explodierende Kosten im Gesundheitsystem

vom 20.11.2007, 22:01 Uhr

Es geht um die Krankenkassenkosten bzw. Kosten, die angeblich dicke Menschen verursachen. Darauf gekommen bin ich durch diesen Thread , der in meinen Augen schon mit Vorurteilen belastet ist.

So heißt es ja, dass dicke Menschen die Kosten explodieren lassen. Und zwar, weil sie Risiken haben, eher an gewisse Krankheiten zu erkranken, als schlanke Menschen. Aber nur, weil das Risiko vorhanden ist, heisst es nicht automatisch, dass man daran erkranken muss. Sicher sind Therapien bei durch das Gewicht entstehende Krankheiten (hier stellt sich aber die Frage: was war zuerst da - die Krankheit oder das Übergewicht) nicht gerade günstig. Aber es kann genauso gut jeden schlanken Menschen treffen.

Bluthochdruck ist durchaus genauso im schlankeren Gewichtbereich anzutreffen, wie erhöhtes Cholesterin, was nun auch ein Grund für einen Schlaganfall haben kann. Auch ein schlanker Mensch kann ungesund leben, aber ihm sieht man das nicht an oder er hat keine (gesundheitlichen) Einschränkungen.

Und ich finde, dass die Rechnung einfach nicht aufgeht, dass dicke Menschen die hohen Kosten verursachen. Genauso gut können sportlich aktive Menschen einen Unfall in ihrer Freizeit erleiden, so wie ein schlanker, aber rauchender Mensch Lungenkrebs bekommen kann. Das bezahlt eben auch die Solidarität und unter anderem auch der dicke Mensch, der bis auf sein Gewicht, kein anderes "Manko" hat. Aber da würde doch auch keiner auf die Idee kommen und ihm die Kostenexplosion in die Schuhe schieben zu wollen. Sprich: Schlankheit bedeutet nicht gleich Gesundheit. Übrigens finde ich nicht, dass sich Fettleibigkeit und Spaß an Bewegung ausschließen muss, das nur am Rande.

Es ist schon ausreichend, dass ab 2008 Ärzte bei den Krankenkassen Patienten melden sollen, die für ihre Krankheit -angeblich- etwas können. Wie genau das erläutert ist, weiß ich nicht. Schließlich sucht sich keiner die Krankheiten aus, die er bekommt. Im Gegenteil, man fragt sich, ob man es irgendwie hätte verhindern können - aber in den wenigsten Fällen (wenn überhaupt) ist dies der Fall. Es sei denn, man stirbt bevor man das Gesundheitsystem weiter belastet.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich will ja nichts sagen, doch eigentlich schon, denn es ist statistisch erwiesen, sieh Bundesamt für Statistik, das etwas vollschlankere Menschen anfälliger für verschiedenste Krankheiten sind und somit ein größerer Kostenfaktor sind.

Das heißt natürlich nicht, dass jemand der dick ist automatisch eher krank wird als jemand der schlank ist, aber rein statistisch die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass diese Personengruppe eine Krankheit bekommt oder eher krank wird - und das muss man eben bedenken und auch anerkennen, ist eben Fakt, daher verursachen vollschlankere im Mittel höhere Kosten als schlanke. Wie gesagt, auch diese können krank werden und auch diese können dadurch Kosten verursachen nur ist der Anteil der Normalgewichtigen an diesen Kosten statistisch gesehen kleiner als der von Übergewichtigen..

Vor allem da es sich wie beim Rauchen um schwere Langzeiterkrankungen handelt, nicht um die Grippe oder andere kurzfristige Sachen.

Natürlich können nicht alle etwas für ihre Krankheit, dass wurde ja hier und da auch schon angesprochen - aber wenn jemand selbst an seinem Übergewicht schuld ist und nicht zur Gruppe der wenigen Menschen gehört, die nichts dafür können, verhält er sich unsolidarisch zum Rest. Aber das ist sowieso eine endlose Debatte, da ich weniger dafür bin, dass der Arzt zum Gesundheits Spitzel wird, sondern dass Menschen, die eine nachweisbare Teilschuld an ihrer Krankheit haben, wie z. B. vermeidbares Übergewicht, Raucher und Trinker usw. sowieso einen höheren Prozentsatz zahlen müssten - sozusagen als "Hedonisten Bonus", denn wer will, der soll, solange er den Rest (also die anderen) nicht durch sein Verhalten schädigt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wenn Dicke das Gesundheitsystem nicht so belasten würden, dann frage ich mich aber auch, weshalb es Krankenkassen gibt, die ihren Patienten extra Kurse anbietet, wie Aerobic, gemeinsames Laufen und so weiter. Es gibt sogar Krankenkassen, die einem den Beitrag im Fitnessstudio komplett (!) übernehmen. Wieso sollten sie das tun? Aus Nettigkeit? Nee. Sondern weil sie selbst am Ende am meisten davon haben und Geld sparen. Mir kann jetzt echt keiner erzählen, die Krankenkassen denken dabei nicht an ihr eigenes Interesse und das ist ja dann wohl eindeutig vorhanden.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Diese Angebote sind jedoch nicht nur dickeren Menschen vorbehalten. So viel ich weiss, kann und darf da jeder mitmachen. Natürlich versuchen die KK Bewegungsmangel und Fehlernährungen etc vorzubeugen. Ich sage ja auch nicht, dass man gewisse Dinge nicht vermeiden könnte und auch nicht, dass weniger Gewicht nicht zu Verbesserungen einer bestehenden Erkrankung führt. Das ist mir auch bewusst. Allerdings ist es auch gefährlich, auf Biegen und Brechen, unter Druck eine Reduktion zu erlangen. So etwas geht meistens nach hinten los. Genauso ist es, wenn man einem Nikotin- oder Alkoholsüchtigen Menschen das Suchtmittel verweigert, einem Sportler seinen Sport einschränkt usw.

Was ist, wenn gesunde Ernährung und tägliche Bewegung nichts bringen? Muss man sich dann vorwerfen lassen, man sei zu doof zum Abnehmen? Ich weiss, wie das ist, wenn man mit Bewegung und Ernährung genau das versucht und man geht auf die Waage und hat absolut keine Erfolgserlebnisse. Den Schuh, dass ich zu doof dafür sei, ziehe ich mir unter Garantie nicht an.

Diese Statistiken kenne ich auch, und mal ehrlich, mich hat keiner zu meinem Lebensstil oder zu meinen Krankheiten befragt. Weiss ich, ob es objektive Beobachtungen oder doch eher Schätzungen sind? Weiss die Statistik, ob zuerst die Krankheit und dann das Übergewicht da war oder andersherum? Ich misstraue im Übrigen allgemein Statistiken und nicht nur hier. Es hiess eine zeitlang, dass in Deutschland die meisten Dicken leben würden. Tja, in anderen europäischen Ländern wurde das auch behauptet, wie z.B. in Schottland.

Es wird schwer eine Linie zwischen dem zu ziehen, was der Patient generell selbst verursacht hat und das, wozu er nichts kann. Letztendlich kann man immer sagen, dass der Patient zumindest mitschuldig ist. Wie man das beweisen soll, keine Ahnung.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Hallo *steph*, ich finde nicht unbedingt, dass der von Dir genannte Thread mit Vorurteilen überlastet ist. Sicherlich stecken da einige Vorurteile drin, aber es ist nun mal Fakt und auch nachweisbar, dass der überwiegende Teil der Übergewichtigen an ihrem Übergewicht selbst schuld ist. Eben durch unpassende Ernährung in Verbindung mit Bewegungmangel. Wenn diese Ursachen auf Dich nicht zutreffen, dann ziehe Dir auch bitte den Schuh nicht an, sondern lege Dir ganz schnell ein dickes Fell zu! Es gibt wirklich Ausnahmen, auf die das nicht zutrifft, die sich sehr wohl vernünftig ernähren und sich auch angemessen bewegen und auf Grund anderer Ursachen dick sind. Nur weil deren Zahl so gering ist, werden sie mit den anderen über einen Kamm geschoren. Liegt aber auch daran, dass alsGrund für das Übergewicht oft Krankheit oder "kann nichts dafür" genannt wird, obwohl das definitiv nicht stimmt.

Genauso nachweisbar ist es, dass Übergewichtige eher an bestimmten Krankheiten erkranken als schlanke Menschen. Das heißt aber noch lange nicht, dass schlanke Menschen immer kerngesund sind und auch gar nicht kranken werden, nur eben weniger häufig. Deshalb sind Prophylaxe-Angebote wie Sport oder Ernährungsberatung auch für alle Versicherten im Angebot. Denn egal ob Hoch-Risiko-Gruppe oder nicht, Bewegung schadet selten. Gleiches gilt für gesunde Ernährung.

Dass als Beispiel für Kosten im Gesundheitswesen hauptsächlich die Übergewichtigen herhalten müssen, liegt sicher daran, dass Übergewicht allgemein wenig toleriert wird. Raucher und Alkoholiker gefährden sich zwar auch stark, aber rauchen wird teilweise noch toleriert und trinken gilt schon noch als Tabu-Thema. Dass der Ärzte vermeintlich selbst schuldige Patienten melden sollen, finde ich untragbar. Erstens wie schon angesprochen, wo will man da genau eine Linie ziehen. Zweitens, und für mich viel schlimmer, wird so das Vertrauensverhältnis Arzt-Patient erheblich beeinträchtigt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ja, natürlich können AUCH schlanke Mitglieder der Krankenkasse da mitmachen, aber weshalb wird sowas denn bitte angeboten? Einfach nur um wirklich Übergewicht vorzubeugen oder es zu beseitigen, weil die Kasse jedes Jahr einen Haufen Geld kostet. Mir reicht es teilweise schon, wenn ich mal bei meinem Hausarzt bin und eh schon das ganze Wartezimmer voller Leute über 65 vollsitzt und gute zwei Drittel davon haben deutliches Übergewicht. Wundert mich dann auch nicht, dass die Probleme mit den Knien haben und kaum noch Treppen steigen können.

Die ewige Diskussion darüber, ob man jetzt was dazu kann oder nicht, kann ich so langsam aber echt nicht mehr hören. Ich glaube, wir haben jetzt alle verstanden, dass du offenbar jemand bist, der übergewichtig ist und dessen Übergewicht durch eine Krankheit bedingt ist und das ist auch sehr tragisch für dich. Aber Leute wie du machen einen ganz geringen Teil der Übergewichtigen aus, das sollte doch so langsam mal angekommen sein oder?

Und wenn du dich benachteiligt fühlst oder sonst was: Dein Arzt wird dir doch sicherlich nachweisen können, dass dein Übergewicht Krankheitbedingt ist oder? Dann wirst du doch auch gar nicht erst in ein Problem mit deiner Krankenkasse geraten.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Weisst Du, Sippschaft, mein Beispiel ist nur eines von vielen. Und was ankommt und was nicht, das ist immer noch die Entscheidung des einzelnen. Es ging nicht hauptsächlich um mich, sondern auch um andere. Mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen. Das Thema ist durch.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Aber ich meine doch nur, dass du wirklich immer drauf herum hackst, dass Dicke nichts dafür können, dass sie dick sind. Ich mein, das trifft auf einen Teil bestimmt zu, aber wirklich nur auf eine sehr kleinen Teil und man kann nicht immer diesen einen kleinen Teil als Diskriminierungsopfer darstellen, wenn die anderen 93 % eben wirklich selbst daran schuld sind, dass sie Übergewicht haben. Und wenn nachgewiesen ist, dass Dicke eher an bestimmten Krankheiten leiden als andere Menschen, dass sie körperlich nicht so belastbar sind, teilweise angeschlagen, usw, dann ist das doch eine Tatsache die auf die meisten Dicken zutrifft. Ob jetzt der Einzelne daran schuld ist dass er dick ist oder nicht, spielt doch gar keine Rolle mehr.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bitte den Bogern zurück zum Thema spannen - Übergewicht & Schuld an Kostenexplosion im Gesundheitswesen.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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