Ich nehme keine Hilfe vom Staat an - bin ich dumm?!

vom 23.10.2008, 00:27 Uhr

Hallo,

Ich befinde mich gerade in einer schwierigen Übergangssituation. Ich wurde ohne Grund aus meinem Ausbildungsbetrieb geschmissen und suche nun sehr intensiv nach einem neuen Ausbildungsbetrieb. Ich hätte ja die Möglichkeit Hartz4 in Anspruch zu nehmen. Da ich aber solange wie möglich auf eigenen Beinen stehen möchte und nicht von dem Geld der anderen Leben will, habe ich den Antrag auf Hartz4 nicht gestellt. Zur Zeit wohne ich noch zu hause und verdiene mir mein Geld mit einem Wochenendjob. Dieses Geld reicht dann, damit ich mir in der Woche ein paar dinge Leisten kann.

Findet ihr, in Zeiten wo es viele Hartz4 Abzocker gibt, dass ich dumm bin, weil ich nicht das Geld vom Staat annehme?

» AppleFan08 » Beiträge: 521 » Talkpoints: -1,68 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ganz ehrlich - Du machst es Dir nur selbst schwer. Solang man nicht von ALG II leben möchte und das nicht als Dauerlösung betrachtet sollte man es auch annehmen. Ich würde es eher deswegen nicht annehmen, weil man einen höchstens in irgendwelche Fördermaßnahmen und MAE Jobs zwingt, aber das ist eine andere Geschichte.

Hier geht`s vor allem nicht darum, dass Du Geld bekommst, sondern dass Du als arbeitssuchend & arbeitslos Gemeldeter Anspruch auf gewisse Förderungen hast, gerade als Jugendlicher - und die Chancen die sich daraus ergeben würde ich eben nicht sang- und klanglos verstreichen lassen. Allein mögliche weiterführende Schulmaßnahmen oder die Bewerbungsbeihilfe rechtfertigen, sowie die Berufsberatung sind hier Grund genug. Außerdem verlieren Du bzw. deine Eltern auch den Anspruch auf Kindergeld, solltest Du Dich nicht in einer Ausbildungsmaßnahme befinden oder als arbeitslos gemeldet sein, sowie die Fortzahlung von Leistungen zur gesetzlichen Pflichtversicherung.

Wenn Du einen Job hast, umso besser: Dann entgehst Du mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Zwang, in irgendeine Maßnahme gepresst zu werden und wirst sowieso kaum etwas vom Amt bekommen, da Dir deine Einkünfte angerechnet werden bzw. Du sie angeben musst. Letztendlich wirst Du also kein oder nur sehr wenig ALG II bekommen, vor allem wenn Du noch zuhause lebst - so gesehen würde ich mir an deiner Stelle gar nicht den Vorwurf des Schmarotzens machen, sondern mir hier eher Türen offen halten und Chancen, die Du über die ARGE bekommst. Aber eben nur dann, wenn Du auch gemeldet bist.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Hi,

prinzipiell find ich es erstmal gut, dass es überhaupt noch Leute gibt, die sich gedanken darüber machen, ob sie Hilfe vom Staat annehmen oder nicht, wenn es eben nicht unbedingt nötig ist. In den heutigen Zeiten, wo jeder versucht alles mitzunehmen ist das Gedankenmachen schon eine sehr löbliche Einstellung.

Ich seh es allerdings auch genauso wie Subbotnik, dass du das Arbeitslosengeld 2 in Anspruch nehmen solltest, da du ja wirklich eine neue Ausbildungsstelle suchst und auch nicht auf Kosten des Staates leben sollst. Du bist jung, du willst etwas für die Zukunft tun, also weswegen sollten dir die Förderungen nicht zustehn bzw warum solltest du diese ablehnen.

Und außerdem würdest du, weil du bei deinen Eltern wohnst und einen Nebenjob hast, der nunmal angerechnet wird, keine Förderungen für deine Zukunft in Anspruch nehmen. Dieses Geld könntest du ja schließlich in Weiterbildungsmaßnahmen oder in weitere Bewerbungen investieren und ich denke damit wäre dieses Geld sehr gut angelegt!

Übrigens es wird nicht gerne gesehn, wenn man das Arbeitslosengeld 2 als Hartz IV bezeichnet!

» RIP1990 » Beiträge: 48 » Talkpoints: 0,06 »



Ich weiß ja nicht, wie lange du vorher bereits gearbeitet hast, aber möglicherweise hast du sogar Anspruch auf ALG I.

Es geht ja nicht nur um die "Finanzspritze", sondern möglicherweise ebenfalls um deinen Krankenversicherungsschutz (die Agentur für Arbeit meldet dich bei der Krankenkasse an, falls du von ihnen Leistungen beziehst) sowie um Anwartschaften für deine spätere Rente.

Ich würde mich bei meinem Sachbearbeiter auf alle Fälle auch hiernach erkundigen.

» Lompahondle » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,85 »



ALG I fällt für ihn flach, wenn ich das richtig im Kopf habe, weil er unter 4 Monaten beschäftigt war.

Sich arbeitssuchen zu melden und Unterstützung in Form von ALG II zu beantragen sind aber immer noch zwei Paar Schuhe. Ich verstehe nicht, warum manche das so in einen Topf werfen?

Arbeitssuchend melden musst du dich auf jeden Fall. Erstens damit dir diese Zeit auch bei der Rentenkasse angeschrieben wird und zweitens flattern ja auch immer mal Ausbildungsplatzangebote rein, manchmal ist etwas dabei. Und deine Eltern bekommen weiterhin Kindergeld, sofern sie das während deiner Ausbildung auch bekommen haben.

Wenn du noch bei deinen Eltern lebst und jobben gehst, also ein kleines Einkommen hast und keine Miete zahlst, dann wird dein Anspruch auf Unterstützung sowieso eher gering sein. Ich weiß zwar nicht wie hier dann der Bedarfssatz berechnet werden würden, aber allein dass du noch bei deinen Eltern wohnst (sei froh drum ;) ), drückt den schon gewaltig.

Also hops, arbeitssuchend melden, falls du es noch nicht getan hast jedenfalls - aber Stütze musst du deswegen ja nicht beantragen. Wenn du erstmal mit deinem Job zurecht kommst, wozu machst du dir dann Gedanken? Wie gesagt stünde dir vermutlich ziemlich wenig zu eben aufgrund der Umstände. Und wenn du es nicht brauchst freu dich, dass du kein Sozialschmarotzer bist und ein reines Gewissen haben kannst ;)

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Eindeutiges Nein. Du hast das Recht und den Anspruch auf Hilfe. Dieses Geld beziehungsweise Unterstützung vom Staat ist etwas was nicht als Dauerlösung für den Einzelnen gedacht ist, sondern als eine Hilfeleistung um schwere Zeiten zu überbrücken. Außerdem ist die Unterstützung nicht das Geld vom Staat, sondern dein Geld, welches du auch als Azubi durch deinen Einsatz in deiner Ausbildungsstätte miterwirtschaftet hast. Dummheit hat nichts mit Stolz zu tun, was du ohne Zweifel bist, deshalb nimm die Hilfe an.

» kojibroj » Beiträge: 259 » Talkpoints: 4,96 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde,dass das Wort "Dumm" nicht genau passt, ich wäre eher mit dem Ausdruck "nicht besonders klug" höchst zufrieden.

Na klar wir müssen garnicht drum herum reden, es ist wohl offensichtlich das es keine gute Idee ist sich selbst zu schaden, man sollte immer alles annehmen was einem weiterhilft und nicht noch mehr belastet, durch die Hilfe des Staats fällt es dir sicherlich noch einfacher etwas zu finden als sonst, da du andernfalls dich mit anderen dingen beschäftigst als dir um die wirkliche Wichtigen Dinge Gedanken zu machen zum Beispiel Bewerbungen schreiben etc.

Ich würde dir aber ebenfalls davor warnen die Hilfe des Staats anzunehmen, da es immer ein Restrisiko gibt, dass du dich in diesem Lebensstil verliebst und du dir noch weniger Mühe als früher machst, einen Ausbildungsplatz zu finden. Am besten wäre es wenn du jemanden hättest, der dir immer mal einen hinter die Ohren gibt, falls du nur einen kleinen Gedanken hegst, dass du dich mit diesem Leben abfinden möchtest.

Die Hilfe des Staats anzunehmen is an sich garnichts schlimmes, es wird dir auf jeden Fall rückendeckung geben und dir Helfen deine Chancen zu verbessern einen Ausbildungsplatz zu bekommen, davon bin ich überzeugt und ausserdem würde ich es immerhin besser finden, dass mein Geld an einem "talkteria" User geht als an jemanden der Hartz 4 empfängt dabei schon längst auf Ibiza lebt.

» Freastyla » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,16 »



Du wohnst im Haushalt deiner Eltern. Sind die denn Hartz 4 Empfänger oder gehen die Arbeiten? Wenn sie Hartz 4 beziehen, solltest du auf alle Fälle angeben, das du keine lehrstelle mehr hast. Deinen Nebenjob wirst du allerdings auch angeben müssen und das würde dann, je nach Höhe des Entgelts, auch mit den Leistungen verrechnet werden.

Gehen deine Eltern Arbeiten, lebst du mit ihnen trotzdem in einer sogenannten Bedarfsgemeinschaft. Sprich auch sie müssten Auskunft zu ihren Einkünften und ihrem Vermögen geben. Die Chancen das du dann Leistungen nach Hartz 4 bekommst, sind dann sicherlich sehr gering. Vorallem wird es mehr Papierkram sein, als du im Endeffekt rausbekommst.

Beim Arbeitsamt würde ich mich an deiner Stelle trotzdem melden. Die werden dir dann auch sagen können, ob dir Leistungen zustehen. Und die Leistungen können da vielfältig sein. Angefangen bei Bewerbungskostenhilfe bis hin zum Bewerbertraining. Und du bewirbst dich ja weiter. Also wirst du auch Kosten für die Bewerbungsunterlagen haben. Die können zum Teil durch das Arbeitsamt bezuschusst werden. Wenn du bisher eine Ausbildungsstelle hattest, warst du ja auch selbst krankenversichert. Wo bist du jetzt versichert? Das solltest du auf alle Fälle in Erfahrung bringen. Auch da kann es Hilfe vom Staat geben.

Und was in meinen Augen auch wichtig ist, wenn du dich beim Arbeitsamt meldest, das deine Rentenzeit belegt ist. Ja ich weiss, bis wir ins Rentenalter kommen, wird es keine Rente mehr geben. Aber es kann auch vorher schon was passieren und man kann auf Erwerbsunfähigkeitsrente angewiesen sein und wird dann eventuell um jeden Monat froh sein.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Taline und LittleSister haben ja das Wesentliche schon auf den Punkt gebracht. Ich kann auch nur dazu raten, sich arbeitssuchend zu melden, gar nicht mal wegen der eventuellen finanziellen Unterstützung. In erster Linie erst mal wegen der Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz. Es ist nämlich wirklich so, dass gerade für Jugendliche, die noch keine abgeschlossene Ausbildung haben, weiterführende Möglichkeiten der Förderung angeboten werden.

Die Krankenversicherung kann unter Umständen auch in Form einer Familienversicherung weitergeführt werden, aber auch hier werden die Damen und Herren von der Agentur für Arbeit Auskunft geben können.

Und bei der Rentenversicherung muss man nicht nur die Rente bzw. Erwerbsunfähigkeitsrente bedenken, auch Anwartszeiten die später für das Beantragen von Leistungen der Rentenversicherung wie Kur etc. pp.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Grundsätzlich ist deine Einstellung natürlich schon gut, aber in gewisser Weise einfach viel zu ritterlich. Zwar kann ich verstehen, dass du nicht unbedingt Geld vom Staat annehmen willst, dann hättest du vielleicht das Problem, dass du das Gefühl hättest, du würdest ihm etwas schulden und dann wärst du ja auch ganz offiziell arbeitslos. Aber trotzdem würde ich dir dazu raten, das Geld in Anspruch zu nehmen, selbst wenn es nur für kurze Zeit ist. Dafür ist das Geld schließlich da. Es soll keine Endlösung sein, sodass die Menschen den Rest ihres Lebens auf Kosten des Staates, es ist genau für solche Übergänge gedacht.

Und du brauchst auch kein schlechtes Gewissen gegenüber von irgendwem zu haben, das Geld wird auch durch deine Steuern bezahlt und dadurch, dass du einem auf dein Einkommen eine Steuer gezahlt hast, hast du auch anderen ihr Arbeitslosengeld finanziert. Da solltest du deinen Stolz einfach mal überwinden und nehmen, was dir zu steht, den Staat juckt es letztendlich gar nicht, ob du es nun beantragst oder nicht, aber für dich wird es die Dinge sicher einfacher machen.

Es ist wie gesagt zwar schon ziemlich gut, wenn du dir darüber Gedanken machst, ob du wirklich Geld vom Staat brauchst oder ob du es möglicherweise doch allein schaffst. Aber ich denke wirklich, dass es „dumm“ wäre, um deine Frage zu beantworten, wenn du auf diese Hilfestellung verzichtest. Ich weiß ja nichts, was du so gespart hast, aber wenn du dein Gespartes nicht ausgeben musst, würde ich dir auch davon abraten, es kommen sicher noch einmal Zeiten, wo du das Geld gut gebrauchen können wirst und auch ansonsten ist es immer gut, wenn man noch einmal eine kleine Absicherung nach hinten hast. Darüber hinaus ist das Arbeitslosengeld ja auch nicht gerade hoch, es steht also zur Diskussion, ob du überhaupt alleine davon deinen Lebensstandard erhalten können wirst oder ob du da nicht sowieso auf deine Geldreserven zurückgreifen müssen wirst.

Daher kann ich dir wirklich nur dazu raten, dir das Leben nicht schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist. Man weiß nie, in welchem Zeitraum man zu in den aktuellen Zeiten einen Job finden kann, alles ist hier in Deutschland ziemlich unsicher und da kann es schon einmal länger dauern, bis man eine Anstellung findet, wie motiviert man auch ist.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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