Ärzte sollten nie den Mut verlieren

vom 30.12.2008, 01:28 Uhr

Hallo, ich werde euch mal eine kleine Geschichte von meinem kleinem Bruder erzählen. Er ist mit 2 Jahren in einem Teich bei meiner Oma im Garten gestürzt. Etwa 15 Minuten später hat meine Mutter ihn kopfüber im Kaltem Wasser liegend gefunden. Es war 6°C warm und er war sehr unterkühlt. Außerdem hatte er auch keinen Herzschlagt mehr. Er war eigentlich tot. Mein Onkel hat Erste Hilfe geleistet bis der Dorf Arzt kam der meinen Bruder als tot erklärte. Dann kam der Notarzt der ihm trotz fehler Hoffnung half. Er wurde in einem Hubschrauber in die Universitätsklinik Regensburg gebracht und auf dem Weg dort hin durchgehend reanimiert. Dort angekommen wurde er an die Herz-Lungenmaschine angeschlossen und wieder Aufgewärmt. Das ganze dauerte zwar um die 3 Stunden von Teich bis zur HLM, aber trotz allem hat er keine neurologischen Auffälligkeiten, wie es die behandelnden Ärzte bestätigten. Er lag zwar eine weile im Komma und alles, aber jetzt ist er ganz normal. Ein nerviger kleiner Bruder. (12 Jahre alt.)

Warum ich das euch erzähle? Das ist nicht ganz grundlos und ist mir heute auch nicht grundlos eingefallen. Nein ! Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ein kleines Kind ertrunken ist dem man nicht mehr helfen konnte. So Fälle höre ich öfter. Und frage mich, dann wieso hat es mein kleiner Bruder geschafft. Hätte es für die anderen vielleicht auch Hoffnung gegeben wären die Ärzte mehr dahinter gewesen?

Mir kann keiner er zählen Ärzte geben immer alles. Okay, vielleicht tun sie das sogar. Aber was wenn sie nicht wissen was alles ist? Zum Beispiel wollte der Dorf Arzt meinen Bruder schon als tot erklären. Und der Arzt der damals meinen Bruder rettete macht heute in Ärztekreisen dafür Werbung nie den Mut zu verlieren. Also muss es doch noch ein paar geben die den Mut zu früh verlieren. Das finde ich sehr traurig, gerade wenn ich von Ertrunkenen in den Nachrichten höre.

LG Tinke

» Tinke Langenbahn » Beiträge: 313 » Talkpoints: 0,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja, sicher hast Du Recht ! Ich selber wollte kein Arzt sein, da ich niemals damit fertig werden würde ein Kind nicht retten zu können. Gerade bei Kindern finde ich das so schlimm. Ich habe auch von einem Fall gehört (in Amerika). Die Frau kenne ich aus einem Forum. Ihr Sohn und der Freund fielen auch in den Pool. Klinisch waren sie wohl schon tot und waren lange im Koma. Der eine Junge ist nun topfit und der andere schwer behindert. Aber beide leben wie durch ein Wunder.

Aber mein Bruder ist nur gestolpert auf die Schläfe 1983 mit 3,5 Jahren und liegt seitdem auf dem Friedhof. Es war nur ein kleiner Unfall und er stolperte eigentlich nur über das Kinderrad meiner Freundin. Ich war selber nicht ganz 6 Jahre alt und meine Mutter hat erzählt das die Ärzte und Schwester alle wie verrückt geweint haben und sich kaum beruhigen konnten. So ein Kinderunfall ist zum Glück wohl auch selten.

Aber ich denke es muß den Ärzten auch klar sein, dass sie nicht alle Menschen retten können. Wichtig ist das sie alles versuchen was sie gelernt haben und wenn das nichts mehr hilft dann hilft vielleicht nur noch beten oder auf ein Wunder hoffen. Ich bin trotzdem froh das es Ärzte gibt und das wir jemand haben auf den wir hoffen können.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Hallöchen,

Ärzte sind auch nur Menschen und die schätzen das doch im Großteil der Fälle recht objektiv ein. Manchmal hat man aber Glück und erwischt einen übereifriegen jungen Arzt, die versuchen in der Regel doch mehr, als ein Arzt mit 40 Jahre Erfahrung. So traurig das klingt.

Es ist ürigens schön, dass es deinem Bruder wieder gut geht und auch,dass man ihm noch helfen konnte. Viele Ärzte hätten hier wahrscheinlich auch nicht mehr geholfen, weil die Aussicht auf Erfolg doch recht minimal war. Traurig ist das schon,wenn man das so sagen muss, aber es passiert soviel und da schätzen die eben ein, wo sie jemandem noch helfen können, und wo es besser ist es sein zu lassen um die Zeit bei einem anderen Patienten verbringen zu können.

Ich denke aber, dass es durchaus passieren kann, das Ärze zu oft zu schnell aufgeben, wo man dem Menschen eventuell hätte helfen können. Man sollte sicherlich auch abwägen, ob es sich lohnt, denn wenn derjenige dann schwerbehindert ist ist es fraglich, ob man ihm wirklich geholfen hat damit.

Liebe Grüße
winny

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» winny2311 » Beiträge: 14987 » Talkpoints: 4,75 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallöchen,

als erstes möchte ich dir danken für diese Geschichte. Ich habe in meiner Zivizeit leider einige Menschen sterben sehen müssen beziehungsweise bei erfolglosen Reanimationen mitmachen und da ist so eine Story wie ein kleiner Lichtblick, dass es auch anders gehen kann. Zwar ist sowas sehr unwahrscheinlich, aber wie du schon sagtest, wenn man es nicht probiert weiß man nicht wie es ausgegangen wäre. Was ich besonders toll finde ist, dass dein Bruder keinen neurologischen Schaden davongetragen hat, einen Menschen so sehen zu müssen finde ich für Angehörige immer besonders schlimm.

Natürlich weiß keiner was der Arzt damals "gedacht" hat, aber ich unterstelle einfach mal, dass kein Arzt aus Desinteresse oder Motivationslosigkeit solche Entscheidungen trifft. Für ihn war es in seiner Einschätzung wahrscheinlich schon vorbei mit deinem Bruder, in Anbetracht wie wunderbar die Geschichte ist, ist das vielleicht auch ein bisschen verständlich. Man muss denke ich auch bedenken, dass gerade die Ärzte mit einer großen Erfahrung schon soviel erlebt haben, dass sich eine gewisse Routine einstellt, die zum einen sicherlich Vorteilhaft ist um viele Patienten in kurzer Zeit zu behandeln, ein Umstand zu dem viele Ärzte verdammt sind, aber gerade in solchen Situationen kann so eine Routine denke ich auch hinderlich sein und den Arzt davon abhalten etwas mehr wie die Routine zu leisten.

Im Allgemeinen möchte ich sagen, dass ich verstehen kann, gerade wenn man sowas liest, dass man sich über (manche) Ärzte ärgert; aber ich habe selbst noch keinen Arzt getroffen, der nicht mit Leib und Seele um die Gesundheit seiner Patienten bemüht war.

MfG
Andi

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» erklaerbaer » Beiträge: 375 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



erklaerbaer hat geschrieben:Natürlich weiß keiner was der Arzt damals "gedacht" hat, aber ich unterstelle einfach mal, dass kein Arzt aus Desinteresse oder Motivationslosigkeit solche Entscheidungen trifft. Für ihn war es in seiner Einschätzung wahrscheinlich schon vorbei mit deinem Bruder, in Anbetracht wie wunderbar die Geschichte ist, ist das vielleicht auch ein bisschen verständlich. Man muss denke ich auch bedenken, dass gerade die Ärzte mit einer großen Erfahrung schon soviel erlebt haben, dass sich eine gewisse Routine einstellt, die zum einen sicherlich Vorteilhaft ist um viele Patienten in kurzer Zeit zu behandeln, ein Umstand zu dem viele Ärzte verdammt sind, aber gerade in solchen Situationen kann so eine Routine denke ich auch hinderlich sein und den Arzt davon abhalten etwas mehr wie die Routine zu leisten.

Das würde ich nicht so stehen lassen, es ist einfach so die Hausärzte die eben nicht Notfallmedizinisch ständig gefordert werden, vergessen irgendwann die einfachsten Dinge und sind damit restlos überfordert. Für diesen Dorfhausarzt war klar, kein Puls und keine Atmung - Patient tot, damit gelben Schein ausfüllen.

Das man in diesen Fällen reanimiert, wissen die wenigsten der Hausärzte: Denn niemand ist tot, bis er nicht warm und tot ist, im Original "No one is death, until its warm and death". Zum Rest komm ich noch weiter unten.

Im Allgemeinen möchte ich sagen, dass ich verstehen kann, gerade wenn man sowas liest, dass man sich über (manche) Ärzte ärgert; aber ich habe selbst noch keinen Arzt getroffen, der nicht mit Leib und Seele um die Gesundheit seiner Patienten bemüht war.

Wundert es dich ? Hast du dir schon einmal die Arbeitsbedingungen für Ärzte in Deutschland angeschaut ? Studieren 5 Jahre, danach nochmal so lange bis der Facharzt in der Tasche ist und bekommen dann 1300 Euro Netto für eine 80-120 Stunden Woche zuzüglich Bereitschaftszeiten. Wer diesen Job heute noch macht in Deutschland ist schon ein Idealist genug, das man auf die Dauer so amstumpft und keinen Spaß mehr hat, ist dann nicht weit.

Das gilt aber eben auch für jeden anderen Beruf in der Branche, ich kenne nur sehr wenige Krankenschwestern/- Pfleger oder auch Altenpfleger die ihren Job noch gerne machen wenn sie ihn einmal mehrere Jahre gemacht haben. Miese bezahlung, oftmals schlechtes Betriebsklima aus diesem Grund und Arbeitszeiten/- Stunden jenseits von gut und böse. Aus dem Grund ist die flukuation in den Betrieben auch enorm angestiegen seit mehreren Jahren und ich kann es von meiner Arbeitsstelle sagen - jedes Jahr kündigen etwa. 20 % der Mitarbeiter und werden durch neue "frische" ersetzt die dann auch nach 1-2 Jahren die Lust verlieren. Gerade aus meiner Generation sind nur noch sehr wenige bei uns vorhanden die das ganze Vollzeit ausüben und ich bin gerade einmal 22 Jahre alt ... als ich hier angefangen habe, waren knapp 50 % der Mitarbeiter under 25 Jahre alt (180 Hauptamtliche), nun sind es gerade noch 10 % und dazwischen sind gerade einmal zwei Jahre gelegen.

Es gibt durchaus Ärzte die bemüht sind um die Patienten, jedoch macht das System mit dem Bonus-Malus System und der ständige Kostendruck das ganze zu einem Spiel auf heißen Kohlen. Reicht das zugesprochene Budget nicht aus über das Jahr, dann kriegen die Patienten die im Dezember keine Behandlung mehr. Fändest du das fair, damit den aus dem Januar der hintern nachgetragen wird und die Pillen Goldummantelt sind ? Das muss man halt auch im Auge betrachten, die Ärzte versuchen das ganze nur so fair wie möglich zu gestalten und sparen deswegen an jeder Ecke und es bekommt halt derjenige der es nicht so dringend hat, nur das billige Genertiva. Andererseits werden auch die, die wirklich krank sind und eine intensive Therapie brauchen dadurch benachteidigt durch das Kostensystem. Therapie ist dann nur noch etwas für reiche die es sich leisten können den fehlenden Teil zuzuzahlen - und ja, ich weiß wovon ich rede da ich erstes im Rettungsdienst arbeite, aber zeitgleich eine Krankheit habe, die wohl in den nächsten Jahren tödlich verläuft.

Tinke Langenbahn hat geschrieben:Warum ich das euch erzähle? Das ist nicht ganz grundlos und ist mir heute auch nicht grundlos eingefallen. Nein ! Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ein kleines Kind ertrunken ist dem man nicht mehr helfen konnte. So Fälle höre ich öfter. Und frage mich, dann wieso hat es mein kleiner Bruder geschafft. Hätte es für die anderen vielleicht auch Hoffnung gegeben wären die Ärzte mehr dahinter gewesen?

Mir kann keiner er zählen Ärzte geben immer alles. Okay, vielleicht tun sie das sogar. Aber was wenn sie nicht wissen was alles ist? Zum Beispiel wollte der Dorf Arzt meinen Bruder schon als tot erklären. Und der Arzt der damals meinen Bruder rettete macht heute in Ärztekreisen dafür Werbung nie den Mut zu verlieren. Also muss es doch noch ein paar geben die den Mut zu früh verlieren. Das finde ich sehr traurig, gerade wenn ich von Ertrunkenen in den Nachrichten höre.

Jetzt stell dir das ganze einmal im Gegenteil vor, denn das wird leider Gottes Präklinisch viel zu oft Praktiziert. Klar, man soll nie den Mut verlieren aber wenn nichts mehr zu machen ist dann sollte man auch den Tatsachen ins Auge blicken.

Wir haben hier eine handvoll Notärzte die total verschrien sind, und man die Kollegen schon bemitleiden kann wenn einer von denen zu einer Reanimation mit dazu kommt. Denn dort wird das perönliche Ego dann ausgelebt, stundenlang werden Leichen reanimiert die schon in der Leichenstarre sind oder auch Polytraumen bei denen man direkt ins Innere blicken kann. Solche Menschen haben halt keine Chance, und dann sollte man auch aufhören und nicht anfangen mit "verliere nie den Mut und glaube an ein Wunder" Methode.

Wie ich oben schon geschrieben habe, niemand ist tot bis er nicht warm und tot ist. Das gilt für Unterkühlte Reanimationspflichtige - und insbesondere Kinder haben dabei ein gutes Outcome. Du hast geschrieben es war nicht sonderlich warm draussen mit den 6 Grad damit war das Wasser auch sehr kalt, und der Körper ist schnell ausgekühlt. Damit fallen die Zellen in einen "Schlaf". arbeiten auf einer sehr niedrigen Stufe (Achtung, Zellen nicht mit Atmung usw. verwechsel ich rede vom Stoffwechsel) und sterben nicht direkt ab, als wenn man zum Beispiel in warmes Wasser fällt. Wenn man dann anfängt zu reanimieren, muss man dieses mitbedenken denn während die Atmung nicht funktioniert, aber dennoch weiterhin Abfallprodukte anfallen. Deswegen werden diese Patienten langsam (!) aufgewärmt, und so zieht sich das auch über Stunden. Wenn man das schnell machen würde, dann lösen sich die Stoffe zu schnell und es kommt sekundär zu einem weiteren Kreislaufstillstand durch die metabolische Azidose (Übersäuerung des Körpers) und diese ist trotz Puffermöglichkeiten durch Medikamente (zum Beispiel Natrum-Bicarbonat) meistens irrevasiebel.

Ich hatte auch geschrieben, Kinder haben ein besseres Outecome. Das liegt daran, wenn ein Erwachsener Ertrinkt dann strengt er sich noch an versucht aus der Lage zu entkommen und verbraucht dadurch viele Energiereserven. Kinder wenn diese ins Wasser fallen mit dem Gesicht, wehren sich dagegen nicht und schaffen es auch nicht sich umzudrehen sondern stellen direkt ihre Atmung ein. Damit haben sie noch ein wenig mehr Sauerstoff in den Zellen wenn diese in den Schlaf fallen, der dann verstoffwechselt werden kann. Bei Erwachsenen ist der Zug nach ca. 2 Minuten abgefahren - Kinder können, nachdem sie bis zu einer Stunde im Wasser gelegen haben, noch erfolgreich reanimiert werden. Entscheident dabei ist die Wassertemperatur und die Körperkernthemperatur beim auffinden. Also wenn jemand schon Schockgefrostet bei 10 Grad Körperkerntemperatur ist, dann ist das Outcome auch sehr schlecht. Bei Temperaturen bis zu 25 Grad im inneren, kann man noch erfolgreich Reanimieren und das sogar ohne neurologische Ausfälle (in manchen Fällen auch mit, das weiß man aber vorher nicht), eben da auch die Gehirnzellen in eine Starre fallen.

Diese Aktivitäten lassen sich Präklinisch auch gar nicht testen, und selbst in Kliniken geht das nicht immer da das entsprechende Equipment nicht vorhanden ist. In Wissenschaftlichen Studien wurde dieses Herrausgefunden, und deswegen wurde vor ein paar Jahren auch die gezielte Unterkühlung unter Reanimation praktiziert. Dieses hat jedoch nichts auf das Outcome der Patienten gehabt, also keine Verbesserung herbeigeführt deswegen ist man davon inzwischen wieder abgekommen.

Die Zellen fangen erst wieder ab einer Körperkerntemperatur von ca. 32-34 Grad an zu arbeiten, jedoch sehr reduziert. Deswegen erklärt man in der Regel kein Kind an einer Einsatzstelle tot, welches vermeindlich Ertrunken ist und eine starke Unterkühlung aufweißt. Dieses wissen haben jedoch wie gesagt nur Ärzte mit dem Fachkundenachweiß Rettungsmedizin, oder auch Ärzte die sich dafür Interessieren und regelmäßig damit in Kontakt kommen. Ich möchte einmal Unterstellen, das der Dorfarzt sich vorher noch nie mit einer solchen Situation auseinander setzen musste und wahrscheinlich auch nie wieder muss. Dennoch, das wird er sich merken. Denn wie heißt es so schön, aus Fehlern lernt man und das ist in der Medizin nicht anders. Genau so hat sie sich entwickelt, aus Fehlern wurden dann die Erfolge herrausgefiltert die nun als Therapie eingesetzt werden. Und so bitter es klingen mag, es sind schon immer Menschen für den Fortschritt und die Forschung gestorben (und zwar in jedem Bereich und nicht nur in der Medizin) und das wird auch weiterhin passieren, auch wenn es seltener wird aufgrund der stengen Verordnungsrichtlinien und Tierversuchen - aber es passiert. Würden wir das nicht mehr machen, dann würden wir in vielen Bereichen einfach stagnieren und uns nicht mehr weiterentwickeln.

Ergo - wer diesen Text nicht komplett lesen möchte. Das Menschenmöglichste tun ist richtig, und auch an seine eigenen Fähigkeiten glauben. Es kann klappen, muss aber nicht, nur so kann man mit dem Gewisse nach Hause gehen "ich habs richtig gemacht, aber es war einfach nicht möglich diesen Menschen zu retten". Damit lebt es sich wesentlich einfacher als mit Schuldgefühlen. Aber wenn es offensichtlich ist das man dort nichts mehr machen kann, auch den Mut haben einzugestehen diesen Kampf verloren zu haben und nicht den Angehörigen Fälschlicherweise falsche Hoffnungen zu machen, wo schon lange keine mehr besteht. Es ist schwer so etwas jemanden mitzuteilen, aber dieses muss man ja nicht alleine tun sondern kann sich (auch als Arzt) dazu noch professionelle, wie Krieseninterventionsteams, Seelsorger o.ä., dazubestellen.

Liebe Grüße
Sorae

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Sorae hat geschrieben:Studieren 5 Jahre, danach nochmal so lange bis der Facharzt in der Tasche ist und bekommen dann 1300 Euro Netto für eine 80-120 Stunden Woche zuzüglich Bereitschaftszeiten. Wer diesen Job heute noch macht in Deutschland ist schon ein Idealist genug, das man auf die Dauer so amstumpft und keinen Spaß mehr hat, ist dann nicht weit.

Das Studium geht 6 Jahre ;) Und etwas mehr als 1300 Euro netto bekommt man schon. Das bekommt man schon als Assistenzarzt im 1 Jahr in einem kommunalen Krankenhaus. Als Facharzt geht man mit deutlich mehr nach Hause, das muss schon mal so gesagt werden. Ebenso sind 80-120 Stunden die Woche ja nun auch nicht mehr die Regel, auch wenn fast alle Ärzte noch deutlich länger arbeiten, als dies Tarif- und Arbeitsverträge vorsehen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben:Das Studium geht 6 Jahre ;) Und etwas mehr als 1300 Euro netto bekommt man schon. Das bekommt man schon als Assistenzarzt im 1 Jahr in einem kommunalen Krankenhaus. Als Facharzt geht man mit deutlich mehr nach Hause, das muss schon mal so gesagt werden. Ebenso sind 80-120 Stunden die Woche ja nun auch nicht mehr die Regel, auch wenn fast alle Ärzte noch deutlich länger arbeiten, als dies Tarif- und Arbeitsverträge vorsehen.

Wenn du ganz genau sein willst und jeden Tippfehler auf die Goldwaage legen möchtest, das Studium dauert genau 6 Jahre und 3 Monate. Aber bei einem solch Langen Text wird es wohl nicht einmal verziehen wenn eine Zahl nicht stimmt :evil:

Und das mit dem Gehalt, ich weiß nicht wo du lebst ein Assistenzarzt an einem kommunalen Krankenhaus in Hessen bekommt ein Einstiegsgehalt von 1700 Euro Netto dazu kommen noch die Schichtzulagen von der Nachtschicht und die Bereitschaftsdienste, daraus ergibt sich bei jemanden der mit 25 Jahren fertig ist und keine Kinder, weder verheiratet ist ein Netto von ca. 1300-1400 Euro.

Die Arbeitszeiten sind durchaus ebenfalls Realistisch, da die Dienstzeiten eines Arztes in der Regel 12 Stunden vorsehen, in vielen Kliniken aber noch der 24 Stunden dienst praktiziert wird und dazu kommen noch die Bereitschaftszeiten, die schon lange nicht mehr (und vor allem nicht zur aktuellen Jahreszeit) im Dienstzimmer oder Zuhause verbracht werden, sondern man ständig in der Klinik am Arbeiten ist.

Schliesse dich am besten einmal mit Grooovegirl kurz, sie kann dir sicherlich genau sagen was sie bekommt an Gehalt und wielange sie dafür Arbeiten muss. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, sie ist schon lange nicht mehr oft hier anzutreffen was auch zum Teil auf diesen besagtem Grund zurück zu führen ist ...

Liebe Grüße
Sorae

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sorae hat geschrieben:Und das mit dem Gehalt, ich weiß nicht wo du lebst ein Assistenzarzt an einem kommunalen Krankenhaus in Hessen bekommt ein Einstiegsgehalt von 1700 Euro Netto dazu kommen noch die Schichtzulagen von der Nachtschicht und die Bereitschaftsdienste, daraus ergibt sich bei jemanden der mit 25 Jahren fertig ist und keine Kinder, weder verheiratet ist ein Netto von ca. 1300-1400 Euro.

Vielleicht solltest du gerade in der Gehaltsfrage nochmal deinen Beitrag durchlesen. Du hast davon gesprochen, dass man erst ewig studiert, nochmal so lange bis zum Facharzt braucht und dann mit 1300 Euro netto nach Hause geht. Und das gehört so nun mal definitiv ins Reich der Märchen. Genauso wie du meine Zahl des Einstiegsgehaltes in Frage stellst (die so übrigens aus den Tarifverträgen kommt und nicht vom Hören Sagen - bei 42 Stunden pro Woche gibt es im Osten 3295 Euro und im Westen 3705 Euro brutto, bei 40 Stunden etwas weniger), und plötzlich rechnest du mir genau diese Zahl aus für einen Assistenzarzt.

Keine Ahnung ob du irgendwo Ärger hast, aber lass den nicht an mir aus, ich kann da nichts dafür. Ich persönlich kenne eben keinen Arzt mehr der noch mehr als 80 Stunden in der Woche hat, außer wenn er freiwillig einen Dienst nach dem anderen schiebt. Normal ist eben eine 40 bzw. 42 Stunde-Woche + Dienst. Und in einem gut organisierten Krankenhaus kommt man meist mit 1 Dienst pro Woche aus. Dafür aber auch einen Tag frei darauf. Du hast also 42 Stunden +24 Stunden - 8 Stunden. Das sind 58 Stunden. Bei 2 Diensten pro Woche sind es gut 74 Stunden. Aber immernoch weit entfernt von 100 Stunden und mehr.

Es mag sicher Ausnahmefälle geben, gerade junge Assistenzärzte werden bestimmt in vielen Fällen ausgenutzt. Aber die Zustände sind lange nicht mehr so schlimm, wie es vor Jahren war und in meinen Augen sind die Einstiegsgehälter für die geleistete Arbeit sicher nicht angemessen, aber verhungern muss kein Arzt. Und ab Facharzt aufwärts wird man auch schon im Gegensatz zu vielen anderen Leuten ordentlich entlohnt für die Arbeit.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Also ich kann es mir kaum vorstellen, dass der kleine Junge wirklich 15 Minuten kopfüber im Wasser lag, noch dazu bei 6 Grad Kälte und davon absolut keine neurologischen Spätschäden behalten hat. Das klingt für mich sehr utopisch, oder es waren keine 15 Minuten denn das Hirn hat zwar eine gewisse Puffergrenze, in der es auch ohne Sauerstoff auskommen kann aber nach 5 Minuten sieht es da in aller Regel schon sehr schlecht aus. Es sei denn, der Junge hat vorher noch mindestens 10 Minuten irgendwie geplanscht und nach Atem gerungen, dann würde ich aber wiederum der Mutter ziemliche Fahrlässigkeit unterstellen denn ein so kleines Kind lässt man einfach nicht so lange in einer gefährlichen Situatiuon allein.

Trotzdem freut es mich natürlich, dass er überlebt hat und das auch noch ganz ohne olgeschäden und ich denke außerdem nicht, dass alle Ärzte oder Rettungsassistenten sofort den Mut verlieren in so einer Situation aber wie Sorae schon schreibt muss man irgendwann einfach mal den Tatsachen ins Auge blicken und kann nicht jeden Tag 10 Leute 2 Stunden lang reanimieren. Das heißt aber wiederum auch nicht, dass man nur halbherzig bei der Sache ist und seinen Job nicht richtig macht.

Und zum Thema Gehalt und Arbeitszeiten: es ist massiv davon abhängig, wo man arbeitet. Ich verdiene ja leider noch gar kein Geld, da ich im praktischen Jahr bin und somit jeden Tag 10 Stunden für lau ackern muss. Da lernt man eigentlich schon, was Idealismus ist ;-) Aber Klehmchen, so traurig wie es ist, eine 40 Stunden-Woche hat kein Arzt im Krankenhaus. Hier in der Uniklinik ist es natürlich extrem schlimm, da arbeiten die Ärzte ca. 12 Stunden und haben noch mindestens einen Dienst in der Woche aber genau aus dem Grund habe ich mich innerlich auch schon fast gegen die Uniklinik als spätere Wirkstätte entschieden denn neben der Patientenbetreuung kommen noch jede Menge Studien und Publikationen, die massig Zeit fressen und die man dann quasi nach dem Dienst machen muss.

Und was ein Assistenzarzt im ersten Jahr unverheiratet und ohne Kinder verdient kann jeder selbst mit dem BAT-Rechner ausrechnen, da kommt man schon auf 1900€ netto (ohne Dienstzulagen). Ich würde allerdings sowieso lieber in ein kleines peripheres Haus gehen, weil die meistens familienfreundlicher sind und man da auch geregeltere Arbeitszeiten hat, da eben zumindest diese elendigen Studien wegfallen. Aber das muss ja jeder so machen, wie es ihm beliebt, der eine macht eben lieber Karriere, der andere gründet lieber eine Familie.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Grooovegirl hat geschrieben:Aber Klehmchen, so traurig wie es ist, eine 40 Stunden-Woche hat kein Arzt im Krankenhaus. Hier in der Uniklinik ist es natürlich extrem schlimm, da arbeiten die Ärzte ca. 12 Stunden und haben noch mindestens einen Dienst in der Woche aber genau aus dem Grund habe ich mich innerlich auch schon fast gegen die Uniklinik als spätere Wirkstätte entschieden denn neben der Patientenbetreuung kommen noch jede Menge Studien und Publikationen, die massig Zeit fressen und die man dann quasi nach dem Dienst machen muss.

Deswegen hab ich ja auch geschrieben 42 Stunden + Dienst und bin da dann mit Dienst auf 58 Stunden gekommen pro Woche. Es ging mir ja auch eher draum, dass Zahlen jenseits von 100 Stunden bei denen Bereitschaftszeiten noch nichtmal enthalten sein sollen wie es Sorae geschrieben hatte, selbst bei Ärzten nicht mehr wirklich üblich sind.

Aber gerade in der Uniklinik hab ich auch schon festgestellt, dass auch dort die Arbeitszeiten variieren. Es gibt tatsächlich Kliniken die ohne Dienste einigermaßen mit der 42 Stunden Woche hinkommen, es gibt aber auch solche, die mindestens 12 Stunden pro Tag machen, wie du es geschrieben hast.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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