen nachgehen wollen, ob auch Männer nach der Geburt depressiv werden können oder ob die Depressionen nur die frisch gebackenen Mütter betreffen. Zur Zeit werden noch etwa 300 Paare für eine Studie gesucht.

Bei einer deutschen Vorläuferstudie sollen etwa 15 Prozent der Mütter und fünf Prozent der Väter Depressionssymptome nach der Geburt eines Kindes zeigen. Wie viele Paare jedoch untersuch worden sind, wurde nicht bekannt gegeben. Was meint ihr zu diesem Thema? Wie verbreitet sind Depressionen nach einer Geburt? Sind Depressionen unter Vätern häufiger als offiziell bekannt? Wo liegt die Ursache bei den Männern und warum? Sind Wochenbettdepressionen bei Frauen etwa "ansteckend"?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass mehr Mütter darunter leiden, als man meint. Nicht von allen bekommt man dies ja direkt so mit und die Wenigsten werden das an die große Glocke hängen. Allerdings wusste ich bisher noch nicht, dass auch Männer von der Wochenbettdepression betroffen sein können. Aber eigentlich finde ich durchaus auch denkbar und verständlich.

Immerhin verändert sich durch ein Baby auch das Leben des Mannes sehr und er wird sicherlich auch gestresst sein, durch die Umstellung und wenn das Baby schreit oder mal krank ist. Warum sollte da nur die Mutter betroffen sein? Wahrscheinlich geht man davon aus, weil diese eben die Geburt vor sich haben und sich auch meistens intensiver um das Baby kümmern.

Vielleicht geht es auch meist eher unter, dass auch Männer nach einer Geburt depressiv werden können. In den Medien hört man ja immer nur etwas davon, dass Frauen diese Art von Depressionen bekommen können. Ich habe jedoch weder eine Frau kennengelernt, die solche Depressionen hatte, noch einen Mann. Aber mich würde durchaus interessieren, wie sich das bei beiden Geschlechtern dann äußert.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich denke man kann hier nicht nur nach den Frauen schauen, sondern muss auch die Männer betrachten. Ein Mann macht mit so einer Geburt ja auch etwas durch, auch wenn man es ihm vielleicht nicht so zugesteht. Er muss zusehen wie seine Frau oder Freundin leidet, kann wenig bis gar nicht helfen, die Frau hat auch danach noch Schmerzen, verändert sich vielleicht auch. Das alles prägt und kann dann durchaus zu einer depressiven Phase führen.

Vor allem ist aber auch alles neu. Als Mann kann man sich bestimmt nicht so gut auf ein Baby vorbereiten wie eine Frau und so ist der Mann dann irgendwann Vater und muss funktionieren ohne vielleicht einen großen Bezug zum Kind selber zu haben. Ja sicherlich er ist der Vater, aber es fühlt sich mit Sicherheit anders an, ein Baby so plötzlich an sich dran zu haben.

Aber selbst bei Frauen ist es ja auch eine Frage, wann Depressionen anfangen oder was noch normal ist. Ich habe beispielsweise jedes Mal Weinen müssen, wenn ich versucht habe meine Kinder zu stillen. Bei beiden habe ich es probiert, aber es war bei mir so negativ behaftet, da ich nur Schmerzen hatte, dass ich es nicht konnte. Andere Frauen bekommen vom Körper dann eine hormonelle Belohnung, ich nicht. Dann hat man natürlich noch den fehlenden Schlaf, was auf Dauer auch wirklich die Stimmung verhagelt. Man hat eine hormonelle Umstellung, das belastet auch. Da eine Depression zu definieren finde ich schwierig, wenn man das Kind nicht komplett ablehnt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wie aus diversen Studien hervorgeht, anscheinend gar nicht mal so selten. Was ich auch nachvollziehen kann. Die Hormone fahren ja sauber Achterbahn und der Körper wird quasi gründlich durchgeschüttelt und auf links gedreht. Und nach der ganzen Tortur wirst du nicht verdientermaßen sechs Wochen auf Reha geschickt, sondern darfst dich rund um die Uhr um ein Neugeborenes kümmern, das ohne dich schlicht eingehen würde.

Es ist ja nicht so, dass jede Frau von frühester eigener Kindheit an von den Frauen in ihrem Umfeld lernt, wie Schwangerschaft und Geburt funktionieren und was es bedeutet, ein Neugeborenes zu versorgen. Das war vielleicht "früher" (ich weiß) mal der Fall, aber ich habe den Eindruck, dass Kinderkriegen mittlerweile nicht mehr ein Ereignis ist, das sich mehr oder weniger natürlich in den Lebenslauf einfügt, sondern ein absoluter Stressfaktor in einer Welt und Umgebung, die gar nicht (mehr) darauf eingerichtet ist. Da kann ich mir schon vorstellen, dass du da erst mal in ein Loch fällst.

Und die Zeiten sind eben auch vorbei, als man Männern prinzipiell keine Emotionen, ja bei Licht besehen gar keine Psyche, zugestanden hat, weswegen Depressionen überhaupt erst diagnostiziert werden können. Und die Gesellschaft geht eben auch mit Vätern nicht gerade gnädig um - erwartet wird, dass du genauso funktionierst wie vorher, du selber willst vielleicht gar nicht mehr so funktionieren, aber bist völlig auf dich gestellt beim Konstruieren deines neuen Selbstbilds als Vater, solange du nicht das traditionelle "Papa schafft die Kohle ran, verteilt Schimpfe und darf abends unter keinen Umständen von Kindern belästigt werden!"-Familienbild der 1950er bedienen willst.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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