Ausgrenzung wegen Hobby

vom 19.05.2009, 03:25 Uhr

Über etwas ähnliches haben wir uns noch vor wenigen Tagen unterhalten. Eine Komilitonin von mir meinte nämlich vor geraumer Zeit, dass die Leute in ihrer Klasse, die auf Fantasy oder Science Fiction standen ja immer belächelt bis ausgegrenzt worden seien. Was mich am meisten schockiert hat, war ihre Aussage, dass sie das ja auch gut nachvollziehen könne, wer wolle schon mit solchen weltfremden Freaks was zu tun haben? Ein derartiger Spruch von einer erwachsenen Frau, die noch dazu Lehrerin werden will, ist in meinen Augen schon harter Tobak, denn für mich klang es, als sei eine solche Ausgrenzung nicht nur zu tolerieren sondern gar unterstützenswert, um die Sonderlinge auf diese Art von ihrem anders sein abzubringen.

Fakt ist, dass ich es bestätigen kann, dass man für seltsam erachtet wird, wenn man Fantasyrollenspiele macht oder Science Fiction Fan ist - oder gar beides, wie in meinem Fall. Viele finden es seltsam, albern oder gruselig und gehen darum erstmal auf Abstand. Gemobbt wurde ich deswegen nicht, was vielleicht auch daran lag, dass da viel versprechendere Kandidaten im Angebot war und ich wohl schon immer den Eindruck erweckt habe, auf die Meinung anderer wenig zu geben.

Verständnis wurde mir allerdings nicht entgegen gebracht, dass ich als sonderbar betrachtet und belächelt wurde, trifft es wohl ganz gut. Das war mir jedoch auch herzlich egal, ich hatte einige Gleichgesinnte, mit denen ich gut auskam. Ich habe mir meinen Freundeskreis daher anderswo erschlossen, mit Leuten, die vielleicht auch nicht angesagt und cool waren, die sich aber auf meiner Wellenlänge befanden, was mir schon mit 12 wichtiger war, als übliche Beliebtheitskategorien. Darum hat es mich wenig gekümmert, ob andere mein Hobby cool fanden oder eher verachtenswert.

Ein Bekannter von mir hat übrigens Briefmarken gesammelt, was ich persönlich total langweilig fand. Ihn deswegen unsympatisch zu finden wäre mir jedoch nicht in den Sinn gekommen, so lange er mich nicht zum Briefmarkenfan missionieren will, darf er gern damit glücklich werden. Und diese Einstellung habe ich zu den meisten Hobbys. So lange diese Frezeitaktivitäten ethisch vertretbar sind, können sie in den Augen der Gesellschaft ruhig seltsam und uncool sein - mich stört das nicht.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde jeder sollte sich seinen eigenen Interessen widmen ohne sich von anderen zu beeinflussen. Meistens werden bestimmte Hobbys als „out“ bezeichnet, weil es die Masse so empfindet. Da wird einfach die Meinung der anderen übernommen, weil es einfacher ist mit der Masse zu schwimmen als gegen den Strom. Jugendliche finde viele Hobbys altmodisch und lachen die Leute aus, die sich mit diesen beschäftigen. Ich glaube die tun aus, nicht weil ja so schlimm ist, sondern weil sie sich selbst noch orientieren müssen und leichter beeinflussbar sind. Es ist halt immer einfacher einem coolen Hobby nachzugehen, welches aktuell total angesagt ist. Für mich wäre so was nicht. Dies wäre dann eine Art Selbstverarschung, weil ich nicht meine Interessen auslebe, sondern die der anderen. Und das ist eine Zeitverschwendung.

Ich hatte als 13jährige ein etwas ausgefallenes Hobby, nämlich das Mikroskop und die Wissenschaft. (meine Eltern haben sich gefreut!) Wieso ausgefallen? Weil es ein eher untypisches Hobby für eine 13jährige ist! Während sich meine Freunde CDs, Kosmetik und Parfüme zum Geburtstag wünschten, war ich mit neuen Accessoires für mein Mikroskop zu frieden. Natürlich war ich wie die anderen Mädels auch, bin auf Partys gegangen und kaufte gerne Klamotten ein, dennoch liebte ich es auch, einige Stunden mit der Wissenschaft zu verbringen. Deshalb durfte ich mir immer echt fiese Sprüche von den anderen anhören wie „Du Freak“ und so. Aber mir war das egal, denn ich wusste dass es mich interessiert und ich damit niemanden schade. Solche Leute habe ich dann einfach ignoriert oder habe den Spieß umgedreht und habe deren Beleidigung mit gegenüber ins Lächerliche gezogen. Schließlich ändert dies doch nichts an meiner Person, ganz im Gegenteil, so etwas unterstreicht den Charakter!

Ich finde jeder sollte das machen was ihm Spaß macht, so lange es niemandem schadet! Und was die Gesellschaft darüber denkt ist doch ehe schnuppe, schließlich lebt man für sich und nicht für die Masse!

» mimi » Beiträge: 263 » Talkpoints: 0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mein "Hobby", wenn man es so nennen darf, finden die meisten gar makaber.

Ich gehe unheimlich gerne auf alte Friedhöfe, schaue mir die alten Grabstätten an- lese die Grabinschriften, ich finde es nicht nur hochinteressant, aber auch ein Teil der Geschichte und Kultur. Leider findet man in Deutschland kaum solch alte Ruhestätten.

Letzte Woche habe ich die Gelegenheit gehabt, die uralten Friedhöfe in Marienbad und Karlsbad in Tschechien zu besichtigen, und sogar einen Freund an der Seite, der mein Interesse daran teilt. Ich habe teilweise wunderschöne Aufnahmen von den Ruhestätten machen können, die bearbeite ich und archiviere in ruhigen Stunden, meist spätnachts, wenn ich Zeit und Ruhe dazu habe.

Frage mich ernst, warum Mitmenschen das für grotesk halten?

Memento mori... ach, wie wahr doch...

Benutzeravatar

» eraser » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,20 »



Hallo Eraser,

Ich liebe alte Friedhöfe auch und wenn ich irgendwo Urlaub mache, verbringe ich meine Zeit meist dort. Erst neulich habe ich in 5 Tagen Dresden insgesamt, sofern ich mich recht erinnere, 12 Friedhöfe besucht. Die "normalen" Sehenswürdigkeiten habe ich in der Zeit aber auch noch sehen können. Dabei ist das Ganze nicht einmal in ein Gehetze ausgeartet, merkwürdig.

In Paris war ich im Herbst 2008, dort habe ich den Cimitiere du Pere Lachaise besichtigt, was insgesamt drei Tage in Anspruch nahm. Wohl auch, weil ich jede Skulptur und jedes aufwendigere Relief fotografisch dokumentiere. Gerne hätte ich auch noch die anderen älteren Friedhöfe besucht, aber dazu reichte die Zeit nicht mehr aus.

Zum Glück gibt es auch in meiner Heimatstadt, Berlin, sehr viele historische Friedhöfe. Allgemein sind es so wenige dann doch nicht, in Deutschland, obwohl es in anderen Ländern natürlich noch ältere gibt. Die Gesamtzahl der Berliner Friedhöfe liegt bei über 200. Bei vielen dieser ist zumindest noch ein kleiner historischer Teil erhalten. Ich habe von diesen 200 Friedhöfen schon fast alle mindestens einmal besichtigt. Sogar Lieblingsfriedhöfe habe ich.

Wenn ich genügend Zeit und Geld hätte, würde ich mir auch gerne mal den jüdischen Friedhof in Prag ansehen, den Wiener Zentralfriedhof und den Friedhof Ohlsdorf in Hamburg. Kopenhagen soll auch einen schönen Hauptfriedhof haben, und auch innerhalb Deutschlands gibt es so einige, die ich äußerst gerne mal besichtigen würde. Außerdem gibt es in Kassel und in Wien jeweils ein Begräbnismuseum, die ich auch unbedingt einmal sehen möchte.

Ja, ich weiß, dass viele Menschen dieses Hobby nicht nur seltsam, sondern auch makaber bis geschmacklos finden. Dafür wird man gerne mal als verrückt verurteilt und abgelehnt. Ich denke nur, da dieses Hobby niemandem schadet, sollte Toleranz angesagt sein. Außerdem glaube ich, wissen viele Menschen gar nicht, was ihnen so tolles Kultur- und Kunsthistorisches entgeht, weil sie Friedhöfe kategorisch meiden, es sei denn zur Grabpflege bei Oma.

Meine Fotos bearbeite ich übrigens auch sehr gerne. Nur komme ich kaum mehr hinterher. Insgesamt habe ich auf Friedhöfen schon einige tausend Fotos gemacht, allein auf Pere Lachaise letzten Herbst schon etwa 2500.

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wawa, ich beneide dich um Peré Lachaise - ist mein Traum, mal nach Paris zu reisen, und eben diesen Friedhof zu besuchen.

Berlin ist nicht weit weg von Hannover; dort gibt es 2 recht interessante, da alte Friedhöfe, sie heissen Seelhorst und Engesohde. Vielleicht wären sie dir eine Wochenendreise wert? Ich kann sie nur empfehlen.

Hast du schon mal ein Friedhof in polen besucht? Da tobt das Leben- so bunte Fleckchen Erde habe ich noch nirgends gesehen. Die Angehörigen geben sich viel Mühe mit Blumen, Kerzen und Bestecken, und jeden Abend wird fleissig besucht und gegossen, klar.

Allerheiligen in Polen- die Friedhöfe sind von tausenden von Grablichtern hell erleuchtet, die Chrysanthemen werfen weisse Schatten. Im Dunkeln leuchten Kreuze auf, die Luft ist geschwängert vom Wachsgeruch, ein unvergessliches Erlebnis.

Benutzeravatar

» eraser » Beiträge: 24 » Talkpoints: 0,20 »


Also ich bin immer der Meinung, dass die nicht als uncool angesehen werden sollten, die solche Hobby gerne haben, sondern die, die diese als uncool bezeichnen.

Es soll doch jeder seine eigenen Hobbys haben, sonst wäre es doch langweilig. Und wenn ich nun gerne Ameisen sammle, dann ist das doch noch immer meine Sache und solange ich keinen damit störe, geht es niemanden etwas an.

Sollte man jedoch trotzdem auf solche Kindsköpfe stoßen, dann einfach ignorieren. Irgendwann finden diese einfach keinen Anreiz mehr sich lsutig zu machen, da eh keiner reagiert. Somit ist das Problem dann aus der Welt.

Also lasst euch auf keinen Fall entmutigen.

» tomtom241 » Beiträge: 220 » Talkpoints: 0,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Jemand auf Grund seines Hobbys auszugrenzen finde ich auch sehr fragwürdig, An sich sehe ich das genauso wie tomtom241.
Mein Hobby sind bspw. PCs im Allgemeinen, hauptsächlich jedoch Zusammenbau, Einrichtung, Wartung usw. im privaten Bereich. "System-Administarion" sozusagen :D Das interessante dabei war immer dass ich früher häufig belächelt wurde weil ich ständig an irgendeinem Rechner rumgeschraubt habe während anderen an ihren Rollern zu Gange waren. Wenn dann aber Bekannte, Freunde etc. Probleme mit ihren Rechnern hatten, wurde ich gefragt (bzw. werde es immer noch). So konnte ich mir auch ein bisschen Taschengeld dazu verdienen.
Gemobbt wurde ich allerdinsg nie, bisher war alles noch im Rahmen :D

» puBMasTer » Beiträge: 8 » Talkpoints: 3,88 »



Hallo,

ich finde auch wie die anderen hier, dass es toll ist, wenn man Hobbies hat, egal ob sie nun Dinge sind, die mal etwas anders, vielleicht sogar gewöhnungsbedürftig sind oder eben Standard-Hobbies (wie z.B. Fußball bei den Jungs). Wenn jemand ein außergewöhnliches Hobby hat, das nicht alle haben, finde ich es eher interessant als abwertend, da ich z.B. so ein Mensch bin, der gerne neue Dinge kennen lernt und auch nicht über andere Menschen wegen ihren Leidenschaften schlecht urteilt.

Ich spiele nun seit mehreren Jahren Klavier und es macht mir immer noch Spaß und ich bin auch echt froh, dass ich dieses Hobby habe, weil es einfach viel Abwechslung in meinen Alltag bringt. Es gab allerdings auch eine Zeit, in der ich es eher peinlich als schön fand. Da war ich allerdings noch etwas jünger und gerade in diesem Teenie-Alter, wo gleich nach "cool" und "uncool" geurteilt wird. Ich wollte auch zu dem Kreis der "Coolen" gehören und da war mir das Klavierspielen und das regelmäßige Üben peinlich. Später habe ich allerdings gemerkt, dass ich total dumme Gedanken hatte, und habe mich nicht mehr dafür geschämt. Eher das Gegenteil. Ich bin mittlerweile stolz darauf und denke, es ist keineswegs etwas, wofür man sich schämen sollte.

Allgemein ist es doch schön, wenn man kulturelle Interessen besitzt oder schon von klein auf mit Kultur (evtl. auch klassischer Musik) aufwächst. Ich glaube es ist auch echt egal, ob Jungs nun Ballett machen oder Mädchen Fußball spielen. Wir leben in einer emanzipierten Gesellschaft und da, finde ich zumindest, sollten diese ganzen Geschlechter und Hobby Klischess mal vergessen werden. Jeder sollte doch das tun, was er mag und sich nicht von irgendwelchen Leuten, die vielleicht keine Hobbies besitzen, unterkriegen lassen.

» Cookie28 » Beiträge: 432 » Talkpoints: 7,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo Eraser,

Ich bin hauptsächlich wegen der Friedhöfe nach Paris gefahren, muss ich ganz ehrlich sagen. Natürlich klingt es unvernünftig, so viel Geld für Anreise und Hotel zu zahlen, "nur" um Friedhöfe zu besuchen. Daher habe ich auch diverse andere Orte besucht, aber Pere Lachaise war mir dann doch die halbe Woche, die ich dort war, wert.

Nach Hannover könnte ich durchaus mal fahren. Leider habe ich kein Auto, also müsste ich erst einmal sehen, wie ich dorthin komme. Ich glaube aber, es gibt eine Linienbusverbindung dorthin, neun Euro pro Richtung. Ich könnte das übrigens auch sehr gut mit einem weiteren Hobby von mir, dem Mineralien- und Fossiliensammeln, verbinden. Denn in der Nähe von Hannover gibt es einige bekannte Fossilien-Fundstellen. Da müsste ich mir aber erst Genehmigungen besorgen, mich anmelden, und so weiter. Das muss gut koordiniert werden.

Auf einem polnischen Friedhof war ich bisher erst einmal, bei einer Tagesreise nach Slubice. Tagsüber und ohne, dass es um die Zeit einen Feiertag gegeben hätte. Es war aber auch so sehr schön. Es stimmt, dass die Friedhöfe in Polen besonders sorgfältig geschmückt zu sein scheinen.

Zu Allerheiligen, Allerseelen und zum Totensonntag ist es manchmal aber auch auf deutschen Friedhöfen sehr hell von Kerzen. Demnach gehe ich zu diesen Daten auch besonders gerne Friedhöfe besuchen. Schön ist es, wenn man das Glück hat, dass diese Tage solche sind, an denen es früh dunkel wird. Die Friedhöfe schließen im Winter schließlich sehr früh, meist schon um 16 oder 17 Uhr. Wenn es da noch hell ist, ist das schade. Die Stimmung ist eben nicht dieselbe.

Könnte man Busreisen eigentlich auch als Hobby bezeichnen? Ich fahre eigentlich fast überall hin, mit dem Linienbus. Deutsche Bahn und Flüge sind mir einfach meist zu teuer. An sich gibt es aber auch Menschen, die aus Prinzip mit dem Bus durch Deutschland und Europa fahren, weil sie die Busreisen an sich mögen. Das ist wohl auch kein sonderlich gewöhnliches Hobby. Auf längeren Strecken finde ich das Busfahren sogar sehr unbequem. Bei mir ist es also eher der günstige Preis, der mich zu Busreisen ermuntert, denn ein spezielles "Feeling" dahinter.

Oder sind vollkommen selbst und ohne Hilfen geplante Reisen vielleicht auch schon eine Art Hobby? Es gibt ja so viele Menschen, die immer nur Pauschalangebote buchen, bei denen sie gar nichts mehr machen und bedenken müssen. Sehr wenige fahren auf eigene Faust irgendwohin, ohne Reiseleitung, und sogar ohne Reisebüro. Gerade bei Reisen ins Ausland wird eigene Organisation meist gescheut. Irgendwie finde ich das schade, aber jeder muss das selbst wissen!

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich glaub ich toppe das alles, denn eines meiner Hobbys ist die Haltung von Ameisen, ich habe drei Kolonien in schönen Glaskästen. Gerade heute habe ich wieder mit ein paar Kollegen darüber geredet, die mich natürlich erst einmal blöd anschauten und sich fragten, wie man sich bloss Ameisen ins Haus holen kann, denn die meisten versuchen die ja grade los zu werden.

Gibt aber meistens eher interessante Diskussionen, gemieden oder gemobbt wurde ich deswegen noch nicht. Meistens sind die Leute doch eher neugierig und wollen mehr dazu wissen.

Benutzeravatar

» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^