Wie Sterilisation im Ausland in die Wege leiten?
cooper75 hat geschrieben:Sorae, du verharmlost gerade einen großen Baucheingriff, auch wenn die Operation minimal-invasiv durchgeführt wird. Man trägt dabei ebenso so große Risiken wie bei einem Bauchschnitt. Da nützt es nichts, das kleinzureden.
Starke Blutungen, Infektionen, Verwachsungen oder die Verletzungen anderer Organe sind nie ausgeschlossen. Diese Probleme sollte niemand als gering einschätzen, denn wer davon betroffen ist, der hat auch daran zu knabbern und muss mit den Folgen leben.
Gleiche Risiken gibt es bei der Sterilisation vom Mann ebenfalls. Denn dort wird auch minimal invasiv gearbeitet. Es wird nun aber so dargestellt, als wenn diese Risiken nur bei der Sterilisation bei Frauen auftritt. Schaue auch einmal in die Statistik wie viel Prozent davon überhaupt betroffen sind.
Gegen Infektionen wird bei solchen Eingriffen zusätzlich ein Antibiotikum vorher oder zusätzlich intravenös verabreicht. Dieses reicht meistens aus und dient als reine Vorsichtsmaßnahme. Dies bekommen Männer bei ihrer Sterilisation schon einmal nicht.
Infektionen und Verwachsungen sind das häufigste Problem welches auftritt bei Eingriffen im Bauchbereich. Daran ist nicht nur die Medizin dran schuld sondern auch die Patienten selbst. Gerade wenn man nach ambulanten Eingriffen selbst Verbände wechseln muss und dies täglich tun sollte, halten sich viele Patienten gar nicht erst dran weil es so unangenehm ist das Pflaster abzuziehen.
Oder es wird mit ungewaschenen Händen auf der frischen Naht gedrückt. Am besten finde ich aber noch wenn die ganze Familie gleich einmal anfassen darf um zu wissen wie sich so eine Naht am Bauch anfühlt. Gleiches ist nach anderen Bauchoperationen wie z.B. einem Kaiserschnitt eine Woche später wieder in der Hautengen Hosen nach draußen zu gehen, weil alles andere nicht schick genug ist.
Du kannst mir glauben ich habe über 10 Jahre Berufserfahrung im Rettungsdienst und dort einiges gesehen. Und es kamen in den Jahren locker an die hundert Leute auf die Idee nachts bei uns anzurufen wegen solcher Dinge. Auf Nachfragen wurde dann angegeben, dass die Verbände selbst nur alle zwei Wochen angeschaut wurden obwohl im Arztbrief ein täglicher Wechsel angesagt wurde.
Niederlande passen sich immer mehr an ihre Kunden an. Kommen diese aus Deutschland, dann gibt es auch Vorgespräche, da es hier ein Standard ist. Aus diesem Grund bieten immer mehr Kliniken das an, so ungewöhnlich ist das gar nicht mehr.
Es dient auch als rechtliche Absicherung, denn es gab auch schon Klagen in den Niederlanden nach durchgeführten Abtreibungen, dass dort keine Karenzzeit zum Nachdenken über diese Entscheidung gegeben worden ist sondern direkt der Eingriff durchgeführt wird nach ankreuzen des Bogens. Gerade wenn diese Bögen vorab Zuhause online ausgefüllt werden, kann deutsches Recht zur Anwendung kommen und das schreibt im Fallen von Abtreibungen die Karenzzeit von drei Tagen vor.
Wo sind die Risiken beim Mann denn nur ansatzweise gleich? Die Aussackung des Bauchfells in den Hoden führt bei Problemen erheblich seltener zu einer Bauchfellentzündung. Außerdem sind die Sichtverhältnisse erheblich besser. Rein auf der Seite der Infektionen und der Komplikationen steht der Mann erheblich besser da.
Denn den Samenstrang erreicht man direkt, die Gefäße sind selbst für einen Laien klar erkennbar. Außerdem besteht das Narkoserisiko nicht, das bei einer normalen Sterilisation der Frau immer gegeben ist. Und die Essure-Variante, die ohne geht, ist ja wieder eine ganz andere Sache.
Außerdem hilft dem, den es trifft wenig, wenn ein Risiko nur selten eintritt. Denn, wer zufällig der "Wenige" ist, der muss mit den Folgen leben. Zumal man eventuelle Folgen eher in Kauf nimmt, wenn es zu einem Eingriff keine Alternative gibt.
Was kann übrigens der Patient tun, um Verwachsungen zu verhindern? Hat er Einfluss auf die Wirksamkeit verschiedener Barrieremethoden? Soll er sich selbst im Bach rumfuchteln? Und kann er beurteilen, was vernünftig ist, wo die Verfahren dazu nicht ausreichend erprobt sind?
Mehrfach fahren wird übrigens ziemlich schwierig, wenn man nicht nah genug wohnt. Das treibt die Kosten extrem in die Höhe. Wobei ich nicht weiß, wo das Problem liegt, die entsprechenden Aufklärungsbögen online zu bearbeiten. Das ist schließlich in Deutschland auch nicht anders und wird von den Patienten akzeptiert.
cooper75 hat geschrieben:Was kann übrigens der Patient tun, um Verwachsungen zu verhindern? Hat er Einfluss auf die Wirksamkeit verschiedener Barrieremethoden? Soll er sich selbst im Bach rumfuchteln? Und kann er beurteilen, was vernünftig ist, wo die Verfahren dazu nicht ausreichend erprobt sind?
Was der Patient tun kam um so etwas zu vermeiden, dafür gibt es das Aufklärungsgespräch. Dort wird man darauf hingewiesen wie man sich nach dem Eingriff zu verhalten hat, was man zu tun hat und was man besser lassen sollte.
Dazu gehört u.A. das tragen von lockerer Kleidung bei Baucheingriffen. Viele halten sich aufgrund der postoperativen Schmerzen eine Zeitlang daran, aber bedacht wird nicht das Nähe die Innen liegend sind, länger in der Heilung brauchen nämlich bis zu 6 Monaten.
Übertrieben gesagt, sobald die Schmerzen weg sind nach zwei Wochen, muss es auch wieder die geschnürte Corsage sein um den Körper perfekt in Szene zu setzen. Die wenigsten nehmen diese Aufklärungsgespräche wirklich ernst und fragen nach oder halten sich auch über die gesamte Dauer an den Ratschlag der Mediziner.
cooper75 hat geschrieben:Mehrfach fahren wird übrigens ziemlich schwierig, wenn man nicht nah genug wohnt. Das treibt die Kosten extrem in die Höhe. Wobei ich nicht weiß, wo das Problem liegt, die entsprechenden Aufklärungsbögen online zu bearbeiten. Das ist schließlich in Deutschland auch nicht anders und wird von den Patienten akzeptiert.
Auch dafür gibt es Lösungen um die Fahrtkosten geringer zu halten, ein Ticket mit dem Zug kostet nicht die Welt und kann man sich auch zwei Mal leisten um in die Grenznähe zu gelangen. Dazu kommen noch Anschlusskosten, aber auf diese Weise ist es günstiger als eine Direktverbindung zu buchen. Wenn man schon die Kosten für den Eingriff bezahlen kann, sollten die 50 Euro Fahrtkosten auch noch tragbar sein.
Das Problem was du beschreibst existiert in Deutschland nicht. Aufklärungsbögen dürfen hier nicht Online abgegeben werden. Zum einen ist eine gültige, händische Unterschrift notwendig. Der Arzt muss das Aufklärungsgespräch direkt mit dem Patienten von Angesicht zu Angesicht besprechen wie bei jeder Therapie in Deutschland der Fall ist. Eine reine Therapiemaßnahme durch die Arzthelferin, Krankenschwester oder ähnlichem mitzuteilen ist nicht zulässig, denn jeder Patient hat das Recht darauf seine Therapie mit dem Arzt zu besprechen und der Arzt ist in der Pflicht diesem auch Folge zu leisten.
Zusätzlich muss der Arzt auch prüfen, ob es sich um den freien Willen des Patienten handelt wenn dieser die Unterschrift zur Zustimmung leistet oder ob er von jemanden dazu gezwungen wird. Gerade bei Abtreibungen, Sterilisationen oder Schönheitsoperationen ist das eines der großen Themen.
Aufklärungsgespräche werden hier immer bei geplanten Eingriffen fällig wie auch nochmals extra bei Narkosen, für einen Eingriff bekommt man mindestens zwei Gespräche. Zudem bei den Aufklärungsgesprächen, besonders für die Anästhesie, meistens noch eine schnelle Untersuchung des Kopfes bzw. der Zähne vorgenommen wird, damit auch schriftlich festgehalten werden kann ob es zu Problemen während der Intubation kommen kann.
Entfallen bzw. verkürzt werden können diese Gespräche nur in Notfallsituationen, da dann davon ausgegangen wird, das der Patient seine Zustimmung gibt. Es nennt sich dann Geschäftsführung ohne Auftrag.
Es ist hier schlichtweg rechtlich nicht möglich als Arzt, die Aufklärung Online zu machen. Seinen Bogen mit den Vorerkrankungen und Medikationseingaben könnte man vorab dem Arzt Online zukommen lassen, wovon ich persönlich jedoch absehen würde aufgrund des Datenschutzes bei der Übertragung. Selbst per Telefon einen Therapieplan oder eine Diagnose zu besprechen stellt in Deutschland schon eine rechtliche Grauzone dar, die dem Arzt auch schnell negativ ausgelegt werden kann.
So, nur zur Ergänzung: Essure ist als Sterilisationsmethode in Europa komplett vom Markt. Der Hersteller hat aufgrund vieler ausstehender Klagen auf der ganzen Welt davon abgesehen, von der europäischen Behörde angeforderte Unterlagen zur Sicherheit des Produkts einzureichen, und das Produkt vom Markt genommen.
Und die Aufführungen dazu, was in Deutschland möglich ist oder nicht, sind ziemlich unerheblich, wenn es um einen Eingriff im Ausland geht? Zumal hier die Aufklärungsbögen und die Einwilligung auch problemlos online erledigt werden können und das erforderliche Gespräch regelmäßig eine reine Formsache ist.
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