Haben sehr gläubige Menschen ein besseres Leben?

vom 08.01.2009, 11:38 Uhr

Ich denke darüber schon sehr lange nach und oft beneide ich Menschen, die tiefgläubig sind, sehr.

Meistens stelle ich mir eben vor, dass das Leben einem jede Menge mehr Trost und Hoffnung gibt, wenn man etwas hat, woran man glaubt. Aber dieser besondere Glauben eben, kann einem auch nicht genommen werden. Das ist ja das Besonderes daran: Es gibt niemanden, der einem diese Hoffnung und die Aussichten jemals zerreden kann, der einem beweisen könnte, dass das alles nur Humbug ist, es keinen Gott gibt und so weiter.

Ich kenne selbst einige Menschen, die sehr gläubig sind und sie erscheinen mir grundsätzlich, auch bei/nach schweren Schicksalsschlägen unglaublich gefasst und trotzdem positiv gestimmt, wegen ihres Glaubens.

Wie seht ihr das?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn du die gläubigen Menschen so sehr beneidest, warum tust du es ihnen nicht einfach nach?

Und genauso aus der Luft gegriffen ist es zu behaupten, dass es einen Gott gibt, oder nicht? Gläubige Menschen werden immer Argumente dafür finden und Atheisten dagegen. Ich bin der Meinung, es soll jeder so handhaben, wie er möchte.

In schrecklichen Situationen ist es aber so, dass viele Atheisten plötzlich anfangen zu beten, nicht unbedingt an einen Gott. Sie wünschen sich einfach, dass die Situation sich zum guten wendet. Das gibt ihnen hundertprozentig Halt. Das kann man nicht bestreiten. Und auch bei der Frage, wo Gott denn ist, wenn es so viel schreckliches auf dieser Welt gibt, gibt es eine Antwort. Auch er kann nicht überall sein und er überlässt den Menschen ab und an einfach sich selbst. Tsunamis? Strafe. Erdbeben? Strafe.

Ich bin Atheist, aber ich würde nie behaupten, dass es ihn nicht gibt, oder das es ihn gibt. Beneiden tue ich die Menschen auch nicht, die streng gläubig sind. Denn teilweise übertreiben die das wirklich und ich frage mich, ob Gott das so gewollt hätte, wenn es ihn den gibt.

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» winny2311 » Beiträge: 14987 » Talkpoints: 4,75 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Deine Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Ich werde aber trotzdem einige Gedanken von mir darlegen.

Was meinst du mit "streng gläubig"? "Streng gläubig" kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein. Es gibt Menschen, welche sehr religiös sind und sich ständig bemühen, alle Gebote der Bibel (oder eines anderen Buches) einzuhalten. Diese Mensch leben häufig verkrampft und sind nicht wirklich glücklich. Es gibt aber auch "streng gläubige" Menschen, welche ein großes Vertrauen zu Gott haben und dadurch ein sehr ausgeglichenes Leben führen. Ich hoffe, dass du die zweite Gruppe meinst.

Bevor man an irgendetwas glaubt (oder nicht glaubt), sollte man sich gründlich Gedanken machen. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Existens Gottes unmöglich auf dem wissenschaftlichen Wege bewiesen werden kann. Selbst wenn dies möglich wäre, würde dadurch wohl kaum Jemand zum Glauben finden . Ich mache ein Beispiel: An den Gott der Bibel zu Glauben bedeutet seine Sünden zu bereuen und eine Beziehung zu Gott aufzubauen welche auf Vertrauen beruht. Das ist mit einer rein wissenschaftlicher Denkweisen nicht möglich. Bei den anderen Religionen wird es sich vermutlich ähnlich verhalten.

Ich meine aber nicht, dass man blind glauben soll. Wenn ich meine, dass Religion nur eine Illusion sei und keinen Bezug zur Realität habe, kann ich kein Vertrauen zu Gott haben. Religionen können sehr wohl auf ihre Glaubwürdigkeit untersucht werden (z.B. archäologisch). Hier kommen viele Menschen aber zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen, weil es fast unmöglich ist, bei diesem Thema objektiv zu bleiben. Natürlich sollte man auch im Glauben seinen Verstand einschalten, aber auf der ausschließlich rationalen Schiene wird man meiner Meinung nach nicht zu Gott finden. Auf der theoretischen Ebene kann man endlos lange Diskussionen führen, welch häufig zu viel Streit führen. Das finde ich sehr schade.

Doch lassen wir mal die Theorie beiseite. Ich kann deine Beobachtung bestätigen. Ich kenne sehr viele gläubige Menschen. Manche davon sind nur "Sonntagschristen", welche sich kaum von den anderen Menschen unterscheiden. Aber die Menschen, welchen ihren Glauben wirklich ernst nehmen und auch im Alltag umsetzen, sind wiklich ausgeglichen und haben einen starken Trost im Leben. Das ist eine klare Beobachtung von mir. Ich kenne Elteren, deren Tochter schon tagelang im Koma liegt und die Ärzte wissen nicht, wie sie weiterhelfen können. Trotzdem machen die Eltern einen völlig ruhigen Eindruck und Vertrauen völlig auf Gott. Das ist schon beeindruckend.

Es kann niemand durch Argumente zu irgendeinen Glauben bekehrt werden. Aber Menschen welchen ihren Glauben freiwillig leben und in ihrem Alltag umsetzen können sind wirklich zu beneiden.

Ich kann und möchte dich nicht bekehren. Aber wenn du dich wirklich für den Glauben interessierst, dann unterhalte dich mit Menschen, welche ihren Glauben wirklich leben und nicht nur davon reden. Auf der theoretischen Ebene wirst du nicht weit kommen. Ich kenne unzählige Fragen zum Thema Glauben, welche mir bis heute niemand beantworten konnte. Aber ich denke, Menschen die ehrlich sind, müssen einfach eingestehen, dass man nicht alle Fragen beantworten kann (das gilt für Gläubige, Agnostiker und Atheisten).

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Religion ist bequem. Jede Ideologie, die man unreflektiert übernimmt ist bequem. Genauso wie es auch viel bequemer ist ein Mitläufer zu sein als gegen den Strom zu schwimmen. Wenn man sich streng an einer Religion orientiert werden einem viele Entscheidungen im Leben abgenommen und natürlich ist das für den ein oder anderen ein erstrebenswerter Zustand. Und natürlich ist jemand, der vermeintlich die Antwort auf alle Fragen hat jemand, der von dem ein oder anderen beneidet wird. Für Leute die es bequem haben wollen und nach Orientierung suche jedenfalls.

Aber die Kehrseite ist doch, dass das nicht seine eigenen Ideen sind und nicht seine eigenen Antworten. Ein streng religiöser Mensch ist meistens nicht zu seinen moralischen Werten und seinen Antworten gekommen weil er sich selber mit dem Thema befasst hat, es von verschiedenen Seiten betrachtet hat und dadurch zu einer Erkenntnis gekommen ist, die er gegebenenfalls später wieder verwirft.

Nein, er übernimmt diese Dinge einfach von anderen Quellen, oft auch noch völlig unreflektiert. Dass jemand zum Beispiel für rationale Argumente gegen oder für die Existenz eines Gottes (es gibt ja auch sehr verbohrte Atheisten) überhaupt nicht zugänglich ist finde ich nicht bewundernswert sondern total erschreckend. Denn wenn ich für andere Meinungen nicht offen bin und nicht bereit bin meine eigene Meinung zu überdenken kann ich mich als Person überhaupt nicht weiter entwickeln.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass es Gläubig unbedingt leichter haben In schweren Situationen bete ich auch schon mal, aber wirklich Hoffnung oder Trost gibt es nicht. Es ersetzt eben keine starke Schulte, an die man sich anlehen kann und sich ausweinen, wenn man sich einfach danach fühlt. Und der Glaube gibt einem ja auch keine Antworten, wenn man manchmal nicht weiß, wie man sich entscheiden soll.

Mir hilft es oft genauso gut, wenn ich in manchen Situationen meinen Glücksbringer dabei habe. An den kann man auch glauben und sich darauf hoffen. Aber am Meisten hilft es mir doch immer noch, wenn ich jemanden habe, der für mich da ist. Das kann ich noch so gläubig sein und an etwas Glauben, aber einen Freund ersetzt es eben nicht. Und manchmal braucht an eben jemanden zum reden.

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass der Glaube für Alleinstehende Trost und Mut gibt. Ebene für Menschen die überhaupt niemanden mehr haben. Und dann vielleicht mit Gott oder einem anderen Glauben kommunizieren. Dann fühlen sie sich vielleicht doch nicht so ganz einsam.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Sehr gläubig zu sein macht im Leben wahrscheinlich vieles leichter. Zum Beispiel wenn eine gläubige Person einen schweren Schicksalsschlag erleidet (Familienmitglied stirbt, Krankheit oder ähnliches), kann diese Person sich auf Gott berufen und geht daher davon aus, dass es von Gott gewollt ist und einen Sinn macht. Eine ungläubige Person verfällt meiner Meinung nach dann eher in Depressionen. Auch kurz vor dem Tod stelle ich es mir als Gläubiger leichter vor, da man an Gott glaubt und dass er einen zu sich holt und das "Leben" in irgendeiner Form weitergeht. Das ist vermutlich ein sehr beruhigender Gedanke.

Ich denke, dass es auch verschiedene Formen von "Gläubigkeit" gibt. Ich zum Beispiel glaube an etwas Übernatürliches, das uns in einigen Dingen lenkt und auch daran, dass das Leben nicht nach dem Tod schlagartig vorbei ist. Dabei denke ich allerdings nicht, dass Gott, also in seiner ursprünglichen Gestalt, uns aufnimmt.

» sana232 » Beiträge: 194 » Talkpoints: 0,28 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also auf deine Frage würde ich mit einem Nein antworten. Ich finde nicht das gläubige Menschen ein besseres Leben haben als andere Menschen. Meiner Meinung nach aber haben gläubige Menschen in Problemfällen eine Zuflucht und zwar die Religion oder Gott. Dadurch werden sie geistig gestärkt und können somit vielleicht Probleme oder Krisen leichter bzw. schneller verkraften.

Aber meiner Meinung nach können auch nichtgläubige Personen Probleme gut wegstecken. Denn auch wenn einer nicht an Gott glaubt, aber ein sehr gutes Selbstbewusstsein hat, kann er ohne Probleme leben. Also hängt das Leben nicht vom Glauben oder nicht ab, sondern wie man über Sachen nachdenkt und wie die Sichtweise jedes Menschen ist. Die Religion bietet somit den Leuten nur eine Art Zufluchtsort aber bestärkt sie auch in verschiedenen Situationen...

» phil90 » Beiträge: 13 » Talkpoints: -0,21 »



Ich kann deine Gedanken sehr gut verstehen, denn diese kamen mir auch schon. Ich hatte auch schon das Gefühl, das es Menschen die einen festen Glauben haben besser geht. Sie haben etwas was ihnen halt gibt und das kann ihnen keiner streitig machen. Aber gleichzeitig sind sie, ich sage mal beschränkt ( nicht abfällig gemeint) was ihre Freiheiten angeht. Ich finde ein starker Glaube schränkt auch ein, in der Persönlichen Entfaltung. Dafür ist man aber ein Teil des Großen ganzen, das Dazugehörigkeits Gefühl ist da.

Ich beneide die Leute auch etwas darum, weil ich es mir einfacher Vorstelle, wenn man jemanden hat dem man die Verantwortung über tragen kann. Wenn etwas schief geht, sagt man sich, das ist Gottes Wille. Und in schweren Situationen gibt der Glaube einem Hoffnung und Stärke. Das meine ich zumindest, könnte es so schon bei anderen Leuten beobachten.

Mein Religionslehrer sagte mal, Glaube ist, wenn du von etwas überzeugt bist, aber es keinen Beweis dafür gibt. Und das kann ich nicht, bin mittlerweile auch aus der Kirche ausgedrehten.

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» Weinlachgummi » Beiträge: 879 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hmmm, ein besseres oder schlechteres Leben kann man in dem Fall wohl nicht genau bestimmen. Am ehesten würde wohl zutreffen, dass sie ein "anderes" Leben haben. Gläubige haben grundunterschiedliche Ansichten als Atheisten. Der Atheist lebt nach persönlichen Idealen, die er für sich ganz persönlich definiert. Der Gläubige hingegen lässt sich diese Aufgabe in aller Regel durch ein Schriftstück abnehmen. Warum sollte man selbst entscheiden was richtig und was falsch ist, wenn es praktischerweise doch schon jemand vor 2000 Jahren für mich aufgeschrieben hat.

Sicher ist nicht jeder Gläubige so, es gibt viele Menschen die an einen Gott glauben, ohne jemals in eine Kirche gegangen zu sein, oder dem Alltagstrott irgendwelcher Dogmen zu folgen, ohne dabei auch nur einen Gedanken daran zu verlieren, ob seine innerste Überzeugung überhaupt mit den Lehren dieser Kirche übereinstimmen.

Es kann sicher Halt und Kraft geben, einen Glauben zu haben der einem vermittelt, dass immer jemand da ist, der seine schützende Hand über einem hält. Es kann aber ebenso Kraft geben einen Lebenspartner zu haben, der einem Unterstützt, inspiriert und eben auch Halt gibt. Dieser Halt ist meiner Ansicht nach sogar noch wesentlich wichtiger als irgendein Glaube als ein höheres Wesen. Im Vergleich zum Glauben, kann ich diesen Halt anfassen und mit ihm reden und wenn ich den Menschen gut genug kenne auch darauf verlassen. Hingegen zu einem Gott zu beten, dass alles gut wird, wird nur selten mit einem Wunder belohnt. Es gibt viele gläubige Menschen, die wesentlich mehr Probleme in ihrem Leben haben als so mancher Atheist, dem es eigentlich ja schlechter gehen müsste, da er schließlich nicht in der Gunst Gottes steht.

Meiner Meinung nach werden da viele Probleme einfach nur schöngeredet, ohne dass sich an ihnen etwas ändert. Der Gläubige schiebt das einfach nur gern auf, und wartet erst einmal darauf, ob Gott es nicht irgendwie richten wird. Erst wenn es dann zu spät ist, oder kurz davor, merken die meisten, dass sie doch etwas selbst tun müssen.

Überdies stellt sich mir auch die Frage wer wohl eher in den Himmel kommt. Ein Gläubiger, der jeden Tag in die Kirche rennt und versucht seinen Streit mit dem Nachbarn wegzubeten oder bei der Beichte die Absolution dafür möchte, dass er mal wieder seine Frau geschlagen hat, oder aber kommt der Atheist in den Himmel, der zwar zeitlebens nicht zu Gott gebetet hat, aber sonst immer versucht hat ein guter Mensch zu sein.

Ich für meinen Teil glaube an keine höheren Mächte in welcher Form auch immer. Ich tue mich schon schwer damit an irgendwelche Außerirdische zu glauben, die des Nachts die fette und senile Nachbarin des Nachts entführen um in ihrem UFO mit ihr zu pimpern. Dabei ist das noch die weit warscheinlichere Möglichkeit von beiden in meinen Augen.

Damit will ich aber keinen verteufeln, der dies eben tut. Das tue ich erst, wenn diese Person blindlings einer Religion folgt. Denn Religionen waren und sind der häufigste Grund für Kriege und Völkermord. Dabei wäre es doch so einfach sich darauf zu einigen, dass es einen gemeinsamen Gott gibt an den man glaubt und zu dem man betet. Wie das der Einzelne nun genau tut, sollte doch gar keine Rolle spielen, solange man diese eine Gemeinsamkeit hat und kein anderer darunter leiden muss.

Damit bin ich jetzt sicher etwas vom eigentlichen Thema abgekommen, musste aber einfach mal raus, auch wenn es schon recht spät ist.

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» PitDesign » Beiträge: 375 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hmm der Grund warum religiöse Menschen manchmal glücklicher erscheinen ist ein ganz einfacher: Sie sind meist dümmer als unreligiöse Menschen.

Und wie damals schon bekannte Philosophen wie z.B. Kant gesagt haben: Was ist erstrebenswert? Das Leben eines dummen glücklichen Schweines, welches nie groß Sachen hinterfragt und damit was man ihn hinschmeißt glücklich ist oder das Leben eines Denkers, welcher sich um alles und jeden Gedanken macht und diese Gedanken diesen ins Unglück stürzen? Die Antwort muss jeder selbst für sich definieren. Optimalerweise wäre wohl eine Person zwischen diesen Dingen.

Streng religiöse Menschen kann man aber wohl bedenkenlos eher in die erste Kategorie stecken, da sie das nehmen was man ihnen hinschmeißt und damit glücklich sind. Dafür werden sie aber auch nie die "Wahrheit" sehen oder entdecken.

» Ditschi » Beiträge: 321 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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