Wann ist eine Musiktherapie sinnvoll und effektiv?
Ich habe kürzlich davon gelesen, dass eine Musiktherapie bei Menschen mit Bewusstseinsstörungen (durch Koma oder Wachkoma) helfen soll. Zu diesem Entschluss sind zwei Musikwissenschaftler gekommen, die 22 Studien der letzten 10 Jahre ausgewertet haben. Resultat war, dass die Patienten häufiger mit den Augen blinzelten oder den Gesichtsausdruck verändert haben. In einzelnen Studien wurden auch verstärkte Gehirnaktivitäten beobachtet.
Kann man daraus schließen, dass Menschen im Koma oder Wachkoma durch eine Musiktherapie irgendwann aufwachen könnten? Oder ist das völlig abwegig? In welchen Fällen ist eine Musiktherapie noch sinnvoll und wie lange müsste man sie anwenden, um erste Erfolge bemerken zu können?
Musiktherapie ist neben vielen anderen Dingen, wie bestimmte Hypnosen, sicherlich eine Möglichkeit, welche irgendwann zum Erfolg führen könnte. Die bisherigen Studien reichen dafür allerdings nicht aus, da viele Komapatienten auf bestimmte äußere Reize reagieren, sei es Musik oder Menschen und bekannte Stimmen in der Umgebung.
Ansonsten ist Musiktherapie besonders bei Menschen mit Behinderung ein sehr hilfreiches Instrument. Ich habe bereits in entsprechenden Einrichtungen gearbeitet und konnte immer wieder sehen, wie gut es den Menschen tut. Dazu gehört jedoch auf jeden Fall auch eine professionelle Therapeutin. Auch könnte ich mir den Einsatz bei älteren, demenzkranken Menschen oder Kindern mit verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten sehr gut vorstellen.
Kennst du den Film "Zeit des Erwachens"? Der Film basiert auf wahren Begebenheiten und bereits recht nah am Anfang wurde die Reaktion der apathischen Patienten auf Musik gezeigt. Ich denke also schon, dass Musik auch bei Komapatienten bewirkt. Warum haben wir damals im Krankenhaus, in dem ich gearbeitet habe, den Wachkomapatienten mehrmals am Tag leise Musik vorgespielt? Also irgendeine Wirkung wird schon bestehen, selbst wenn keine sichtbare Reaktion hervorgerufen wird.
Auch bei Behinderten wird Musiktherapie ganz gerne eingesetzt. Aber die Musiktherapie hat noch ein breiteres Spektrum. Eine Form der Musiktherapie, also nicht nur dem reinen Vorspielen der Musik, wird bei Menschen, die an Depressionen oder an anderen psychischen Erkrankungen leiden, angewandt, damit diese wieder Zugang zu ihrer Gefühlswelt erhalten können und sich selbst wieder besser verstehen lernen.
Auch bei demenzkranken oder verwirrten Menschen wird Musik eingesetzt. Ich habe mal in der Tagespflege gearbeitet und unruhige ältere Menschen wurden deutlich ruhiger und ausgeglichener, wenn ihnen Musik vorgespielt wird. Aber Musik kann ja nicht nur Ruhe hervorrufen, sondern auch Aggressionen, Wut, Freude oder andere Gefühle. Daher ist Musik in meinen Augen ein gutes Mittel, um die Gefühlswelt wieder zugänglich zu machen.
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