Green Card Lotterie

vom 07.10.2009, 22:08 Uhr

Meine Stieftochter hat ja die Green Card erworben. Sie hat in Amerika studiert und wohnt nun da mit der Green Card. Aber darüber habe ich schon einen anderen Thread eröffnet. Aber genau deswegen interessiere ich mich dafür, wie man als Deutscher noch an diese Green Card kommen kann.

Fast jeder kennt ja die Familie Reimann, die zur Zeit die bekannteste Auswandererfamilie sind. Die Frau hat die Green Card in einer Lotterie gewonnen und ist dann mit der ganzen Familie nach Amerika ausgewandert. Aber wie kommt man an diese Lotterie. Ich habe im Bekanntenkreis schon gefragt und da wusste auch keiner so richtig darüber Bescheid. Der eine meinte, dass man die Green Card nicht so einfach gewinnen kann, sondern, wenn man in den Genuss kommt, diese Karte durch die Lotterie zu bekommen, dann kostet es auch noch eine ganze Menge Geld.

Wie funktioniert das mit der Green Card? Kann mir einer einen seriösen Link schreiben? Was muss man da machen und wie teuer wird es im Endeffekt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kenn die Familie nicht - wahrscheinlich kennt man die aus dem Privatfernsehen (hab ich ja nicht :D).

Zum Thema: Lotterie ist da teilweise irreführend, denn das Diversity Immigrant Visa Program / DV ist mehr wie ein Bewerbungsverfahren dem ein Losverfahren folgt. Grundsätzlich kann man daran kostenlos teilnehmen - Kosten entstehen sozusagen nur, wenn man sich beim Erstellen der notwendigen Bewerbungsunterlagen helfen lässt (es gibt ja mittlerweile zig Agenturen) und wenn man gezogen wurde - außer Kosten die für notwendige Zeugnisse anfallen, wenn man diese extra anfertigen lassen muss. Falls man in Frage kommen sollte kommen noch ungefähr 700 Euro an Kosten dazu die für Pflichtuntersuchungen, das polizeiliche Führungszeugnis und Verwaltungsgebühren (amerikanische Botschaft) anfallen - die Kosten für das Führungszeugnis und die Pflichtuntersuchung fallen davor an, da diese Nachweise bei der Bewerbung mit eingereicht werden müssen. Dazu kommen noch Reisekosten um die Karte innerhalb der 6 Monatsfrist zu aktivieren.

Wichtige Voraussetzungen, daher "Bewerbungsverfahren", sind schulische Ausbildungen und bestenfalls berufliche Qualifikationen. Die mittlere Reife ist zwingend vorgeschrieben, je mehr man hat, desto besser. Dazu kommen zig andere Sachen die vorhanden sein müssen wie das erwähnte polizeiliche Führungszeugnis, die Pflichtuntersuchung, ausreichendes Startkapital oder ein Stellenangebot oder einen Bürgen. Die meisten scheitern meines Wissens jedoch nicht bereits an diesen recht hohen Schwellen, gerade letzteres, sondern daran, dass sie den Antrag nicht ordentlich gemäß den Bestimmungen ausfüllen und dieser dann wegen Formfehlern abgelehnt wird.

Also ich würde an Kosten locker 1.500 Euro veranschlagen - mindestens! Flüge, Reisekosten zur Botschaft und was ich schon genannt habe. Recht informativ ist diese Seite.

Der Weg über die Lotterie ist aber ziemlich, naja, mühsam - schließlich werden pro Jahr nur 55.000 DVs vergeben und das weltweit, wobei es nur 50.000 sind, da 5.000 immer an Südamerika gehen! Die Zahl der Antragssteller geht da weit darüber hinaus ;).

Sollte deine Tochter, habe ich ja glaube ich auch schon in dem anderen Thread geschrieben, US Bürger werden und Du / Ihr daran interessiert sein würde ich eher den leichteren Weg wählen, und zwar über den Verwandtschaftsweg. So habe ich damals auch meine bekommen und mithilfe damals noch weniger restriktiver Regeln, die auch entfernte Verwandte noch begünstigten (was heute so nicht mehr geht). Als Elternteil hat man es allerdings recht einfach - Problem ist jedoch immer: die Greencard ist seitens der USA eine Einwanderungsvorbereitung, sprich: Es wird erwartet, dass man innerhalb der nächsten Jahre US Staatsbürger wird, ansonsten kann sie wieder entzogen werden. Das Problem hatte ich bis vor kurzem, da ich meine jetzt seit über 10 Jahren und mehr habe und mir da die zuständige Behörde auf die Füße treten wollte, da das schon weit über die angemessene Frist hinaus ist :D.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Danke Subbotnik, dein Bericht war wirklich sehr ausführlich und interessant.

Trotzdem habe ich noch eine Frage dazu: Es wurden jetzt die Möglichkeiten, in die USA ein zuwandern, genannt, zum Einen mit Hilfe der beantragten Green Card, zum anderen über Verwandtschaft. Aber wie sieht es aus, wenn man über eine Arbeitsstelle einwandern möchte? Sprich sich in den USA eine Arbeit zu suchen. Muss man dann trotzdem den Weg der Green Card Lotterie gehen, oder würde sich bestenfalls der zukünftige Chef darum kümmern?

» tongue » Beiträge: 12 » Talkpoints: 0,48 »



Hallo,

da muss man nicht den Weg über die Lotterie gehen, da geht es einfacher über die Kategorien "Employment-Based" EB 1 - 4, wobei EB 1 und 4 bei den meisten wegfallen dürften ("Personen von nationalem Interesse" und "Pfarrer und ähnliches").

Die Kategorien EB-2 (hochqualifizierte) und EB-3 (qualifizierte) wären da also interessant. Man kann sich da einen Job in den USA suchen, nur bei EB-2 und EB-3 gilt, dass man ein Jobangebot (also eine Arbeitsplatzzusage) eines amerikanischen Arbeitgebers hat und dieser Job nicht von einem Amerikaner erledigt werden kann.

Da wird in der Regel umfassend geprüft, ob hier (ähnlich wie bei uns die ARGE) der zukünftige Arbeitgeber nicht auf einen ähnlich qualifizierten Arbeitnehmer in der nächsten Nähe zurückgreifen kann - deswegen hat man es meist schwer in Metropolregionen "einzuwandern" (Washington, Los Angeles - San Francisco, New York, Chicago) da es hier fast immer laut Ansicht der Einwanderungsbehörde jemanden gibt, der hier auch genommen werden könnte (kommt natürlich konkret auf den Job an), gerade jetzt wo auch viele Hochqualifizierte massenhaft entlassen wurden. Mehr Glück hat man da eher in den ländlicheren Regionen wo aufgrund der Landflucht Spezialisten rar sind und die Amis meist keinen Bock haben, trotz Arbeitslosigkeit, dahinzuziehen und Arbeitgeber deswegen offene Stellen nicht mit Amerikanern besetzen können.

Sprich: Man kann mal einen Blick auf den amerikanischen Stellenmarkt werfen, sich auf gut Glück bewerben und wenn man eine Jobzusage bekommt die Greencard Category EB-2 / EB-3 (je nachdem) beantragen.

Einziges Problem: beide Kategorien sind auf 40.000 Visa im Jahre begrenzt und bei EB-3 gibt`s teils lange Wartezeiten (EB-2 geht immer recht flott). Und: Es gibt hier eine Quotenregelung, wonach nur soundsoviel aller Visa der Kategoren EB-2 und 3 an ein Land gehen dürfen. Momentan sind das bei beiden Kategorien maximal 2.800 Greencards - erfahrungsgemäß sind die USA bei deutschen Arbeitnehmern aber kaum gefragt, so dass man hier keine Angst haben muss, das richtet sich eher gegen Länder wie Indien und China wo es sehr viele Anfragen gibt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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