Wie mit Schicksalsschlägen umgehen?

vom 14.08.2019, 00:53 Uhr

Ich musste in meinem bisherigen Leben mit vielen Schicksalsschlägen umgehen und lernen damit zu leben, was mir sehr schwerfällt, weil man jeden Tag daran denkt und die Frage, des warum nicht beantwortet bekommt. Der Spruch „Das Leben geht weiter“ hört man von vielen, die noch keine schwere Krankheit erlebt haben oder sich mit dem Tod auseinandersetzen müssen oder mussten. Natürlich geht das Leben weiter, aber wie. Es gibt wenige, mit denen man darüber sprechen kann und die einen verstehen, weil sie selbst Schicksalsschläge erlebt haben.

Was mich auch aufregt, sind Leute, die alles haben, gesund sind, den ganzen Tag nur mit sich beschäftigt sind und nur am herumjammern sind. Vielleicht sollte man mal den heutigen Egoismus ablegen und sich auf die wesentlichen Dinge im Leben konzentrieren, auch mal an andere denken. Habt ihr schon Schicksalsschläge hinter euch und wie seid ihr denn damit umgegangen?

» baerbel » Beiträge: 1517 » Talkpoints: 601,73 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



baerbel hat geschrieben:Was mich auch aufregt, sind Leute, die alles haben, gesund sind, den ganzen Tag nur mit sich beschäftigt sind und nur am herumjammern sind.

Keiner kann wissen, was in den Leuten vorgeht, die anscheinend alles haben und anscheinend gesund sind. Vielleicht geht es den Leuten wirklich nicht gut und sie haben auch einen Grund mal zu jammern.

Sicher ist es echt schei*e, wenn man mit dem Tod eines Angehörigen oder eines besten Freundes konfrontiert wird und man sich damit dann auseinandersetzen muss und damit dann leben muss. Aber auch wenn der Spruch sehr abgedroschen ist ... "Das Leben geht weiter"... muss man diesen Spruch ernst nehmen. Der eine schafft es nur mit psychologischer Hilfe und der andere schafft es auch alleine.

Mit dem Tod bin ich schon oft konfrontiert worden. Gute Bekannte, die ich immer mal wieder treffen wollte, weil man sich ein wenig aus den Augen verloren hat, weil ich umgezogen sind, sind verstorben. Man konnte nicht noch einmal mit ihnen sprechen und erfahren hat man es dann per Internet und sitzt alleine vor dem Rechner und liest es. Über den Tod meiner Schwiegermutter bin ich nach 15 Jahren noch nicht hinweg.

Aber auch andere Schicksalsschläge, wie den Verlust von Menschen, die nicht verstorben sind aber mit denen man einfach keinen Kontakt mehr hat aus irgendeinem Grund sind nicht gerade einfach. Ehen, die scheitern durch Gewalt in der Ehe sind auch Schicksalsschläge, die ich durch habe und auch immer noch viel daran denke. Es ist etwas, was man nicht so einfach abhaken kann. Selbst vermeintliche Freunde, die einen enttäuschen und eigentlich nie Freunde waren ziehen einen runter.

Ich könnte ein Buch schreiben übe meine Schicksalsschläge. Aber dennoch vergesse ich nicht, dass es anderen vielleicht noch schlechter geht. Und ich finde, dass man sich auch nicht erlauben kann zu sagen, dass jemand, der alles hat und gesund sind, keinen Menschen, der einem nahe lag beerdigen musste keinen Grund hat zu jammern. Für ihn sind eben andere Sachen ein Schicksalsschlag, mit dem man umgehen muss.

Ich versuche mit allem alleine klar zu kommen. Ich jammer wenig. Weil ich ja auch nichts dran ändern kann. Aber manchmal muss man eben auch mal jammern und weinen und da brauche ich beispielsweise keinen, der mir dann sagt, "Was willst du denn, dir geht es doch gut, ich habe viel schlimmeres erlebt".

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Wie Menschen mit Schicksalsschlägen umgehen, ist schwer zu beurteilen. Zum einen denke ich, das kommt auf die Art und Weise der Schicksale an und zum anderen die Bindung zu entsprechenden Personen sowie die eigene charakterliche Einstellung. Ich beobachte viel in meinem Umfeld in der Familie, wie diese reagiert haben und dort gab es Menschen, die bei ihrem eigenen Vater zuvor, während der Beerdigung & Co nie geweint haben. Sie sind nicht der Typ dafür. Trotzdem waren sie traurig, aber sie gehen halt anders damit um. Sie haben irgendwie es geschafft zu verstehen, das gehört zum Leben dazu, wenn ich heule, bringt es nichts und haben sich da eben mehr im Griff, als andere.

Ich persönlich habe mich durchaus auch im Griff. So ist es jetzt nicht. Ich kann das Thema Beerdigungen aber einfach nicht ab. Dort kann es dann tatsächlich passieren, dass ich weinen muss, aber das mag ich eben nicht tun. 2015 habe ich gleich drei schwere Schicksalsschläge hinter mir. Ich habe die Tante einer Freundin wiederbeleben müssen, Wochen später starb sie. Sie war aber auch für mich eine wichtige Person. Dann starben im selben Jahr meine Tante und mein Opa. Beide dann auch noch wenige Tage auseinander im Dezember. Das reißt einem schon alles weg. Wenn die Beerdigungen nicht gewesen wären, hätte ich das einfacher packen können.

Dieses Jahr scheint es sich in gewisser Weise zu wiederholen. Ich habe Anfang des Jahres urplötzlich nach einem epileptischen Anfall und danach wieder einer Besserung meinen geliebten Kater verloren. Das kann man für viel nicht mit einem Menschen vergleichen, aber ich habe zu Tiere eine andere Bindung, die ich nicht weniger gefühlvoll empfinde. Nach dem Anfall waren wir mit ihm wieder zu Hause, mein Freund und ich. Alles wirkte normal, keiner wusste bisher, woran es lag, weitere Untersuchungen standen aus, er war fit, gesellig, spielte auch wieder und dann auf einmal als hätte er einen Hirnschlag/Herzinfarkt in wenigen Sekunden Feierabend. Das nimmt mich beispielsweise bis heute mit.

Vielleicht auch deswegen, weil ich Wochen danach noch kämpfen musste, dass die übrig gebliebenen 3 Kater, wovon einer sein bester Buddy war, nicht weiter leidet. Der hat gejammert, dann in die Wohnung gemacht und vieles mehr. Das hat natürlich meine persönliche Leidensfähigkeit etwas angekratzt. Jetzt ist es endlich besser.

Doch dann kommt eben der nächste Hammer. Meine Oma hat Krebs und da sie körperlich aufgrund jahrelanger Mangelernährung oder nie einem richtigen Essverhalten zu schwach ist, wird es gefährlich werden. Das sind Dinge, die muss man abkönnen, aber ich frage mich da manchmal wirklich, wieso eigentlich in jeder Scheiße im Leben mir so viel auf einmal passieren muss. Aber das kommt einem auch nur so vor, weil man von anderen ja nichts weiß.

Tja, aber wie gehe ich damit um? Ich muss damit leben und das ist leider so. Ich habe mir geschworen, bei keinem mehr auf die Beerdigung zu gehen. Mein Oma, wenn es wirklich dieses Jahr sein sollte, wollte das aber eh nicht. Ich habe mir das aber auch in anderen Belangen geschworen. Ich kann Beerdigungen mit der falschen Sippe auf der einen Seite nicht ab und das Geweine, nachvollziehbarerweise, aber auch nicht. Das fasst meine Psyche dann einfach nicht.

Ich denke man muss also bei Schicksalsschlägen immer das Beste für sich finden. Jeder geht anders mit Dingen um. Jeder packt auch einen bis zwei Schicksalsschläge vielleicht gut weg, aber vielleicht ist das auch anders, wenn sie binnen kurzen Zeitabständen zu viel passieren, dann auch etwas anderes.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Kaum jemand kann ein bestimmtes Alter überschreiten, ohne mit Schicksalsschlägen im weitesten Sinne konfrontiert zu werden. Manche ereilen Krankheit, Tod und Tragödien schon im Kindesalter, andere werden 60, bevor der erste wirklich nahestehende Mensch stirbt oder die Krankheitsdiagnose ins Haus flattert. Ich denke nicht, dass es hier ein Patentrezept oder gar Vorschriften gibt oder geben sollte, wie man damit umgehen "muss", mit 35 Witwe zu werden oder in einer Naturkatastrophe alles zu verlieren oder einen Unfall gerade so zu überleben oder was es da sonst noch Schlimmes gibt.

Manche Leute sind zäh und stecken auch schlimme Ereignisse alleine weg, andere brauchen länger oder professionelle Hilfe oder beides, und alle Wege, mit den Wechselfällen des Lebens umzugehen, sind in meinen Augen gerechtfertigt, wenn sie es für den Betroffenen oder sein Umfeld langfristig irgendwie "besser machen". Ganz allgemein formuliert - traurige Gedichte schreiben und Therapie sind gut, Alkohol, Drogen oder Selbstmord nicht so ideal.

Nicht hilfreich ist es in meinen Augen, auf irgendwelche Außenstehenden zu schielen, wenn es einen selber getroffen hat. Manche Leute haben einfach Glück und letzten Endes ist es ja positiv, wenn sie sich nicht vorstellen können, wie man sich fühlt, wenn man gerade seine Mutter begraben hat und etwas ganz Blödes sagen. Aber meiner Erfahrung nach prallen derlei Kommentare sowieso ab, wenn es dir schlecht genug geht.

Und ich finde es auch anmaßend, anderen Leuten sinnloses Gejammer vorzuwerfen, nur weil es einem selber gerade schlechter geht. Es gibt immer Mitmenschen, die es besser oder schlechter getroffen haben, und Schicksalsschläge sind kein Wettbewerb. Ich finde es auch falsch, nach dem äußeren Eindruck zu beurteilen, ob jemand ein Recht darauf hat, sich zu beklagen, obwohl er oder sie doch "alles hat". Nur weil nicht jeder mit seinen Problemen hausieren geht, heißt es nicht, dass eitel Sonnenschein herrscht.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Jeder Mensch ist anders, daher kann man hier keine Patentrezepte austeilen, wie am besten mit Schicksalsschlägen umzugehen ist. Jeder Mensch muss schließlich eigene Bewältigungsstrategien finden, die ihm das Leben erleichtern und so angenehm wie möglich gestalten lassen. Da hilft nur ausprobieren was am besten hilft. Nur, weil etwas bei Person A sehr gut funktioniert, muss das auf mich ja nicht auch zutreffen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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