Sind Altenheime wirklich so schlecht?

vom 15.10.2009, 12:54 Uhr

Eben habe ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, der mich nun wieder aufregt. In diesem Bericht ging es um die Statistik der Altenheime in Deutschland. Laut einer Umfrage würden die Altenheime nicht sehr hoch angesehen, da es einen sogenannten " Missstand" in der Pflege gibt. Die Reporter berichteten, dass es wohl Heime gebe, die ihre Leute seit Monaten nicht gebadet oder geduscht hätten und es auch Leute gäbe, die sich in den Heimen wund liegen würden.

Da ich selbst eine Altenpflegerin bin und dies nicht nachvollziehen kann, regt es mich auf, denn in diesen Berichten werden meistens nur Leute gezeigt, die nie ein Altenheim von innen gesehen haben und auch noch die allgemeine Meinung vertreten, dass in Altenheimen die Leute nur in die Ecke gestellt werden und sich nicht um sie gekümmert wird. Ich kann mir soetwas nicht vorstellen, denn erstens haben wir einen festen Badeplan in dem die Leute eingetragen sind und zweitens würden unsere Bewohner sich beschweren wenn es nicht so wäre. Ausserdem gibt es da ja noch die Angehörigen, die einen Missstand sicherlich bemerken würden und auch sofort reagieren würden.

Ich frage mich manchmal warum ein schlechtes Heim von Tausenden den ganzen Ruf gefährden kann, denn nicht alle Heime sind so. Aber leider heißt es dann immer, dass alle Heime schlecht sind. Ich habe schon oft genug gemerkt, dass Altenpfleger in der Gesellschaft nicht anerkannt sind und auch nur als Menschen bekannt sind, die die Bewohner einfach immer nur auf Toilette bringen.

Leider muss ich auch feststellen, dass es dank unserer Pflegereform immer weniger Altenpfleger in den Heimen gibt. Der Personalschlüssel wird so gesenkt, dass ein Altenpfleger sich mittlerweile um acht Bewohner kümmern muss und dies in manchen Heimen sogar noch mehr sind. Das geht mir leider auch so, allerdings ist jeder Altenpfleger sich dies bewusst und handelt auch so dass alle Bewohner zufrieden sind, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Leider wird sich das auch nicht ändern, solange an der Pflege gespart wird und die Diäten erhöht werden.

Wie seht ihr das? Kann man dieses Gerücht irgendwann besiegen oder glaubt ihr, dass es immer auftreten wird? Würdet ihr eure Eltern in ein Heim geben?

» Aurinia » Beiträge: 148 » Talkpoints: 4,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo!

Mein Vater war auch in einem Altenheim und dort ging es auch nicht immer so zu, wie man sich es als Angehöriger wünscht. Meist waren die Leute doch sich selber überlassen. Mein Vater war zum Schluß nur bettlägerig und konnte nichts mehr alleine machen. Er lag manchmal wirklich in einer vollen Windel da und hatte einen offenen Rücken vom Liegen.

Da aber wirklich wenig Personal da war, konnte man den Leuten nicht mal einen Vorwurf machen und ich denke, dass es nicht nur ein Altenheim ist, was solche Missstände aufweist. Es werden einige sein. Besonders die Altenheime, die auch sozialschwache Leute aufnehmen und dadurch noch mehr am Personal sparen müssen.

Solange die Gelder nicht da sind, um mehr Personal einzustellen, wird es solche Missstände immer weiter geben und es wird eventuell noch schlimmer werden. Besiegen wird man das so einfach nicht können.

Als mein Vater ins Altenheim kam, konnte ich ihn selber nicht pflegen. Ich habe selber Vollzeit gearbeitet und ich konnte ihn nicht bei mir aufnehmen. Und deshalb würde ich auch meine Eltern, die mittlerweile beide tot sind, auch in ein Altenheim geben. Meine Schwiegermutter allerdings, zu der ich ein super Verhältnis hatte, hätte ich das niemals antun können. Für sie habe ich mich selber aufgeopfert.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Hallo Diamante!

Deine Geschichte ist wirklich hart, aber habt ihr denn die Schwestern nicht mal darauf angesprochen? Ich kann sowas leider nicht verstehen, denn selbst wenn man wenig Personal hat, muss man trotzdem die Arbeit noch erfüllen.

Wir sind bei uns im Heim mittags zu Dritt. Wir haben zusammen um die vierzig Bewohner die alle zwei Stunden gelagert werden müssen, die ihr Essen bekommen müssen und auch eine frische Einlage bekommen. Ich muss sagen dass das alles trotz der vielen Arbeit funktioniert. Sicher es ist stressig, aber wenn man sich gegenseitig hilft sollte dies kein Problem dastellen. Sicher gibt es Tage an denen man nicht alles in einer Schicht schafft, aber dann wird diese Arbeit auf eine andere Schicht übertragen.

Ich finde es schade, dass manche Heime damit überfordert sind und auch keinen mehr einstellen, weil es dann heißt, dass nicht genügend Geld da wäre. Denn mal ehrlich: Wir alle werden mal alt und wir alle wollen gut umsorgt sein oder?

» Aurinia » Beiträge: 148 » Talkpoints: 4,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



In dem Altenheim waren teilweise nur immer pro Station eine Schwester und eine Schwesternschülerin und da konnte das Personal es nicht schaffen. Sie waren teilweise sogar auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewisen, damit sie es wenigstens so schafften, dass die Grundbedürfnisse gestillt waren.

Klar haben wir auch die Schwester angesprochen und die hat sich auch meist rausgeredet, weil sie dann grade sowieso zu meinem Vater hinwollte um ihn zu versorgen. Aber oftmals habe ich das dann erledigt, was erledigt werden musste.

Und wenn man bedenkt, dass das schon 20 Jahre her ist, dann denke ich, dass es heutzutage bestimmt nicht besser geworden ist. Du kannst vielleicht auch froh sein, in einem Altenheim zu arbeiten, wo diese Missstände doch noch nicht so weit fortgeschritten sind. Ich selber hoffe, dass ich nie in ein Altenheim muss. Dann würde ich lieber vorher sterben wollen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kann auch von einem positiveren Beispiel berichten. Meine eine Oma ist ebenfalls in einem Heim untergebracht, weil einfach niemand aus der Familie Zeit hat, sie intensiv genug zu betreuen. Erstens wohnen alle Kinder sehr weit weg und zweitens arbeiten noch alle Vollzeit. Sie ist auch noch nicht so krank, dass sie bettlägerig wäre, allerdings braucht sie bei einigen Dingen Hilfe und vergisst viel. Sie kann z.B. nicht mehr alleine einkaufen oder kochen und vergisst manchmal auch einfach zu essen und wäscht sich nicht mehr. Darum ist sie in ein Heim gegangen, wo für diese Sachen Sorge getragen wird.

Zunächst war meine Oma auch besorgt, aber inzwischen fühlt sie sich sehr wohl in ihrer Einrichtung. Sie hat eine Freundin gefunden und die Schwestern sind sehr nett und fürsorglich. Mein einer Onkel besucht sie zwar mindestens einmal in der Woche, so dass man unterstellen könnte, dass sie Sonderbehandlung bekommt, weil nach ihr jemand schaut, der Ärger machen würde. Sowas soll ja durchaus vorkommen und die, die quasi "abgeschoben" wurden, lässt man dann links liegen. Das ist dort aber wohl nicht so, er kommt oft unangekündigt und beobachtet auch die anderen Heimbewohner. Alle sind relativ glücklich und zufrieden, auch die, die selten oder nie Besuchbekommen, sind gut versorgt. Allerdings ist auch keiner der Bewohner ein wirklicher Pflegefall, alle sind noch weitgehend rüstig und brauchen nur Betreuung, nicht Pflege.

Mein Bruder hat seinen Zivildienst in dem Pflegeheim bei uns im Ort gemacht. Dort sind Leute untergebracht die im Rollstuhl sitzen oder vollständig bettlägerig sind und teilweise auch an schweren Erkrankungen leiden. Er räumte zwar ein, dass die Arbeit dort sehr stressig war, weil das Personal eben unterbesetzt war und ist, aber dennoch war er mit seinem Arbeitsplatz zufrieden. Wenn er auf deratige Missstände getroffen wäre, hätte er das sicherlich erzählt, weil mein Bruder auch zu der Sorte Mensch gehört, die gegen so etwas angeht, unabhängig von den Erfolgsaussichten. Aber er war mit seinem Dienst, wie gesagt, zufrieden und beschrieb das Heim als freundlich, sauber und so gemütlich, wie ein Pflegeheim eben sein kann.

Aber leider ist das mit den Verallgemeinerungen ja in vielen Dingen so. Nicht alle Lehrer sind faule Säcke, nicht alle Politiker korrupt und nicht alle Mitarbeiter des Jugendamtes inkompetent und desinteressiert. Es sind immer wieder Einzelfälle, die in den Medien hochkochen und wegen denen dann die gesamte Sparte, aus der die Personen oder Einrichtungen kommen über einen Kamm geschoren wird. Das passiert bei vielen Sachen und lässt sich auch durch noch so gute Argumente nicht aus den Köpfen herausbekommen. Natürlich ist das extrem ärgerlich, wenn man zu den Leuten gehört, die pauschal mit beschuldigt werden, aber ändern wirst du es wohl leider nicht können.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke nicht, dass man die Gerüchte abschaffen kann, denn die meisten haben irgendwo ihren Ursprung, wie auch Diamante weiß ich auch von Fällen, bei denen das Personal nicht so viel Arbeit an den Tag legt wie es eigentlich der Fall sein sollte. Es gibt Altenheime in denen wird nur sehr selten gelüftet, wodurch es zu a) immer streng riecht und b) sich die alten Leute an die abgestandene Luft gewöhnen, aber alle paar Monate wird gelüftest und da viele ältere Leute eine Lungenentzündung haben oder ihr Immunsystem nicht mehr das ist was es einmal war, starben immer sehr viele an dem Lüften.

Einmal habe ich mitbekommen, dass gelüftet wurde die 3 Folgetage war der Krankenwagen jeden Tag 4-6 Mal da um die verstorbenen Leute abzuholen und als ich den Fahrer fragte, warum sie auf einmal so oft hier sind und warum gerade jetzt so viele Leute starben sagte er mir, dass es wahrscheinlich mal wieder am Lüften liegen wird.

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» psycho dad » Beiträge: 22 » Talkpoints: -9,96 »


Ich finde diese blöden Gerüchte auch furchtbar. Ist ein Heim schlecht, sind gleich alle schlecht. Aber so ist das ja immer. Man sucht sich eben überall einen Sündenbock. Manchmal denke ich mir, dass die Leute, die solche Berichte an den Tag bringen, wollen, dass Altenheime abgeschafft werden. Die versuchen sie so schlecht wie nur eben möglich zu machen, um ja alle abzuschrecken. Vielleicht, um zu erreichen, dass die Angehörigen ihre Jobs kündigen und die Verwandten zu Hause pflegen? Das wäre natürlich für den Staat das Günstigste. Realisierbar ist es aber nicht, es kann sich nunmal kaum einer leisten, den Beruf zu kündigen. Außerdem geht es in vielen Fällen nicht ohne Fachkräfte.

Aber ich muss natürlich sagen, dass heutzutage Altenheime nicht mehr das sind, was sie einmal früher waren. Ich lerne zwar auch Gesundheits- und Krankenpfleger, aber ich würde jetzt meine Angehörigen auch nicht unbedingt in ein Heim geben, wenn es nicht absolut dringend notwendig wäre. Du hast es ja selbst geschrieben: Auf einen Pfleger kommen inzwischen 8 Bewohner. An meiner letzten Arbeitsstelle kamen 10 Bewohner auf einen Pfleger, weil eine spontan gekündigt hat und sich so schnell kein neuer finden ließ, weil es eben so wenige Bewerber in der Branche gibt. Der Beruf ist nicht mehr lokrativ, weil das Verhältnis zwischen Arbeit und Lohn nicht mehr stimmt. Überhaupt nicht mehr stimmt.

Und je mehr Bewohner auf eine Kraft kommen, desto weniger intensiv kann sie sich um alle kümmern. Natürlich gibt man sich unheimliche Mühe - außer vielleicht ein paar schwarze Schafe, die leider auch mir bekannt sind :twisted: - aber man kann es auch nicht schön reden. Dieser Personalschlüssel ist einfach nicht optimal. Ein Pfleger hat nur begrenzt Zeit und Zeit zu haben, wäre die Lösung aller Probleme und die Voraussetzung für eine optimale Arbeit und eine optimale Betreuung und Pflege der Klienten. Man müsste wohl erst mehr Lohn anbieten, bevor wieder mehr Jugendliche diesen Beruf lernen wollen und bevor sich da etwas ändert in der Situation. Ist ja an sich auch sehr, sehr gut nachvollziehbar. Beruf ist körperlich extrem anstrengend und belastend und auch die Seele wird oftmals stark beansprucht. Dem will sich natürlich keiner mehr aussetzen und für so wenig Geld natürlich erst Recht nicht.

Ich denke also nicht, dass der "Pflegemissstand" auf eine mangelnde Arbeitsweise der Pfleger zurückzuführen ist. Er ist ganz einfach auf die miese Bezahlung, demzufolge auf den Fachkräftemangel und die zu wenigen Bewerber, demzufolge auf den Stress, den unerhörten Zeitdruck, sprich letzenendes auf den Staat zurückzuführen. Hier muss sich unbedingt in nächster Zeit etwas tun. Sparen ist gut, aber nicht zu Lasten der größten Bevölkerungsgruppe, den Rentnern. Die haben ihr ganzes Leben hart gearbeitet und wollen nun im Alter auch bestmöglichst versorgt und betreut werden. Der Staat muss endlich mal einsehen, dass Pflegeberufe keine maschinellen Berufe sind. Es ist ein Beruf, der sich um Menschen dreht und da muss man daher einfach mal handeln und woanders das Geld abziehen.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo zusammen

ich möchte mich an dieser Stelle zunächst vorstellen. Ich bin freiberuflicher Software-Berater und führe seit 7 1/2 Jahren Software in sozialen Einrichtungen (Altenhilfe, Behindertenhilfe, etc.) ein. Nun zum Thema.

Leider leben wir heute in einer Gesellschaft, in der grundsätzlich erst einmal alles negativ gesehen wird, das ist auch mit Altenheimen und Pflegeheimen der Fall. Heute sind ca. 750000 Menschen in Einrichtungen der stationären Altenhilfe untergebracht. Und natürlich wird es unter den 11000 - 12000 Einrichtungen auch welche geben die qualitativ nicht so arbeiten wie es sich vielleicht gehört. Aber Mallorca besteht nun auch nicht nur aus dem Ballermann.

Wir neigen halt dazu das Gute als selbstverständlich anzusehen und das schlechte sofort medial an den Pranger zu stellen. Es gibt in Deutschland zweifelsfrei genügend Institutionen, an oberster Stelle den MDK, die den Auftrag haben die Einrichtungen zu prüfen und Mißstände aufzudecken. Ob dies mit den zur Zeit erstellten "fragwürdigen" Transparenzberichten, die bereits jetzt eine Klagewelle über Deutschland ziehen lassen, jedoch Besserung verschafft halte ich persönlich für mehr als optimistisch.

Man darf den guten Heimen durch die, wie in allen Bereichen des Lebens vorhandenen, "schwarzen Schafe" nicht den Ruf kaputtmachen. Wie auch bereits meine Vorgänger hier nierdergeschrieben haben ist dies doch in erster Linie einer "sehr dünnen" Personaldecke zu verdanken. Hier steht in vielen Fällen halt doch wieder die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund und nicht der Mensch.

Das schwierige ist jedoch für "Betroffene", sich im Bedarfsfall eine Einrichtung auszuwählen, da sich nach meiner Erfahrung erst dann mit dem Thema überhaupt beschäftigt wird wenn es "kurz vor knapp" ist. Dann kommen die negativen Schlagzeilen und der Aspekt des Staates "ambulant vor stationär" noch dazu. Gibt es also in Zukunft mehr Geld für die ambulante Pflege, so werden sich vielleicht viele für die Pflege zu Hause entscheiden.

Dies ist also ein spannendes Thema und wird es vermutlich die nächsten Jahre auch bleiben. Wer aber eine stationäre Einrichtung sucht, der steht heutzutage definitiv vor der Qual der Wahl.

» GuidoRasch » Beiträge: 4 » Talkpoints: 3,70 »


Das sich die Fernsehmacher dann ein schlechtes Altersheim aussuchen ist doch nun nicht gerade eine neue Erfahrung. Und auch das eine schlechte Erfahrung mehr wiegt, als 100 positive ist nicht neu. Es gibt mit Sicherheit genug Altersheime in diesem Land, wo eben solche Misstände vorhanden sind. Und diese werden dann eben auch gern als Beispiel für alle genommen. Ist leider so und wird man auch nicht ändern können. Berichte über ein Altenheim, wo alles toll ist, wird halt kaum einen Zuschauer locken.

Aber auch ich kenne ein Altenheim, wo es den Leuten wirklich gut geht. Der Onkel meines Mannes kam dort nach einem Krankenhausaufenthalt hin. Es war halt nicht mehr zu vertreten, das er alleine zu Hause lebt und von familiärer Seite war eine Ganztagsbetreuung nicht möglich.

Der Onkel hat sich dort sehr wohl gefühlt und wir haben selbst bei unseren Besuchen gesehen, das sich dort sehr gut um die alten Leuten gekümmert wurde. So wurden wurde niemand auf sein Zimmer abgeschoben, wenn es möglich war, das die Betreuung im grossen Aufenthaltsraum gewährleistet werden konnte. Auch hat man bei der Zusammensetzungen an den Tischen darauf geachtet, das immer welche zusammen saßen, die 100 % fit waren und dazu kamen Bewohner, welche nur sehr wenig Hilfe benötigten.

Diese Hilfe kam dann von den Mitbewohnern, so das diese eben das Gefühl bekamen, das sie auch noch gebraucht wurden. Die so gewonnene Zeit für das Pflegepersonal kam denen zu gute, welche gefüttert werden mussten. Aber auch diese Menschen wurden im Gemeinschaftsraum versorgt und nicht allein auf ihren Zimmern gelassen. Denn der Umgang untereinander wurde dort in dem Altenheim sehr gross geschrieben. Damit eben auch niemand geistig und/oder emotional verkümmert und viel Kontakt zu seinen Mitbewohnern hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Dass von den Medien ein schlechtes Bild von den Altenheimen gezeichnet wird, ist bestimmt nichts Neues. Ich bin ja noch nicht besonders alt, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den Medien je etwas anderes gehört hätte als das allgemeine Vorurteil, dass Pflegeheime kaum mehr als Verwahrstationen sind, in denen das Personal in der Ecke sitzt, während die Bewohner in ihrem eigenen Dreck eingehen. Wenn man ständig mit diesem Bild konfrontiert wird, hat man als durchschnittlicher Fernsehzuschauer und Zeitungsleser gar nicht die Chance, sich eine andere Meinung zu bilden.

Es gibt mit Sicherheit einige Pflegeheime in diesem Land, in denen die Bewohner unter menschenunwürdigen Zuständen dahinvegetieren, schlecht oder gar nicht gepflegt werden oder gar Misshandlungen ausgesetzt sind. Das alles gibt es wohl, aber man sollte von diesen traurigen Einzelfällen nicht auf die große Masse der Pflegeheime schließen. Ich habe bisher erst zwei Pflegeheime kennengelernt, von denen aber keines schlecht war, auch wenn die beiden Heime recht unterschiedlich waren.

Im ersten Pflegeheim wohnte eine Bekannte meiner Tante und ich bin als Kind und Jugendlicher ein paar Mal mitgegangen, als meine Tante diese Frau besucht hat. Das Heim war eher dunkel und machte auf mich einen unsympathischen Eindruck. Die Gänge rochen muffig und die Zimmer waren recht lieblos eingerichtet. Das Personal allerdings war sehr nett und die Bewohner machten einen guten, gepflegten Eindruck. Das Heim war sicher nicht ideal, aber es war garantiert nicht halb so schlimm wie diese Horrorheime, über die im Fernsehen berichtet wurde.

Das zweite Heim habe ich im Rahmen des Religionsunterrichtes in der Schule kennengelernt. Wir hatten damals die möglichkeit, als Alternative zu dem normalen Religionsunterricht an einem Projekt teilzunehmen, bei dem wir pro Woche eineinhalb Stunden in einem Altenheim verbracht haben und dort mit den Bewohnern Zeit verbracht haben. Wir sind dann mit den Leuten spazieren gegangen, haben mit ihnen gespielt oder ihnen einfach nur vorgelesen, wenn die Leute nicht mehr aufstehen konnten. Dieses Pflegeheim war sehr schön. Es gab schöne Zimmer und auch kleine Wohnungen für die Bewohner, die noch sehr fit waren. Zudem war alles hell und freundlich und es gab schöne Aufenthaltsräume und überhaupt keine langen Gänge, da es sich um ein sechseckiges Gebäude handelte und alle Gänge um einen lichtdurchfluteten Mittelbereich mit Treppenhaus angeordnet waren. Auch ein kleines Schwimmbad gab es. Das Personal war ebenfalls sehr nett und die Bewohner waren auch hier sehr gepflegt.

In ein paar Punkten muss ich dir allerdings widersprechen, Aurinia. Nicht alle Bewohner beschweren sich, wenn sie nicht vernünftig gewaschen werden und nicht in allen Fällen fallen Missstände in der Pflege den Verwandten auf. Es gibt recht viele alte Menschen, die selbst nicht mehr in der Lage sind, sich zu beschweren. Und viele bekommen leider auch überhaupt keinen Besuch von Bekannten und Verwandten, so dass sie darauf angewiesen sind, dass die Pflegekräfte sich um sie kümmern. Der direkte Zusammenhang zwischen den Einsparungen in der Pflege und irgendwelchen Diätenerhöhungen erinnert an die üblichen Stammtischparolen. Abgesehen von diesen Punkten gebe ich dir allerdings vollkommen recht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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