Opel bleibt endgültig bei GM

vom 04.11.2009, 09:14 Uhr

betty hat geschrieben:Magna baut schon lange im Auftrag für andere Konzerne Fahrzeuge, das Wissen und die Technik sind vorhanden.

Naja, halbwegs würde ich sagen - denn Magna baut hier nur im Auftrag anderer ohne weiterverwertbare Lizenzen zu entwickeln (sprich: nur auf Kommando bzw. nach Plan) und das eigene Wissen beschränkt sich auf Mitentwicklungen an verschiedenen Fahrzeugtypen.

Magna könnte also nicht von heute auf morgen mal eben eine eigene Marke stemmen bzw. aus der Taufe heben - deswegen will man ja auch eine kaufen.

betty hat geschrieben:Aber meine erste Frage war, warum ein Konzern, der andere Autohersteller beliefert nun selbst einer werden will. Klar war doch, dass dann viele Kunden sich verabschieden werden, weil sie nicht bei einem Mitbewerber bestellen wollen. Der Wahn nach Unternehmensgröße hat nachgelassen und wäre in diesem Fall auch nicht als Argument zu gebrauchen gewesen, Magna ist schon riesig.

Warum sollten sich denn da Kunden verabschieden? Magna ist schon fast als Monopolist bei den Zuliefern zu bezeichnen bzw. haben sie in etlichen Bereichen einfach ein Monopol. Klar wird da im Vorfeld mit den Ketten gerasselt man werde dann nicht mehr bei Magna kaufen, aber letztendlich hat man da keine Wahl bzw. nur die Wahl bei anderen Zuliefern entweder gegen einen deutlichen Aufpreis oder mit Qualitätseinbußen einzukaufen, was beides der eigenen Marke mehr schadet und stärker dem Konkurrenten nützt (auch wenn man sich dann tendenziell langfristig um Alternativen bemühen würde).

Und hier geht`s nicht um den Wahn nach Unternehmensgröße als Argument, sondern um etwas eher ziemlich naives, weswegen Magna auch schon früher mit GAZ kooperierte um ausgestorbene, russische Automarken wiederzubeleben: Frank Stronach will gerne "eigene" Autos bauen und nicht nur im Auftrag anderer bzw. die Teile dafür liefern.

betty hat geschrieben:Zumal der russische Hersteller GAZ bereits mit dem Technologieschub rechnete. Eine wirklich unabhängige Quelle dafür ist das Handelsblatt: Klick. Es stand auch im Konzeptpapier von Magna, dass man Opel-Ableger (ähnlich wie Fiat in Polen) aus den Werken von GAZ schicken möchte, vielleicht sogar unter dem Namen Wolga, der seit Jahren brach liegt.

Da steht doch nur, dass da Opel Modelle bald vom Band rollen sollen - andere Quellen, wie diese, bestätigen das auch, nur geht es da um die Nutzfahrzeugsparte was auch realistisch ist - denn GAZ ist weder von den Produktionsanlagen noch von den Möglichkeiten (mangelhaftes Personal) darauf vorbereitet Highclass Modelle (wie ich auch Opel nennen würde) zu produzieren. GAZ produziert und verkauft momentan fast nur Nutzfahrzeuge sowie Kleintransporter und andere Fahrzeugklassen die äußerst einfach aufgebaut sind im Vergleich z. B. zu den aktuellen Opel Mittelklasse Modellen.

betty hat geschrieben:Machen wir uns nichts vor, es gibt Überkapazitäten in allen Ländern, die Nachfrage liegt weit hinter dem zurück, was produziert werden könnte. Und das hat immer zur Folge, dass Produktionskapazitäten abgebaut werden.

Naja, der Mini war eine gemeinsame Neuentwicklung von Rover und BMW - ob die Herauslösung aus dem Rover Verbund gerechtfertigt war oder nicht, da kann man streiten. Hätte man den neuen Mini bei Rover gelassen hätte Rover im Gegenzug teure Lizenzen (den Entwicklungs- und Knowhowanteil) von BMW erwerben müssen mit Geld das sie nicht hatten.

Und bei Opel würden auch bei einem Magna Deal Produktionskapazitäten abgebaut und verschoben werden - aber eben im europäischen Ausland, da die Zukunft der dortigen Opel Werke wesentlich düsterer in Stronachs "Lichtrahl" Konzept aussah, und kaum in Deutschland.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Der Lohnanteil bei General Motors liegt bei zehn Prozent, wenn die Arbeitnehmer auf zehin Prozent dies nur en Prozent ihrer (Brutto-)Löhne verzichten ist das nur eine Ersparnis von einem Prozent aller anfallenden Kosten - das wird Opel aber wohl kaum über den Berg retten. Technologieführer? Natürlich, gerade jetzt da der Chef der verfehlten Entwicklungspolitik bei GM (in den letzten Jahren) nun Aufsichtsratchef ist.

Ich finde man sollte Opel einfach kaputt gehen lassen, es ist keine gesunde Firma und jede Staatshilfe rettet vielleicht kurzfristig Jobs, schützt aber kurzzeitig nicht vor der Pleite oder dem Rückzug Opels aus vielen Standorten Deutschlands. Wenn wir Opel aber nicht unterstützen können Porsche, VW, BMW und Daimler davon profitieren und neue Arbeitsplätze schaffen. Die Regierung sollte die Staatshilfen lieber in Forschungsunterstüzungsgelder stecken.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


TuDios hat geschrieben:es ist keine gesunde Firma

Ich gebe zu, kein Fachmann zu sein. Aber das würde ich dann doch etwas differenzierter einschätzen wollen. So wie ich das sehe, ist hier Opel schlecht gerechnet worden und steht nur im Verbund mit GM (die Mutter diktiert die Einkaufspreise) mit entsprechenden Zahlen da. Von der Produktpalette und Marktanteilen (zumindest in Europa) stehen sie doch gar nicht schlecht da. Nicht allein der Zafira sind doch Erfolgsmodelle, die ihres Gleichen suchen!

Sogar die Produktionsstätten in Deutschland sind im Bezug auf Lohnstückkosten (habe die Zahlen nicht bei der Hand) eher im Spitzenfeld (trotz des "Standortnachteils" Deutschland mit den "starken" Arbeitnehmerverbänden (Mitbestimmung) und den "überhöhten" Löhnen).

Dann sind die Probleme, welche GM selbst hat, eher ausschlaggebend für die (vermeintliche) Schieflage bei Opel. Tatsächlich hätte ich mir Vorstellen können, dass Opel an sich gut dastehen würde und trotz der GM Firmenpolitik weit weniger angeschlagen ist, als z.B. Saab (eine Marke, die offenbar von GM mit Macht entwertet wurde :? ).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Die Lohnstückkosten sind ja eigentlich auch uninteressant, wenn Opel nur noch hochqualifizierte 1-Euro-Jobber hätte wären die noch viel geringer und das Unternehmen trotzdem nicht unbedingt übern Berg, weil die Lohnkosten bei Opel eben nur 1 / 10 der Gesamtausgaben ausmachen. Opel müsste ne ganze Stange Autos mehr verkaufen um auf einen grünen Zweig zu kommen, oder eben Überkapazitäten (Arbeitsplätze, Fabriken) abbauen und auf Innovation setzen.

Der Automobilmarkt ist nun einmal weit mehr als gesättigt und es werden in den nächsten Jahren Überkapazitäten abgebaut werden müssen. Wenn nicht bei einem krankem Konzern wie Opel weil er künstlich am Leben erhalten wird, dann bei eigentlich gesunden Konzernen wie VW, Porsche, Renault,... Aber nicht GM, die sind auch so ein kranker Konzern geworden der vom US-Staat (der ja jetzt mit 70 % Mehrheitsaktionär ist) künstlich am Leben gehalten wird.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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