Wann wird Tierliebe für euch zur Tierquälerei?

vom 05.03.2019, 08:45 Uhr

Die meisten Haustierhalter wollen ja eigentlich das Beste für ihre Tiere und lieben sie sehr. Aber wann wird Tierliebe für euch persönlich zur Tierquälerei? Wo zieht ihr persönlich die Grenze? Macht ihr das von der "Erziehung" des Tieres (bei Hunden beispielsweise) abhängig? Bei den tolerierten Freiheiten? Oder an anderen Sachen wie einer veganen Ernährung bei Fleischessern und irgendwelchen Kostümchen? Ist es Tierquälerei, wenn man zum Tierarzt geht und das Tier sich dort überhaupt nicht wohl fühlt? Ist es Tierquälerei, wenn man einen Hund hält und mit diesem aber nicht Gassi geht und das Tier unterfordert ist?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde Tierquälerei ist es, wenn das Tier in irgendeiner Form leiden muss. Zu viele Tiere können Tierquälerei sein, ebenso wie falsches Futter oder auch irgendwelche Kleidung, wenn das Tier diese nicht mag. Deine Beispiele waren dahingehend schon gut, wobei ich denke, dass der Arzt wie bei uns auch ein notwendiges Übel ist, man mag es selber vielleicht nicht so aber das muss ja sein. Tierliebe ist für mich, wenn man auf die Bedürfnisse seines Tieres achtet, Tierquälerei wenn man diese missachtet und egoistisch handelt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Um den Tierarzt kommt man ja meistens nicht drumherum und die wenigsten Tiere fühlen sich da wirklich wohl. Aber man will dem Tier ja helfen und so führt kein Weg daran vorbei. Ich denke ach, dass aus Tierliebe schnell Tierquälerei wird, wenn das Tier leiden muss oder man diesem einfach nicht mehr gerecht wird. Ich schaffe mir doch keinen Hund an, wenn ich nicht bereit bin mit diesem raus zu gehen und das Tier stattdessen nur die Wohnung kennt und auf ein Katzenklo gehen muss. Oder es ewig nur auf dem Balkon lebt.

Ich habe schon erlebt, dass ein kleiner Hund das erste Mal Gras unter den Pfoten hatte. Das war schon traurig, weil der kleine Kerl gar nicht wusste, wie ihm da geschah. Er kannte nur die Wohnung, ein Transportkörbchen und das Katzenklo. Bei manchen Tieren und Rassen muss man eben bedenken, dass diese gefordert werden wollen. Wenn das mal einen Tag zu kurz kommt, ist das sicherlich nicht schlimm. Aber oftmals ist das ja dann ein Dauerzustand und es wird sich dann aufgeregt und gewundert, warum der Hund plötzlich irgendwas kaputt macht oder irgendwie auffällig wird.

Ich denke, dass es viele Fälle gibt, bei denen Tierliebe einfach falsch Verstanden und dann zur Quälerei wird. Oftmals will das aber der Mensch nicht wahr haben. Dabei kann es um die Haltung, das Futter, die Beschäftigung und vieles mehr gehen. Da sind sicherlich keine Grenzen gesetzt. Auch die angebliche Rettung eines Wildtieres kann zur Qual werden und falsch verstanden werden. Wenn jemand ein Kitz mitnimmt oder kleine Hasenjungen, die auf der Wiese in einer Kuhle liegen. Mittlerweile gibt es da ja schon Aufklärung, aber aus falscher Tierliebe, werden solche Tiere teilweise noch mitgenommen, weil man meint, dass sie gerettet werden müssen.

Ebenso ist es mit Tieren in manchen Ländern, die auf der Straße leben. Da wird das Tier dann aus Tierliebe eingefangen und in irgendeine Familie vermittelt. Aber das das Tier schon zig Jahre auf der Straße gelebt hat und nichts anderes kennt, dass wird dann übersehen. Da wäre es sicherlich eher Tierliebe, wenn man das Tier kastriert und wieder in die gewohnte Umgebung lässt. Nicht immer ist so eine "Rettung" wirklich Tierliebe und auch Hilfe.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Allgemein formuliert endet Tierliebe bei mir, wenn die natürlichen Bedürfnisse des Geschöpfs zurückstehen müssen, weil die Bedürfnisse des Menschen wichtiger sind. Tiere können sich nicht für oder gegen ein Leben entscheiden und sind als Haus- oder Nutztiere vom Menschen abhängig, weswegen dieser die Verantwortung dafür hat, dass diese ein halbwegs artgerechtes Leben führen können.

Dabei gibt es natürlich gewisse Grauzonen. Viele Haustiere können kein naturnahes Leben mehr führen, weil sie seit Ewigkeiten durch Menschen nach ihren Vorstellungen geformt wurden. Von daher wäre es beispielsweise absurd, einen überzüchteten, schlotternden Deko-Fiffi bei Wind und Wetter draußen zu halten und ihm alle paar Tage einen Brocken Fleisch hinzuwerfen, weil das bei seinen nicht völlig defekten Verwandten als artgerecht gilt.

Aber wenn jemand aus rein egoistischen Gründen Tiere zu einem kümmerlichen Halb-Leben verdammt, etwa weil ein Schlittenhund in einer 50-Quadratmeter-Wohnung in der Großstadt leben muss oder ein Karnickel sein Leben lang keinen Hopser auf Gras tun kann, ist das für mich Tierquälerei. Das Argument, dass es dem Tier ja "gut geht", weil es nichts anderes gewöhnt ist, gut ernährt wird und quasi als Kindersatz verwöhnt und verhätschelt wird, lasse ich hier auch nicht gelten.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Tierquälerei wird für mich dann zum Problem, wenn meine eigene Lebensweise nicht mit der eines Tieres zusammenhängend ist, weil ich aber dennoch der Meinung sei, das muss so sein. Ganz klar wie bei Veganern. Wenn ich da noch ein paar Mal lesen muss, es ist ekelhaft seine Katze mit Fisch/Fleisch zu füttern, dann springe ich im Dreieck. Wie verbohrt und dämlich muss man seine eigenen Erwartungen und Gedankengänge auf ein Tier herabsenken, welches man vorgibt zu lieben, aber ihm dann tierquälerisch alle Nährwerte, Mineralien, Proteine & Co nimmt, die es nur so zu sich nehmen kann und vor allem muss.

Tierquälerei beginnt für mich da, wo Menschen beginnen, die Tiere zu horten. Natürlich ist das Animal Hording eine Krankheit. Diese ist aber wirklich auch aufgrund von Tierliebe in den meisten Fällen entstanden. Die Menschen sehen natürlich nicht, dass es den Tieren nicht gut geht. Sie denken wirklich, besser hier, als auf der Straße oder im Tierheim. Es gibt nur sehr wenige Animal Horder, die vorbildlich jeden Tierarzt mit dem Tier besuchen, kein bis wenig Dreck daheim vorfinden und wo die Tiere in einem gesunden Zustand sind. Doch auch diesen Menschen muss man eine Grenze setzen, damit es nicht anders endet.

Tierquälerei ist für mich aber auch, wenn jemand für optische Interessen einen Dobermann die Ohren machen lässt oder einem Listenhund. Das geht mir auch auf den Sack. Den Rottweiler den Schwanz kürzen etc. Das ist Tierquälerei und hat auch nichts mit Tierliebe oder Liebe zur Rasse zu tun, sonst würde ich das nicht machen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Genau so wie oben beschrieben, empfinde ich auch Tierquälerei. Vor allem sollte jedes Tier ein artgerechtes Leben führen können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Katzen nur in der Wohnung wohl fühlen können.

Ich finde auch manche Operationen bei Tieren eine Quälerei. So habe ich einmal vor Jahren von einer Bekannten gehört, dass sie mit ihrer Katze zur Dialyse musste und das nicht nur ein paar Mal. Diese Katze hatte einen bleibenden Nierenschaden. Vielleicht würde ich bei meinen Tier anders denken, aber da tat mir dies Katze schon leid.

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» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht. Wenn ich da an meine Kindheit zurückdenke, gab es dort in meinem Umfeld schon einige Fälle von Tierquälerei. Meist halt unbewusst und unbedacht. So wurden Wellensittiche in viel zu kleinen Käfigen gehalten und als wäre das nicht genug, wurden sie einzeln gehalten und bekamen dann einen Spielkameraden aus Plastik oder einen Spiegel.

Diese Spielzeuge führten dazu, dass sie entweder den Plastikvogel oder das Spiegelbild als Konkurrenten ansahen und den halt attackierten, was ja auch Stress auslöste. Oder sie gingen eine Partnerschaft ein und begannen den vermeintlichen Partner zu füttern etc. Was ja auch nicht natürlich war. Meist wurden die armen Tierchen allein gehalten und waren einsam. Aber man war der Meinung, dass man sie sonst nicht zähmen könnte und sich die Vögel miteinander beschäftigen würden.

Dann gab es süße knuffige Goldhamster, die in winzigen Holzkisten gehalten wurden, natürlich auch allein. Die wurden dann tagsüber von den unwissenden Kindern zum Spielen heraus gehoben, obwohl sie nachtaktiv sind. Und wenn heutzutage ein Tierhalter denkt, er müsse seinem Hund seine Liebe beweisen, in dem er das Tier total überfüttert und der dann massives Übergewicht und gesundheitliche Probleme bekommt, ist das für mich auch nur Tierquälerei.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ehrlich gesagt hatte auch meine Mutter eine Zeitlang eine stark übertriebene Tierliebe zu unserer damaligen Katze an den Tag gelegt. Die Katze wurde gehätschelt wie ein Baby und bei jedem kleinen Mautzen gefüttert, bis sie kugelrund wurde. Für mich persönlich war das womöglich sogar Glück, weil ansonsten ich diese überbordende Fürsorglichkeit abbekommen hätte, aber die Katze hat trotzdem am Ende Schaden genommen, weil sie irgendwann wegen Überfütterung gestorben war. Für mich war das Tierquälerei, aber meine Mutter hat das damals nicht davon abgehalten.

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» lascar » Beiträge: 4410 » Talkpoints: 781,64 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Für mich hat es nichts mit Liebe zu tun wenn man bewusst Tiere züchtet, die durch ihre Gendefekte erhebliche Probleme haben und in der Natur gar nicht überleben würden, nur weil man es schick findet, wenn die Katze keinen Schwanz oder der Hund kein Fell hat oder wenn die Schnauze so kurz ist, dass der Hund nur schlecht Luft bekommt.

Zum Tierarzt wird hingegen kaum jemand nur so zum Spaß gehen. In der Regel hat man für seine Haustiere ja keine Versicherung und muss die Rechnung deshalb selber bezahlen. Das macht man nur wenn es wirklich nötig ist und wenn kein Besuch beim Tierarzt eine Qual für das Tier wäre.

Das mit dem artgerechten Leben finde ich schwierig. Ich meine, was ist artgerecht für ein Haustier? Man kann die ja kaum mit Wildtieren vergleichen und von Freigänger Katzen mal abgesehen bedeutet das Leben als Haustier doch immer eine extreme Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Da müsste man dann doch schauen, ob es für ein Haustier artgerecht sein kann wenn es wesentlich weniger Platz hat als die frei lebende Verwandtschaft.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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