Frage: Einem Obdachlosen Geld spenden?

vom 21.09.2009, 14:31 Uhr

Wer kennt diese Situation nicht? Man geht gemütlich im Kaufhaus einkaufen und beim rausgehen bemerkt man noch durch den Augenwinkel einige Gestalten am Eingang kauern. Bei näherer Betrachtung stellt sich dann heraus, dass es sich um einen Obdachlosen handelt oder zumindest einen, der um sein Geld bettelt. Viele Menschen, wie auch ich gehen einfach daran vorbei. Ich persönlich habe sehr oft Mitleid mit solchen Personen ohne es zu wollen, denn oft versaufen sie das Geld oder geben dann alles für Zigaretten aus.

Letztens habe ich mal einem Obdachlosen ein Brötchen in die Hand gedrückt, doch dieser lallte mir vor, dass er nur Geld annimmt. Das hat mich schon sehr verwundert und seit dem gebe ich auch Obdachlosen kein Geld mehr. Man kann so etwas zwar nicht verallgemeinern, aber wie sagt man so schön: „Mit gehangen – Mit gefangen!“. Spendet ihr ab und zu etwas oder geht ihr einfach dem „Obdachlosen“ aus dem Weg? Wäret ihr dafür, wenn es hieße, dass man nicht mehr auf deutschen Straßen betteln darf oder wäre das für euch ein Unding? Warum wollt ihr (nichts) Spenden, liegt das am Mitgefühl, das in euch bei solchen Situationen verstärkt ausgeschüttet wird?

» Tt-010 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Talkmaster am 16.05.2014, 18:45, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich bin öfters in Tübingen unterwegs und da ist man auch sehr oft mit diesem Problem konfrontiert. Obdachlose aber auch Punker, ständig wollen sie Geld von einem.

Ich gebe diesen Leuten prinzipiell nichts. Punkern schon gar nicht, denn die haben sich ihr Leben ja nun wirklich ausgesucht, sind jung und können arbeiten. Da habe ich auch keinerlei Mitgefühl und sehe es auch nicht ein, dass ich mehrere Stunden am Tag in der Uni sitze, daheim noch lerne und dann diesen Leuten etwas gebe, die den ganzen lieben langen Tag nichts tun.

Auch bei den übrigen Bettlern und Obdachlosen bin ich sehr misstrauisch geworden. Ich konnte schon öfters beobachten, wie "Schichtwechsel" stattfanden. D.h. einer geht und übergibt das Foto mit den "armen, notleidenden Kindern" dem nächsten. Es ist ja auch bekannt, dass diese Bettlerbanden richtig organisiert sind und das meiste Geld ganz sicher nicht bei diesen Leuten bleibt, sondern an die Bosse abgeliefert werden muss.

Ich bin der Meinung, dass es in Deutschland genug Hilfestellungen gibt. Jeder hat beispielsweise Anspruch auf eine Sozialwohnung und muss nicht im Freien übernachten. Jeder hat Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung, jeder kann in Tafelläden sehr günstig Dinge für den täglichen Bedarf kaufen.

Ich bin mir eigentlich recht sicher, dass niemand in Deutschland auf's Betteln angewiesen ist und daher gebe ich auch nichts. Dein Beispiel mit dem Brötchen ist sehr typisch, wie ich finde und zeigt doch auch, dass da keine wirkliche Not vorhanden sein kann.

Ob ich so weit gehen würde und ein Bettelverbot befürworten würde, weiß ich gar nicht so genau. Einerseits nervt es mich wirklich, bald an jeder Ecke angesprochen zu werden, andererseits stellt dieses Verbot doch einen großen Einschnitt in die Rechte des Einzelnen ein. Ich denke, ich wäre dann doch eher dagegen.

» Steffi-Lotte » Beiträge: 31 » Talkpoints: 0,22 »


Da ich in Tübingen wohne, sehe ich jeden Tag zahlreiche Obdachlose. Die haben dann ein Schildchen mit einer Bitte oder ein Bild von ihren angeblichen Kindern. Ich habe jedoch, wie Steffi-Lotte schon mehrmals gesehen, wie sie sich einfach von ihrer "Schicht" ablösen. Der eine gibt dann dem anderen das Bild. Ich finde, dass das eine Frechheit ist. Zumal muss in Deutschland eigentlich niemand betteln. Wir sind solch ein Sozialstaat, dass man eigentlich genug Geld fürs Leben bekommt, selbst wenn man Arbeitslos ist.

Ich war letztes Jahr für 3 Monate in Amerika. Genauer gesagt im Bundesstaat Kalifornien. Dort gab es in jeder Stadt um ein Vielfaches mehr Obdachlose, als in unseren deutschen Städten. Und den Obdachlosen in Kalifornien geht es richtig schlecht. Viele sind krank und unterernährt, da sie wirklich kein Geld haben. Solchen Leuten würde ich auf der Straße etwas spenden, aber nicht solchen Bettlern, wie sie bei uns sind. Letzten Endes haben sie es sich ja selbst eingebrockt.

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» Porsche » Beiträge: 190 » Talkpoints: -0,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich gebe einen Obdachlosen auch nichts, denn das gespendete Geld hilft im nicht. Diese Leute verwenden es sofort für Alkohol oder auch Tabakwaren. Es braucht in Deutschland niemand ohne festen Wohnsitz sein. Die Obdachlosen haben an ihrer Situation die meiste Schuld selbst und das müssen sie auch erst einmal begreifen oder einsehen.

Man hilft den Obdachlosen wenn überhaupt nur damit, dass man ihnen den Weg weist aus ihrer Lage zu kommen. Sie brauchen Adressen oder auch Ansprechpartner die ihnen weiter helfen können, denn aus eigener Kraft schaffen sie es nicht mehr. Wenn ich von einem Obdachlosen angesprochen werde, weise ich ihm beispielsweise auf das Sozialamt oder ähnliche Einrichtungen hin. So sieht meine Hilfe aus, aber allerdings ohne eine Geldspende.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



@Steffi-Lotte: Schön ist es doch für Dich, wenn Du oft in Tübingen unterwegs bist. Eine der schönsten Städte die man sich für ein Studium aussuchen kann.

Ich weiß aber nicht, ob man als einfacher Passant der Obdachlose trifft davon sprechen kann, mit einem Problem konfrontiert zu werden. Oder meinst Du das Problem der Obdachlosigkeit an sich?

Was das Geld an Punker geben angeht: die haben es sich vermutlich nicht ganz freiwillig selbst ausgesucht. Aber die Arbeitsverweigerung kann grundsätzlich eine Lebensphilosophie sein. Wenn Du ihnen nichts geben willst ist das Deine Sache. Aber dann nicht mit der Begründung, sie könnten arbeiten gehen. Denn dann wären sie keine Punks und würden nicht schnorren!

Zu dem Thema Obdachlosigkeit scheint aber hier im Forum eine romantische Vorstellung zu herrschen. Das jedenfalls lese ich heraus, wenn (mehrfach) geschrieben wird, es braucht in Deutschland keiner Obdachlos zu sein oder es gäbe gar einen Anspruch auf eine Sozialwohnung. Das ist um es emotionslos und nüchtern zu schreiben: Quatsch!

Es ist gar nicht so viel Wohnraum vorhanden wie gebraucht werden würde, um evtl. Ansprüche auf ein Obdach zu decken. Das zum einen. Es gibt für die wenigen Wohnungen endlose Wartelisten und Familien mit Kindern werden natürlich bevorzugt. Für die Wintermonate werden idR. Notunterkünfte geöffnet. Das ist es, was (zumindest in den Städten) angeboten wird. Wenn nun aber Obdachlose da nicht hin gehen, dann nicht wg. des verletzen Stolzes oder Unwissenheit sondern aus Angst vor Diebstahl und Gewalt. Es sind nämlich Mehrbetträume die da angeboten werden.

Und nein, ich gebe normalerweise auch kein Geld. Außer vielleicht an Punks. Aber das alles aus anderen Motiven.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Um auf meinen Vorredner zu kommen sage ich dann steht ein Obdachloser aber zwischen zwei Stühlen, um es einmal etwas bildlich auszudrücken. Er nimmt gegebene Hilfe nicht an oder nicht in Anspruch, will aber auf der anderen Seite durch Betteln Hilfe in Form von Geld bekommen. Hier baut sich ein totaler Widerspruch auf.

Auch ein Obdachlose erhält finanzielle Mittel vom Amt, denn das steht im nach dem Gesetz zu. Natürlich haben diese Personen sehr viele Probleme keine Frage, aber die meisten lassen sich in der Regel lösen. Auch wenn es ein langer Weg ist. Aber wie gesagt man hilft mit einer Spende vor dem Kaufhaus diesen Leuten nicht wirklich.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


@Karlchen66: Natürlich hilft man den Leuten mittel- und langfristig durch Geldzuwendungen nicht! Das steht außer Frage. Wohl hilft es aber, dass die Menschen den Tag so überstehen, wie sie glauben das es für sie am Besten ist. Es ist ein kleiner Rest Selbstbestimmung.

Menschen, die wirklich nichts mehr haben, haben letztlich nichts anderes mehr. Und wer nun darauf besteht, diesen Rest auch noch nehmen zu müssen, versetzt sich nicht in die Lage der Opfer. Und nichts anderes ist es, wenn man über die Menschen bestimmen will oder vorschreiben will, was die Beste Hilfe ist.

Nebenbei ist noch die Frage nun offen, welches Amt denn nach welchem Gesetz Obdachlosen Geld geben soll? Vermutlich meinst Du Alg2? Das ist genauso weit hergeholt wie die Vorstellung, dass einem eine Sozialwohnung womöglich mit Erstausstattung zustehen würde. Es genügt in entsprechenden Foren mal mitzulesen, welche Schwierigkeiten Menschen haben, die Leistungen zugesprochen zu bekommen, die noch Mitten in der Gesellschaft stehen!

Die Hilfe welche sie nicht annehmen (Notunterkünfte im Winter) ist nichts weiter als ein Feigenblatt, mit dem sich der Staat in dieser Frage bekleidet um den Status als Sozialstaat nicht zu gefährden. Das ist bei weitem keine echte Hilfe, da die Zustände in diesen Unterkünften offenbar niemanden interessieren.

Besser sind da schon karitative Organisationen. Denen es aber an Personal und Geld fehlt. Ich selber bin zusätzlich der Meinung, dass das eigentlich auch Aufgabe des Staates ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das mit dem Brötchen habe ich auch schon einmal erlebt. Damals war ich aber zufälliger Passant und eine andere Passantin bot einem Obdachlosen ihr Brötchen an. Er lehnte aber ab und meinte ebenfalls, dass er nur Geld annehme.

Ich kann so etwas gar nicht verstehen. Denn wenn er obdachlos ist, wird er um das erbettelte Geld doch wohl hoffentlich etwas zu Essen kaufen und nicht etwa Alkohol oder sonst etwas! Auch würde ich selbst nie Geld hergeben, da ich denke, dass eben viel Kleingeld in Wein, etc. umgesetzt wird.

Statt das Geld direkt an Obdachlose zu spenden, bringen meine Eltern und ich ab und an mal ein paar brauchbare Dinge in die "Gruft". Diese Einrichtung in unserem Bezirk nimmt Obdachlose auf und gibt ihnen neben Essen und Trinken auch noch Decken, Kleidung, etc.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich schaue auch immer sehr genau nach, bevor ich jemandem Geld gebe. Gerade in der Großstadt wird man ja häufig von Leuten anderer Herkunft angesprochen. Ich weiß nicht, ob das Inder sind oder ob die aus anderen arabischen Ländern kommen. Jedenfalls kann man da meistens sicher sein, dass sich da dahinter eine größere Organisation befindet, die den "armen Bettlern" das Geld dann fleißig wieder abnimmt, was die zusammen gesammelt haben. Die haben meistens dann noch massig Kinder mit, das funktioniert mit denen ja auch viel besser, als wenn man sich als Erwachsener allein hinstellt.

Solchen Leuten habe ich genau einmal Geld gegeben. Und natürlich waren die dann noch so dreist und meinten, dass ich aus 50 Cent doch einen Euro machen solle, aus einem Euro 2, dann fünf Euro und plötzlich wollten sie 10 Euro. Ich bin bis zu 2 Euro hoch, auch als sie meinten, dass ich doch an die Kinder denken solle. Dafür habe ich im Übrigen noch eine arabische Zeitung erhalten.

Bei Leuten, die sich da mit Musikinstrumenten oder anderen Talenten und Tätigkeiten hinstellen, sieht das schon anders aus. Bei uns sitzt zum Beispiel des Öfteren immerwieder derselbe Mann auf unserer Hauptgeschäftsstraße. Er spielt Akkordeon, auch im Winter. Dem gebe ich grundsätzlich etwas. Er kommt auch aus meiner Stadt und ich glaube, er braucht es wirklich.

Es ist blöd, wenn man auf solche Spenden angewiesen ist und wenn "unseriöse Bettler" es einem dann noch schwer machen. Ich möchte nicht in der Haut dieses Mann stecken, weiß aber, dass ich natürlich auch mal in diese Lage kommen könnte. Also kriegt er auch etwas von mir. Zumal er wirklich schön Akkordeon spielt. Auch bei Studenten, die in Großstädten etwas aufführen, habe ich kein Problem damit, mal nen Euro in den Hut zu werfen. Wieso nicht? Ich will kein Schwein sein, die Leute bieten mir Unterhaltung, können das Geld gebrauchen, sind vielleicht auch darauf angewiesen, also gebe ich ihnen etwas. Was ist außerdem ein Euro.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


@derpunkt: Wo habe ich etwas von Alg2 geschrieben? Da meinte ich nämlich nicht. Es gibt beispielsweise in meiner Stadt Einrichtungen, die Obdachlose effektiv helfen können. Eine sogenannte Wärmestube mit sozialer Beratung ist nur eine von vielen Einrichtungen in meiner Stadt. Hilfe und Hilfe sind eben zwei verschiedene Sachen, denn man muss wissen was die Hilfe für ein Ziel haben soll.

Ich denke wir sind uns in dieser Hinsicht alle einig, dass man Obdachlose wieder ein normales Leben mit einer Unterkunft bzw. Wohnung ermöglichen soll. Wenn darauf hin eine Geldspende zielt bin auch ich bereit zu spenden keine Frage. So etwas ist eben eine effektive und nachvollziehbare Hilfe.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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