Wie mit Verlustängsten umgehen?

vom 03.08.2009, 20:52 Uhr

Hallo!

Alle Menschen, die mir in meinem Leben was bedeutet haben mussten gehen oder haben mir den Rücken gekehrt. Die Menschen, die ich wirklich geliebt habe sind gestorben. Ich bin 2 x geschieden und ich habe schon einige Menschen asuch durch meinen Umzug verloren, die mir was bedeutet haben und die sich jetzt immer seltener melden.

Manchmal komme ich mit dieser Situation nicht mehr so richtig klar. Besonders schlimm ist es geworden, als vor 5 Jahren meine Schwiegermutter starb, die ich mehr geliebt habe als meine eigene Mutter.

Immer öfters denke ich darüber nach, dass mein mann und ich jetzt auch in einem Alter sind, wo einer von uns beiden auch ganz schnell sterben könnte. aber komischerweise beschäftigt mich nicht mein eigener Tod, der wäre mir in dem Moment wohl auch ziemlich schnuppe, weil ich ja dann nicht alleine wäre. Ich habe viel mehr Angst davor, dass ich meinen Mann verliere.

Auch ertappe ich mich immer wieder dabei. dass ich mir um meine Tochter ständig Sorgen mache. Ich fühle mich schlecht, wenn ich nicht mindestens jeden 2. Tag von ihr höre, dass es ihr gut geht. Aber daran hat sich meine Tochter schon gewönt. Nur ich kann mich nicht daran gewöhnen, dass auf Erden eben ein Kommen und ein Gehen ist und man auch mit dem Verlust eines geliebten Menschen rechnen muss. Ich könnte mich nciht damit abfinden, wenn ich nochmal einen geliebten Menschen gehen lassen muss.

Wie kann ich am besten damit umgehen und wie schaffe ich es nicht immer daran zu denken, dass ich wieder einen Menschen verlieren muss. Es ist sehr belastend, wenn man immer darüber nachdenkt. Man traut sich vor allem kaum noch Freundschaften aufzubauen, weil ja dann auch wieder jemand, der einem nahe steht, gehen könnte.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



So blöd und plump das jetzt auch klingen mag, aber am Besten lernt man damit umzugehen, indem man es eben mal verkraftet haben muss. Wie gesagt, es klingt natürlich blöd, aber bei mir war es so. Ich dachte immer, es wäre das Schlimmste auf Erden und ich würde damit nie fertig werden, aber irgendwie habe ich es doch überwunden und zwar so, dass ich heute wiederl achen und fröhlich sein kann. Das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem oft weine wenn ich alleine bin und Sehnsucht habe und dieser Mensch mir unglaublich fehlt in meinem Leben. Noch immer leide ich sehr darunter, dass er nicht mehr da ist, obwohl sein Tod nun bald schon 8 Jahre zurück liegt. Es kommt mir vor als wäre es vor vier Wochen gewesen.

Seither weiss ich aber zumindest, dass ich das ertragen kann und dass man es einfach ertragen muss und dass man daran nichts ändern kann. Aber vor allem: Dass man damit nicht alleine ist. Millionen Menschen müssen diese Schicksalsschläge hinnehmen und damit lernen zu leben. Ich habe es auch lernen müssen und es war bestimmt das Härteste in meinem Leben, aber es hat funktioniert und ich lebe noch und ich habe sogar Spaß daran. Ich habe auch heute natürlich noch Verlustängste, aber ich denke, ich bin etwas gelassener. Dadurch, dass es dann doch passiert ist und er starb und ich monatelang dachte, dass das nicht passieren kann und nicht darf und einfach nicht geht, fiel es mir im Nachhinein leichter, künftig gelassener zu sein.

Bei dir allerdings scheint ja das Erlebnis mit deiner Schwiegermutter genau das Gegenteil ausgelöst zu haben. Aber bestimmt kennst du dann das Gefühl, das man danach hat, wenn man langsam versteht, dass der Andere nicht mehr da ist und dass man ihm nichts mehr sagen kann. Obwohl das Gefühl natürlich furchtbar war, hat es dazu geführt, dass ich heute freier lebe und dass ich offener bin und dass ich gestärkt bin und schätze, was da ist. Ich bin weniger in Sorge und in Gedanken als zuvor. Und ich bemühe mich einfach, das Beste aus dem zu machen, was da ist.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hallo Sippschaft!

Meine Schwiegermutter ist nicht der einzige Mensch, den ich so verloren habe. Aber mit jedem Menschen, den ich durch Tod verloren habe oder auch durch Trennung sind diese Verlustängste schlimmer geworden. Also kann die Theorie nicht so ganz bei mir greifen, dass ich es erst mal erleben muss.

Ich habe verdammt viele Verluste in meinem Leben erleben müssen und ich habe einfach Angst davor, dass es immer mehr werden. Ich habe schon oft gedacht, dass ich es dann selber auch nicht mehr ertragen will. Deswegen brauche ich einen Tipp, wie ich damit fertig werde.

Ich will auch nicht zu einem Psychotherapeuten. Der hat mir mit meiner Schwiegermutter schon nicht weiterhelfen können und damals war ich sogar bei 2 Psychologen und beide haben mich meines Erachtens nicht ernst genommen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Du hast dir doch die Antwort schon selber gegeben. Auf der Erde ist ein Kommen und gehen, man sollte einfach nichts so schwer nehmen. Immer nur Grübeln und Angst haben treibt einen in den Wahnsinn und macht einsam, eben durch die Angst vor Bindung und erneutem Verlust.

Was ich als nächstes sage, sollst du einfach mal als Denkansatz verfolgen, das geht nicht gegen dich persönlich: Ist es nicht egoistisch, nur an seine eigene Angst zu denken? Nur damit du deine Angst mindern kannst, gehst du vielleicht anderen Leuten auf den Geist, indem du ständig anrufst oder sonst wie Kontakt aufnimmst und vielleicht nichtmal was wichtiges zu sagen hast. Und das schlimme ist ja, dass die Abstände durchaus auch kürzer werden könnten und das ganze in eine Art Zwang ausartet und du auch dadurch womöglich die Leute vergraulst und Kontakt verlierst.

Wie gesagt, das war durchaus überspitzt und gilt nur für Extremfälle. Aber ich wollte dir die Perspektive aufzeigen. Also ganz ehrlich, wenn meine Mutter mich jeden zweiten Tag anrufen würd, wäre ich ziemlich genervt, allerdings telefoniere ich auch nicht so sehr gern. Ich weiss ja auch nicht wie alt deine Tochter ist.

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» Herr Lehmann » Beiträge: 558 » Talkpoints: 5,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo Diamante!

Ich kenne dieses Gefühl auch, dass man sich ständig Sorgen um seine Lieben macht und Angst um sie hat. Man darf das Gefühl nicht übermächtig werden lassen und muss versuchen, sich selbst zu beruhigen. Ich sage mir dann immer, dass nichts schlimmes passiert ist und ich es sicher gefühlt hätte, wenn mit meinem Schatz etwas wäre.

Wenn du schlechte Erfahrungen mit Psychologen gemacht hast, dann hast du eben nicht den richtigen dabei gehabt. Man muss manchmal recht lange danach suchen. Es würde dir sicher helfen, mit jemand darüber zu reden, der sich damit auskennt. Vielleicht würde dir ja auch eine Selbsthilfegruppe etwas bringen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Hallo,

Ja ich kenne das natürlich auch mit den Verlustängsten. wer kennt das nicht, würde ich sagen. Als ich klein war - vielleicht Grundschule - da habe ich immer Nächte lang wach gelegen und furchtbare Angst gehabt, dass meine Großeltern sterben könnten. Später habe ich eine Freundin kennen gelernt, die schon immer anfällig für alle möglichen Krankheiten ist und auch da hatte ich jedesmal schreckliche Angst um sie. Ich habe sogar bei jedem Krankenwagen Panik bekommen, weil ich dachte, er würde zu ihr wollen. Auch Freunde habe ich viele durch Umzüge, durch Streit und Auseinanderleben verloren. Es fiel mir eine Zeit lang sehr schwer mich gegenüber engen Freunden normal zu verhalten, habe immer furchtbar geklammert und sicherlich auch hin und wieder unheimlich genervt, weil ich immer Angst hatte, dass mich wieder jemand verlassen würde. Ganz egal warum; ob nun Tod oder Streit.

Dann habe ich aber mal ein Praktikum in einem Pflegeheim machen müssen/dürfen (ein Dreh-und Wendepunkt meines Lebens), wo sowohl alte als auch relativ junge Leute ihre letzten Jahre verbrachten und irgendwie hab ich da gelernt den Tod als einen ganz normalen Teil des Lebens zu respektieren. Natürlich ist es auch jetzt noch schwer, wenn man jemanden verliert, aber die Angst ist in diesem Sinne nicht mehr da.

Vielleicht solltest Du Dir bewusst werden, vielleicht solltest Du versuchen, das auch so zu sehen. Nichts im Leben dauert ewig, auch das Leben an sich nicht. Das ist ganz normal. Und trotzdem geht es weiter! Es gibt immer Menschen, die man liebt und für die man da sein kann und muss - selbst wenn nochmal jemand stirbt in deinem näheren Umfeld, bist Du danach nicht alleine! Sieh es so, dass jeder einen bestimmten Weg hat. Manche kommen früher an, manche etwas später. Und wer weiß, vielleicht sieht man sich dann nochmal wieder :wink: Das halte ich mir auch immer vor Augen, obwohl ich es nicht weiß. Aber allein der Gedanke daran macht so manches leichter. Wissen kann mans ja nicht.

Und Freunde, die umziehen und sich danach nicht mehr melden, sind keine richtigen Freunde. Das sind Zweckbekanntschaften, kurze Begegnungen, aber mehr nicht. Denn wären es richtige Freunde, dürfte die Entfernung dem ganzen nichts anhaben. Sei Dir auch darüber im Klaren! Leute, die sich dann einfach nicht mehr melden, hast Du eigentlich gar nicht nötig. Das ist traurig, aber das ist die Wahrheit. Wohnt man weit weg, kann man sich auch mal besuchen, man kann telefonieren, schreiben, man MUSS sich nicht aus den Augen verlieren. Hab davor keine Angst. Alles was im Leben geschieht, soll so sein und hat irgendwo seine Richtigkeit. Das musst Du nur lernen zu akzeptieren. Du musst versuchen loszulassen, darfst nicht klammern, sondern einfach nur genießen was ist und nicht davor Angst haben, was sein könnte oder was vielleicht auch gewesen ist.

Kennst Du den Spruch: Kinder haben keine Vergangenheit und keine Zukunft. Sie leben nur im Hier und Jetzt und genießen jeden Augenblick. Lerne zu leben wie ein Kind!

Und meine Meinung ist, dass Du Dich auch nicht dafür schämen musst, dass Du Dir so viele Sorgen machst und Dich immer erkundigst, wie es allen geht. Hier schrieb jemand, dass es egoistisch wäre - aber ich finde, dass es keinen größeren Liebesbeweis gibt. Natürlich belastet es Dein Umfeld manchmal auch, aber vielleicht redest Du einmal ganz offen darüber mit ihnen, bevor Du Dich an einen Psychologen wendest. (sollte es nicht anders gehen, will ich Dir von einer psychologischen Behandlung natürlich nicht abraten) Sie werden es sicher verstehen und können Dir eventuell auch ein wenig die Angst nehmen. Wenn man seine Sorgen offen mit anderen teilt, ist die Last gleich viel leichter.

Du wirst gar nicht glauben, wie viel man ganz alleine und natürlich mit den betreffenden Leuten aus dem Kreis, um den Du Dir Sorgen machst, erreichen kannst. Dieser neue Trend immer gleich zum Psychologen zu gehen, muss nicht immer sein.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke das ist normal, jeder Mensch hat Verlustängste um Dinge die er liebt. Das wird mit steigendem Alter immer schlimmer, da man immer merkt, wie zerbrechlich das Leben doch ist und wie schnell Menschen nicht mehr da sind.

Doch es gibt auch Verlustängste die einfach völlig unbegründet sind. Ich habe einmal gelesen, dass 90% der Dinge, vor denen wir Angst haben, niemals eintreten, aber den Tod kann man natürlich nicht abwenden. Ich denke einfach diese 90% wird man ein wenig los, wenn man sich klar macht, wie unwahrscheinlich es ist, dass das alles eintrifft.

Die Verlustängste um Leute, die wir lieben und die sterben könnten, sind denke ich schon schwieriger loszuwerden. Aber auch diese Ängste hat jeder, aber nicht alle kommen damit nicht gleich gut zurecht. Natürlich kann man versuchen es zu verdrängen, aber wenn es einen dann doch trifft, dann ist der Schmerz umso stärker.

Meiner Meinung nach geht es am besten, wenn man sich einfach klar macht, dass das der Kreislauf des Lebens ist. Jeder Mensch muss einmal sterben einige früher einige später. Das ist so und daran kann man auch nichts ändern. Ob man sich nun sein Leben lang darum Gedanken macht und sich von diesen Gedanken bedrücken lässt oder nicht. Ich würde einfach nicht groß darüber nachdenken, es ist einfach so. Nimm es hin und genieß einfach dein Leben!

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Diamante hat geschrieben: Meine Schwiegermutter ist nicht der einzige Mensch, den ich so verloren habe. Aber mit jedem Menschen, den ich durch Tod verloren habe oder auch durch Trennung sind diese Verlustängste schlimmer geworden. Also kann die Theorie nicht so ganz bei mir greifen, dass ich es erst mal erleben muss.

Da stimme ich dir zu, Diamante. Ich würde es auch dahingehend ausweiten, indem ich meine , dass es dadurch sogar schlimmer werden könnte mit der eigenen Angst, Menschen zu verlieren, die man sehr gern hat. Denn gerade, wenn man schon erlebt hat, dass ein Mensch, den man sehr lieb gehabt hat, einen verlassen hat, dann ist das Bewusstsein dafür, dass es immer wieder möglich sein kann, noch größer geworden. Und das macht es alles andere als besser oder erträglicher. So empfinde ich das zumindest.

Ich habe das auch schon erlebt, dass ich einen geliebten Menschen bis zu seinem Tod begleitet habe. Vor diesem Erlebnis war mein Bewusstsein dafür, dass die Menschen, die ich liebe, nicht für immer bei mir sein werden, nicht so ausgeprägt, wie nach dem Tod dieser Person. Danach war dann auf einmal alles anders für mich und ich habe die Menschen in meinem Umfeld, die mir nahe stehen mit anderen Augen gesehen und die Möglichkeit, sie eines Tages zu verlieren, war plötzlich allgegenwärtig.

Das ist ein Gefühl, von dem ich persönlich glaube, dass man es nicht mehr weg bekommen wird. Von daher kann ich dir, was das betrifft leider auch keinen sonderlich guten Tipp geben. Man kann nur lernen damit einigermaßen umzugehen, was aber auch nicht einfach ist. Vielleicht hilft es auch, dass man versucht, die guten Seiten darin zu sehen, dass man so fühlt. Denn dadurch kann man es sich erst ermöglichen, dass man die Zeit mit diesen Menschen, die einem wichtig sind, viel intensiver und bewusster nutzen kann. Sie viel öfter mal wissen lässt, wie wichtig sie für einen sind usw.

Denn wenn man sich bewusst ist, dass man diese Menschen nie für ewig um sich haben wird, dann kann man später für sich aber sagen, dass man stets eine schöne Zeit mit ihnen verbracht hat, sie rechtzeitig all die Dinge fragen kann, die man wissen möchte und nicht später bereuen muss, dass man irgend etwas dergleichen versäumt hat. Ich denke, das kann einem später eine kleine Erleichterung sein, wenn es dann doch mal soweit sein sollte, dass man sich von diesem Menschen mal verabschieden muss, sei es dann durch Tod, Trennung oder eben auch einfach wegen eines Umzugs in eine andere Stadt oder in ein anderes Land.

Ansonsten ist es schwer diese Gedanken, die sich um den möglichen Verlust drehen, einfach abzustellen, da der Mensch sich ja schwer selbst belügen kann. Ich bin auch jemand, der sich eher mehr Sorgen macht und unruhig wird, wenn zum Beispiel mein Freund mit dem Auto unterwegs ist und nicht zu einer verabredeten Zeit zu Haus ist und wohl möglich auch nicht an das Handy geht. Ich denke, es gibt eben Menschen, die sind da lockerer und Menschen, die sich eben schnell Sorgen machen. Da kann man sicher nur bedingt daran arbeiten, dass das einfacher wird. Seine Einstellung dazu kann man aber sehr wohl etwas ändern und versuchen die positiven Aspekte, die ich oben genannt habe, für sich zu nutzen.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo,

leider geht alles einmal und man kann es nicht halten, auch wenn man es gerne möchte. ch würde versuchen möglichst viel Zeit mit den wichtigsten Personen zu verbringen. Genieße und gestalte die schönen Momenten solange du sie noch erleben kannst! Gehe mit deiner Familie oder Freunden zum Beispiel Minigolf spielen oder gemütlich ein Eis essen.

Alles Geschehene ist unvergesslich und wird auch für immer bei dir beziehungsweise in deinen Gedanken sein. Das kann dir niemand nehmen, sogar wenn sie nicht mehr hier sind! Warum magst du beispielsweise keine neuen Freundschaften schließen? Es zählt doch immer das, das gegenwärtig ist. Du wirst es später bereuen. Aber dazu musst du auch über deinen eigenen Schatten springen.

Gönne deiner Tochter ein bisschen mehr Freiraum. Du freust dich doch umso mehr, wenn du sie nicht täglich siehst oder von ihr hörst. Ich weiß ja nicht wie alt sie ist. Aber selbst, wenn sie ein gewisses Alter erreicht hat, wird sie sich von sich aus nicht mehr andauernd melden.

Lerne loslassen zu können um Neues zu erleben! Verpassen möchtest du doch bestimmt auch nichts?

» Anthony » Beiträge: 15 » Talkpoints: 9,61 »


Grundsätzlich kann ich es nachvollziehen, dass du den Menschen, die dir etwas bedeuten und die du verloren hast, hinterhertrauerst. Mir geht es auch so, dass ich manchmal Menschen vermisse, die mir wichtig waren und die ich für immer verloren habe. Vor fast einem Monat habe ich meine Omi verloren und kann das noch immer nicht so richtig fassen. Ich weiß aber, dass sie mir fehlen wird, nicht nur für den Moment, denn das ist ja normal, sondern eben auch längerfristig. Sie wird nicht wiederkommen und wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander, was den dauerhaften Abschied schmerzhaft macht.

Verlustängste habe ich trotz allem nicht. Ich bin allerdings auch kein Mensch, der sich an andere klammert. Ich kann gut alleine sein und ich bin sehr gerne alleine. Ich denke, dass es eine Rolle spielt, ob man sich auch selbst genug sein kann und sein eigenes Leben, unabhängig von anderen Menschen lieben kann, oder ob man eigentlich alles, was im Leben passiert, von anderen Menschen abhängig macht. Ich denke ja, dass das Leben an sich lebens- und liebenswert ist. Andere Menschen stellen eine Bereicherung dar, aber ich würde nicht mit dem Leben hadern, wenn ich einen wichtigen Menschen verliere. Es wird wahrscheinlich immer noch andere interessante Menschen und Erlebnisse geben, für die es sich zu leben lohnt.

Vielleicht musst du dein eigenes Leben erst wirklich schätzen lernen und ein gutes Stück Optimismus aufbauen, um diese Verluste verkraften zu können. Zudem wird es immer so sein, dass Menschen aus deinem Leben gehen, aber es kommen eben auch immer neue hinzu. Ein großes Problem ist, dass viele Leute in der Vergangenheit leben und der Gegenwart einen zu kleinen Stellenwert einräumen. Natürlich ist es alles andere als schön, wenn man einen wichtigen Menschen verloren hat und man darf diesen Verlust natürlich auch betrauern. Dennoch sollte man sein ganzes Denken und Fühlen nicht nur darauf konzentrieren, sondern vor allem auf die Zukunft. Viele Verluste kann man nicht beeinflussen, sie passieren einfach - zum Beispiel Todesfälle. Daher muss man versuchen, diesen Teil des Lebens zu akzeptieren, um dann auch weiterleben zu können. Schafft man das nicht, ist es schwer, ein glückliches, ausgeglichenes und angstfreies Leben zu leben.

Auch wenn du bisher nicht die gewünschten Erfahrungen mit den Psychotherapeuten gemacht hast, solltest du vielleicht noch einmal einen neuen Anlauf starten und dich nach einem neuen Therapeuten umsehen. In diesem Bereich ist es natürlich wichtig, dass sich der Patient auch von seinem behandelnden Therpeuten verstanden und angenommen fühlt, sonst hat diese Therapie natürlich keine echte Aussicht auf Erfolg. Wenn du dich bei den beiden Therapeuten, die du dir angeschaut hast, nicht ernst genommen gefühlt hast, musst du einen Therapeuten finden, der dir ein gutes Gefühl vermittelt. Du solltest sehr offen sein, so dass der Therapeut auch überhaupt die Chance bekommt, dich zu verstehen. Viele Menschen erwarten von einem Psychologen Wunderdinge, die dieser natürlich nicht leisten kann. Man muss schon auch bereit sein, angemessen mitzuwirken.

Du musst lernen, dich aus diesem Kreislauf aus Angst zu befreien, und ich denke nicht, dass du das alleine schaffen wirst, wenn dieses Problem schon so lange besteht und du bisher keine Strategien gefunden hast, um dir zu helfen. Ich bin mir aber sicher, dass du es grundsätzlich schaffen kannst, auch ohne Angst vor weiteren Verlusten zu leben. Du musst lernen, dass Verluste zum Leben dazugehören und du solltest auch sehen, dass du nicht nur Verluste hast, sondern eben auch Menschen hinzugewinnst.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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