Probleme mit der Verwandschaft

Leider weiss ich nicht genau, ob dieses Thema hier schon einmal aufgegriffen wurde. Sollte dies der Fall sein, bitte ich es zu entschuldigen, dass ich es übersehen habe.

Wir hatten gestern eine Beerdigung. Mein Onkel wurde beigesetzt. Leider ist mein Vater dafür bekannt, dass er in unserer Familie nicht das beste Ansehen hat. Er hat etwas mehr Geld als die anderen, gibt damit zwar nicht an, aber teilt es auch nicht. Er ist ein sogenannter Macher. Hat keine Träne bei der Beerdigung vergossen und die ganze Zeit nur davon gesprochen, das es jetzt weitergehen muss und mein Cousin zusehen soll, dass er den Bau fertig bekommt. Schließlich kann es bald regnen und dann würden die ganzen Steine die noch offen liegen voll laufen. Ich gebe meinem Vater ja recht damit, aber muss auch dazu sagen, dass mein Onkel bei meinem Cousin von der Leiter gestürtzt ist, als er bei seinem Bau helfen wollte und dabei ums Leben gekommen ist. Natürlich muss es da weitergehen, aber hat mein Cousin nicht auch ein Recht darauf zu trauern? Ich könnte auch nicht einfach so weitermachen. Die anderen haben ja auch alle gesagt, er solle auf keinen Fall aufgeben, aber mein Vater musste des natürlich gleich mit solch einem Unterton machen, das es mir persönlich kalt den Rücken herunterlief.

Meine Tante hat meinen Sohn meinen Mann und mich dann auch noch eingeladen, doch endlich einmal vorbei zu kommen, doch da ich weiss, dass mein Vater ein riesen Problem damit hat, wenn ich alleine dahin fahren würde, habe ich mich erstmal versucht aus der Situation heraus zu winden, wobei mir dann natürlich von Seiten meiner Tante erstmal ein paar Sprüche gedrückt wurden, von wegen ich würde ja ohne meine Eltern eh keinen Schritt machen und so weiter und so fort.

Ich persönlich denke, dass wir jetzt auch noch zu dieser Familie den Kontakt verlieren werden, da mein Vater schon angedeutet hat, dass er jetzt wo sein Bruder nicht mehr da ist, kein Interesse mehr an dieser Verwandschaft hätte, welche erst einmal den Kinderschuhen entwachsen sollte und zur Vernunft kommen muss. Es sei dazu erwähnt, dass meine jüngste Cousine schon Anfang 40 ist.

Ich weiss einfach nicht wie ich mich in dieser Situation verhalten soll. Einerseits will ich meinem Vater nicht vor den Kopf stoßen, aber ich möchte nicht auch noch den Kontakt zu dieser Verwandschaft komplett verlieren. Als sein anderer Bruder gestorben ist, hat er meiner Mutter und mir jeglichen Kontakt zu ihnen untersagt, wobei diese Tante von mir sogar Enkelkinder im Alter meines Sohnes hat, welche hier ganz in der Nähe leben. Ich habe mal versucht mich mit meinem Cousin zu treffen, der hat dann seiner Mutter davon erzählt und diese hatte nichts besseres zu tun, als bei meinen Eltern an zu rufen und denen mit zu teilen, das man ja scheinbar doch noch mit zumindest einem Teil unserer Familie gut auskommen . Das hat einen riesen Ärger gegeben. Und dabei hatte ich sowohl meinen Cousin, welchen ich da besucht hatte, als auch meine Tante darum gebeten, meinen Eltern nichts zusagen.

Vielleicht kann mir ja irgendjemand, der vielleicht eine ähnliche Situation kennt mal schreiben, wie er damit umgegangen ist.

Hallo!

Ich scheinst ja wirklich in einer ganz schönen Zwickmühle zu stecken. Ich kann verstehen, dass du nichts tun willst, was jemanden aus der Familie verletzten könnte. Aber du bist doch alt genug, um selbst zu entscheiden, zu wem du Kontakt hast und zu wem nicht. Du solltest dir von deinem Vater nicht verbieten lassen, dass du Kontakt zu der Familie haben darfst. Wenn er Probleme oder Ärger mit der Familie hat, ist das seine Sache. Da sollte er dich und deine Familie dann nicht mit rein ziehen.

Rede doch mal mit deinem Mann, wie er das Ganze sieht. Und sprich dann mit deinem Vater, dass du weiterhin Kontakt haben willst und nicht einsiehst, wieso dieser auf einmal abbrechen sollte. Ich muss sagen, dass ich auch nicht verstanden habe, wieso dein Vater dann nach dem Tod seiner Brüder, keinen Kontakt mehr, zu deren Familien haben will. Sie gehören doch alle zur Verwandtschaft.

Hmm, also ich würde mir nicht vorschreiben lassen mit wem ich Kontakt haben darf und mit wem nicht, weder vom Partner noch von meinem Vater. Wenn der damit ein Problem hat, das ist das sein Problem.

Ich kann mir zwar vorstellen das er dann sauer auf dich ist und vielleicht erstmal den Kontakt zu dir abbrechen will, aber mal ehrlich er ist erwachsen, er muss damit klar kommen das du ein eigenes Leben führst und das du einen eigenen Freundeskreis hat, oder schreibt er dir hier auch vor mit wem du dich treffen darfst?

Das dein Vater bei der Beerdigung nicht geweint hat und direkt weiter geplant hat, hmm, also mein Opa ist da auch nicht viel anders, ich denke mir die Generation ist einfach so, kann ich garnicht beschreiben, ich würde meinen Opa auch als abgebrüht beschreiben, der freut sich auch nie über Geschenke und ist eh fast nur am motzen Man gewöhnt sich daran.

Mein Vater ist mit seinen Schwestern auf eine recht unschöne Art auseinander gegangen. Ich kann die "Wut" auf beiden Seiten verstehen. Allerdings hat mein Vater den Kontakt komplett abgebrochen. Bis hin zu so Aktionen, das er Geburtstagsgeschenke zurück schicken lässt.

Zu einer meiner Tanten habe ich ein engeres Verhältnis. Wir haben lange im Laden meines Vaters zusammen gearbeitet. Durch sie weiss ich auch einiges über unsere Familiengeschichte. Wobei da Sachen auch ausgespart wurden. Meine Mutter hat uns immer wieder erzählt, wie schlimm doch ihre Schwiegereltern zu ihr waren. Mit meinen Grosseltern habe ich nie darüber gesprochen und meine Tante gibt mir keine Auskunft dazu. Heute sehe ich das Ganze ein wenig anders. Weiss das meine Mutter da sicherlich auch ziemlich bockig war. Und ich würde gerne beiden Seiten kennenlernen an der Geschichte. Was aber wohl nicht mehr möglich ist.

Mein Vater musste unter Anderem aus seinem Elternhaus ausziehen. Wenn man es ganz krass sieht, haben seine Schwestern ihn rausgeschmissen. Aber ich kann ihre Sicht der Dinge ( die ich erst Jahre nach dem Auszug zum Teil erfahren habe) auch ein wenig verstehen. Trotzdem finde ich die Aktion weiterhin nicht gut. Was aber auch daran liegen mag, das es halt auch mein Elternhaus war und ich da knapp 30 Jahre mit einem Schlüssel ein und aus gegangen bin.

Wie gesagt habe ich zu der einen Tante noch einen engeren Kontakt. Ich wohne allerdings auch nur zwei Häuser von meinem Elternhaus entfernt. Man trifft sich also durchaus auch mal auf der Strasse und wir reden dann auch miteinander. Aber das dürfte mein Vater nicht wissen.

Meine Mutter erkrankte irgendwann an Krebs. Das durfte ja keiner Wissen. Ist schon schwer mit dem Wissen umzugehen, das die Mutter krank ist und man darf mit niemanden darüber sprechen. Der Mann meiner Tante war etwa zwei Jahre vorher an Krebs verstorben. Irgendwann habe ich meiner Tante auch davon erzählt, das meine Mutter Krebs hat. Sie erzählte mir dann auch von der "Leidensgeschichte" ihres Mannes. Mir hat das geholfen. Meiner Mutter habe ich irgendwann "gebeichtet", das die Tante es halt nun weiss. Ich glaube meine Mutter fand es sogar ein wenig gut, das ich ein Gespräch nach aussen gesucht habe. Zumindest war sie kein bisschen böse. Ich habe auch mit meiner Tante darüber gesprochen, als wir unsere Mutter in ein Hospiz geben mussten. Da allerdings weniger.

Meine Mutter starb an einem Sonntag. Mein Vater ist am nächsten Tag, wie wenn nichts wäre, wieder arbeiten gegangen. Die Beerdigung richtete sich nach seiner Beerdigung. Wir konnte nicht verstehen, das er arbeiten gegangen ist. Er sagte, das sei besser, dann würde er nicht grübeln. Ich denke, da hat halt jeder seine Art mit umzugehen.

Als Mama starb, durften ja seine Geschwister davon nichts erfahren. Das sagte er mehr als einmal. Sowohl im Hospiz ( da arbeiteten Leute die früher bei uns eingekauft hatten), wie auch der Bestattungsunternehmer ( auch Kundschaft von uns) wurden da genau instruiert. Eine Traueranzeige durfte auch nicht in die Zeitung. Wir konnten uns dann aber auf einen Nachruf, eine Woche später einigen. Was für meinen Vater und mich doch ein wenig wichtig war. So konnten wir den Kreis derer verkleinern, die uns halt als ehemaligen Kunden auf der Strasse ansprachen und nach Mama fragten. Wie gesagt, waren die Schwestern meines Vaters noch nicht informiert. Und ich fand es absolut Scheisse, das sie es aus der Zeitung erfahren sollten. Ich empfand das als falsch. Also ging ich ein paar Tage bevor die Anzeige erscheinen sollte zu meiner Tante und erzählte ihr vom Tod meiner Mutter. Die wusste das schon. Die Schwestern meiner Mutter hatten in einer Gärtnerei Kränze bestellt und die hatte ein Kunde von uns gesehen und meine Tante darauf angesprochen. So klein kann die Welt sein. Und sie waren schon enttäuscht, das man sie nicht informiert hatte. Aber ich glaube, ich bin da den richtigen Weg gegangen. Meinen Angehörigen habe ich damals erzählt, ich hätte sie auf der Strasse getroffen. Das ich hingegangen bin, das dürfte auch keiner Wissen.

Ich gehe mit der Situation mittlerweile so um, das ich halt meinen Angehörigen nicht erzähle, wenn ich mit einer meiner Tanten Kontakt hatte. Wie gesagt, ich sehe sie schon mal auf der Strasse. Ab und an versuchen die Schwestern zu meinem Vater Kontakt aufzunehmen. So wurde er auch zu einem runden Geburtstag seiner jüngsten Schwester eingeladen. Das bekamen wir Kinder auch erzählt. Ich war da leider im Krankenhaus, sonst wäre ich sicherlich hingegangen. Wobei ich genau die Schwester nie sonderlich mochte. Und eine Einladung an mich gab es an sich ja auch nicht.

Mir fällt das Ganze an sich schwer. Ich hätte gerne mehr Kontakt. Gerade weil halt auch die Familie meiner Mutter sehr weit weg wohnt. Ich wäre gerne zur Kommunion des Enkels meiner Tante gegangen. Da wusste ich aber auch den Termin nicht. Genauso werde ich halt auch nicht zu anderen Feiern eingeladen. Was ich an sich schon schade finde. Und es ist schon schwierig, zu Wissen, das man ja den Angehörigen ( halt meinem Vater und meinem Bruder) nicht erzählen darf, das man da ja noch Kontakt hat.