Bruder geht den falschen Weg

vom 15.05.2009, 16:50 Uhr

Ich weiß zur Zeit einfach nicht wie ich mich verhalten soll, vielleicht weiß ja jemand von euch Rat. Mein Bruder, 20 Jahre alt, war immer höfflich, ehrgeizig, sauber, hilfsbereit, ganz kurz ein klasse Bruder, aber vor einem halben Jahr lernte er ein Mädchen kennen und da fing alles an. Er ging seltener zur Schule, fing an zu trinken, sein Hobby Fussball ließ er links liegen, obwohl er hier einen Vertrag hat, Geld verdient und eigentlich auch zu Terminen hin müßte.

Wie oft sah ich meinen Bruder mit roten Augen, total benebelt. Mir ging es direkt durch den Kopf das da Drogen im Spiel sind, aber glauben wollte ich es nicht so recht. Doch nicht mein kleiner Bruder. Aber es hörte nicht auf.
Er half nicht mehr zu Hause, das Zimmer das meine Eltern extra für ihn neu renoviert haben, ließ er verkommen, es lagen Essensrest rum, die sogar schon verschimmelt waren, Pfandflaschen ohne Ende, seine Klamotten lagen überall verteilt rum. Ging er in die Küche um sich was zu essen zu machen, hat er nicht mal aufgeräumt, er war nicht mal mehr in der Lage unserem Vater bei Kleinigkeiten zu helfen. Irgendwann wurde er von zu Hause raus geschmissen. Wenigstens dort herrschte wieder ruhe.

Aber, seine Wohnung ist ein Drecksstall, seiner Freundin gefällt es in diesem Saustall zu leben. Und ja, er raucht Marihuana, würde dazu ja nichts sagen, wenn nur die anderen Dinge nicht wären. Er macht sich kaputt, beim Fussball bekam er eine Verwarnung. Und das Schlimmste ist dass das noch nicht alles ist, seine Freundin und er fahren recht oft nach Holland um Marihuana einzukaufen. Kann doch nicht sein, jetzt dealt er noch? Er hat es leider zugegeben.

Ich habe echt keine Ahnung mehr was ich machen soll, einerseits denke ich mir, er muß es selber schaffen, aber anderseits.. Ich weiß es nicht. Und es ist alles wegen seiner Freundin, durch sie ist er verkommen, durch sie fing er mit den Drogen an. Ihr gefällt es so, ihr gefällt es da mein Bruder immer Zeit für sie hat, alles für sie macht. Habe Angst ihm was zu sagen, denn dann wird er mich hassen, aber will ihn auch nicht in so einer Situation alleine lassen. Soll ich unseren Eltern bescheid geben? Aber dann wird das Verhältnis nur noch schlimmer als es schon war, und es bessert sich allmählich wieder. Ich weiß es nicht. Ist aber auch nicht so dass er täglich raucht, er macht es vorwiegend am Wochenende, so das ich mir im Bezug auf das Rauchen keine Angst mache, aber das Dealen macht mich fertig.

Was würdet ihr machen? Einschreiten und das Verhältnis gefärden? Oder leben lassen?

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» marizza » Beiträge: 199 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich weiß nicht ob dieses Forum den richtigen Ansprechpartner für dich bieten wird. Du solltest dich vielleicht bei einer Drogenberatungsstelle erkundigen, die sind ja auch für Familienangehörige da.

Ich persönlich befürchte, dass er erst auf die Schnauze fallen muss, bevor er sich helfen lassen wird. Ist zwar hart zum Mitansehen, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich dasselbe mit meinem Geschwisterchen erleben müsste. Auch wenn es blöd klingt, ich würde mich nicht trauen ihn wirklich zusammenzuscheißen, weil ich Angst hätte, dass der Kontakt dann ganz abbrechen würde.

Stattdessen würde ich es dabei belassen regelmäßigen Kontakt zu haben, ihn hin & wieder darauf anzusprechen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es erwischt werden könnte und damit seine berufl. Laufbahn schmeißen kann. Dann aufmerksam zuhören, ob es irgendwann mal kriselt oder er selber Zweifel hat, und wenn DAS der Fall ist, den Zeitpunkt abpassen & ihn bei der Hand nehmen, puschen & wieder in die richtige Richtung antreiben. Solange die Freundin da ist & sie wirklich die treibende Kraft dahinter ist, sind dir meiner Meinung nach, die Hände gebunden.

Aber wie schon gesagt, wende dich unbedingt an eine Jugendberatungsstelle oder an die Drogenberatung und hol dir dort professionelle Tipps.

» elysia » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,04 »


Hallo!

Wenn du deinem Bruder helfen willst, dann solltest du mit ihm reden. Sage ihm ganz klar, was du von seinem Lebensstil hälst und was ihn irgendwann erwarten wird, wenn er weiter so macht. Er gefährde ja nicht nur seine Gesundheit mit dem Rauchen von Canabis. Wenn er auch noch damit dealt, besteht ja auch die Gefahr, dass er irgendwann erwischt wird und dann hinter Gittern leben muss. Rede ihm mal ordentlich ins Gewissen. Das wäre das, was ich tun würde.

Wenn er darauf nicht reagiert und es ihm egal ist, dann muss du ihn eben in sein Unglück laufen lassen. Manche Menschen wachen erst auf, wenn etwas passiert ist. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, wann er von der Polizei erwischt wird. Dein Bruder ist ja alt genug, um selbst zu entscheiden, wie er sein Leben, leben will. Da kannst du nicht mehr machen, als mit ihm ein ernstes Wort zu reden. Eure Eltern werden doch sicher mitbekommen haben, wie es in der Wohnung ihres Sohnes aussieht. Daher denke ich, dass du ihnen nichts extra etwas zu sagen brauchst. Du könntest auch zu einer Drogenberatungsstelle gehen und dich dort mit jemandem unterhalten und dir Tipps und Rat holen. Vielleicht lässt sich dein Bruder ja überzeugen, dass ihr zusammen dorthin geht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Naja, wenn dein Bruder wirklich so ein klasse Bruder war, dann kannst du mit ihm reden und ihm das mal aufzählen,was du hier so geschrieben hast. Mein Bruder, auch jünger, ist eigentlich auch so ein lieber, ehrlicher Mensch und solche Eigenschaften bleiben im Kern des Menschen auch. Also kann man immer das Gespräch suchen.

Du kannst nicht erwarten, dass er das jetzt alles sein lässt, aber man kann ihm das Gefühl geben, dass du zu ihm stehst, egal was er tut, aber du dir Sorgen um ihn machst.

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» winny2311 » Beiträge: 14981 » Talkpoints: 3,20 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo!

Danke für die Ratschläge. Eine Drogenberatung werde ich jedoch nicht aufsuchen, denn das müsste mein Bruder schon alleine machen.

Reden: ein sehr schwerer Schritt, da mein Brüderchen zur Zeit alles nur negativ sieht. Wie oft war er bei uns, nur um meinen beiden Töchtern ein Happy Meal mitzubringen, oder irgendein kleines Spielzeug. Jetzt gibt es dieses nicht mehr, mir geht auch nicht darum, das er den beiden was geschenkt hat, sondern um die Geste, die war einfach klasse, meine Mädchen haben sich immer rießig gefreut und vor allem die Große vermisst das Spielen mit ihrem Onkel. :( Werde es weiter versuchen, dass er mal zu uns kommt, denn das Gespräch will ich nur mit ihm führen, ohne seinen Anhang.

Kleine Änderung: Gerade eben hat mein Bruder meinen Mann angerufen. Er braucht Geld und unter dem Vorwand er würde welches bekommen, kommt er zu uns und noch dazu ohne seine Freundin. Da mein Bruder kein Geld von mir bekommt, wird er auf mich sauer sein, und somit habe ich die Gelegenheit ihm alles an der Kopf zu werfen was mich die ganze Zeit beschäftigt.

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» marizza » Beiträge: 199 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo,

ohne dir zu nahe treten zu wollen: Bei all deiner Besorgnis um deinen Bruder lese ich nirgendwo auch nur eine plausible Vermutung darüber, warum dein Bruder so abgerutscht ist. Einzig und allein seiner Freundin die Schuld dafür zu geben, halte ich für falsch. Es ist zwar möglich, dass sie ihn an die Drogen heran geführt hat. Aber wäre er in seiner Persönlichkeit gefestigt und hätte Ziele und Pläne für seine Zukunft, hätte er zu Drogen und sich dauerhaft gehen lassen garantiert "Nein" gesagt. Ein psychisch stabiler Mensch lässt sich kaum darauf ein, sein bisheriges Leben sprichwörtlich über den Jordan zu jagen, wenn er sich wohl fühlt, so wie er sich eingerichtet hat.

Du hast deinen Bruder als sehr angepassten Menschen beschrieben, der immer nur lieb, nett, freundlich und zuvorkommend auftrat. Ich frage mich anhand deiner Zeilen, ob er jemals auch negative Emotionen gezeigt hat, mal laut, wütend oder streitlustig war? Denn wenn nicht, bringe ich sogar ein gewisses Verständnis für seinen plötzlichen massiven Ausbruch aus seinem bisherigen Alltag auf. Dass er seine Möglichkeit zum Ausbruch im illegalen Drogenkonsum sucht, steht dabei auf einem anderen Blatt. Ebenso gut könnten an Stelle der Drogen Magersucht, Kaufsucht, Alkoholmissbrauch oder Computerspiel-Abhängigkeit stehen.

So gesehen ist seine Freundin vielleicht der Auslöser für die negative "Verwandlung" deines Bruders, nicht aber die Ursache. Eventuell hat sie ihm eine Möglichkeit aufgezeigt, zu rebellieren und er hat diese erstbeste, ihm sich bietende Möglichkeit einfach nur ergriffen.

Wenn du mit deinem Bruder reden willst, dann nicht in der Weise, ihm zu sagen, dass er nicht mehr wieder zu erkennen sei und durch seine Freundin so negativ verändert hat. Das sein Leben nicht mehr angepasst und geordnet ist, gefällt ihm zum jetzigen Zeitpunkt wahrscheinlich zu gut, als dass er daran seiner Schwester oder den Eltern zuliebe irgendetwas ändern würde. Frag den Jungen lieber, ob es ihm gut geht, was er vermisst, ob du ihm irgendwie (nicht finanziell (!) ) helfen kannst. Einen wirklichen Zugang zu ihm und seinen Emotionen wirst du nur bekommen, wenn er echtes Vertrauen zu dir hat. Dazu gehört auch, dass du nicht zu euren Eltern läufst und ihn "verpetzt".

Versuch einfach mal, dich in deinen Bruder hinein zu versetzen. Betreibe ECHTE Ursachenforschung. Erwarte nicht, dass er sich von irgendwelchem Gezeter beeindrucken lässt und von jetzt auf gleich in den Schoß der Familie zurück kehrt. Wenn er die Nase voll von seinem derzeitigen Leben hat und weiß, dass du ihm wirklich zur Seite stehst, wird er von ganz allein zu dir kommen und um Hilfe bitten.

» Sunny08 » Beiträge: 228 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


martinezoki hat geschrieben:Eine Drogenberatung werde ich jedoch nicht aufsuchen, denn das müsste mein Bruder schon alleine machen.

Hallo!

Wenn du deinem Bruder wirklich helfen willst, dann gehe zu einer Drogenberatung. Es muss nicht dein Bruder machen. Du als Angehörige kannst genauso dahin gehen und dich beraten lassen, was du tun kannst und wie du mit deinem Bruder umgehen sollst. Diese Leute können dir mehr helfen als wir alle zusammen. Denn diese Leute haben den ganzen Tag mit drogenabhängigen zutun, die ihr Leben nicht mehr im Griff haben. Deshalb ist der beste Ansprechpartner auf jeden Fall die Drogenberatungsstelle. Du gehst ja nicht als Abhängiger dorthin, sondern als Angehöriger und lässt dich beraten, wie du mit einem Menschen umgehen sollst, der sich so verhält wie dein Bruder.

Es ist falsch, wenn man denkt, dass man als Angehöriger dort nichts zu suchen hat. Der erste und beste Schritt deinem Bruder zu helfen ist so eine Beratungsstelle.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallo!

Auch ich würde dir vorschlagen, zur Drogenberatungsstelle zu gehen. Ich denke, dass die Menschen dort einfach eher wissen, wie man mit Leuten umgehen sollte, die ein Drogenproblem haben. Ich habe mich mal etwas zum Thema Abhängigkeit von Marihuana informiert und gehört, dass Marihuana nicht körperlich abhängig macht, sehr wohl aber psychisch abhängig machen kann. Ich glaube, es ist nicht immer so einfach, von einer psychischen Abhängigkeit weg zu kommen und erst recht nicht ohne professionelle Hilfe.

So ganz weiß ich auch nicht, wem man die Schuld dafür geben sollte, dass dein Bruder vom rechten Weg abgekommen ist. Hat er sich denn ganz plötzlich geändert oder ging das über einen längeren Zeitraum?

Viele Grüße

» Mareikel » Beiträge: 1738 » Talkpoints: 6,97 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mein Bruder war gestern bei uns und es ist alles andere als gut gelaufen.

Erstmal habe ich ihn gefragt, warum er das alles macht, warum er plötzlich Drogen nimmt, warum er anfing zu dealen, einfach das warum. Es gab keine Antwort. Habe ihm gesagt was er falsch macht, wie er sich verändert hat, und immer wieder gefragt warum. Irgendwann gab er mir die Antwort das er das Leben, welches er bei unseren Eltern gelebt habt, einfach satt hatte, da es langweilig sein, dass seine Freundin ihn so liebt wie er jetzt ist, da er ja "cool" sein. Habe nur noch Wut in mir, cool? Ich meine mit zwanzig sollte man etwas mehr Nachdenken, ist ja nicht das es seine erste Freundin ist. Mehr wollte er nicht sagen, hat mir gedroht, wenn ich ihn weiter nerven würde, geht er. habe es dehalb sein lassen.

Aber dann wollte er Geld, war auch kein kleiner Betrag sondern fast 200 Euro. Erstmal einen Schon verdaut, wozu braucht er 200 Euro? Naja, nachgefragt und in seiner Antwort hörte ich erneut den Namen seiner Freundin. Sie hat Geburtstag und mein Brüderchen hat kein Geld um ihr was anständiges zu holen.

Tja, das Geld hat er nicht bekommen, er hat mich angeschrien, hat sich nur noch von meinem Mann verabschiedet und ist gegangen.

Dadurch kam ich zum Schluss dass ich ihn lassen werde, wenn deren Beziehung auf Geld basiert, wird es wohl nicht mehr lange gut gehen. Ich hoffe das er danach wieder in die Normalität zurückkommt. Er wird alleine durchgehen müssen, aber er weiß, auch wenn er mich angeschrien hat, er immer auf mich zählen kann, habe ihm dieses ja paarmal wiederholt gestern.

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» marizza » Beiträge: 199 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Die Situation mit deinem Bruder ist schwierig, aber je mehr du auf ihn einredest, desto mehr wird er denken, dass ihr alle keine Ahnung habt und einfach doof seid. Manchen Menschen muss es leider erst richtig dreckig gehen, damit sie einsehen können, dass der Weg den sie begangen haben nicht der richtige ist. Das klingt hart, aber es ist leider so.

Es ist schon klar, dass du ihm helfen möchtest. Aber wenn du für ihn zur Drogenberatung gehst wird das herzlich wenig bringen. er ist kein Kind mehr und er will nicht bevormundet werden. Wenn er selbst nicht den Willen hat um aufzuhören, dann wird er auch unter Druck oder unter Zwang den Absprung nicht schaffen. Er wird den Besuch bei der Drogenberatung, den du nur wegen ihm machen würdest, als Angriff gegen ihn, gegen sein Leben und gegen seine Freundin verstehen und sich nur noch mehr abschotten.

Wenn du mit ihm redest kann es zwar hilfreich sein, nur Vorwürfe und Beschuldigungen bringen rein gar nichts. Aber wenn er sich versteift, dann wird auch alles reden unnütz sein. Denn wenn er mit seiner Meinung nicht durchkommt und seinen Willen nicht bekommt wird er abdrehen. Dass sieht man ja schon an der Geschichte mit den 200 Euro.

Ich selbst hatte einen freund, der immer ehrlich, zuvorkommend, höflich und zuverlässig war. Irgendwann meinte er auch er müsste ausbrechen, kam mit den falschen Leuten in Kontakt und auch mit Drogen in Berührung. Ich habe auch versucht ihm zu helfen, er hat diese Hilfe aber nicht akzeptieren wollen. Er weiß, dass ich immer für ihn da bin, aber auch, dass er von mir kein geld bekommt.

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» berserker » Beiträge: 298 » Talkpoints: -1,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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