Welche Klassiker sollen Jugendliche lesen?

vom 02.03.2009, 00:34 Uhr

Ich bin ein großer Freund von Literatur, so gut wie alle Klassiker stehen in meiner Bibliothek, von Goethe angefangen über Shakespeare bis zu zeitgenössischer Literatur. Nun dachte ich, dass ich vielleicht meinem achtzehnjährigen Neffen, er besucht gerade die letzte Klasse eines naturwissenschaftlichen Realgymnasiums, hie und da ein Buch leihen könnte.

Welche Klassiker eignen sich denn für diese Altersklasse? Goethe und Shakespeare vielleicht nicht so, aber eventuell ein Elias Canetti oder ein Marquez? Ich bin überzeugt, dass er von guter Literatur für sich selbst und das Leben viel lernen kann, allerdings möchte ich ihn nicht mit einer falschen Auswahl langweilen, ich möchte gerne, dass er sieht, dass auch „Klassiker“ durchaus ihren Reiz haben können.

» Chromiac » Beiträge: 7 » Talkpoints: 0,16 »



Hallöchen!
Wir mussten in der Schule sehr viele klassische Werke lesen und obwohl ich ein sehr großer Bücherfan bin, mochte ich einige der Bücher überhaupt nicht und musste mich zum Lesen zwingen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es sehr wichtig ist, dass junge Leute auch ältere Literatur lesen und zumindest von einigen der klassischen Werke gehört haben. Hat man sich einmal in die Schreibweise und Handlung der damaligen Dichter und Autoren hineinversetzt, kann auch ein solches Buch sehr viel Spaß machen und man kann sein Allgemeinwissen automatisch stark aufstocken.

Mir persönlich hat Faust von Goethe sehr gut gefallen und ich habe mich auch außerhalb des Unterrichts mit dem Werk befasst. Dies ist meiner Meinung nach also ein Buch, welches man auch einem Jugendlichen zum Lesen geben könnte, ohne dass er sofort absolut gelangweilt ist. Natürlich ist die Sprach zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber hat man sich erst einmal in "Faust" eingelesen, ist es sehr interessant und lehrreich.

Ein weiteres sehr lehrreiches klassisches Literaturwerk, welches mir persönlich jedoch überhaupt nicht gefallen hat, ist der Steppenwolf von Hesse. Unsere Lehrer sagten immer, entweder man liebt Hesse oder man hasst ihn. Ich gehöre wie gesagt zur letzten Gruppe, aber vielleicht mag dein Neffe diese Literatur, weshalb du sie ihm einfach einmal anbieten solltest.

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» Katara » Beiträge: 1294 » Talkpoints: 5,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das kommt doch total auf den persönlichen Geschmack an, also was er sonst gerne liest. Fast alle Bücher die ich gelesen habe weil sie Klassiker sind und weil man sie einfach gelesen haben muss und so weiter habe ich nicht wirklich genossen. Und die meisten Klassiker, die ich in der Schule lesen musste verstauben auch schon seit Jahren bei mir in den Regalen und ich werde mich wahrscheinlich nie wieder damit beschäftigen.

Als ich achtzehn war habe viel Science Fiction und Fantasy gelesen, entsprechen kam bei mir George Orwell natürlich gut an. Ich war auch eine der wenigen, die Franz Kafka's Bücher geliebt haben in meiner Klasse. Den meisten waren die Geschichten viel zu konfus aber mir hat genau dieser Surrealismus unheimlich gefallen, was sich zu der Zeit auch in meinem Kunstgeschmack wiedergespiegelt hat.

Goethe und Shakespeare habe ich außerhalb der Schule hingegen erst gelesen, nachdem ich Aufführungen gesehen hatte, bzw. den Nachbau des Globe Theater besucht hatte.

Also ich würde erst mal herausfinden was sonst gerne liest und was er überhaupt nicht mag und dann schauen was für ein Buch dazu gut passen würde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



ALso ich hab in dem Alter auch den Steppenwolf gelesen (ich fand ihn gut). Was mir auch gefallen hat, war Mutter Courage von Bertolt Brecht.

Durch eine Theateraufführung die wir mit der Schule besuchten kam ich auf Frühlings Erwachen von Frank Wedekind. Ich habe dann auch noch andere Werke von ihm gelesen. Ich finde das lässt sich recht gut lesen.

In der Schule lassen wir dann Die Leiden des jungen Werther. Ich war allerdings eine der wenigen die es wirklich gerne laß. Außerdem: die Verwandlung und das Urteil von Kafka

Lass deinen Neffen doch einfach mal in deiner Sammlung stöbern und erzähl ihm etwas zu einige Werken. VIelleicht findet er dann selber einge Werke, welche er interessant findet. Ich glaub Bücher zu lesen, nur weil jemand anderes meint, man "muss" es gelesen haben, nimmt den Spaß an der Sache.

» Nikky » Beiträge: 815 » Talkpoints: -0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Nikkys Idee finde ich schon mal ganz gut, lass ihn einfach selber mal deine Sammlung ansehen.

Ansonsten könnte er Sansibar oder der letzte Grund von Alfred Andersch lesen, das mussten zum Beispiel in Schleswig Holstein alle 10ten Klassen der Gymnasien und Realschulen. - Und Professor Unrat hat mir persönlich sehr gefallen, wie wärs damit?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 02.03.2009, 12:59, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich würde ihm etwas aus der moderneren deutschen Literatur zu lesen geben. Also entweder Brecht oder Böll, wobei Böll einfach keine guter Schreiber (stilistisch gesehen) ist. Aber sein Buch "Ansichten eines Clowns" hat mich schon als Kind begeistert.

Von Brecht empfehle ich die "Dreigroschen-Oper" bzw. "Mutte Courage". Damit bildest du deinen Neffen nicht nur kulturell sondern auch politisch.

» karma » Beiträge: 10 » Talkpoints: 0,00 »


Interessante Frage, ich versuche mich mal in einer ganz privaten Empfehlungsliste ohne Bücherregal vor Augen, die Reihenfolge ist spontan und entbehrt jeder Wertung - die Auswahl womöglich einer allgemeingültigen ohnehin. :lol:

Bertold Brecht: Die Dreigroschenoper - Heinrich Mann: Der Untertan - Thomas Mann: Tod in Venedig - Erich Kästner: Fabian - Franz Kafka: Das Schloss - Friedrich Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame - Martin Walser: Der Gehülfe - Max Frisch: Homo Faber und nochmal Max Frisch: Der Mensch erscheint im Holozän - Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm - Peter Handke: Pubklikumsbeschimpfung - Peter Handke: Das Gewicht der Welt (an sich vielleicht kein "Klassiker" in dem Format, der dir vorschwebt, aber ein Journal mit brillianten Alltagsbeobachtungen und dem Beweis, dass in den 60ern aus "Bloggen" schon in war, so wenn es blogs gegeben hätte) - noch moderner: Stan Nadolny: Netzkarte (und nicht Die Entdeckung der Langsamkeit) - Ingeborg Bachmann: Die Hörspiele (insbesondere: Der gute Gott von Manhattan) - merkwürdig - hatte Deutschland wirklich so wenig Autorinnen?

und wenns nicht deutsch sein "muss": Louis Carroll: The annotated Alice (genau das - es ist das bekannte "Alice im Wunderland" mit wunderbaren Illustrationen und ausnahmesweise sehr erhellenden und erheiternden Fußnoten, es ist grandios und man versteht als Erwachsener einfach enorm viel der Anspielungen)

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Keine. Grundsätzlich finde ich es sehr falsch, dass man den eigenen Geschmack in Sachen Literatur als Maß aller Dinge ansieht und meint, andere würden daraus etwas lernen oder es würde ihnen etwas fehlen, würden sie es verpassen.

Ich würde nie meinem Kind oder einen Jugendlichen verurteilen, weil er Schiller und Goethe nicht mag und ich selbst finde die Stücke auch einfach nicht gut. Es gibt moderne Romane und Autoren, die zeitgemäß sind und die wunderschön schreiben, sozialkritisch und intelligent, und ich finde ich zehn Mal schöner, wenn Jugendliche sich für das begeistern, was sie aktuell betrifft. Dass Jugendlich einfach mit dieser Art der Sprache, wie man sie bei Dürrenmatt oder Frisch findet, nichts anfangen können, finde ich absolut verständlich und ich finde auch gar nicht, dass man deshalb etwas verpasst hat, wenn man keines dieser Werke je gelesen hat. Ich habs getan und bin deshalb nicht gebildeter oder reifer oder weltoffener oder sonst was als ich es war, bevor ich es las.

Ich bin dafür, dass kein Klassiker so wichtig ist, dass er wem aufgedrängt werden sollte, der dafür nicht offen ist. Man soll doch von alleine begeistert sein und wollen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Hallo.

In der Schule, musste ich schon einige Klassiker lesen. Unter anderem, musste ich den Schimmelreiter, Wilhelm Tell, Emilia Galotti, Kabale und Liebe, Nathan der Weise und Faust lesen. Eigentlich finde ich es gut, dass wir in der Schule diese Werke behandelt haben. Zum Beispiel war ich von Goethes Faust sehr begeistert. Am Anfang, war das lesen sehr gewöhnungsbedürftig, jedoch als ich mich reingelesen habe, habe ich das Buch sehr schnell durchgelesen. Faust gehört jetzt auch zu meinen Lieblingsbüchern. Ich hoffe, dass ich noch dazu komme, den zweiten Teil zu lesen. Die anderen Bücher waren auch ganz okay, jedoch hätt ich auf "Nathan der Weise" verzichten können. Mit diesem Buch konnte ich gar nichts anfangen. Die anderen Bücher waren ganz okay. Bei Schillers Wilhelm Tell, fand ich die Geschichte schon immer interessant und das Buch war auch recht gut.

Ich finde jeder Jugendliche, sollte Klassiker in der Schule gelesen haben. Die wenigsten würden von alleine auf die Idee kommen, diese Bücher von sich aus zu lesen. Dabei sind viele der Klassiker gar nicht so schlecht wie ihr Ruf.

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» nickyleinchen » Beiträge: 387 » Talkpoints: 3,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube nicht, dass Du ihm Klassiker geben musst; die wird er im Deutschunterricht schon lesen oder gelesen haben. Mit achtzehn ist er ja vermutlich in der zwölften Klasse, die Klassiker fangen schon einige Jahre eher an. Besonders Goethes Werke begegnen einem meist schon in der sechsten oder siebten Klasse. Später kommen dann längere und kompliziertere Texte dazu, im Englischunterricht ist The Catcher in the Rye (zu Deutsch: Der Fänger im Roggen) von Salinger ein gern besprochenes Werk. Je nach Lehrplan wird die Schule wohl auch einige russische Klassiker durchnehmen.

Anbieten kannst Du natürlich trotzdem welche, aber bitte nicht zwingen; das verdirbt nur die Leselust. Und wie wäre es denn mit Klassikern, die weniger in der Schule besprochen werden? Die Werke von Charles Dickens zum Beispiel, die gefallen Jugendlichen oft auch, Jules Verne ist ebenfalls meist recht beliebt. Wenn Du ja sowieso schon sämtliche Klassiker hast, lass ihn doch einfach selbst auswählen. Da Du die Bücher ja kennst, kannst Du ihm dann vielleicht noch ein bisschen was zum Inhalt oder auch den Autoren erzählen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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