Wie ernst religiöse Vorschriften nehmen?

vom 06.06.2016, 16:30 Uhr

Ein Bekannter von mir kommt aus dem Iran und ist erst wenige Monate hier in Deutschland um die Sprache zu lernen. Er fragt mich dann auch immer, wenn er irgendwelche kulturellen Hintergründe in diesem Land nicht wirklich versteht oder wenn er sich nicht sicher ist, was bestimmte Worte bedeuten.

Kürzlich kamen wir auf den Ramadan zu sprechen und da er ja Muslim ist, hält er sich da auch dran. Ich respektiere seinen Glauben und wenn ihn das glücklich macht, danach zu leben, soll er das gerne tun. Er meinte dann aber auch, dass es sehr schwer wäre, geraden im Hochsommer zu fasten, da man ja von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen oder trinken dürfe.

Das würde ihm aber gerade wegen dem heißen Wetter ziemlich zusetzen, wegen dem ganzen Wasserverlust durch das Schwitzen. Daher würde er diese religiösen Vorschriften während dem Ramadan nicht ganz so ernst nehmen, obwohl er das eigentlich müsste. Er würde deswegen von anderen Gläubigen ziemlich schief angeschaut werden, aber ihm sei seine Gesundheit da wichtiger und er wolle keine Schäden oder Probleme riskieren.

Ich finde diese Einstellung sehr vernünftig, wenn ich ehrlich bin und ich denke, ich hätte das ähnlich gemacht. Vielleicht bin ich aber auch nicht religiös genug, um solche Vorschriften ernst genug zu nehmen. Findet ihr es schlimm, wenn man solche religiösen Vorschriften nicht sehr ernst nimmt? Würdet ihr es in dem Fall möglicherweise genauso machen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich würde umkippen, wenn ich bei heißem Sommerwetter nichts trinken würde.Daher kann ich total nachvollziehen, wenn jemand dafür seine religiösen Einstellungen etwas lockert und dann wenigstens etwas trinkt. Ich verstehe eh nicht, wieso das so viele Muslime bis abends durchhalten.

Ohne Essen ist es ja ok, aber ich finde trinken sehr wichtig und sehe das dann auch nicht als Gesund an. Ich würde es daher auch nicht so eng sehen und kenne es aus den meisten Religionen, dass da schon mal mache Sachen etwas gelockert und nicht mehr ganz so streng gesehen werden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


In meiner Schulzeit hatte ich eine Türkin in der Klasse, die ihre Religion sehr ernst genommen hat. Eigentlich waren wir locker befreundet, aber während Ramadan bin ich ihr immer aus dem Weg gegangen, weil sie in diesen Wochen ganz fürchterlichen Mundgeruch hatte. Zähneputzen soll wohl während des Ramadans auch nicht erlaubt sein (tagsüber meine ich natürlich), sodass sie nachts gegessen hat, sich danach die Zähne putzte und anschließend wieder ins Bett ging.

Nur wenn man wieder einige Stunden geschlafen hat und weder Zahnpasta noch Wasser zu sich nehmen kann, kann man ja nur den ganzen Tag nach üblem Morgenmundgeruch stinken. Ich finde, sowas ist eine Zumutung für die Mitmenschen und sollte alleine deswegen gelockert werden. Wenn sich die Leute auch noch damit gesundheitlich schädigen, weil sie bei diesen Temperaturen freiwillig nichts trinken, ist ja eigene Blödheit.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, dass das gerade bei den Temperaturen absolut gefährlich ist den ganzen Tag nichts zu trinken und ich denke auch nicht, dass man dann den Leuten, die etwas trinken, einen Vorwurf machen kann. Immerhin muss man ja auch an den eigenen Körper denken.

Wobei ich keinen Glauben an irgendeinen Gott habe und es für mich generell komisch ist, wenn dieser solche Regeln auferlegt, aber das muss ja jeder selber wissen und ich respektiere jeden der an irgendetwas glaubt. Wobei ich eben auch denke, dass man auch mal der Gesundheit zu Liebe nachgeben sollte und dann auch etwas trinken muss, wenn der Körper das braucht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



In meinen Augen sind religiöse Vorschriften die Privatsache jedes einzelnen, der mit seinem oder seiner Allmächtigen ausmachen muss, ob und inwiefern ihre Einhaltung sinnvoll ist. Aber gerade weil ich mich mit der Sinnhaftigkeit vieler religiöser Verhaltensregeln schwer tue und selbst so ziemlich jedes kirchliche Ge- und Verbot ignoriere, steht es mir nicht zu, anderen Leuten vorzuschreiben, wie sie es mit ihrer Religion und ihren Vorschriften halten.

Wenn also jemand freitags kein Fleisch isst oder sich an den Ramadan hält, nehme ich dies ebenso achselzuckend zur Kenntnis, wie wenn jemand in der Fastenzeit täglich eine neue Droge ausprobiert. Das geht mich als Außenstehenden nichts an. Aus gesundheitlichen Gründen finde ich es war nicht empfehlenswert, den ganzen Tag auch nichts zu trinken, aber es ist anscheinend überlebbar, und es gelten zudem auch Ausnahmen, sodass sich niemand die Gesundheit ruinieren muss.

Außerdem finde ich es irgendwo schon reichlich bizarr, dass die allermeisten Nicht-Moslems keinen Schimmer von den Lehren des Islam haben und sich auch einen Dreck für die Hintergründe interessieren, aber sobald der Ramadan anbricht, machen sich auf einmal wieder alle Sorgen um die armen muslimischen Nieren. :roll: Sonst interessiert sich doch auch keiner für religiöse Rituale. Kann man die Leute nicht einfach machen lassen, solange man selber nicht gezwungen wird, es mit zutun?

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich kann es generell nicht verstehen, warum sich Menschen religiösen Regeln und Vorschriften unterwerfen und sehe diese nur als ein weiteres Instrument der Religionen um die Kontrolle über ihre Anhänger zu behalten.

Aber was ich noch viel weniger verstehe kann sind Leute, die behaupten religiösen Vorschriften zu folgen aber nach Wegen suchen, wie sie diese umgehen können. Muslime, die im Sommer heimlich ein Glas Wasser trinken, kann ich da noch sehr gut verstehen, aber ich habe hier zum Beispiel ein ganzes Kochbuch, in dem christliche Rezepte für die Fastenzeit gesammelt wurden.

Nur sind das eben keine Fastenrezepte sondern lauter Rezepte in denen das verbotene Fleisch versteckt war, indem es zum Beispiel mit Gemüse oder Kräutern eingefärbt wurde oder in einen Kuchen in Form eines Fisches eingebacken wurde. Dann kann man doch gleichen sagen, dass man nicht mitmacht und ehrlich sein, schließlich ist Lügen für Christen doch eigentlich verboten, oder?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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