Wann kann man jemandem das DU anbieten?

Ich kenne es so, dass man sich in einem Dorf, wo man sich gegenseitig eigentlich gut kennt, duzt. Und ich denke, dass man sich in einem Dorf mit weniger als 1000 Einwohnern schon kennen sollte. Wenn man dagegen in einer kleinen Wohnung im neunten Stock eines Berliner Wolkenkratzers wohnt und vielleicht gerade mal seine Nachbarn kennt, dann ist das natürlich schon etwas schwieriger.

Ich wohne auch auf einem kleinen Dorf mit 600 Einwohnern. Ich würde jetzt mal behaupten, dass ich auch nahezu jeden Dorfbewohner kenne. Viele von ihnen duze ich auch, nicht weil sie es mir angeboten haben, sondern weil man sich einfach vom Dorf her kennt und ihre Kinder auch meine Eltern duzen. Bisher kam es da auch noch nie zu Problemen und ich würde mich auch irgendwie komisch fühlen, wenn ich die Eltern von Gleichaltrigen aus dem Dorf siezen würde. Sie würden sich dann wahrscheinlich gleich wundern und meinen, dass ich doch Du zu ihnen sagen soll.

Bei der älteren Dorfbevölkerung ist das schon ein bisschen kniffliger finde ich. Bei Leuten, die das Alter meiner Großeltern haben, zum Beispiel, halte ich es für unglaublich schwer zu entscheiden, ob ich sie nun duzen oder siezen soll. Es sind ja schon Personen, die ziemlich viele Jahre auf dem Buckel haben und auch einiges an Erfahrungen während ihres Lebens gesammelt haben. Zu ihnen kann man ja schon irgendwie nach oben Blicken und sich ein Vorbild an ihnen nehmen. Und in diesen Fällen greife ich dann doch eher auf das Sie zurück, statt das Du zu benutzen.

Ich finde, wenn man nicht näher im Kontakt steht, so sollte man unbedingt das Sie beibehalten. Mit den meisten älteren Leuten ist man auch in einem Dorf nicht so bekannt, dass man sie duzen sollte. Wenn es sich dagegen um Großeltern von Freunden handelt, die man schon seit seiner Kindheit kennt und auch öfter sieht, so duzt man sie natürlich. So ist das auch bei mir so. Die Oma eines Freundes von mir kenne ich schon seit ihr selbst ein Kind war. Meine Mutter und seine Mutter sind auch miteinander befreundet und so waren wir häufig auch bei ihnen zu hause eingeladen. Die Großmutter wohnte mit im Haus und so sah man sich dann immer wieder.