Gänsehaut durch Straßenmusiker

vom 04.12.2008, 19:26 Uhr

Ich war heute mal in der Fußgängerzone hier in Paderborn und alle 5 Meter steht da jemand anderes und macht seine Straßenmusik. Manchmal ist es ja ganz nett, aber oft bekommt man einen Gänsehautschauer, wenn da die Leute stehen und Weihnachtslieder versuchen zu singen und dabei keinen Ton treffen. Oder wenn sie mit der Geige spielen und die Geige eher jammert als dass man es spielen nennen kann.

Heute stand da eine ganze Gruppe, die Blockflöte spielten und ein paar Leute haben dann dazu gesungen. Die Gruppe war so ca 10 Mann stark. Jede Blockflöte spielte was anderes (zumindest hörte es sich so an) und die, die gesungen haben haben nicht mal den Text richtig gekonnt und haben auch kaum einen Ton getroffen.

Wie sieht es bei euch in den Fußgängerzonen aus? Sind grade jetzt zur Weihnachtszeit auch Straßenmusiker da, die euch einen Gänsehautschauer bringen? Wie findet ihr es, wenn sich Leute da zum Affen machen und wirklich so was von mies singen oder ein Musikinstrument spielen, dass man eigentlich nur noch weglaufen möchte? Würdet ihr euch auf die Fußgängerzone stellen und singen oder ein Instrument spielen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Gerade zur Weihnachtszeit treffe ich auf viele Straßenmusiker. Angeblich sollen die Menschen zur Zeit der Besinnlichkeit gerne mal etwas mehr Geld locker machen können- das sieht man auch an den zahlreichen Tier- und Menschenrechtlern. Jedenfalls muss ich sagen, dass ich mich in keiner Situation trauen würde in einer großen Öffentlichkeit ein Instrument zu spielen, zumal ich ziemlich unbegabt bin.

Ich muss sagen- Respekt! Denn wenn man sich entschließt durch sein untalentiertes Musikgespür vor vielen Menschen zu spielen, muss man in einer schwierigen Situation sein. Die Menschen sind möglicherweise oder besser gesagt bestimmt Obdachlos und verarmt und versuchen durch ihre Musik Aufmerksamkeit zu erzeugen und den Leuten zu zeigen, dass sie für das Geld auch etwas machen. Ich würde jedenfalls einem Bettler mit Instrument mehr Geld spenden als einem Obdachlosen ohne eigenes "zutun". Mich stören die Musiker kaum, im Gegenteil, manchmal ist die Atmosphäre sogar viel harmonischer.

» nick1 » Beiträge: 373 » Talkpoints: -8,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Meine Mutter ist Musiklehrerin und unterrichtet Blockflöte. Viele werden jetzt vielleicht stönen und sagen: och nö, dieses Gequietsche, viele falsche töne. So ist das aber nicht. wenn man dieses Instrument wirklich beherscht kann man damit wunderbar klingende Melodien produzieren. Wir Haben mal (letztes Jahr) ein Experiment gemacht: Wier ließen zuerst am zweiten Advent ein Blockflötenduett auf dem Weihnachtsmarkt spielen, welches aus zwei Anfängern bestand, die meiner Meinung nach mit ihren Flöten nur Sch**** produzieren.

Die beiden Mädchen haben innerhalb von 6 Stunden über 300 € eingenommen. Am dritten Advent spielten meine Mutter und ich zur selben Zeit am selben Ort dieselbe Zeit lang. Der unterschied war nur dass wir sehr anspruchsvolle Stücke spielten. Nach 6 Stunden haben wir jedoch "nur" 200 € eingenommen. Irgendwas stimmt da doch nicht. Haben die Leute den Mädchen, die eine Woche vor uns spielten, nur deshalb mehr spendiert weil sie mit ihnen Mittleid hatten. :lol:

Vielleicht liegt das auch an anderen Faktoren, aber trotzdem war das Ergebniss dieses Experiments interessant. Das Geld kam übrigens der Musikschule für die Beschaffung neuer Instrumente zugute. :D Gruß Taichmolch

» Taichmolch » Beiträge: 28 » Talkpoints: -5,11 »



Gänsehaut bekomme ich eigentlich nur, wenn mir was nahe geht und gefällt. ;) Und das kann ich von den meisten Straßenmusikern nicht gerade behaupten. Da gebe ich dir nämlich recht, die meisten treffen nicht einen Ton. Und ich finde es auch nicht niedlich,wenn sich da Kinder hinstellen und es "mal versuchen", schließlich geht es mir dann auf die Ohren.

Wenn es aber hingegen jemand wirklich beherrscht, das musizieren,dann ist das schon schön. Wobei ich sagen muss, das ich gegen bestimmte Instrumente allergisch bin, egal wie gut man sie spielen kann. So zum Beispiel Geige oder Flöte.

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» winny2311 » Beiträge: 14981 » Talkpoints: 3,20 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Habe da letztens diese Doku bei RTL gesehen. Wird ja jetzt auch ziemlich gehyped dank dem Supertalent. Auf jeden Fall haben sie bei der Reportage getestet, wie viel man als Straßenmusiker eigentlich einnimmt und hatten als Hilfe auch einen der Kelly Family dabei. Außerdem wurden Straßenmusiker nach ihrem Tagesgehalt befragt und alle sagten nur so, dass sie ca 30€ verdient haben, was sich später als große Lüge rausstellt.

RTL nahm ein junges Mädchen und gab ihr davor 2h Flötenunterricht. Man sollte auch wissen dass sie bis dahin kein einziges Instrument je gespielt hat. Auf jeden Fall stand sie 5h und hat Flöte gespielt und sie wurde dank ihrer vielen Misstöne meistens nur blöd angeschaut und kam letztendlich auf ca 28€. Dann hat RTL noch einen Musiklehrer auf die Straße geschickt, der mit Gitarre ausgerüstet war und selber Gesangstrainier ist. Er hatte soviel "Erfolg", dass sich teilweise bis zu 40 Leute um ihn rumstellten und mitgeklatscht, getanzt und gesungen haben. Am Ende hatte er in 5h stolze 160€. Dies wäre noch ausbaufähiger indem er z.B. noch CDs verkaufen würde.

Ich finde das schon relativ enorme Summen, aber der Kelly Family Typ hat mich dann fast vom Hocker gehauen als er gesagt hat, dass er mit der Kelly Family im Jahr ca. 1,5 Millionen Mark eingespielt haben. Da wundert es doch keinen das es so viele Straßenmusiker gibt. Bei uns in der Stadt war sogar mal einer der eigentlich nicht arm war, sondern eher einer von denjenigen denen es besser geht, aber er hat alte Klamotten angezogen und so trotzdem Geld auf der Straße verdient.

Ach und bei der Reportage wurde auch noch der Fall München gezeigt. Dort muss man nämlich erst wo vorspielen und dann bekommt man für 10€ eine Art Zertifikat, dass man auf der Straße in München spielen darf. Finde diese Idee sehr gut, denn so gute Musik beim Einkaufen trägt ja auch der Gesellschaft bei.

» spitt3r » Beiträge: 62 » Talkpoints: 2,55 »


Also ich kann das jetzt nicht nachvollziehen. Gänsehaut durch Straßenmusiker kenne ich eher, wenn die besonders gut spielen oder singen oder gerade ein Lied vortragen, was eine besondere Bedeutung hat, so dass einem ein wohliger Schauer über den Rücken läuft. Aber eine Gänsehaut, weil es so schlecht ist, hatte ich noch nie.

Allerdings gibt es in den Fußgängerzonen tatsächlich viele Möchtegern-Musiker, die keinen gescheiten Ton zustande bringen. Allerdings finde ich, dass sich das zur Weihnachtszeit eher in Grenzen hält. Vor Weihnachten sind bei uns eher Kinder anzutreffen, die ja meistens fleißig üben und das auch gut hinbekommen.

Schlechte Musiker sehe / höre ich hier immer dann häufiger, wenn es gerade etwas wärmer wird, wie momentan beispielsweise. Da fragt man sich dann, ob sie nicht selber hören, wie schief sie singen / spielen oder ob sie einfach nur betrunken sind und deswegen keinen Ton treffen.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich für meinen Teil könnte mich niemals an die Straße stellen, um irgendwas vorzuspielen, aber das habe ich auch nicht nötig, weil ich einem professionellen Orchester bin und dort werde ich schon genug gefordert. Aber die Straßenmusiker trifft man leider wirklich überall und oftmals gehören sie einfach zu der Stadt dazu und man sich die Stadt ohne sie nicht vorstellen. Es gibt aber meinem Empfinden nach auch wirklich an der Stadt, ob man nun gute oder schlechte Musiker trifft.

In kleinen Städten bin ich ausschließlich auch fürchterliche Musiker gestoßen. Ich habe wirklich noch keinen getroffen, der auch nur ansatzweise gut spielen oder singen konnte. In Köln hingegen habe ich schon den einen oder anderen gesehen, der auch ein bisschen was drauf hatte. Aber ich habe in Köln auch schon ein Mädchen gesehen, dass auf einer viel zu kleinen 2/4 Geige gespielt hat und man konnte sehr gut hören, dass sie gerade mal die erste Woche Geigenunterricht hinter sich hatte und nun langsam lernt, den Bogen auf der Saite zu halten ohne dabei die anderen zu treffen. Warum sich ein Kind solchen Alters sowas antut, weiß ich nicht. Das ist grauenhaft.

In Städten wie Amsterdam und Hamburg habe ich dann schon bessere Musiker getroffen. Darunter waren auch viele, die mal was anderes gemacht haben außerdem dem erbärmlichen Mainstream, wie etwa afrikanische Gruppen, die nur aus Schwarzen bestanden oder auch Inder und Indianer. Das hat mir schon besser gefallen und mein Freund hat sogar schon einmal eine CD mit indischer Musik einer dieser Gruppen abgekauft.

Die besten Straßenmusiker habe ich aber bislang in Paris gesehen. Dort gibt es wirklich gute Geiger und Akkordeonspieler, die französische Chansons und manchmal auch Stücke von Yann Tiersen spielen und in den Eingängen der Metros findet man wirklich gute Rockbands, wo ich gerne mal stehen bleibe und zuhöre. Eine dieser Rockband, die Guillemots, sind sogar berühmt geworden. Ich finde diese Musiker gehören einfach zu Paris, wie der Eiffelturm auch. Sie geben Paris einfach einen gewissen Charme, wenn man da sitzt, auf der Treppe vorm Sacre-Coeur und da spielt so ein Geiger vor sich hin. Natürlich gibt es in Paris auch schlechte Musiker. Einige davon steigen dann beispielsweise in die Metros, spielen dann irgendwas erbärmliches und verlangen dann Geld dafür. Das sind die negativen Seiten.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin hier nur alle paar Monate mal in der Fußgängerzone, da mir die Stadt einfach zu klein ist (verund es daher nur wenige Geschäfte gibt, die mich interessieren. Ich fahre dann lieber direkt in eine etwas größere Stadt wie Köln. Dort habe ich allerdings schon ziemlich schreckliche Straßenmusiker erlebt, allerdings auch schon welche, die einigermaßen akzeptabel spielten. Ganz schlimm fand ich es bisher auch im eher provinziellen Dortmund, wo natürlich nicht so viel los ist wie in Köln. Dennoch fand ich die musikalischen Darbietungen dort im Schnitt noch schlimmer als das, was einem in sehr großen Städten geboten wird. In kleinen Städten kann sich ja jeder x-beliebige Hansel auf die Straße stellen und in seine Flöte blasen oder vorgefertigte Melodien auf dem Kinder-Keyboard zum besten geben.

Es gibt auch Städte in Deutschland (mindestens eine: München), wo Straßenmusiker sich anmelden müssen, um in der Fußgängerzone musizieren zu dürfen. Wenn jemand ohne Genehmigung musiziert (oder als was man das auch immer bezeichnen kann), wird er auch verwarnt. Ich finde dieses System ganz gut, da die schlimmsten Härtefälle auf diese Weise schon im Vorfeld aussortiert werden und nicht auf die Straße gelangen. Die Musiker, die in der Stadt spielen wollen, müssen nämlich auch vorspielen und erhalten dann eine der begehrten Genehmigungen - oder werden, wenn sie sich allzu talentfrei präsentieren, eben abgewiesen.

Ich hatte zwar als Kind und Jugendlicher Musikunterricht, kann aber sicher nichts mehr und würde mich schon allein aus diesem Grund niemals irgendwohin stellen und dort etwas vorspielen. Wenn man andere Leute mit seiner Musik unterhalten will, sollte man gut spielen können - ohne Kompromisse. Wenn ich gut genug spielen könnte, um mein Können anderen Menschen zu präsentieren, wäre eine Fußgängerzone aber auch so ziemlich der letzte Ort wo ich gerne spielen würde. Das wäre auf keinen Fall etwas für mich.

Ich verstehe auch gar nicht, dass es immer wieder so schlechte Straßenmusiker gibt. Normalerweise müssten die doch merken, dass bei ihnen niemand stehen bleibt (selbst die musikalisch weniger bewanderten Leute kriegen die meisten Spielfehler mit), um sich die Darbietung anzuhören. Es gibt ja auch einige Musiker, die auf diesem Wege ein bisschen Geld sammeln wollen. Die müssten dann erst recht schnell mitbekommen, dass sie nicht gut spielen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Leute überhaupt ein paar Cent zusammenbekommen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke Du übertreibst maßlos. Wenn alle 5 Meter ein anderer Musikant oder eine Gruppe stehen würde, wäre das ein Durcheinandersingen und spielen, wo nicht einmal mehr die Melodie zu erkennen wäre. Dann könntest Du sagen grauenhaft. Aber so ist es doch nicht. Ich habe selbst Konzertgitarre spielen gelernt. Dazu hatte ich dann keine Zeit mehr. Aber ich würde mich niemals als Musikant in die Fußgängerzone stellen. Dann würde man sich ja - wie Du meinst - zum Affen machen. Und da fragst Du allen Ernstes noch, ob sich einer von uns in die Fußgängerzone stellen würde?

Die meisten Musikanten bemühen sich ja vernünftig zu spielen. Selbst wenn mal ein falscher Ton darunter ist, muß man das tolerieren. Wenn aber nun total nervig gespielt und gesungen wird, finde ich das auch nicht gut. Ich bekomme allerdings keinen Gänsehautschauer wie Du. Den bekomme ich, wenn am 4. Advent Posaunisten vom Rathausturm Weihnachtslieder spielen. Das muß man gehört haben. Dann wirds einem ganz feierlich zu Mute.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich kann mich in deine Lage hineinversetzen, da ich ebenfalls in Paderborn wohne, hehe :') Ich selbst bekomme keine Gänsehaut bei Straßenmusikern, ich finde sie nur manchmal gut, und manchmal nicht. Manchmal belohne ich sie auch mal mit einem Euro. Bei den Leute, die da betteln, da habe ich auch nicht viel Mitgefühl, ich weiß, das klingt hart, aber in Deutschland kann jeder Hartz4 beantragen und muss nicht auf der Straße betteln.

» Alexmen » Beiträge: 182 » Talkpoints: 13,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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