Anthroposophie - Was haltet ihr davon?

Da ich gerade einen Artikel zu dem Thema übersetze, würde mich interessieren, wie ihr zur Anthroposophie, also zu den Lehren Rudolf Steiners steht. Es handelt sich hierbei, falls das dem ein- oder anderen nichts sagt, um eine spirituelle Weltanschauung, die sich vorwiegend mit dem Übersinnlichen beschäftigt.

Eine der wohl bekanntesten Ansichten, die aus dieser Bewegung hervorgingen, ist die Waldorfpädagogik, die ja viele Anhänger hat, es gibt aber noch zahlreiche andere Beispiele, welche aufzuführen aber hier den Rahmen sprengen würde.

Mein Standpunkt ist der, dass ich dem Ganzen nicht so angetan bin. Ich habe zwar nichts gegen solche Ansichten, bin aber auch nicht an diesen Lehren interessiert, da ich mit spirituellen Dingen weniger am Hut habe. Es gibt sicherlich die ein- oder anderen positiven Aspekte, die aus dieser Lehre hervorgegangen sind, und dennoch bevorzuge ich beispielsweise herkömmliche Schulen gegenüber Waldorfschulen.

Vielleicht gibt es hier ja aber auch Verfechter der anthroposophischen Lehren, die beispielsweise auf Waldorfpädagogik oder biologisch-dynamische Landwirtschaft schwören. Mich würde daher einfach mal eure Ansicht dazu interessieren.

Ich kann dir sagen, dass ich von der Anthroposophie gar nichts halte. Einerseits, weil damit zum Teil Rassismus legitimiert wird, andererseits, weil diese ganzen Theorien auf wahnsinnigen Behauptungen ohne Beleg basieren. Und dass man so etwas auf Waldorfschulen zum Teil auch noch an heutige Kinder weiter gibt, das finde ich, ist das Schlimmste!

Zum Rassismus lässt sich sagen, dass ich insofern rein historisch nachvollziehen kann, wie Steiner auf solche Ideen kommen könnte. Leider entsprachen solche Rassenbilder und dieser Glaube, eine Rasse sei besser, als die anderen, der damaligen Zeit nur allzu gut. Aber natürlich rechtfertigt auch das solche Ansichten nicht, und logisch denkende Menschen müssen auch damals schon bemerkt haben, dass das alles blödsinnig ist. Abgesehen davon sind wir heute ja auch schon viel weiter, und von daher ist es mir vollkommen unverständlich, wie man heutzutage noch mit vollkommen veralteten (auch das sind sie ja, nicht einfach nur blödsinnig) Rassetheorien auftauchen und diese heute noch Kindern lehren kann. Ja, das tut man.

Es gab schon mehrere Fälle, wo es in heutigen Schulbüchern für Waldorfschulen einige Artikel gab, in Biologiebüchern beispielsweise, wo "Neger" als Rasse genannt worden sind, und über diese "Rasse" geschrieben wurde, sie sei geistig unterlegen. Dann steht da zum Teil auch noch etwas von der Rasse der "Arier", die, völlig passend zum Bild der Nationalsozialisten, eben die Nordeuropäer und ursprünglichen germanischen und keltischen Völer zugeordnet sind, und somit auch die heutigen Deutschen. Und die werden dann laut Steinerscher Rassentheorie über den grünen Klee gelobt, als Optimum aller menschlichen Rassen.

Solche Schulbücher wurden tatsächlich gedruckt, und wenn das heraus kam, war es ein Skandal. Zu Recht, meiner Meinung nach! Das Tragische ist nur, dass viele Anhänger der Anthroposophie auch heute sich an solchen Rassetheorien gar nicht zu stören scheinen, und damit auch nicht daran, dass ihre Kinder in der Schule so etwas lernen. Das ist meiner Meinung nach sehr problematisch.

Was ich auch noch schlecht finde, ist, was sich ebenfalls in Schulbüchern von Waldorfschulen befindet, und was auch der Steinerschen Anthroposophie entspricht: diverse esoterische Ansätze und Geschichtsbilder, die völlig unbelegt sind, ja, eigentlich sogar sehr unwahrscheinlich sind, und die dann aber als Fakten dargestellt werden. Du kannst dich ja mit der Anthroposophie halbwegs aus, nehme ich an, also hast du wahrscheinlich auch schon gelesen, was man da so über Atlantis glaubt? Da meint man, dort läge der Ursprung der Menschheit, in menschenähnlichen Geistwesen, die zuerst nicht einmal materiell waren, die hellsehen konnten, und was weiß ich. Seltsamste esoterische Wahnvorstellungen, die keineswegs der Wahrheit entsprechen (jeder ausgebildete Naturwissenschaftler, der nicht der Anthroposophie angehört, würde heulen), und so etwas bringt man Schülern als Fakten bei! Also, das kann man doch wohl nur kritisieren, sofern man selbst dieses Weltbild nicht teilt.

An sich finde ich einige Ansätze ja nicht schlecht. Also die gesamte Anthroposophie mit dem riesigen Rattenschwanz, der da mit dran hängt, Steiners Lehren, landwirtschaftliche Regeln, und so weiter, das muss ich der Fairness halber sagen, wirklich alles ist nicht gnadenlos schlecht. Meinentwegen sollen sie ruhig Schulgebäude ohne Ecken bauen, damit das natürlicher aussieht. Vielleicht tut es den Lernenden und Lehrenden wirklich gut. Zumindest schadet es nicht, das ist für mich die Hauptsache!

Aber wenn es dann um Rassetheorien, wo bestimmte Hautfarben abgewertet werden, geht, oder darum, dass wir alle von immateriellen, hellsehenden, Geistwesen aus Atlantis abstammen, dann geht das doch wohl zu weit. Wenn Erwachsene das glauben wollen, also wenn sie sich im Erwachsenenalter selbst dazu entscheiden, sollen sie das meinentwegen tun. Aber Kindern sollte man das nicht beibringen, gerade, wenn sie keine anderen Quellen haben, sich also nicht selbst eine Meinung bilden können. Und so sieht es doch aus, wenn Kinder in so einem anthroposophischen Haushalt aufwachsen, auf eine solche Schule gehen, aus der Schule nur einen solchen Freundeskreis haben, und so weiter. Das grenzt dann doch schon an Weltfremdheit, was so ein Kind durchmacht. Was, wenn es dann irgendwann bemerkt, dass andere Menschen eine andere Auffassung haben?

Insgesamt kann ich es also gerade nicht verstehen, wieso anthroposophische Waldorfschulen überhaupt offiziell als Schulen anerkannt werden. Wer von Ariern und Negern erzählt und von Atlantis als historischem Fakt, der sollte nicht als gleichwertig mit anderen Schulen gesehen werden und meiner Meinung nach sollte gerade bei rassistischen Theorien auch eine Lehrerlaubnis entzogen werden.