US Immobilienkrise - Folgen für deutsche Anleger?

vom 12.08.2007, 21:39 Uhr

Die Krise in den USA zunächst ganz kurz zusammengefasst: Der Traum vom eigenen Haus ist in den USA ungebrochen, so dass zuletzt auch Leute mit einem geringen Einkommen hohe Kredite bekommen haben. Nun jedoch sind die Zinsen für Kredite drastisch in die Höhe geklettert – und gleichzeitig sind die Immobilienpreise gesunken. Folge: die Geldgeber erhalten ihr Geld nicht mehr zurück und sind nun in Geldnot.

Viele amerikanische Banken haben nun aus den quasi wertlosen Krediten so genannte Asset Backed Securities gemacht, indem sie sie gebündelt und danach auf der ganzen Welt verkauft haben (zum Beispiel an Versicherungen, Fondsgesellschaften, Banken etc.). Dementsprechend drohen nun vielen deutschen Anlegern Verluste – einige Fonds sind bereits geschlossen worden (temporär, Verhinderung von Ausverkauf).

Das heißt jetzt aber nicht, dass man Hals über Kopf aus seinen Anlagen aussteigen sollte – schließlich verringern Ordergebühren (fallen an bei An- und Verkauf) den Gewinn. Hier gilt es also genau abzuwägen, ob man kurzfristige Tiefs „aussitzt“ oder nicht. Denn allgemein ist man in Deutschland zuversichtlich, dass sich die Kurse zum Jahresende hin erholen werden.
Inwiefern die Zinsen für Kredite nun auch in Deutschland steigen werden hängt natürlich von der EZB ab, allerdings besteht die Möglichkeit, dass die Krise in den USA einen „Kreditengpass“ hervorruft – was möglicherweise zu einer Verteuerung der Darlehen in Deutschland führen könnte.
Geldanlagen die von dieser ganzen Krise natürlich nicht betroffen sind, sind Tages- und Festgeldkonten, Pfandbriefe, Staatsanleihen etc.

Als erste Reaktion auf die US Immobilienkrise hat die EZB übrigens einmal 94,8 Milliarden Euro und einmal 61,05 Milliarden Euro kurzfristig in den Markt gepumpt, um zusätzliche Liquidität bereitzustellen. Damit werden Geldengpässe vermieden.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Und weiter geht es mit den Finanzspritzen der großen Notenbanken: auch gestern (12.08.07) stellte die EZB den Banken wieder kurzfristig Geld zur Verfügung, diesmal handelt es sich um 47,66 Milliarden Euro, die japanische Notenbank pumpte am selben Tag 600 Milliarden Yen (3,7 Milliarden Euro) in den Markt. Hinzu kommen die US Notenbank und andere Notenbanken weltweit.

Vorraussichtlich werden auch noch weitere "Finanzspritzen" zur Wahrung der Liquidität notwendig sein, da die Banken zur Zeit nur zögerlich, wenn überhaupt, untereinander Geld verleihen und das Kapital lieber für sich behalten - denn noch ist nicht klar welche Banken genau von der Krise am US-Hypothekenmarkt konkret betroffen sind.
Bisher angeblich betroffen: amerikanische Citigroup (365 Millioenne € durch Kreditanleihen verloren), Commerzbank betroffen durch die Insolvenz von Homebanc (amerikanischer Immobilienfinanzierer), gewährte Kredite an Homebanc in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe, angeblich jedoch vollständig durch Vermögenswerte abgedeckt)

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


So, nun greift die Krise am Hypothekenmarkt auf andere Sektoren über:
Die Firma Sentinel Management Group Inc hat nämlich jetzt die Gelder der Kunden eingefroren. Die "Kunden" sind in dem Fall Hedgefonds und Warenterminhändler.

Laut CME (weltgrößter Warentermin- und Derivate-Börsenbetreiber, Chicago) belaufen sich die von Sentinel verwalteten Gelder auf ca. 1,5 Milliarden Dollar.
Sentinel hat die CFTC (Warenterminbehörde) informiert, dass man derzeit keine weiteren Investmentmittel annimmt und auch keine Rückzahlungen vornehmen wird.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die Lage der Börsen ist derzeit weltweit angespannt: die US Notenbank hat eine erneute Finanzspritze in Höhe von 7 Milliarden Dollar gewährt. Zusätzlich verunsichert ein erneuter Anstieg des Ölpreises die Börsianer auf der ganzen Welt.

Index Einbrüche der Börsen im Überblick Handelstag Mi/Do (15./16.8.):
Manila: 6 %
Taipeh: 4,56 %
Seoul: 6,9 %
Shanghai: 2,14 %
Sydney: 1,5 %
New York: 1,29 %

Nikkei 225: 1,99 %
DAX: ~ 2 %
EuroSTOXX50: 1,74 %

Wirtschaftsweiser Bofinger sieht jedoch für das Wirtschaftswachstum in Deutschland keine direkte Gefahr.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge

Zuletzt geändert von Cala am 17.08.2007, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.


Die Krise weitet sich leider immer weiter aus, besonders der asiatische Markt reagiert sensibel auf die Situation am us-amerikanischen Immobilienmarkt:

Der Yen steigt immer weiter, unter anderem aufgrund der vielen Auflösungen der Carry Trades (Anlage gering verzinslicher Währung [Bsp- Yen] in höher verzinsliche Währung [Bsp. USD]). Besonders hart getroffen durch den steigenden Yen ist natürlich der Export. Heute (Fr. 17.8.) hatte die japanische Notenbank 1,2 Billionen Yen (etwa 7,96 Milliarden Euro) zur Gewährung der Liquidität in den Markt gepumpt.

Überblick der asiatischen Index Einbrüche Freitag:
Nikkei-225 - 5,42 % (Wchenverlauf 8,89)
Topix - 5,55 % (Wochenverlauf 9,40)
Hang Seng - 1,4 %
Shanghai Composite - 2,28 %
Kopsi - 3,2%
Sensex - 3,5 %
(S&P/ASX - 0,7 % [Wochenverlauf 4,5 %])

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Nun hat die US amerikanische Zentralbank den Diskontsatz von 6,25 auf 5,75 % gesenkt um die Bankenrefinanzierung zu erleichtern. Leitzins USA (unverändert): 5,25 %.

Die Senkung des Diskontsatzes hat bereits seine Wirkung gezeigt: Kurssprünge nach oben an den Börsen Europas und der USA.
In Asien allerdings bleibt die Lage weiterhin turbulent, so war auch der Freitag für die Börsen in Südkorea, Schanghai, Bombay von hohen Verlusten gekennzeichnet.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Auch die Sächsische Landesbank hat nun an den Folgen der US-Immobilienkrise zu knabbern: Ormond Quay (irische Investmentfirma, Tochter der Sachsen LB) ist in Zahlungsschwierigkeiten auf Grund von Verpflichtungen aus einem us-amerikanischen Fonds. Aus diesem Grund bekam die Sachsen LB von der Sparkassen Finanzgruppe einen Kredit in Höhe von 17,3 Milliarden Euro.
Zwar kann die Mittelstandsbank so allen Finanzierungsverpflichtungen nachkommen, das Jahresergebnis der Sachsen LB jedoch wird durch das Umstellen der Ormond Quay-Refinanzierung belastet.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Auf Grund der Krise in den USA wird die EZB wohl vorerst den Leitzins nicht erhöhen. Ursprünglich war eine Erhöhung für September geplant (geschätz auf 4,5 Prozent).

Die US-Notenbank (Federal Reserve) wird Vermutungen zufolge den Leitzins sogar senken, vorraussichtlich um 0,5 % (auf 4,75 %).

Die Konjunkturerwartungen in Deutschland trüben sich leider weiter ein (Index -8 Punkte auf 80,2 Punkte). Weitere Rückwirkungen durch die US-Immobilienkrise auf die deutsche Konjunktur müssten sich jedoch in Grenzen halten (Wolfgang Franz, ZEW-Präsident), noch immer sind die deutschen Unternehmensbilanzen ausgesprochen gut. Geschwächte Kaufkraft in den USA ist jedoch problematisch für den deutschen Export.

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» Cala » Beiträge: 1639 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Heute berät die europäische Zentralbank über eine Anpassung des Leitzinses, der momentan bei 4,0 % liegt. Man rechnet jedoch in Kreisen von Finazexperten damit, dass keine Anhebung und Veränderung vorgenommen wird - einerseits wegen der hier angesprochenen Immobilienkrise in den USA, andererseits da die Auswirkungen dieser in Europa auch für ordnetliche Turbulenzen auf den hiesigen Märkten sorgte.

Desweiteren sagte die EZB, man wolle zuerst die Aktien- und Devisenmärkte weiter beobachten, bevor man eine Veränderung vornimmt - die EZB pumpte erst vor kurzem wieder Gelder in Milliardenhöhe in den angeschlagenen Markt, um die Liquidität weiter zu gewährleisten. Aufgrund des Liquidiätsproblems der SachsenLB und der IKB sei es ohnehin zu einem starken Anstieg der Zinsen gekommen, da die Banken sich vermehrt Kredite holen würden.

Mit dem Verzicht auf eine Erhöhung des Leitzinses soll ein Übergreifen der Krise auf die Wirtschaft verhindert werden, welches noch nicht beobachtet werden konnte. Auf der anderen Seite glänzt der Euroraum mit guten Zahlen und man möchte einer Inflationsgefahr zuvorkommen. Den Anlegern bleibt vorerst also nur übrig, abzuwarten.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


So, der Leitzins bleibt bei 4 %, man ist nicht besorgt, dass dadurch die Inflation angeheizt wird und man befürchtet eher ein Schwächeln der europäischen Konjunktur durch die Banken, die momentan aufgrund der eigenen "klammen" Lage nur Kredite zu hohen Zinsen geben würden.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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