Verschwinden die Weltläden immer mehr aus Deutschland?

vom 04.10.2015, 11:36 Uhr

In meiner Heimatstadt und auch in anderen Städten und selbst Dörfern im Umkreis gab es früher eine Vielzahl sogenannter Weltläden. Diese vertreiben hauptsächlich Produkte aus einem ökologisch korrekten und nachhaltigen Anbau und beziehen diese meist direkt von den Produzenten und Bauern in fernen Ländern.

Die Einnahmen dieser Weltläden ging zum größten Teil direkt an eben jene Produzenten und vor allem Bauern und die Mitarbeiter in den Weltläden waren auf ehrenamtlicher Basis beschäftigt. Das ist an sich ein tolles Konzept, welches ich auch immer noch unterstütze.

Nun habe ich aber erfahren, dass zwei Weltläden in meiner alten Heimat schon geschlossen haben, weil sie kaum noch etwas verkaufen konnten. Das Gespräch darüber war relativ kurz, weswegen ich die Gründe dafür nicht erfahren konnte.

Ich habe schon einige Zeit nicht mehr an solche Weltläden gedacht, aber durch dieses Gespräch ist mir jetzt auch aufgefallen, dass es in meiner neuen Heimatstadt gar keinen solchen Weltladen gibt und scheinbar auch noch nie gab.

Meine Partnerin meinte aber auch, dass immer mehr Weltläden schließen würden und kaum noch zu finden sind außerhalb der großen Städte. Nun frage ich mich: Warum ist das so? Gibt es mittlerweile schon eine große Konkurrenz in diesem Bereich im Internet? Oder haben die Leute einfach kein Interesse mehr an diesen Produkten?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich wohne in Köln und wir haben mitten in der Stadt, neben einer Kirche, auch einen Weltladen. Dort gehe ich ab und an mal rein, aber auch sehr sehr selten, nur wenn ich mal etwas haben möchte, wo ich weiß, dass bekomme ich dort auch.

Heutzutage ist das Bewusstsein für faire Produkte bestimmt nicht geringer geworden, als vor ein paar Jahren, wo ich das erste Mal in diesem Laden war. Nur wird immer mehr im Internet bestellt, weil die Auswahl dort vermutlich auch größer ist. Faire Produkte ziehen aber auch immer mehr in andere Geschäfte ein, so dass diese auch dort zu kaufen sind. Ich muss nicht mehr für eine faire Tafel Schokolade durch halb Köln fahren, sondern finde auch eine im Biomarkt um die Ecke, oder sogar im Supermarkt.

Die Großen verdrängen immer wieder die Kleinen, von daher ist es auch kein Wunder, wenn die Weltläden nach und nach aussterben. Zudem bieten sie leider auch nicht alles an, so dass ein kurzer Abstecher dorthin auch wieder einen Zeitverlust bedeutet, was in der heutigen Zeit für den freizeitbewussten Menschen eine Katastrophe ist!

Zeit muss richtig genutzt werden, also im Netz schnell vom Sofa aus bestellen, vielleicht in der Werbepause oder auf dem Weg nach Hause im Zug, oder sonst wo und es wird alles bis vor die Tür gebracht, egal oder die Lieferanten fair behandelt werden, etc. Es ist schade, aber die vernetzte Welt bringt leider nicht nur Gutes.

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» DocMichi » Beiträge: 667 » Talkpoints: 3,51 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne auch solche Läden in meiner Gegend und die sind noch nicht verschwunden, warum auch. Sie würden sich selbst ja die Lebensgrundlage entziehen und sich ins eigene Fleisch schneiden, sie müssten irgendwo ja zugeben das Bio und Ökologisch nachhaltig nicht funktionieren sonst müssten und würden sie ja nicht schließen.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Die Konkurrenz ist definitiv größer geworden. Früher waren Fair Trade Produkte ja wirklich fast nur in solchen Geschäften zu finden, heute liegt die Fair Trade Schokolade im regulären Supermarkt ganz selbstverständlich neben der Milka. Und große Drogerieketten wie DM haben auch eine große Auswahl an fairen und biologischen Produkten. Für die meisten Leute ist es einfach praktischer viele Produkte in einem Geschäft kaufen zu können.

Dann ist aber natürlich auch die Frage ob man genug Leute findet, die sich ehrenamtlich in einen Laden stellen wollen. Und ob man genug einnimmt um die Miete bezahlen zu können, die Mieten für Geschäfte sind ja ziemlich gestiegen in den letzten Jahrzehnten. Ich kenne nur einen solchen Laden bei uns und ich glaube der ist in einem Gebäude der Kirche untergebracht und hat auch nicht durchgehend geöffnet.

Die Frage nach dem Interesse der Kunden ist natürlich auch berechtigt. Obwohl der Markt für faire und biologische Produkte boomt hat man vielleicht nicht unbedingt Lust in einem Geschäft einzukaufen, das ein eher angestaubtes Ökohippie Image hat. Ich habe jedenfalls nicht das Bild eines modernen, zeitgemäßen Geschäfts vor Augen wenn ich an eine Welt Läden denke sondern eher so was mit Räucherstäbchenduft.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kaufe gern in Weltläden ein. Damals in der Schule hatten wir ein Projekt zur interkulturellen Pädagogik und haben den städtischen Weltladen während des Projektes unterstützt. Das Projekt war sehr erfolgreich und hat allen viel Spaß gemacht. Durch die Werbung wurde der Laden im Anschluss auch immer noch gut besucht. Vor allem finde ich es toll, dass die Angestellten alle ehrenamtlich dort arbeiten. Wenn ich ich ein kleines Instrument brauche oder ein tolles und außergewöhnliches Geburtstagsgeschenk, dann kaufe ich es dort.

Durch die Pandemie sind die meisten Läden ja leider geschlossen, wozu auch unser Weltladen gehört. Seitdem bestelle ich auch mal bei kleinen Händlern im Internet. Sodass man diese wenigstens weiterhin unterstützen kann. Ich hoffe, dass der Laden weiter bestehen kann und nicht schließen muss.

» Ela123 » Beiträge: 871 » Talkpoints: 5,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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