Wie genau sollen sich Flüchtlinge "integrieren"?

vom 18.09.2015, 14:10 Uhr

Natürlich kann niemand erwarten, dass Flüchtlinge sofort Deutsch können, die Flüchtlinge sind auch weniger das Problem. Das liegt in der Politik, die kopflos feststellt, wir schaffen das. Zurzeit landen 30 Prozent der Flüchtlinge hier in NRW. Generell ist das kein Thema, ich möchte nicht sagen, dass wir zu viele Menschen mit Migrationshintergrund haben.

Aber wir haben definitiv zu viele Menschen, die in Armut und in Ghettos leben. Orte, an denen man es nicht schafft, Kindern den Unterricht zukommen zu lassen, den sie benötigen. Orte, wo es keine Arbeit und keine Perspektiven gibt. Orte, wo Flüchtlinge Landsleute finden, die absolut nicht integriert sind, weil es weder nötig ist, da man in seiner Sprache einkaufen kann und es keine Perspektiven gibt, die Anreize setzen, Deutsch zu lernen.

Das sind die Orte mit freiem und bezahlbarem Wohnraum. Dort stecken unsere Wohnungsbauunternehmen die Menschen gezielt hin. Wir haben so Straßen, wenn du da wohnst, findest du keinen Job, weil da Drogen, Alkohol und Gewalt den Alltag prägt. Und genau da werden jetzt Flüchtlinge untergebracht. Die Schulen dort sind auch ohne diese zusätzliche Belastung schon überfordert.

Es geht nicht darum, weniger Flüchtlinge aufzunehmen. Es geht um ein praktikables Konzept, damit diese Menschen hier ankommen können und überhaupt eine Chance erhalten, sich zu integrieren. Junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sagen hier über die problematischen Stadtteile, dass es Dreckslöcher sind, wo man jeden hinein geschmissen hat, der nichts hatte.

Welche Perspektive haben Flüchtlinge, die nun auch dort landen? Bei einer Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent, Gewalt und einem babylonischen Sprachgewirr in Kindergarten, Schule und Alltag und gleichzeitig Dolmetschern an jeder Ecke. Zumal den Städten hier das Geld fehlt, etwas daran zu ändern.

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Das liegt in der Politik, die kopflos feststellt, wir schaffen das.

Ich befürchte eher, unseren Politikern bleibt gerade nicht viel anderes übrig. Was aber manches Mal vielleicht sinnvoll wäre, eben auch den Bürger mehr mit einzubeziehen oder die Beispiele, die gerade momentan auch durch die Bevölkerung angeboten werden, zu unterstützen oder sie als neue Möglichkeiten zu sehen.

An meinem Wohnort wird Deutschunterricht zum Teil durch Freiwillige gegeben. Deren Arbeit man sicherlich besser unterstützen könnte. Ähnlich sieht es auch in anderen Städten und Gemeinden aus. Hilfen, den Alltag in Deutschland zu bewältigen ganz generell. Auch Arbeiten, die zum Großteil durch Ehrenamtliche gemacht werden.

Viele der Flüchtlinge würden gerne arbeiten. Einmal um eben eigenes Geld zu haben und manche auch, weil sie es nicht kennen, von staatlichen Geldern zu leben. Aber die Chancen, in absehbarer Zeit eine Job zu finden, sind fast aussichtslos. Angefangen bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen bis hin zu den Hürden des Asylbewerbergesetzes.

Das man Flüchtlinge in sozial schwachen Gegenden unterbringt oder unterbringen muss, liegt aber leider auch in der Natur der Sache. Denn dort sind eben die Mieten günstig. Für Flüchtlinge, die eh wieder in ihr Heimatland zurück wollen, sicherlich nur eine Übergangslösung. Und in sozial stärkeren Gegenden lehnt man oftmals Flüchtlinge eben ab.

Wobei es auch andere Beispiele gibt. Ein Bekannter von mir lebt in einem kleinen Dorf. Keinerlei Infrastruktur, also keine Geschäfte und es fährt, wenn überhaupt, ein Bus in der Stunde zu den nächst größeren Ortschaften. Um ein die nächste große Stadt zu kommen, muss man fast ein Vermögen ausgeben und noch dazu umsteigen. Damit bin selbst ich überfordert.

Dort wurde nun durch die Gemeinde ein leerer Gasthof gekauft. An sich sinnvoll, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Denn es ist eben alles da. Zimmer, Waschgelegenheiten, Küche und Gemeinschaftsräume. Selbst versorgen kann man sich dort ohne Auto allerdings gar nicht, weil es eben keine Geschäfte vor Ort gibt.

Nun sollen dort aber traumatisierte Kinder untergebracht werden, im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Das die Anwohner sich da Sorgen machen, ist mir verständlich. Kinder brauchen generell mehr Aufmerksamkeit. Aber dort bewusst eine Einrichtung für traumatisierte Kinder unterzubringen, beweist irgendwie auch wenig Fingerspitzengefühl.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Das Problem ist doch, dass unbegleitete Kinder und Jugendliche gar nicht mehr vernünftig untergebracht werden können, weil die passenden Räume fehlen. Hier bei uns betreuen 7 Jugendämter fast alle dieser Kinder. Denn die Betreuung wird dort eingerichtet, wo die Kinder ankommen. Das bedeutet pro Amt etwa 70 Inobhutnahmen pro Woche. Da müsste eine andere Regelung her, damit die Kinder nicht zu reinen Akten mutieren, die keiner wirklich kennt.

Bei uns kommen zurzeit fast 1.000 Teilnehmer pro Deutschkurs. 40.000 Kinder müssen in Auffangklassen untergebracht werden. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Schau dir einmal Kampf im Klassenzimmer an, wobei das auch schon wieder überholt ist.

Nimm meinen Nachbarstadtteil, im letzten Jahr musste die Polizei über 600 mal mit vier oder mehr Streifenwagen anrücken. Dort ist es nicht so schlimm, weil Migranten so schlimm sind. Dort ist es so, weil die Armut und die Hoffnungslosigkeit so überwältigend sind. Und genau da landen jetzt die Flüchtlinge. Das meine ich mit einem fehlenden Konzept.

Denn hoch motivierte junge Männer, auf denen die Hoffnungen ihrer Familien liegen und die unter hohem Leistungsdruck stehen, landen in der Perspektivlosigkeit. Sie kommen in ein Umfeld, wo das Recht des Stärkeren gilt. Das kann nicht sein, weil das nicht gut geht.

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich habe im Bereich Wirtschaft einen sehr schönen Artikel aus der FAZ hineingesetzt, wo es um minderjährige unbegleitete Flüchtlinge geht. Diese haben oft noch nie eine Schule von innen gesehen und können daher hier in Deutschland auf absehbare Zeit noch nicht einmal eine Ausbildung machen. Hier kommen ganz andere Probleme auf uns zu als die Anerkennung von Ausbildungs- oder Universitätsabschlüssen!

Hier wird teilweise eine Phantomdebatte geführt, die an jeder Realität vorbeigeht. In dem Artikel, den ich angesprochen habe, wurde darauf hingewiesen, dass von 150 Jugendlichen nur 1 eine Ausbildungsstelle hat und der Rest zum großen Teil erst noch die Grundschule machen muss und die Erwartung hat, dass man hier das schnelle Geld machen kann. Auf legale Weise geht dies zumindest nicht, aber Jugendliche aus Bürgerkriegsgebieten sind hier vielleicht nicht so zimperlich.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Die Politik hat die Bürger, was die aktuelle Flüchtlingskrise geht von Anfang an belogen, so sieht die Realität aus. Es wurde immer gesagt, dass die Flüchtlinge teilweise überdurchschnittlich gebildet seien und wahre Fachkräfte. Frau Kraft hatte Ende letztes Jahr in einem Interview mit 17.30 Sat1 jedoch zugegeben, dass genau das eben nicht der Fall ist und dadurch Jahre Arbeit auf sie zukommen würde, diese Menschen integrieren zu können.

Natürlich darf man den Jugendlichen und Flüchtlingen im Allgemeinen keinen Vorwurf machen, dass sie keine Schulbildung genießen. Dafür können sie auch nichts. Je nach Region, wenn wir jetzt Syrien beachten, waren die Schulen schon kaputt gebombt worden, Mädchen durften nicht und andere wiederum sind tatsächlich gebildet, aber nicht nach deutschen Standards.

Siehe der syrische Arzt. Wenn ich immer höre, er sei eine Fachkraft, dann muss ich schon komisch gucken. Erst einmal ist er nicht in der Lage "Deutsch" zu sprechen, was das Fachkraft schon einmal vorübergehend außer Kraft setzt. Derweil muss man sich mal die örtlichen Krankenhäuser, als sie ganz waren, ansehen. Deutsche Standards sind Meilenweit entfernt, die Ausbildung ist auch deutlich anders und der Bildungsgrad eines Arztes in Syrien entspricht nicht dem unserer Ärzte oder den Ärzte in den USA sowie Kanada. Somit muss die vermeidliche Fachkraft erst einmal lernen, wie es in unseren Krankenhäusern zugange ist.

Integration sollte zumindest aber für jeden Pflicht werden. Wer nicht zum Deutschkurs geht, weil er/sie kein Bock hat, der sollte Sanktionen bekommen und bei Wiederholungen auch das Asylrecht aberkannt bekommen oder einen Aufenthaltsentzug.

Ich lebe hier mit Menschen zusammen im Ruhrgebiet, wo die 1. Generation meist die Arbeiter waren aus der Türkei, welche kaum Deutsch können. Auch viele Italiener. Leben bereits 20-50 Jahre hier und so etwas finde ich beschämend.

Doch es gibt auch die 2 bis 4 Generation, wo auch nicht alles super integriert ist und genau das ist für mich eben ein Kotzthema. Dort wird nichts gemacht, sich nicht integriert, an Gesetze gehalten, richtig Deutsch gelernt, weil man sowieso im elterlichen Lebensmittelhandel arbeitet und dort meist nur Landsleute einkaufen. Das kann es eben nicht sein!

Deswegen bin ich für eine Pflicht an Deutschkursen! Wer nicht teilnimmt, der darf eben früher oder später nicht bleiben! Denn es ist sicher, dass wer kein Deutsch kann, meist auch kaum in Arbeit kommt und somit früher oder später dem Staat auf der Tasche liegt.

Man hat den Bürgern mal im Bezug auf Rumänien und Bulgarien gesagt, dass nur sehr wenige Rumänen und Bulgaren Hartz IV bekämen. Ein Jahr später war es auf einmal 25 Prozent, der frisch eingewanderten bekommen bereits Hartz IV. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Das mag alles gemein klingen und wenig verständnisvoll, aber wir haben auch nicht ewig Gelder zur Verfügung, um jahrelang eine Schulbildung jemanden zu Gute kommen zu lassen. Einige sind nicht einmal in der Lage ihren Namen zu schreiben! Von den einstigen Fachkräften ist daher lange nicht die Rede und das ärgert mich, dass man so belogen wurde und jeder der von Beginn an sagte, dass es nicht stimmt, wurde wieder als "Hetzer" betitelt.

Doch ich bin mir sehr sicher, dass all jene die wollen, was dem Syrer zu Gute kommt, weil dieser wirklich nur fliehen wollte vor Krieg und jetzt dankbar ist für Sicherheit, Lebensmittel & Co -das diese sich ohne Weiteres schnell und gut integrieren lassen.

Traurig sind solche Interviews aber trotzdem, wo ein Mädchen nach 12 Monaten aus dem Jemen fließend Deutsch spricht. Besser wie manch einer der hier 4 Jahre lebt, eine super Schulbildung schon genießt und abgeschoben werden soll.

Während ein Mann aus Marokko (davon habe ich alleine in meiner Nachbarschaft 10 Stück) schon 1-10 Jahre hier lebt und kein Wort Deutsch kann, außer verbale Entgleisungen.

Solche Beispiele kann ich bedenkenlos rundum die Uhr fortführen, weil es bei uns im Ruhrgebiet genau so ist und deswegen bin ich skeptisch, was die Integration angeht, aber nicht im Bezug auf Syrer und vereinzelnde Ausnahmen, die wirklich ein besseres leben wünschen. Doch schwarze Schafe, wie auch manche 2 oder 3.Generation werden wir nicht integriert kriegen!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Kätzchen14 hat geschrieben:Ich lebe hier mit Menschen zusammen im Ruhrgebiet, wo die 1. Generation meist die Arbeiter waren aus der Türkei, welche kaum Deutsch können. Auch viele Italiener. Leben bereits 20-50 Jahre hier und so etwas finde ich beschämend.

Ich kenne im Saarland keinen Italiener der ersten Generation, der irgendwelche Probleme mit der deutschen Sprache hätte. Italiener sowie Portugiesen und auch Griechen haben sich hier vorbildlich integriert und mit denen gibt es keine Schwierigkeiten. Deshalb bin ich sehr verwundert über diese Aussage.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 16.03.2016, 19:45, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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