Wie Kinder animieren mehr Zeit draußen zu verbringen?

vom 03.07.2017, 12:11 Uhr

Angeblich verbringen Kinder teilweise täglich nicht mehr als eine Stunde draußen an der frischen Luft. Die Kinder würden eher im Haus sitzen und sich mit Smartphone, Tablet oder ähnlichen Dinge beschäftigen.

Für mich wäre das als Kind undenkbar gewesen und ich war kaum drin zu halten, egal wie das Wetter war. Es war für mich immer eine Strafe, wenn ich nicht raus zum spielen durfte. Anscheinend ist das bei den Kinder heute anders.

Wie animiert oder motiviert man Kinder am besten dazu, mehr draußen zu spielen? Würdet ihr das mit irgendwelchen Verboten durchsetzen? Nützt es, wenn man als Eltern gemeinsame Aktivitäten mit den Kindern an der frischen Luft unternimmt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Mal davon abgesehen, dass du wohl auch noch aus meiner Generation vom Alter her mit stammst und es da noch keine Smartphones und Tablets gab und noch nicht einmal in jedem Haushalt ein Rechner vorhanden war. Als ich noch jung war, da kam gerade so der Gameboy auf, den auch nicht jeder Haushalt hatte und auch Fernsehen war so eine Sache, dass dieses nur an 3 Stunden am Nachmittag lief und dann nochmals Nachrichten. Ansonsten sah man dort nur das Testbild.

Heute ist das anders, da läuft einiges anders. In meiner Jugend hatte es dann angefangen, dass jedes Kind einen Fernseher im Zimmer hatte und später dann auch einen eigenen Rechner. Damit waren sie auch weniger auf der Straße als "vorher" als es das nicht gab und nicht jeder sich das leisten konnte, so ein Ding für mehrere tausend DM ins Kinderzimmer zustellen. Internetanschluss mal ganz davon abgesehen, davon gab es 10 im ganzen Kaff da konnte man schon froh sein, wenn man davon einen Platz bekommen hatte der ebenfalls noch teuer Geld kostete. Das war dann nicht mal ISDN, sondern ein 28k Modem zum einwählen, später dann sogar 56k.

Da bist du alleine raus gegangen weil es drinnen langweilig war. Bis auf Mutti war niemand Zuhause und die Geschwister, es gab kein Fernsehen wann man wollte, keinen Rechner, kein Smartphone und telefonieren war etwas für alte Leute damals. Sprich man ist raus und hat sich andere gesucht mit denen man etwas anfangen konnte oder sie haben geklingelt und dich einfach mitgenommen, wenn dir langweilig war.

Heute ist das halt alles anders. Da kommt keiner mehr spontan Klingeln ob das Kind Zeit hat, alles muss per moderner Technik vorher abgestimmt werden. Selbst die kleinsten der kleinen bekommen das Ding vor die Nase gehalten damit sie ruhig sind und ich finde es erschreckend, wie viele 2 und 3 jährige bereits mit einem Smartphone umgehen können, Spiele spielen und solche Dinge. Da muss man sich nicht wundern, wenn sie nur das kennen und können und nie mit ihnen raus gegangen worden ist.

Ich bin mit meinem Sohn viel raus gegangen immer dann wenn die Zeit war. Wetter spielte keine Rolle denn es gibt auch warme und Regenfeste Sachen. Selbst das hüpfen in den Pfützen ist draußen und es muss nicht immer Buddeln im Sandkasten sein, was man doch eher weniger macht wenn es in strömen Regnet. Heute geht er gerne raus und will auch raus, ganz gleich wie das Wetter ist. Ich mache es ihm aber auch nicht vor, dass ich vor den Rechnern und am Smartphone sitze und das die ganze Zeit in der Hand habe und mich nie raus bewege. Ich denke darin liegt der Knackpunkt um den sich alles dreht, Kinder machen das nach, was man ihnen zeigt und das schon von Anfang an.

Anfangs musste ich immer mit raus wenn mein Sohn raus wollte da er zu klein war um ihn alleine laufen zu lassen. Inzwischen geht er auch alleine raus, aber da gibt es auch Vorgaben von meiner Seite was dann erlaubt ist und was nicht. Garten spielen kein Problem, auf der Straße kommt immer drauf an wo. Einfach weggehen ist nicht drinnen und Spielplatz darf er nur "alleine" wenn von den Freunden dann ein Elternteil mindestens mitgeht, weil dieser etwas weiter weg ist und man dafür über die stark befahrene Straße mit Straßenbahn und Co kommen muss. Draußen ist er jeden Tag, kommt er von der Kita nach Hause, dann gibt es hier nur Essen und geht dann auch direkt wieder raus bis es erst vor dem Abendbrot ruhiger wird und er sich auch innen beschäftigt mit Dingen. Wochenende sind wir eigentlich fast immer draußen unterwegs und nur sehr selten im Haus.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich stamme noch aus der Generation, wo es keine Smartphones gab und die Mobilfunkgeräte, die langsam in Kommen waren, viel zu teuer waren. Selbst der damalige Apple Erst-Computer wäre für unsere Familie unbezahlbar gewesen. Doch auch wenn nicht, waren wir nicht die Generation Smartphone & Tablet usw. Wir haben natürlich mal mit der Atari oder den Amiga gespielt, aber das war abends oder wenn es dick geregnet hat, geblitzt usw.

Ansonsten komme ich aus der Generation, wo eigentlich bei Wind und Wetter draußen gespielt wurde, ob Schnee usw. Das war mein Leben und das war eines der wenigen guten Dinge, woran ich mich erinnern kann. Ich bin darüber auch sehr dankbar, weil von Gummitwist, über Verstecken, Oxenberger 1.2.3 oder "wer hat Angst vorm schwarzen Mann" kenne ich alles. Die Kids heute? Die gucken oftmals doof, wenn ich meine Neffen & Nichten frage, dann sind die total erstaunt, wovon ich rede.

Okay, dass jemand mit PS2 bis PS4 und Xbox etc. nicht mehr die Atari kennt, sollte logo sein. Das alte Mobilfunkgerät, welches eher einem Satellitentelefon glich, ebenso, aber sie kennen ja häufig nicht mal mehr die einfachsten Dinge. Doch meine Nichten und Neffen spielen gerne mit mir draußen. Ich behandel sie natürlich schon kindgerecht, aber auch nicht in Watte.

Wir spielen Fußball wie die großen und auch mit allem, was dazugehört. Sie finden es gut so und sind auch abgehärtet. Bei Wind & Wetter, daher werden sie seltener krank, als zum Beispiel meine Cousinen und Cousins, die ständig nur daheim nach der Schule hocken usw.

Ich finde, dass man Kinder nicht Animieren muss, wenn man etwas gutes vorschlägt. Zumal es doch eine Erziehungssache ist, wenn das Kind schon vom ersten Tag ein Smartphone hat, eine Konsole hier oder ein Tablet da. Dann muss ich mich nicht wundern, wenn es letzten Endes dazu kommt, dass die nur noch davor hocken und darauf hätte ich keine Lust.

Doch wenn meine Nichten & Co oder Verwandte von meinem Freund da sind, packen die eigentlich freiwillig ihr Smartphone weg. Dann geht es raus Fußball spielen, Kicker, Schnitzeljadg usw. Selbst die größeren mit 14 finden das noch geil oder die 16 jährigen, weil wir da schon auf derem Niveau mitspielen. Zumal man mit uns reden kann, als wären wir deren Kumpels und nicht nach dem Motto "Super Nanny".

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Klar nützt es, wenn die Eltern Vorbild sind und mit den Kindern raus gehen. Ich bringe z.B. morgens den Ältesten zu Fuß in den Kindergarten. Auf dem Rückweg gehe ich mit dem Jüngsten auf den Spielplatz.

Zuhause mache ich auch selber viel im Garten, da sind die Kinder dann auch mit draußen und der Garten ist natürlich kindgerecht gestaltet. Wenn ich Joggen gehe nehme ich die Kinder auch mit. Oder ich schicke sie raus zu den Kaninchen um die sie sich kümmern sollen.

Im Sommer sind wir viel im Freibad oder am See. Das Fußballtraining findet natürlich auch draußen statt. Wir haben jetzt auch einige Flüchtlingskinder im Dorf die viel mehr draußen spielen als deutsche Kinder. Das steckt natürlich auch an und andere Kinder spielen dann halt mit.

Allerdings muss ich auch sagen, dass unsere Kinder weder Smartphone noch Tablet haben und auch wir nicht.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Technik ist gar nicht das einzige Problem. Wenn ich von älteren Leuten höre, wie selbstverständlich man noch zu deren Kinderzeit damit umgegangen ist, wenn Kinder draußen völlig unbeaufsichtigt waren und verunfallt sind! Das war zwar tragisch, aber da hat keiner näher nachgefragt, wo die Eltern waren und warum das passieren konnte und so weiter. Wenn man heute die Kinder unbeaufsichtigt draußen spielen lässt, hätte man sofort ein schlechtes Gewissen. Gefühlt sind überall Menschen die die Kinder gefährden und der Straßenverkehr ist heute sogar auf dem Land so dicht, dass Kinder allein dadurch schon in Gefahr sind. Früher waren die Kinder halt alleine deshalb schon viel mehr draußen, weil man sie bedenkenlos alleine raus geschickt hat. Und heute neigt man mehr zum behüten.

Und auch der Lebenswandel vieler Frauen hat sich heute geändert. Während es früher völlig normal war, dass die Mütter auch mal zwei, drei Stunden mit ihren Kindern auf dem Spielplatz saßen und einfach nur für die Kinder da waren oder einfach nur sich mit anderen Müttern unterhalten haben, haben viele Mütter schon gar keine Zeit mehr dafür. Da muss der Job bewältigt werden, das Kind von der Einrichtung geholt und gebracht werden, nachmittags zig Aktivitäten wie Musikschule und Sport abgeklappert werden und so weiter. Da bleibt für den Besuch auf Spielplätzen oder Waldwanderungen nur noch weniger Zeit als früher. Von daher wundert es mich nicht, dass das immer kürzer kommt.

Letztlich hängt es aber genau daran, dass man sich die Zeit dafür nimmt und diese Aktivitäten für die Kinder angenehm gestaltet. Also dass die Kinder im Wald was entdecken und nicht nur auf dem Weg stur durch laufen. Oder dass die Kinder auch einfach mal ohne Zeitdruck auf dem Spielplatz spielen können, bis sie so erschöpft sind, dass sie ohne Protest nach Hause wollen um Abend zu essen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich denke der erste Schritt damit unsere Kinder sich wieder mehr bewegen und gerne draußen spielen ist ihnen die Smartphones, Tablets und PS-Controller aus der Hand zu nehmen. Ich finde das es nicht nötig ist, dass schon die Kleinsten ständig mit den Handys der Eltern durch die Gegend rennen und am Bildschirm herumwischen.

Noch dazu kommt, dass ein kleines Kind nicht stundenlang vor dem Fernseher sitzen muss. Da geht ja irgendwann der natürliche Bewegungsdrang verloren. Wenn sich die Kinder mit 2 Jahren schon nicht mehr bewegen wieso sollen sie dann mit 8 oder 10 noch draußen umherrennen?

Mein Kleiner ist nun 14 Monate alt und liebt es draußen zu sein. Er spielt stundenlange draußen und kriegt einen Tobsuchtsanfall wenn ich mit ihm wieder ins Haus gehen möchte. Vor allem jetzt im Sommer macht es ihm draußen riesigen Spaß, da er sein eigenes Plantschbecken hat und darin herumtollen kann. Ich hoffe, dass er dieses Verhalten beibehält.

» Birdy93 » Beiträge: 767 » Talkpoints: 10,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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