Stolz darauf ein Mörder zu sein?

vom 13.10.2009, 00:35 Uhr

Vor kurzem kam ich mit einer Freundin in einem Gespräch auf so ein Thema. Wir haben uns dann mal ausgemalt, wie das wäre, wenn denn einer einen Mord begangen hätte. Für uns beide unvorstellbar. Unsere Meinungen unterschieden sich nur darin, ob man in einer guten Freundschaft einen Mörder decken sollte oder nicht. Wie auch immer kamen wir zu einer etwas anderen Frage. Also dass es Menschen gibt, die stolz darauf sind, Menschen zu töten oder einen einzigen Menschen getötet zu haben ist klar, die wird es immer geben solange es Mord gibt. Aber wir stellten uns die Frage, on man wirklich stolz darauf sein kann und wenn ja, was einen dazu verleiten würde. Unter welchen Umständen wäret ihr stolz auf einen Mord? Oder spricht jeglicher Mord, egal aus welchen Beweggründen heraus gegen eure Prinzipien?

Wir haben uns zum Beispiel Folgendes gedacht. Ein Mann wird von seinem besten Freund oder seinem Erzfeind hintergangen oder betrogen - jedenfalls so, dass man sagen könnte, sein Leben sei ruiniert. Wäre diser Mann - nachdem er so knapp vorm Abgrund stand - nach dem Mord, also der Rache an seinem Feind / ehemaligen Freund stolz darauf? Oder kommt das ganz auf die Person drauf an? Undwenn ja, auf welche Umstände könnte es ankommen?

Oder was ist mit politisch orientierten Anschlägen. Ich denke mal, dass ein "Terrorist" (ja, schwer zu glauben, aber angeblich gibt es das :wink:), stolz darauf sein würde, seinen Widersacher umgelegt zu haben. So als wäre etwa ein Attentat auf Hitler geglückt. Wir fragen uns, wie verwerflich ein Mord in so einem Fall ist? Ist der Mörder eines Mörders ein ebenso großer Sünder? Oder kann Mord bedingt durch die Hintergründe etwas "Gerechtes" sein, so dass sich der Mörder auch stolz damit brüsten könne?

Ein anderes Beispiel wäre der "Fritzl Fall" mit der Frau, die Jahrzehnte eingesperrt lebte. Abgesehen davon, dass soetwas psychische Störungen mit sich bringt, aber wie "gerecht" ist in so einem Fall ein Mord? Und in welchen Fällen wäret ihr stolz auf einen Mord? Oder ist soetwas für euch ein Ding der Unmöglichkeit? Wichtet jeder Mord gleichstark auf und ist der eine Mord genauso verwerflich wie der andere?

Benutzeravatar

» Sann » Beiträge: 466 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Interessante Gedankengänge habt ihr da! Ist der Mörder eines Mörders wirklich ein Mörder? Diese und ähnliche Fragen stelle ich mir immer, wenn ich mit jemandem zum Thema "Todesstrafe" ins Gespräch komme. Denn auf Mord steht in vielen Ländern ebenfalls die Todesstrafe. Aber: Drückt nicht auch irgendwie irgendeinen Knopf und haucht somit das Leben eines anderen aus? Gibt nicht irgendeiner die tödliche Spritze? Was ist mit diesem Menschen? Und wer urteilt darüber, wer den Tod verdient und wer nicht?

Sicherlich gibt es wohl Menschen, die Stolz darauf sind, das Leben eines anderen beendet zu haben, aber wie weit muss man gehen um einen Mord zu begehen? Und ist der nächste schreckliche Schritt - auch noch Stolz darauf zu sein- nicht nurnoch ein kleiner Steinwurf vom "totalen Chaos" (der totalen Verrücktheit) entfernt? So etwas beschäftigt mich, wenn ich deinen Beitrag lese.

Ich selbst habe mich gerade sogar dabei erwischt, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, ob der Mörder Hitlers nicht wirklich stolz auf sich sein kann, denn er hat ja weiteres großes Unheil abgewendet - oder? Wurde nicht auch Graf von Stauffenberg als großer Mann gefeiert, weil er wenigstens versucht hat, den ehemaligen Führer zu töten? Da muss ich mich doch Fragen, was für Gedankengänge jeder einzelne von uns doch zu haben scheint, wenn wir einen Menschen in den Himmel loben, der es fast geschafft hat, einen Tyrann zu ermorden. Und da stellt sich wieder die Frage: Ist ein Mord immer gleich schwer gewichtet, oder gibts es da Unterschiede? Mein erster Gedanke war: Natürlich macht das keinen Unterschied, Mord ist Mord. Aber, wenn ich tief in mich hineinhorche, bin ich mir nicht sicher, dass das stimmt.

Ich denke, ich werde mich wohl noch eine zeitlang mit diesen Gedankengängen beschäftigen, denn du hast mich wirklich dazu gebracht, mal intensiv in mich hineinzuhorchen und über Gerechtigkeit und dergleichen nachzudenken. Danke! Ich hoffe hier kommen noch viele weitere interessante Posts zustande, denn ich wüsste gerne, was andere noch dazu denken!

Benutzeravatar

» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Tja, es gibt ja viele Gründe, zum Mörder zu werden. Für mich persönlich wäre das grundsätzlich auch nie vorstellbar. Zumindest sage ich das jetzt so, aber stell dir eine Situation vor, wo jemand deinem Kind was antut, so das es stirbt? Wird man dann nicht so rachesüchtig, dass man den Täter erschiessen möchte? Und dann auch noch stolz darauf ist, sich gerächt zu haben?

Ich selbst kann das für mich nicht beantworten, aber es sind zumindest Gedankengänge. Terroristen kann ich überhaupt nicht verstehen, diese sind für mich nur krank im Kopf. Nur dann kann man stolz sein auf das, was man getan hat.

» marc1308 » Beiträge: 138 » Talkpoints: -0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich glaube, da hast du garnicht so unrecht. Ehrlich gesagt ginge ich sogar so weit zu behaupten, dass jeder Mensch zum Möder werden kann, du brauchst ihm bloß das richtige Motiv zu geben. Sei es aus Notwehr, aus Gier, aus Hass. Irgendetwas findet sich doch für jeden von uns und auch wenn ich meinen eigenen "Grund" jetzt nicht bennenen könnte, will ich mich nicht davon ausschließen.

Benutzeravatar

» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Zunächst mal muss man zwischen Mord und Tötung unterscheiden. Ein Mord ist die Tötung eines Menschen aus niederen Motiven, wie etwa Rache, Gier, Eifersucht, und so weiter. Das, was du schilderst würde wohl in die Kategorie Rache fallen und klassifiziert sich damit eindeutig als Mord.

Ein Beispiel für Tötung wäre ja die Todesstrafe. Ist man als Henker tätig, hat man zwar nicht das Urteil gefällt, dieses aber ausgeführt. In letzter Konsequenz hat man damit einen Menschen umgebracht, ihm das Leben genommen.

Dass ich stolz darauf wäre, jemanden umgebracht zu haben, kann ich mir nicht vorstellen. Allerdings gibt es schon Szenarien, in denen ich vielleicht kein schlechtes Gewisse hätte, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen. Eine Sache nicht zu bereuen oder stolz auf sie zu sein, sind ja noch mal zwei sehr verschiedene Dinge.

Vermutlich empfindet man keine oder wenig Reue, wenn man jemanden tötet, den man leidenschaftlich hasst, aus welchen Gründen auch immer. Wahrscheinlich bereut man es auch dann nicht, wenn Töten der Beruf ist, wie etwa beim Henkerbeispiel. Oder wenn man jemandem Sterbehilfe leistet, der einen darum bittet.

Aber stolz ist man vielleicht eher, wenn man es so empfindet, dass man auch anderen einen Gefallen tut. Wie etwa jemand, der einen brutalen Kinderschänder umbringt und damit verhindert, das weitere Kinder vergewaltigt und gefoltert werden. Oder jemand, der einen Terroristen erschiesst, bevor dieser die Bombe zünden kann. Das sind jetzt völlig fiktive, vielleicht etwas abwegige, Beispiele, aber dass man in solchen Sitationen Stolz für eine Tötung empfinden kann, kann ich mir schon vorstellen.

Alles in allem ein schwieriges Thema , weil es soviele heikle Themen wie Todesstrafe und Sterbehilfe mit umfasst, wenn man es richtig durchdenkt. Denn der Begriff Mord ist meines Erachtens zu simpel. Wie man sich dabei fühlt, weiß man immer erst hinterher und ausprobieren möchte ich das wirklich nicht.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^