Von afrikanischem Patenkind einen Brief erwarten?

vom 06.09.2015, 12:58 Uhr

Mein Freund und ich haben bereits seit einer Weile ein Patenkind in Afrika, das wir finanziell über eine Organisation unterstützen. Wir haben zu Beginn den einen oder anderen Brief von dem Patenkind bekommen, allerdings sind es mit der Zeit immer weniger geworden und inzwischen bekommen wir nur noch sehr selten mal einen. Ich finde das aber nicht weiter schlimm, denn das Kind kann sich auch ruhig auf die Schule und den späteren Beruf konzentrieren und braucht uns nicht dauernd zu danken. Für das Kind ist das sicherlich auch nicht angenehm, dass reiche Deutsche seine Bildung finanzieren.

Eine Bekannte von mir hat auch so eine Patenschaft übernommen und beschwert sich aber darüber, dass das Kind ihr selten einen Brief schreibt. Sie bekommt vielleicht einmal im Jahr einen und manchmal seltener. Ihre Wut kann ich nicht ganz nachvollziehen. Unterstützt ihr auch Kinder oder Jugendliche in Afrika und erwartet ihr von diesen auch immer Briefe? Wie wichtig ist es euch und seit ihr sauer, wenn diese ausbleiben?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich unterstütze keine Kinder in Afrika, aber ich denke, dass ein Brief im Jahr absolut in Ordnung ist. Wenn man öfter einen Brief erwartet, sollte man es nicht machen. Immerhin hat das Bild kaum ein Bild davon, warum das so wichtig ist und muss sich ja auch auf das eigene Leben konzentrieren. Sauer würde ich da nicht sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn das Kind zur Schule geht, wird es wohl schreiben können. Dann kann man meiner Meinung nach auch regelmäßige Briefe erwarten. Wegen 2, 3 Briefen im Jahr wird das Kind sicher nicht seine Schule vernachlässigen müssen. Einmal im Jahr oder gar weniger finde ich persönlich viel zu selten und es würde mich auch stören.

Ich selber habe kein Patenkind, aber wenn ich eines hätte, welchem ich quasi sein ganzes Leben finanziere, würde ich sehr wohl regelmäßige Briefe erwarten. Keine Dankesschreiben, aber Berichte darüber, wie es ihm geht, was er so treibt und so weiter. Man ist in so einer Situation ja auch interessiert an "seinem" Kind.

Das ist so wie mit entfernten Verwandten. Eigentlich hat man kein Interesse an großartigem Kontakt und kommt nie auf die Idee mal anzurufen, aber wenn die Großtante einem beim Familientreffen die obligatorischen 50 Euro zuschiebt, sagt man ja auch nicht nein. Undankbar finde ich sowas.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe kein afrikanisches Patenkind, auch wenn ich schon mal über eine solche Patenschaft nachgedacht habe. Allerdings würde ich dann auch keine Briefe erwarten, ich wusste gar nicht, dass es überhaupt üblich ist, dass die Kinder den Paten dann Briefe schreiben. Darum würde ich mich eher freuen, wenn dann mal sporadisch ein Brief eintrifft und mich sicher nicht beschweren, dass so wenige Briefe ankommen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich habe auch kein Patenkind und habe es eigentlich auch in Zukunft nicht vor, aber ich würde einfach einmal im Jahr einen Brief erwarten, vielleicht zum Geburtstag oder an Weihnachten, es müsste bei mir auch kein Dankesschreiben dabei sein, aber einfach einen Bericht, wie es ihm geht, was das Kind so erlebt und ähnliche Dinge. Ich meine die Kinder haben ja eigentlich keine richtige Beziehung zu einem und wer schreibt schon fremden Menschen?

» Bascolo » Beiträge: 3578 » Talkpoints: 33,15 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich persönlich bin der Meinung, dass man sich nicht der Illusion hingeben sollte, dass man für ein solches Patentkind in welchem Teil der Welt auch immer auf einmal ein neues Elternteil ist, um das es sich auch gefälligst zu kümmern hat (auch wenn ich diese Haltung niemandem hier unterstellen möchte).

Aber im Grunde ist es doch so, dass die Kinder keinerlei Beziehung zu den Menschen aufbauen, von denen sie finanziert werden. Viele Patenkinder werden und hier kommt es durchaus auf die jeweiligen Organisationen und deren Seriosität an, zudem auch nicht nur von einem Paten, sondern gleich von mehreren unterstützt, um den maximalen positiven Faktor für das Kind (oder die Organisation) sicherzustellen.

In vielen Fällen lässt sich dadurch auch darauf schließen, wie ernst es denn den einzelnen Organisationen, die solche Patenschaften vermitteln, tatsächlich damit ist. Eine Schwägerin von mir unterstützt nämlich seit Jahrzehnten ein solches Projekt in Tansania und sie haben zwar wenige Kinder in ihrer Obhut, dafür hegen diese aber auch regen Kontakt zu ihren Paten in Europa oder den USA. Zudem kommen auch deren Paten öfters nach Afrika, um die Schützlinge zu besuchen und sich vor Ort von den Veränderungen und dem Nutzen, den ihr Geld ja unterstützen soll, zu überzeugen. Gleichzeitig wird auch den Kindern ermöglicht, ein Mal im Jahr nach Europa oder in die USA zu fliegen und das Leben dort ein bisschen kennen zu lernen.

Deshalb bin ich durchaus der Meinung, dass von einem Patenkind nicht ein monatlicher oder gar wöchentlicher Brief zu erwarten ist. Aber gerade in vielen Teilen Afrikas (so abgelegen sie auch sein mögen) gibt es heutzutage Internet und viele Organisationen haben Wifi, welches sie den Kindern ein Mal im Monat zur Verfügung stellen, um mit ihren Paten in Europa oder den USA über Skype oder dergleichen zu telefonieren. So sehen sich die beiden Parteien dann auch mal und können ein gewisses Maß an persönlicher Bindung aufbauen.

Darum geht es aber bei Weitem nicht allen Organisationen und im Übrigen auch nicht allen Pateneltern. Viele wollen auch nur einfach ihr Gewissen erleichtern oder ein Mindestmaß an Gutem tun und sind auch gar nicht daran interessiert, einen beständigen Kontakt mit ihren Patenkindern zu haben. Ganz nach dem Motto "Ich tue ja trotzdem was...".

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich stehe dem irgendwie gemischt gegenüber. Einerseits denke ich dabei, dass ein Kind sicherlich nicht daran denken wird, regelmäßig Briefe zu schreiben. Als Kind begreift man vieles einfach noch nicht richtig, vor allem dann, wenn es um Finanzen geht. Wenn ich an mich denke und mir mich als achtjähriges Kind vorstelle, dann denke ich auch, dass ich in so einem Fall einmal gedankt hätte, so etwas dann aber auch schnell wieder vergessen würde, vor allem, weil mir die Wichtigkeit gar nicht so bewusst wäre. Man kann sich ja als Kind nicht so viel unter Finanzen vorstellen und denkt vielleicht auch nicht so weitreichend.

Andererseits denke ich aber auch, dass es nicht zu viel verlangt ist, wenn man ab und zu Briefe erwartet. Die Schule wird kaum darunter leiden müssen, auch wenn das Kind einmal im Monat einen Brief schreiben sollte. Das lässt sich auch in einer Stunde erledigen, wobei jedes Kind eine Stunde im Monat zur freien Verfügung haben sollte. Und Geld hätte es durch meine Spenden ja auch genug für den Brief.

Ich habe nun kein afrikanisches Patenkind, wäre aber irgendwo auch enttäuscht, wenn so selten etwas kommen würde. Ich würde in dem Sinne keine Gegenleistung erwarten, aber mich würde es einfach interessieren, was das Kind so macht und was es einfach Neues gibt. Man hilft ja einem einzelnen Menschen und nicht einer Gruppe, was zeigt, dass einen das Schicksal eines einzelnen Menschen ja auch interessiert. Von daher ist es doch klar, wenn Enttäuschung aufkommt, wenn da nichts kommt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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