Für dicke Menschen im Bus aufstehen?

vom 18.08.2009, 16:30 Uhr

Ich sehe es genauso wie die meisten vor mir: Wenn sie gefragt hätte, wäre es akzeptabel gewesen, aufzustehen. Aber dick sein ist doch nun wirklich keine Behinderung! Und es hat auch nichts damit zu tun, ob die Dame nun aus Appetit oder aufgrund genetischer Aspekte dick war. Wenn sie das lange Stehen nicht vertragen hat, hätte sie Fragen müssen, es nutzen schließlich nicht nur Hellseher die öffentlichen Verkehrsmittel.

Ich selbst bin 18 Jahre alt, normalgewichtig an der Grenze zum Untergewicht, und auch wenn ich nicht dick bin, macht mir Hitze zu schaffen. Ich bekomme oft Kreislaufprobleme und habe auch schon Leute im Bus gefragt, ob ich eventuell ihren Platz haben könnte. Das hat nämlich nichts mit Größe, Alter oder Gewicht zu tun, sondern einfach mit der gesundheitlichen Verfassung. Ich kenne auch 60-jährige, die keinen Platz angeboten wollen. Desto unverständlicher ist der Wut dieser Frau, der du dort begegnet bist.

» Phoebe222 » Beiträge: 58 » Talkpoints: 0,16 »



Sorcya hat geschrieben:Mir ist schon bewusst, dass Fettleibigkeit manchmal auch krankheitsbedingt sein kann, aber es gibt auch jede Menge Leute die einfach rund um die Uhr mampfen, ich kenne selber ein paar solcher Personen.

Was für ein selbstherrlicher Unsinn! Sorry, wenn das jetzt etwas hart klingt, aber freundlicher kann ich das echt nicht formulieren. Niemand ist dick, weil er oder sie sich einfach denkt "Jo, ich hab keine Hobbys, also mampfe ich mal rund um die Uhr", es gibt immer physische oder psychische Gründe für deutlich zu viel Gewicht (damit sind jetzt nicht die fünf Kilochen gemeint, die manche gefühlt immer zu viel drauf haben, sondern wirklich Fettleibigkeit also Adipositas). Das was du schreibst ist in etwa genau so, als würde ich einem Einbeinigen nicht helfen, weil ich ihm unterstelle, dass er sich aus Langeweile ein Bein abgehackt hat.

Der eine futtert sich dick, weil er mit dem Stress nicht anders klar kommt oder weil er sich alles zu Herzen nimmt und "in sich hinein frisst". Andere haben halt tatsächlich eine Stoffwechselstörung und nehmen einfach zu, egal was sie machen. Dass sich immer wieder ein paar Schlauberger dahin stellen und behaupten, dass das ja gar nicht krankhaft ist sondern nur Faulheit, fehlende Disziplin und so weiter, tut zwar dem Schlauberger gut, weil er sich besser fühlen, aber demjenigen der Dick ist, hilft das nicht.

Aber Leute die halt mit Stress klar kommen, in dem sie Sport machen oder von normalem Essen nicht zunehmen können ja ohne Probleme grosse Sprüche klopfen. Aber wie Dieter Nuhr schon sinngemäß sagte, solle man besser den Mund halten, wenn man keine Ahnung hat. Sicher finden sich jetzt wieder xxx Leute die irgendwer kennt, die ganz toll abgenommen haben nur mit eiserner Disziplin oder eben Leute die man kennt, welche gar keinen Grund zum Frustessen haben und trotzdem Dick sind. Oder man hat sogar selbst ganz krass 15 Kilogramm abgespeckt, da kann es doch nicht so schwer sein, mit etwas Selbstbeherrschung und so weiter und so fort.

Und selbst wenn jemand tatsächlich nur aus Langeweile gefuttert hat und selbst schuld ist, an zu hohem Gewicht zu leiden, ist es dann an euch über denjenigen zu richten? Ich denke nicht! Oder fragt ihr einen Rollstuhlfahrer auch, bevor ihr ihm zurück in den Rollstuhl helft, ob der Unfall bei dem er sich die Querschnittslähmung zugezogen hat, nicht selbst verschuldet war? Fragt ihr das Opfer eines Hausbrandes, ob er rauchend im Bett eingeschlafen ist, bevor ihr ihm helft? Fragt ihr die Mutter eines behinderten Kindes, ob sie Drogen konsumiert hat in der Schwangerschaft, bevor ihr ihr die Tür aufhaltet?

Denkt mal drüber nach, bevor ihr über etwas urteilt, was ihr euch nicht vorstellen könnt.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also die Einstellung die du bezüglich der Ursache bzw. selbst schuld oder nicht, kann ich nicht teilen. Leute die soo dick sind, sind so oder so krank. Essstörungen zählen auch als Krankheit, leider werden diese nur ernst genommen, wenn jemand sich zu Tode hungert. Nicht aber wenn sich jemand, jetzt mal krass gesagt, zu Tode isst.

Dies ist dann keine mangelnde Disziplin mehr, dieser Zustand ist eher vergleichbar mit dem eines Alkoholikers. Die Person kann einfach nicht anders. Besonders schwer ist es für diese Personen, da sie nicht so wie der Alkoholiker ganz mit ihrer Sucht aufhören können, da sie ja verhungern würden. Somit werden sie jeden Tag mit ihrer Sucht konfrontiert. Warum heißt es ab einem BMI von über 40 wohl "krankhafte FettSUCHT".

Zu dem Benehmen der Dame kann ich nur sagen, dass ich dies unhöflich finde, dennoch irgendwie mutig. Wie viele übergewichtige (fettleibige) Leute laufen mit gesenktem Kopf durch die Gegend und hoffen nur darauf, dass sie keiner sieht bzw. schief anschaut oder gar noch einen Spruch hinterher schreit! Hätte sie gefragt, hätte ich ihr, obwohl ich selber nicht gerade wenig drauf habe, den Platz überlassen.

» duchovny » Beiträge: 73 » Talkpoints: -0,02 »



Ich wäre bei einer dicken Person, die nur einen Stehplatz im Bus bekommen hat, auch nicht gleich aufgesprungen, um ihr meinen Platz anzubieten. Bei älteren Menschen, Schwangeren, Leuten mit Gehwagen oder Krücken oder anderweitig offensichtlich körperlich behinderten Menschen stehe ich dagegen sehr gern auf und biete meinen Sitzplatz an.

Ich bin selbst recht übergewichtig und wäre bisher noch nie auf den Gedanken gekommen, dass ich aufgrund meines Übergewichts unbedingt einen Sitzplatz benötigen würde. Ich kann genauso stehen wie andere Leute auch und würde mir nie das Recht herausnehmen, sitzende Personen geradezu anzupfeifen, weil mir nicht sofort ein Sitzplatz angeboten wird.

Ich denke, wie die meisten anderen hier auch, dass die betreffende Dame ruhig freundlich und höflich äußern hätte können, dass sie gern sitzen würde, da es ihr aus diesem oder jenem Grund gerade sehr schwerfällt zu stehen. Dann wäre es mit Sicherheit überhaupt kein Problem gewesen, die Dame sich hinsetzen zu lassen. Aber so kann ja keiner eventuelle besondere Umstände ahnen.

Man kann den Leuten ja nicht in den Kopf und ins Innere schauen. Ein bisschen vernünftige Kommunikation hätte auch in dieser Situation viel zur Entschärfung beigetragen. Anstatt sich stumm zu ärgern, dass nicht jeder sofort sieht, wie schwer das Stehen ihr fällt, hätte die Dame eine kurze, freundliche Bitte aussprechen können, die Situation wäre klar gewesen und es hätte sich mit Sicherheit ein Sitzplatz für sie gefunden.

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» felis.silvestris » Beiträge: 642 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also ich hätte es eher amüsant gefunden, wenn die Frau dich danach noch anschnauzt, warum du nicht aufgestanden bist. Ich wäre wahrscheinlich nicht mal aufgestanden, wenn sie mich gefragt hätte, schließlich war sie dick und nicht schwerbehindert.

Auch wenn es hier einige anders sehen, die meisten dicken Menschen, die ich kenne, sind einfach nur selber Schuld daran. Das hat auch meist nichts mit physischer oder psychischer Belastung zu tun, sondern einfach nur mit ihrem völlig ungesunden Lebenswandel und der mangelnden Einsicht etwas zu ändern. Und das nicht weil es ihnen so schwer fallen würde, sondern weil sie keine Lust haben. Und oft kommt dann der mangelnde Wille dazu, sich Hilfe zu suchen.

Es sollte doch schon auffallen, wenn man plötzlich 50 Kilo mehr als früher wiegt, dass irgendwas nicht stimmt und das man etwas ändern muss. Klar ist es schwer, die Kilos wieder herunterzubekommen. Jede Bewegung schmerzt oder fällt einem schwer, aber viele wollen ja auch gar nicht. Wenn man dann sagt, geh doch schwimmen, das fällt einem leichter, kommt die nächste Ausrede warum das nicht geht.

Ich habe selber einen Freund, der übergewichtig war. Einfach weil in der Familie nicht so sehr darauf geachtet wurde und es einfach zu viel zu essen gab, zu üppig und zu unausgewogen. Aber irgendwann hat er dann für sich beschlossen, dass es so nicht weiter geht und die Ernährung umgestellt und Sport getrieben. Er hat sich da auch nicht wirklich wohlgefühlt, als er angefangen hat schwimmen zu gehen, aber irgendwie muss man ja anfangen.

Und wenn die Leute eben meinen, dass es für sie besser ist mit dem Übergewicht zu leben, statt etwas dagegen zu tun, dann müssen sie eben auch damit leben, dass sie es im Alltag schwerer haben.

Und wenn sie wirklich krank wären und das Übergewicht daher stammen würde, dann werden sie sicher nicht so arrogant und fordernd auftreten, sondern eher höflich fragen. So sind zumindest meine Erfahrungen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klar, wenn sie freundlich gefragt hätte, wäre ich vermutlich auch aufgestanden.Das is t dann nochmal was anderes, wenn derjenige nett ist. Mit dem Körpergewicht an sich hat das weniger was zu tun. Wenn derjenige aber nicht den Mund aufmacht und ich dann auch später noch auf diese Art angemacht werde, dann bekommt man eben schon einen Hals.

Und eine Schwangerschaft ist damit nicht zu vergleichen. Es gibt nun auch dicke Schwangere, also solche, die schon so dick sind und dann zusätzölich schwanger. Da würde ich wohl trotzdem aufstehen - eben wegen der Schwangerschaft, egal ob diese Frau dick ist oder eher schlank.Bei dickeren Schwangeren sieht man es auf den ersten Blick eben nur nicht so gut, ob sie dick oder schwanger sind, weil da einfach alles etwas runder ist. Dennoch würde ich nicht wollen, dass diese Person dann abklappt.

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» winny2311 » Beiträge: 15004 » Talkpoints: 2,33 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Genau, dies kommt noch dazu. Mir wäre es so peinlich, wenn mir jemand einen Platz anbieten würde, weil er sieht dass ich dick bin und denkt ich könnte nicht mehr stehen, dass ich im Erdboden versinken würde. :oops:

Es wäre vielleicht nett gemeint, aber wahrscheinlich genau die falsche Reaktion. Denn Dicke ziehen normalerweise schon genug Blicke auf sich. Da fehlt es dann noch, dass man wieder aufgrund seines Gewichtes die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Ich spreche da leider auch aus Erfahrung!

» duchovny » Beiträge: 73 » Talkpoints: -0,02 »



Klehmchen hat geschrieben:Auch wenn es hier einige anders sehen, die meisten dicken Menschen, die ich kenne, sind einfach nur selber Schuld daran. Das hat auch meist nichts mit physischer oder psychischer Belastung zu tun, sondern einfach nur mit ihrem völlig ungesunden Lebenswandel und der mangelnden Einsicht etwas zu ändern. Und das nicht weil es ihnen so schwer fallen würde, sondern weil sie keine Lust haben. Und oft kommt dann der mangelnde Wille dazu, sich Hilfe zu suchen.

Na herzlichen Glückwunsch, du hast es soeben geschafft die Psychologie und Psychiatrie zu revolutionieren. Offensichtlich kannst du den Leuten in den Kopf schauen und sehen, was in ihrem Inneren vor geht. Ich kann da nur meinen Hut ziehen.

Jetzt mal ganz ohne Ironie, Sarkasmus und Zynismus. Hallo, geht's noch? Du kennst eine Hand voll Leute, die aus deiner eingeschränkten Sicht heraus selbst Schuld sind und einen der es eingesehen hat, dass er selbst was ändern kann und schliesst daraus mal eben, dass alle Übergewichtigen selber Schuld haben und wenn sie nur wollten etwas daran ändern könnten.

Magersucht, als auch Fettleibigkeit sind Krankheiten, kein Freizeitvergnügen oder Hobby, um sich die Zeit zu vertreiben.

Und um jetzt mal deine Argumentation aufzugreifen, warum sollte ich einer Schwangeren einen Sitzplatz frei machen? Sie hat es sich selbst ausgesucht schwanger zu werden beziehungsweise zu bleiben, falls die Schwangerschaft ungeplant war. Warum hat die nun eher einen Anspruch auf einen Sitzplatz, als einer der krankhaft dick ist?

Ich habe so den Eindruck, dass hier viele glauben sie müssten die Dicken irgendwie zu etwas erziehen, weil sie eben nicht einsehen, dass Fettleibigkeit eine Krankheit ist. Offensichtlich halten sich alle, die schon einmal 4-5 Killochen abgespeckt haben für Experten, die beurteilen können, wie die Gründe liegen, dass man an Adipositas erkrankt.

Wenn man sich mal drei, vier oder auch fünf Kilogram angefuttert hat, weil sich mal hat gehen lassen, ist das eine gänzlich andere Situation, als wenn man 50 Kilogramm zu viel hat. Nur weil man ersteres schon einmal erlebt und auch etwas dagegen getan hat, kann man noch lange nicht beurteilen, wie es im zweiten Fall aussieht. Das ist dann in etwa so, als würde ich nach dem erfolgreichen Messen des Ölstandes meines Autos behaupten, dass jeder der nur genug Disziplin aufbringt seinen Motor auseinander und wieder zusammen bauen können müsse.

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


crissi hat geschrieben:Du kennst eine Hand voll Leute, die aus deiner eingeschränkten Sicht heraus selbst Schuld sind und einen der es eingesehen hat, dass er selbst was ändern kann und schliesst daraus mal eben, dass alle Übergewichtigen selber Schuld haben und wenn sie nur wollten etwas daran ändern könnten. Magersucht, als auch Fettleibigkeit sind Krankheiten, kein Freizeitvergnügen oder Hobby, um sich die Zeit zu vertreiben.

Naja, so Unrecht hat er damit kaum - mir fällt grad die Studie nicht ein, ich kann sie gerne noch einmal nachgooglen, nach der (auf die USA bezogen) nur 6,x% der Übergewichtigen nicht an ihrem Übergewicht "Schuld" waren, da dies krankheitsbedingt oder genetisch bedingt war.

Bei über 90% ist dies nicht der Fall, auch wenn diese zwischenzeitlich selber durch ihr Übergewicht krank geworden sind und manche sich dadurch auch in eine Pattsituation gebracht haben durch "neu erworbene" Krankheiten, die ihnen das Abnehmen fast unmöglich macht (z. B. wegen Medikamentenkonsum).

Es ist klar, dass weder Magersucht noch Fettleibigkeit kein Hobby ist - nur was war davor? Es ist, siehe oben, mittlerweile eben nachgewiesen, dass der Großteil es sich ausgesucht hat, und ein kleiner Teil eben nicht. Und man wird dummerweise eben immer nach der Masse beurteilt, egal ob die in der Minderheit oder Mehrheit ist, die sich am negativsten verhält. Schwangeren räumt man, auch wenn diese es sich meist ja auch ausgesucht haben, deswegen eher einen Platz ein, da Schwangerschaft im Gegensatz zu (krankhaftem) Übergewicht in unserer Gesellschaft als etwas positives, zukunftsweisendes und Werte schaffendes gilt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich stehe generell auch auf, wenn jemand schwanger oder gehbehindert oder Ähnliches ist. Auch wenn ich sehe, dass jemand wirklich Probleme damit hat zu stehen, egal ob er schlank oder dick ist, biete ich demjenigen meinen Platz an. Wenn aber jemand einfach nur dick ist und mich dann auch noch die ganze Zeit mürrisch anschaut, sehe ich absolut keinen Grund demjenigen meinen Platz anzubieten.

Ich selber bin jung und schlank, habe aber öfter durch meinen Heuschnupfen Kreislaufprobleme, gerade wenn es im Frühling wärmer wird. Wenn es mir mal wirklich nicht gut geht, frage ich einfach jemanden, ob ich mich kurz setzen dürfte. Normalerweise sind die Menschen auch immer sehr freundlich. Ich würde genauso aufstehen, wenn mich jemand begründet darum bittet. Aber einfach nur meinen Platz jemandem überlassen, weil derjenige der Meinung ist, dass 50 kg Übergewicht nichts ausmachen, sehe ich nicht ein. Wenn man so viel essen kann, kann man auch im Bus stehen. Bei krankheitsbedingter Fettleibigkeit ist das zwar anders, aber diejenigen können ja einfach fragen.

» SabrinaMuc » Beiträge: 788 » Talkpoints: 15,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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