Wie kann man Schulunfähigkeit feststellen?

vom 06.11.2016, 07:23 Uhr

Ich habe vor einiger Zeit in den Medien von einem Fall gelesen, in dem ein 43-jähriger Mann Jahrzehnte in einem Elternhaus festgehalten worden ist. Die Polizeit ermittelt wohl wegen Körperverletzung durch Unterlassung und Freiheitsberaubung. Klick.

Die Grundschule soll der Mann früher noch besucht haben und auch einige Zeit die weiterführende Gesamtschule, aber im Alter von etwa 13 Jahren wurde er nach einer Untersuchung als "schulunfähig" festgestellt. Wie kann man überhaupt feststellen, ob jemand "schulunfähig" ist und wie sieht so eine (umfassende) Untersuchung überhaupt aus? Wird so eine Untersuchung eher von Ärzten durchgeführt oder von Lehrern? Wie lange dauert so eine Untersuchung und welche Kriterien müssen überhaupt erfüllt werden, um als schulunfähig zu gelten? Wird bei jedem Kind so eine Untersuchung durchgeführt oder eher bei Ausnahmen, die sich vielleicht besonders auffällig verhalten? Kann bei so einer Untersuchung auch ein "falsches" Ergebnis herauskommen oder ist das unmöglich?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Eine Schulunfähigkeit wird durch Ärzte diagnostiziert. Meist wird das auf anraten von Lehrern auf den Weg gebracht. Aber es gibt da auch verschiedene Bereiche. Denn eine Schulunfähigkeit kann auch durch einen Unfall oder eine Krankheit vorhanden sein, die dann vielleicht auch noch zeitlich begrenzt ist. Dazu wird die teilweise Schulunfähigkeit auch Kindern bescheinigt, die nicht in einer Grundschule oder weiterführende Schule beschult werden können. Da muss dann geklärt werden, ob es entsprechende Möglichkeiten gibt, die für das Kind in Frage kommen.

Wir haben in der Stadt eine Schule, wo Kinder unterrichtet werden, die dem normalen Schulalltag eben nicht gewachsen sind. Meist sind sie Verhaltensauffällig, oft in Form von Gewalt untereinander. Das geht bis zum Einzelunterricht. Aber dort sind auch Kinder, die einfach langsam an das Lernen im normalen Klassenverband heran geführt werden müssen. Da gab es dann meist Defizite im sozialen/emotionalen Bereich.

Da aber nach der Diagnose auch die Eltern zustimmen müssen, dass das Kind an einer Sonderschule unterrichtet wird, kann es schon passieren, dass irgendwann eine komplette Schulunfähigkeit attestiert wird. Das ist dann der letzte Schritt, wenn die Eltern auf die Beschulung in der normalen Schule bestehen, es aber dort beim besten Willen nicht machbar ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Das wäre ja noch schöner wenn das ein Lehrer feststellen könnte, der keinerlei Ausbildung im medizinischen Bereich hat. Das wäre dann so, als wenn du einen ungelernten Menschen direkt an die Universität schickst und er dort den Studenten die höhere Physik beibringen soll und dort die Prüfung abnimmt. Du merkst schon, dass das die Aufgabe der Ärzte ist. Eng genommen darf das auch nur ein Amtsarzt bescheinigen, der normale Hausarzt reicht dafür nicht aus.

Bei jedem Kind wird vor der Einschulung eine Untersuchung darauf durchgeführt. Das ist das klassische Antreten als Gruppe beim Arzt, teilweise werden dort auch noch Impfungen durchgeführt. Bei den meisten ist alles soweit auch schon in Ordnung, fällt einer dann aus dem Raster wird dieser zurück gestellt und nochmals eingehender Untersucht und befragt werden. Ist die Diagnose dann gestellt, dann wird zugesehen welche Alternativen in Frage kommen z.B. Sonderschule oder in Ausnahmen auch die komplette Befreiung von der Schulpflicht.

Kommt das erst später auf und bei der Einschulung war das Kind noch unauffällig, dann wird so etwas gerne von Lehrern angezettelt. Die Eltern werden informiert, dazu die Schulleitung und die Schulbehörde die dann den Termin dazu vereinbaren für eine erneute Musterung. Ganz üblicher Verwaltungskram der durch mehrere Ebenen geht und auch mal länger dauern kann.

Wie überall kann dort auch ein "falsches" Urteil heraus kommen. Nicht selten wehren sich die Eltern mit Händen und Füßen wenn ihr Kind als "nicht normal" eingestuft wird und dann auf eine Sonderschule gehen soll. Das geht dann soweit, dass Klageverfahren eröffnet werden, weitere Gutachten dazu eingeholt werden und das Kind noch bei anderen Ärzten vorstellig wird. Aber wenn 5 Ärzte unabhängig voneinander das gleiche sagen und Attestieren, dann muss man mal anfangen sich der Realität zu stellen und nicht alles zu bestreiten nur weil es einem selbst nicht gefällt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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