Übergewicht bei Tieren als harmlos ansehen?

vom 02.11.2014, 01:37 Uhr

Mein Kaninchen ist ein wenig moppelig und ich habe mal mit meiner Tierärztin besprochen, was ich ihm füttere. Leckerlies oder Brot bekommt es keines, aber sie meinte, dass das Tier eigentlich hauptsächlich Heu fressen sollte und frisches Grün oder Gemüse nur als Zusatz, weil das sehr nährstoffreich sei – zu nährstoffreich. Ich habe ihm aber bisher immer fast ausschließlich mit frischem Grün und Gemüse ernährt.

Das war früher auch kein Problem - der Hase war schlank. Aber sie musste dann kastriert werden und ohne die Geschlechtshormone setzt sie schneller an, sodass sie recht viel zugenommen hatte. Sie darf – weil die eine große Rasse ist - etwa 2,8 bis 3 kg wiegen, sie wiegt aber 3,7 kg. Wobei sie dann auch mal abgenommen hatte auf 3,4 kg.

Diese Abnahme von 300 Gramm hatte ich dadurch erreicht, dass ich dem Tier größtenteils nur noch Heu und Möhren gegeben habe. Dadurch ist sie schlanker geworden, aber man hat deutlich gemerkt, dass der Hase das nicht toll fand. Er hat oft gesucht, ob nicht irgendwo in der Wohnung etwas Besseres herumliegt und manchmal hat er sich sogar nachts an mein Bett geschlichen und an der Bettdecke gezogen. Das macht er, wenn das Essen alle ist. In dem Fall war zwar noch was da, aber eben Essen, dass er nicht so mochte. Darum habe ich diese Diät nach einer Weile wieder unterbrochen.

Meine Mutter ist Krankenschwester und hat auch medizinisches Wissen, wenn sich nicht explizit tier-spezifisch. Sie meint, dass ich den Hasen nicht mehr auf Diät setzen soll, sondern dass ich dem weiterhin das geben soll, was ihm schmeckt - also viel frisches Grün und Gemüse - auch wenn er davon moppelig bleibt. Sie meinte, dass das Leben dann vielleicht etwas kürzer sei, aber der Hase habe dann wenigstens Freude am Leben und was nützt es denn, alt zu werden, wenn man verzichten muss. Da sie täglich im Beruf mit Menschen zu tun hat, die vielleicht auch am Ende des Lebens angekommen sind, hat Sie da ihre eigene Sicht auf die Dinge entwickelt.

Da hat sie nicht Unrecht muss ich sagen. Man merkt, dass dem Hasen die empfohlene Heu-Diät nicht gefällt, der ist unzufrieden, der sucht andauernd. Man könnte auch sagen, der ist damit unglücklich. Und selbst wenn ich ihn auf 3 kg runter bekomme, müsste ich diese Diät ja fortsetzen, damit er sein Gewicht hält. Meine Mutter erachtet das nicht als sinnvoll und sieht das Übergewicht des Tieres eher als harmlos an. Es hat übrigens den ganzen Tag Auslauf, den es auch nutzt, es hoppelt immer frei in der Wohnung umher, also an mangelnder Bewegung liegt es nicht.

Wie seht ihr das? Sollte man das Tier weiter zur Abnahme bringen? Oder sollte man wirklich sagen, dass Übergewicht bei einem Tier harmlos ist und man dem Tier nicht mit einer reduzierten Ernährung das Leben vermiesen sollte?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 02.11.2014, 01:38, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Welche Folgen hätte es denn für den Hasen, wenn er ständig unter Übergewicht leidet? Und damit meine ich nicht nur ein eventuell kürzeres Leben, sondern andere Probleme, die er dann mit sich rumschleppt. Beim Menschen kann ja das Übergewicht auch Gelenke und sogar Organe schädigen. Willst du das dem Tier wirklich antun?

Man muss ihm ja nicht täglich das vorsetzen, was er nicht mag. Aber die Portionen, die das Gewicht negativ beeinflussen, sollte man halt kleiner machen und dafür mehr Heu. Dein Hase wird sich auch daran gewöhnen und je mehr er unterwegs ist, um nach was besseren zu suchen, desto mehr Bewegung hat er ja auch. Das ist auch wieder besser für das Gewicht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Übergewicht kommt bei Kaninchen in der Natur und bei artgerecht gehaltenen Kaninchen nicht vor. Aber für Kaninchen gilt, wie für viele andere Tiere auch, sie verbrauchen rund 1 MJ Energie pro Kilo Körpergewicht in ihrem Leben. Übergewicht verkürzt deren Lebensspanne im Vergleich zum Menschen deutlich. Für Menschen und einige andere Tiere gilt diese Rechnung nämlich nicht.

Mindestens 2 qm pro Tier, viel Freilauf, eine Ernährung mit Heu nach Belieben und Blattgemüse, Kräutern und grünen Ästen plus Beschäftigungsangebote sogen auch bei Hauskaninchen für ein normales Gewicht und das Erreichen eines normalen Lebensalters.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Mindestens 2 qm pro Tier, viel Freilauf, eine Ernährung mit Heu nach Belieben und Blattgemüse, Kräutern und grünen Ästen plus Beschäftigungsangebote sogen auch bei Hauskaninchen für ein normales Gewicht und das Erreichen eines normalen Lebensalters.

Diese Standard-Regeln erfülle ich alle. Warum denkt man denn immer, man würde an der Haltung etwas falsch machen, wenn das Tier moppelig ist? Es rennt den ganzen Tag in meiner kompletten Wohnung falsch herum, es hat immer Heu und ansonsten Gemüse. Aber es ist eben kastriert und dadurch sind die Geschlechtshormone weg und daher nimmt es schneller zu. Aus dem Grund trifft auch der Vergleich mit den Kaninchen in der Natur nicht zu, denn in der Natur sind keine kastrierten Tiere unterwegs.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Auch bei kastrierten Kaninchen gibt es kaum Probleme, wenn das Futter stimmt. Bereits über Nacht in kleineren Käfigen und die Auswahl des Gemüses können sehr schnell zu Übergewicht führen. Es darf halt fast nur Blattgemüse sein, alle anderen Sorten und Obst sind reine Leckerchen.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Es bekommt keine Leckerchen und es ist auch nicht nachts im Käfig, es ist immer, 24 Stunden am Tag, in meiner kompletten Wohnung frei, denn es würde sofort rebellieren, wenn ich versuchen würde, es in einen Käfig zu setzen und es kratzt auch an der Tür, wenn ich eine schließe, somit habe ich gar keine andere Wahl, als es immer frei herumlaufen zu lassen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Du schreibst, dass es bereits mit Möhren und Heu abgenommen hat. Möhren sind aber schon viel zu gehaltvoll. Versuch es mit Kräutern, Blattgemüse, Heu und Ästen. Damit hat wirklich jedes Kaninchen ein normales Gewicht.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Es ist doch klar, dass es erst mal keine Lust auf Diät hat. Das ist wie wenn du einem Menschen, der sein Leben lang nur Ungesundes gegessen hat nun plötzlich mit Obst und Gemüse kommst. Das ist aber dennoch sehr wichtig für das Tier und es wird es dir auch durch Lebenszeit danken. Es ist einfach für ein Tier sehr ungesund zu dick zu sein. Sicherlich ist es bei deinem Tier auch hormonbedingt, weil einfach etwas anders läuft, aber man darf dennoch nicht vergessen, dass Übergewicht einige Probleme mit sich zieht und es dann weniger Leben kann.

Als Krankenschwester sollte man irgendwie auch eine andere Einstellung haben, wie ich finde. Immerhin bringt Übergewicht bei Menschen eine geringere Lebenserwartung, eingeschränkte Beweglichkeit und ich glaube kaum, dass Menschen, die sich nicht mehr bewegen können glücklicher sind. Man muss da einen Mittelweg finden und sollte nicht nur in einer Diät leben, aber auch nicht zu sehr dem Süßkram und ungesunden Speisen frönen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Übergewicht bei Tieren ist genau wo ungesund wie bei Menschen. Ich kenne kaum Menschen, die kein ungesundes Essen mögen und dennoch zügelt man sich und bemüht sich um eine ordentliche Ernährung. Die Aussage deiner Mutter finde ich extrem fragwürdig. Durftest du als Kind auch hauptsächlich Schokolade, Torte und Süßes essen? Ich mein, das hätte dir sicher Freude bereitet, auch wenn du dann irgendwann aus allen Nähten geplatzt wärest. :think:

Nein, verantwortungsvolle Tierhaltung ist nicht nur auf die Freude des Tieres ausgerichtet, sondern auch darauf, dem Tier ein beschwerdefreies, gesundes und artgerechtes Leben zu bieten. Dein Hase ist vielleicht noch nicht viel zu fett und ich weiß nicht, ob ich ihn da schon auf eine knallharte Diät setzen würde. Auf jeden Fall aber würde ich zusehen, dass er auf keinen Fall weiter zunimmt und langfristig auch wieder etwas abnimmt. Heißt, ich würde ihn nicht von heute auf morgen auf die Heu-Diät setzen, sondern die Ernährung langsam umstellen, damit er sich auch daran gewöhnen kann und nicht ständig verwirrt nach Futter sucht.

Meine eine Katze ist auch etwas pummelig. Sie könnte auch gut und gerne ein Kilo abnehmen. Sie ist sehr klein und hat nach ihrer Kastration ordentlich zugenommen. Außerdem ist sie nicht mehr die jüngste und entsprechend faul. Noch macht ihr ihr Übergewicht nicht wirklich zu schaffen. Sie kann sich normal putzen und auch noch recht gut springen, wenngleich man schon merkt, dass sie mehr zu tragen hat als früher.

Ich könnte nun auch sagen sie ist ja schon alt und sie frisst doch so gerne, also lass ich sie einfach machen. Aber das wäre doch verantwortungslos. Die Organe würden verfetten, ihre ohnehin schon nicht super gute Kondition würde abnehmen, sie würde irgendwann in der Fellpflege eingeschränkt und würde letztlich unzufrieden und früher sterben. Und das nur, weil sie doch so gerne frisst und ich es nicht übers Herz bringe, sie auf Diät zu setzen? Nein, das kann ich nicht.

Und weil sie ziemlich unausstehlich wird, wenn sie (ihrer Meinung nach) nicht genug Gutes zu fressen bekommt, bekommt sie jetzt halt nur etwas weniger und macht zusätzlich Sport. Indoor-Agility mit clickern, für die Gesundheit und die Fitness. Klappt gut.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich persönlich kann nicht verstehen warum Leute immer denken Übergewicht bei Tieren wäre weniger schlimm wie bei Menschen. Zum einen möchte doch jeder der sein Tier liebt, dass es so lange wie möglich ein tolles Leben hat und alt wird. Ich hätte nicht damit Leben können zu wissen, dass ich das Leben meiner Haustiere verkürzt habe, nur weil ich ihnen das falsche zu essen gegeben habe.

Und es geht nicht nur um ein kürzeres Leben, es geht auch darum, dass Übergewicht zu vielen Krankheiten führen kann. Welche dein Haustier schwer belasten können. Man bekommt es bei Tieren nur nicht so mit, da sie nicht reden können und nicht sagen können, was ihnen weh tut oder schwer fällt. Auch bei Tieren geht Übergewicht auf die Gelenke und Knochen. Es kann Diabetes und vieles andere auslösen.

Klar findet es dein Haustier erst einmal nicht toll, wenn es nicht mehr bekommt was es gerne isst. Es weiß ja auch nicht, dass es zu seinem besten ist. Aber er wird sich daran gewöhnen. Man kann Tieren neue Essgewohnheiten antrainieren wie sich selber auch. Auch Menschen finden es erst nicht toll, aber irgendwann gewöhnt man sich daran. So auch ein Haustier. Es hat ja kein schlechteres Leben nur weil es nicht mehr nur Leckereien bekommt. Immerhin besteht sein Leben nicht nur aus essen und sollte dies doch der Fall sein, hat dein Haustier sowieso ein Langweiliges Leben und es würde wirklich Sinn machen so einiges zu ändern.

Außerdem reden sich Tierbesitzer auch oft ein, dass das Tier so unter besserer Ernährung oder ähnlichem Leiden würde, dar weil hat es einfach nur keine Lust sich umzugewöhnen. Ein Kind das immer Süßigkeiten bekommen hat wird auch nicht glücklich sein wenn es plötzlich statt Süßigkeiten Gemüse essen soll. Deswegen lässt man es trotzdem nicht weiter Süßigkeiten essen nur weil es deswegen Bockig ist. Dein Haustier ist auch einfach Bockig, es kann nicht für sich entscheiden welches Essen für ihn am besten ist, daher musst du dass machen.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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