Vorschriften akzeptieren oder diskutieren?

vom 24.04.2016, 09:00 Uhr

Ich war vor einigen Tagen bei der Post, um ein Paket in der Filiale abzuholen, da ich nicht zu Hause war, als es zugestellt werden sollte. Für mich ist das auch kein Problem, schließlich möchte ich ja mein Paket haben und ich erwarte auch nicht, dass Nachbarn dann zu Hause sind und für mich alles annehmen, die haben ja auch ein Privatleben.

Ich stand in der Postfiliale also in der Schlange und wartete auf den nächsten freien Mitarbeiter. Es war nur eine Person direkt vor mir, ein junger Mann, der offensichtlich auch ein Paket abholen wollte. Bedingt durch die geringere Distanz habe ich zum Teil auch den Inhalt des Gesprächs mitbekommen.

Es ging wohl darum, dass er ein Paket von jemand anderem abholen wollte, aber keine Vollmacht vorlegen konnte. Er konnte zwar sagen, welche Sendungsverfolgungsnummer das Paket hat und an wen es gesendet wurde, aber er hatte nichts handschriftliches von dieser Person, die ihn als Abholer autorisiert hätte. Die Mitarbeiterin wollte ihm also das Paket nicht geben, weil das gegen die Vorschriften wäre. Ich finde das auch vollkommen in Ordnung, sie sagte nämlich selbst, dass sie 25.000€ Strafe zahlen müsste, wenn sie das Paket trotzdem ausgibt und so viel Geld hätte sie nicht. Aber statt dass der Mann das akzeptiert hat, fing er an mit ihr zu diskutieren, sah das gar nicht ein und wollte das Paket trotzdem haben.

Werden Vorschriften von euch akzeptiert oder diskutiert ihr dann auch und wollt ein Hintertürchen finden um euren Willen doch noch zu bekommen? Was haltet ihr von so einem Verhalten?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich hätte da nicht diskutiert. Manche Dinge sind eben einfach so und dann muss man damit leben. Ich würde nur diskutieren, wenn es wirklich sinnlos ist und es keinen Unterschied machen würde, wenn man es anders macht. Dann müsste ich mir aber auch sicher sein, dass es eben für mein Gegenüber keine negativen Folgen hat. 25000 € Vertragsstrafe sind wirklich heftig und da muss man dann auch nicht weiter streiten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde auch, dass man sich viel Ärger ersparen kann, wenn man manche Vorschriften einfach akzeptiert. Bei dem Fall mit dem Paket ist es ja nicht ohne Grunde so, dass man eine Vollmacht braucht, um ein Paket abzuholen, dass nicht für einen selbst ist. Wenn man nun mit der Person, an die das Paket adressiert ist, verheiratet ist und eben als Ehemann oder Frau dies abholen möchte, kann ich schon eher verstehen, dass man sich aufregt.

Aber was nützt es denn sich aufzuregen und zu diskutieren. Das Paket bekommt man trotzdem nicht und hält nur den weiteren Kundenverkehr auf. Die Luft für die Diskussion hätte man sich dann auch sparen können und in der Zeit vielleicht schon die Vollmacht besorgen können. Mich nerven solche Menschen eher, die einfach eine Vorschrift nicht akzeptieren wollen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde das eigentlich eher naiv, wenn man Vorschriften immer akzeptiert, auch wenn sie einen Nachteil mit sich bringen. In dem Beispiel ist es ja so, dass der Mann dann wieder wegfahren musste, vielleicht hatte er es weit, vielleicht war das ein dringliches Päckchen und dann ist das ärgerlich. Da macht es schon allein deswegen Sinn, den Ärger auch auszudrücken, weil man so die Emotion los wird und sich der Ärger nicht anstaut.

Zum anderen habe ich es oft genug erlebt, dass es eben doch Sinn macht, zu diskutieren. Ich wollte beispielsweise neulich auf ein Unigelände fahren, was aber durch eine Schranke geregelt ist und an der Schranke stand, dass man nur mit Parkgenehmigung rein kommt. So eine habe ich nicht. Das hatte mir zunächst auch der Mann an der Schranke gesagt, ich habe ihm berichtet, dass ich da aber arbeite und da einen Termin habe. Weil er dennoch nicht nachgeben wollte, habe ich schließlich aus Spaß gesagt, ob ich ihn denn mit einem Schokoosterhasen bestechen könnte. Da hat er gelacht und die Schranke geöffnet. Ich habe ihm dann nachher wirklich einen Schokoosterhasen gebracht und kann seitdem - immer noch ohne Parkgenehmigung - problemlos durchfahren.

Genauso hatte ich neulich eine Diskussion mit einem Werkstattmeister. Mein Auto wollte nach der Winterpause nicht anspringen, die Batterie war runter. Und da wollte ich jemanden haben, der mir Starthilfe gibt. Zudem wollte ich die Kennzeichenhalter wechseln und habe eine Schraube nicht abbekommen, weil die festgerostet war. Da hat er Meister auch ewig diskutiert mit mir und meinte, dass er mir zwar einen Mitarbeiter mitgibt, der mit dann das Auto anlässt, aber dass ich zum Lösen der Schraube in die Werkstatt muss. Ich habe dann einfach den Mitarbeiter gefragt, dem meinen Schraubenzieher gegeben und der hat die Schraube aufgedreht.

Da gibt es noch viele andere Situationen. Ich finde, man darf nicht immer alles so hinnehmen, auch wenn es durch scheinbare regeln so festgelegt ist. Regeln haben ihren Sinn und die hat sich irgendwann mal jemand ausgedacht, der der Meinung war, das sei gut so. Aber es gibt Situationen, da führen die Regeln zu Nachteilen und wenn man dann den Eindruck hat, man könnte es mit Diskutieren schaffen, dann kann man es doch probieren. Was soll schon passieren? Mehr als "nein" sagen kann nicht geschehen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 24.04.2016, 16:24, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich muss sagen, dass ich es blödsinnig finde, wenn man bei Vorschriften noch lange herum diskutiert. Diese Vorschriften gibt es nun einmal und auch wenn man sie nicht gut findet und sie in dem Moment etwas negatives für einen bedeuten, ist das eben so. Sicher ist es ärgerlich, wenn man es jemandem versprochen hat, das Paket abzuholen und wenn man es dann nicht bekommt.

In dem Moment würde ich vielleicht darum bitten, dass das Paket vielleicht etwas länger aufbewahrt wird, bis der Besitzer es selber abholen kann oder man eine Vollmacht desjenigen geholt hat, für den das Paket sein soll. So etwas dürfte doch zu vereinbaren sein. Es ist doch völlig verständlich, dass die Mitarbeiterin es nicht riskieren möchte, so eine Strafe aufgebrummt zu bekommen und so finde ich es unfair, weiter zu diskutieren und der Frau ein schlechtes Gewissen machen zu wollen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich gehöre eigentlich schon zu den Leuten, die Vorschriften grundsätzlich auf ihren Sinn hin untersuchen und Sachen hinterfragen, die keinen Sinn machen. Etwas völlig blödsinniges einfach zu akzeptieren nur weil das irgendeine vermeintliche Autorität vorgeschrieben hat, entspricht eigentlich nicht meinem Charakter.

Vor ein paar Wochen waren bei uns zum Beispiel die Gehwege mit Parkverbotsschildern versehen, weil Sonntags dort ein Frühlingsmarkt stattfinden sollte. Ich musste Freitag Mittags etwas im Finanzamt abgeben und da auf den Parkplätzen noch kein einziger Aussteller seinen Wagen aufgestellt hatte habe ich eben schnell dort geparkt. Die Schilder waren an dauerparkende Anwohner gerichtet, wurden erst am nächsten Tag relevant, also es gab für mich keinen Grund dort nicht kurz zu parken.

Allerdings gibt es ja Situationen, in denen es absolut nichts bringt eine Diskussion anzufangen. Auf der Abholkarte steht, dass man eine Vollmacht braucht, die Person am Schalter hat die Regel nicht aufgestellt und muss die Konsequenzen tragen, wenn sie dagegen verstößt. Da ist es doch völlig logisch, dass eine Diskussion nichts bringt und jeder halbwegs intelligente Mensch sollte das auch verstehen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Bei mir hängt es recht stark vom Einzelfall ab. Wenn ich etwa in einer Behörde oder beim Steuerberater das Beiblatt 7b in zweifacher Ausführung unterschrieben benötige, oder bei der Post nachweisen muss, dass ich wirklich ich bin, fange ich natürlich nicht das Feilschen und Diskutieren an, ob es nicht vielleicht ausnahmsweise ohne Beiblatt 7b ginge. Soviel Lebenserfahrung habe ich dann doch.

Wenn ich dagegen wirklich den Eindruck habe, dass Spielraum besteht, etwa beim Kaufpreis von Elektrogeräten oder irgendwelchen Kleinigkeiten, frage ich schon hin und wieder betont nett und höflich nach, ob man da nicht etwas deichseln könnte, sodass ich nicht noch mal im Kreis herum rennen muss. Aber ich fange auf keinen Fall an zu streiten oder mich aufzuspielen, da die meisten Leute in Serviceberufen mit Kundenkontakt die ganz harten Hunde sind, die jedes Argument und jede Ausrede schon mal gehört haben.

In aller Regel kommt man mit Einschüchterungsversuchen in diesen Fällen nicht sehr weit, sondern versaut nur sich und anderen den Tag. Wenn man mir zuliebe schon einmal eine Vorschrift zurechtgebogen hat, dann nur deswegen, weil ich wirklich nett gefragt und schön gebeten habe. Schokolade ist auch immer eine gute Idee.

Ich kenne es auch von meinem eigenen Berufsalltag, dass ich unschöne und lästige Vorschriften durchsetzen muss, und manche Leute dann meinen, mit mir diskutieren zu müssen. Wenn ich keinen Spielraum habe, merke ich mir in jedem Fall, wer sich da meint aufführen zu müssen und verstaue die Information im Hirnkastl unter "nervtötender Querulant". Wenn ich jedoch auch mal außer der Reihe etwas erledigen oder durchgehen lassen kann, und man fragt mich nett und bedankt sich hinterher, bin ich oft kooperativ und engagiert wie nur was. Und die entsprechende Person hat dann auch oft einen Dauerbonus bei mir, weil ich weiß, mit ihm oder ihr kann man arbeiten, die zickt nicht herum.

Deswegen wäre ich wiederum vorsichtig mit der Aussage: "Mehr als nein sagen kann man nicht!" Bei einmaligen Begegnungen stimmt das schon, aber wenn man öfter mit den gleichen Leuten zu tun hat, ist es besser, nicht als die Person abgestempelt zu werden, die meint, Regeln gelten nur für die anderen. Auch wenn man von Rechts wegen durch sein Benehmen keine handfesten Nachteile haben kann, weil eben jeder das Recht auf seinen blöden Stempel oder Ausweis oder was auch immer hat, kann es dennoch passieren, dass man sonst mal im Stapel ganz nach unten rutscht und erst die netten und normalen Zeitgenossen bedient werden.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Beim Abholen eines Paketes würde ich nicht diskutieren. Einmal ist mir die Regelung bekannt und ich würde, wenn ich für jemanden anderen eine Sendung abholen müsste, immer eine Vollmacht mitnehmen. Sollte ich jemals jemand beauftragen, meine Sendungen bei der Post abzuholen, würde ich der Person ebenfalls eine Vollmacht mitgeben.

Manche Vorschriften halte ich bei der Post aber auch für fragwürdig. Von einem befreundeten Ehepaar wurden beim ersten Internetzugang die Zugangsdaten als Einschreiben versendet. Es war nur eine Benachrichtigung im Briefkasten, dass da eben ein Einschreiben gekommen ist. Die Ehefrau ist dann zur Post gefahren und bekam die Sendung nicht ausgehändigt. Was schon ärgerlich war.

Sowohl mein Bruder, wie auch ich, hätten Interesse daran, Filme mit einer Altersfreigabe ab 18 Jahren zu bestellen. Nun ist der Versand dafür schon recht teuer. Aber das Problem ist die Zustellung. Bei mir klingelt die Paketpost so gut wie nie. Was heißt, meine Sendung geht an den Absender zurück. Denn auf der Post abholen kann man diese Sendungen nicht. Mein Bruder ist zu den Zeiten, zu denen an seinem Wohnort Paketpost zugestellt wird, gar nicht zu Hause. Die Annahme von einer anderen erwachsenen Person wird aber grundsätzlich ausgeschlossen.

Diese Regelung würden wir beide auch ohne Probleme diskutieren. Nur telefonisch eben nicht. Amazon wimmelt einen da nämlich ziemlich schnell einfach ab. Eine Lösung für das Problem, wie man FSK 18 Sendungen bei Amazon bestellen kann, konnte Amazon meinem Bruder, der dort angerufen hat, aber nicht anbieten.

Hermes ist mit der Abholung von Sendungen auch Thema für sich. Hier um die Ecke ist ein Kiosk, der auch Hermes im Angebot hat. Ich habe dort auch schon mitbekommen, dass da jemand mit einem Abholschein stand und die Verkäuferin dort sagte, dass sie zwar weiß, dass sie die Empfängerin ist, aber sie einen Ausweis braucht, wenn die Sendung abgeholt wird.

Ich bin an sich jemand, der durchaus gerne diskutiert. Auch wenn es um Vorschriften geht. Oftmals erwecke ich damit den Eindruck sehr misstrauisch zu sein. Wenn ich eine Vorschrift und deren Sinn und Zweck verstehe, sind sie in der Regel für mich kein Problem. Ich kann so, ohne das ich das je diskutiert hätte, durchaus nachvollziehen, wenn ein Postmitarbeiter nicht ohne Vollmacht eine Sendung an eine vollkommen fremde Person heraus gibt, die nicht nachweise kann, dass sie der Empfänger der Sendung ist.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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