Welche Merkmale haben gefühlsstarke Menschen?

vom 02.05.2019, 06:41 Uhr

Ich habe vor kurzem einen Artikel über so genannte "gefühlsstarke Kinder" gelesen, wobei nicht wirklich klar war, was der Autor mit dieser Bezeichnung meint. Kinder sind doch im Allgemeinen sehr fröhlich, teilweise laut und unbedarft, da fällt es mir schwer eine Grenze zu ziehen und einige Kinder als "gefühlsstärker" zu sehen als andere. Was bedeutet für euch der Begriff "Gefühlsstärke"? Welche Merkmale und Eigenschaften haben gefühlsstarke Menschen für euch und wo zieht ihr die Grenze?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Da mich das grade doch sehr interessiert hat, habe ich mal versucht ein wenig mehr Informationen zu bekommen. Dabei bin ich auf eine Seite gestoßen, wo auf ein Buch von Nora Imlau verwiesen wird, wo es um Gefühlsstarke Kinder geht. Im Prinzip sind Gefühlsstarke Kinder, nichts anders als Kinder, die man Früher als schwierig, renitent, anstrengend oder aufmüpfig betrachtet hat. Man könnte jetzt sagen, dass man einfach nur einen anderen Ausdruck dafür gewählt hat, aber wenn man sich das mal ein wenig verinnerlicht, stellt man schnell fest, dass diese Kinder ihre Umwelt etwas anders wahrnehmen und eben stärker auf äußere Einflüsse reagieren.

Man würde diese Kinder auch schnell durch ihr Verhalten als Tyrannen, Dramaqueens oder als Terrorzicken abstempeln, dabei ist es für die Kinder einfach nur schwerer sich an Veränderungen zu gewöhnen und das ist dann nun mal ihre eigene Möglichkeit, mit den Einflüssen umzugehen.

Mein Sohn war auch sehr nah dran vom Verhalten her und meine Tochter hätte man ganz klar als Terrorzicke bezeichnen können. Das ist sie zum Teil heute noch. Der Sohn meiner Lebensgefährtin, weist auf jeden Fall einige diese Verhalten auf, die dort beschrieben sind. So sagt man diesen Kindern nach, dass sie Ihre Gefühle besonders intensiv erleben und von jetzt auf gleich sich die Gefühlslage ändern kann. Sie sind überdurchschnittlich sensibel und damit sehr schnell reiz überflutet. Unter anderem kommen dann noch Bewegungsdrang, weniger Schlaf oder auch die Schwierigkeit beim wechsel von Bezugspersonen dazu.

Früher wurden diese Kinder einfach als schwierig abgestempelt. Heute schaut man ein wenig mehr auf das Verhalten dieser Kinder und ist damit in der Lage, wesentlich besser auf die Gefühlswelt der Kinder eingehen zu können. Ich denke, dass man dadurch aus einem früher schwierigem Kind, heute ein Kind heranzieht, mit dem man gemeinsam diese Gefühlswelt erleben kann und dem Kind damit hilft, diese zu bewältigen.

Auch mich selbst würde ich als Gefühlsstarken Menschen betrachten, da ich meine Gefühle doch sehr stark auslebe. Das ist auch nichts wogegen ich mich wehren könnte, das sind dann Momente, wo ich diese Gefühle zulassen muss, weil ich inzwischen gelernt habe, dass ich sie nicht unterdrücken kann. So fließen in stark romantische Szenen im Fernseher schon mal die eine oder andere Träne, andererseits weiß ich aber auch, dass wenn ich wütend oder frustriert bin, mir dieses Ventil gönnen muss um den Druck ablassen zu können. Merkmal gibt es mit Sicherheit noch mehr als diese, aber das wären, die die ich mal eben raus gefunden habe oder von meinem Umfeld und mit selbst kenne.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Für mich klingt es danach, mehr oder weniger normales kindliches Verhalten aus der Schublade "behandlungsbedürftig, schlecht erzogen, bockig" herauszuholen, indem man wie so oft erst mal bei der Terminologie ansetzt. Dass Kinder nahe an all ihren Gefühlen gebaut haben, weil ihnen die erlernten und anerzogenen Filter und äußeren und inneren Regulationsmöglichkeiten altersbedingt noch fehlen, leuchtet selbst mir ein, und ich kenne Kinder nur aus der Entfernung.

Und offensichtlich sind manche Kinder hier extremer veranlagt als andere, was in vielen Fällen dazu führt, dass sie mit allen möglichen Erziehungsmethoden zu ihrem eigenen Schaden in Form gebogen werden oder gar mit irgend einer Störung diagnostiziert und entsprechend therapiert werden, auch wenn ihnen eigentlich gar nichts fehlt.

Sie sind nur nicht die braven, gefügigen kleinen Roboter, die ihr Umfeld gerne hätte, sondern bei ihnen läuft alles lauter und intensiver ab. Ich kann mir schon vorstellen, dass "gefühlsstarke" Kinder anstrengend sind und ihren Eltern einiges abverlangen, aber das Risiko, einen absoluten Irrwisch in die Welt zu setzen, der dir so richtig einheizt, gehst du ein, wenn du dich fortpflanzt.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Also ich denke schon, dass man das nicht über einen Kamm scheren kann, oder eben als einfach etwas schwieriger abtun sollte. Ich bekomme das bei dem Sohn meiner Lebensgefährtin schon oft genug mit und die Anzeichen für das Übersensible oder eben auch andere Anzeichen, sind da schon zur genüge da. Es geht sich ja auch nicht dabei darum, dass man diese Kinder in eine Schublade packt, mit der Aufschrift "schwer erziehbar", sondern darum, dass diese Kinder eben ihre Umwelt etwas intensiver wahrnehmen.

Bei dem Kleinen meiner Lebensgefährtin, gibt es einige Dinge, an denen man das Verhalten dieser Kinder sehr gut ablesen kann. Schlagwörter wie Übersensible oder Terrorkind und was weiß ich noch, was man solchen Kindern andichtet, treffen hier und da durchaus auf ihn zu und dann eben auch extremer als bei anderen Kindern. Ein Beispiel dafür wie gefühlsstarke Kinder reagieren, findet man tatsächlich viel in ihrem Empfinden und so ist Pullover eben nicht nur ein wenig kratzig, sondern vom empfinden her eher unerträglich. Wenn bei einem normalen Menschen etwas unerträglich ist, dann wert er sich schließlich auch dagegen. Das Empfinden ist der Schlüssel dabei und so empfinden diese Kinder eben alles etwas intensiver.

Was man eben als Eltern lernen muss, ist zu verstehen, wie diese Kinder ihre Umgebung und Umwelt wahrnehmen. Wenn man weiß, dass ein Pulli der eigentlich nur juckt oder kratzt, für diese Kinder um ein vielfaches Unangenehmer empfunden werden, dann kann man auch wesentlich entspannter darauf reagieren. Früher hätte man wahrscheinlich eher gesagt "stell Dich nicht so an", heute versteht man das und dass das für diese Kinder in dem Moment, einfach nur extremer Stress ist. Auch normale Menschen reagieren auf Stress nicht entspannt und geschmeidig, also warum müssen es dann Kinder, die sich zum Teil auch nicht anders zu helfen wissen?

Auch andere Verhaltensweisen, die man diesen Kindern zuspricht, kann man bei dem Kleinen meiner Lebensgefährtin gut erkenne. Bockig ist jedes Kind mal, aber er versucht dann schon etwas anders mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Auch die Tatsache, dass es nicht sehr viele Bezugspersonen in seinem Leben gibt und auch nur sehr schwer neue dazu gewinnen kann, spricht für ein gefühlsstarkes Kind. Aus diesem Buch der Nora Imlau, gibt es einen kleine Zusammenführung, die man im Internet nachlesen kann und auch wenn nicht alle Verhaltensmuster auf den Kleinen zutreffen mögen, so sind es doch recht viele.

Ich finde es schon verdammt wichtig, dass man sowas erkennen und auch danach handeln kann. Sich einfach damit abfinden, dass wenn man aufeinander springt, dass da so Tyrann bei rauskommen kann, finde ich etwas unsozial. Schließlich bekommt man ja keine Kinder um einfach nur das Kindergeld ab zu greifen, sondern weil man sich dazu entschieden hat, in Leben in die Welt zu setzen und dann sollte man als Eltern auch das maximale tun, um dieses Leben mit allem auszustatten, was es das selbige braucht. Und wenn mir sowas wie das Verstehen dieses Verhaltens dabei helfen kann, dann sollte man das auch tun. Am Ende hilft es ja nicht nur dem Kind, sondern eher allen, da es doch wesentlich weniger stressig ist, wenn man eben versteht was in so einem Kind grade vorgeht, weil eben auch ein ganz anderes Verständnis vorhanden ist.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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