Ausbildung zur Geisha

vom 10.09.2008, 22:26 Uhr

Hallo.
Ich hab mir letztens den Film "Die Geisha" angeschaut. Vielleicht kennt jemand diesen Film zufällig. Zu dem Film kann ich nur sagen: Wundertoll!

Nun zu meinem eigentlichen Anliegen: Ich hoffe hier kennt sich jemand mit den Geishas aus. Denn meine Frage ist Folgende: In dem Film wird gezeigt, dass die jungen Mädchen an ein Geisha Haus von ihren Eltern verkauft worden sind. Durch dieses "Haus" werden sie auch zu einer Geisha Schule geschickt. Mich würde jetzt interessieren, was sie dort lernen. Also welche Schwerpunkte werden dort gelegt? Und wie lange dauert da eine Ausbildung zur Geisha.

Mich fasziniert das Ganze von dem Geisha Kult. Gibt es auch heute noch richtige Geisha Schulen? Und werden da die talentierten Mädchen ausgewählt? Ich hoffe, es gibt hier einen Japan-Kenner, der auch über das "Geishatum" Bescheid weiß. :D

Und ja, ich weiß, ich hätte im Internet recherchieren können, aber meistens versteht man etwas besser, wenn Antworten auf seine eigenen Fragen gegeben werden. So ist das jedenfalls bei mir. Also, bitte um Antwort! :)

» friendship » Beiträge: 18 » Talkpoints: 0,36 »



Wenn du dich so sehr dafür interessierst kann ich dir Bücher von Liza Dalby empfehlen! Sie ist Amerikanerin und hat einige Jahre in Japan verbracht, um dort die Kultur kennen zu lernen, gerade mit dem Schwerpunkt auf Geisha. Das Buch namens "Geisha" ist mehr autobiografisch und hat auch eher dokumentarischen Charakter, man lernt viel und dabei erzählt sie sozusagen von ihrer eigenen Geschichte. Das Buch "Pflaumenblüten im Schnee" ist dagegen ein Roman über Geisha, in der eine mehr oder weniger fiktive Geschichte erzählt wird (mit Einflüssen von echten Begenheiten).

So, jetzt zu deinen eigentlichen Fragen. Der Film spielt zwar nicht in der heutigen Zeit, doch gibt es immernoch vereinzelte Geisha-Schulen. Natürlich sind sie mittlerweile eher rar geworden. Die Geisha-Schule, wird vom "mütterlichen" Haus (die Mutter ist nicht die leibliche Mutter, sondern die Besitzerin des Teehauses in dem man arbeitet) finanziert, die Geisha zahlt dann später, sobald sie richtig arbeitet, das Geld zurück.

Die wichtigen Dinge sind meine ich alle im Film gezeigt worden, ist allerdings schon ein bisschen her seit ich ihn gesehen habe. Es geht von der Bedeutung des Kimono-Musters über die Art, den Obi (Gürtel) zu binden, anmutig in voller Montur (also mit Tabi, den Schuhen) zu "tippeln", denn laufen kann man darin ja nicht so ganz ;) Außerdem soll auch mindestens ein Instrument gelernt werden, traditionellerweise das Shamisen, ein Zupfinstrument, außerdem werden Gesang und traditionelle Tänze unterrichtet. Desweiteren gehören kulturelle Künste wie Kalligrafie und Ikebana (Blumengestecke binden) auch dazu. Natürlich muss eine Geisha eine gute Unterhaltungspartnerin sein, also gepflegte Konversationen nach allen Regeln der Etikette führen können. Die Teezeremonie ist ebenfalls absolutes Pflichtprogramm. Soweit hat sich da also nicht so viel verändert, und gerade das ist ja auch das, was die Geisha ausmacht: Traditionen bewahren.

In der heutigen Zeit fängt die Ausbildung natürlich nicht mehr als Kind an, sondern ist das übliche Einstiegsalter mittlerweile 16 Jahre. Die Ausbildung dauert 5 Jahre. Wie schon angesprochen sind Geisha eher rar geworden, da die traditionellen Teehäuser vertrieben wurden. In Kyoto gibt es aber immernoch ein komplettes Viertel, dass dicht mit Teehäusern besiedelt ist und wo man entsprechend viele Geisha findet. Beim traditionellen Kirschblütenfest treten sie selbstverständlich immer noch öffentlich auf und führen dort ihre musikalischen Künste als Darbietung vor.

PS: Nein, ich habe keine Grammatikfehler eingebaut, im japanischen Plural gibt es kein "s" am Ende. Also ist der Plural von Geisha ebenso Geisha.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Okay, das mit dem Plural-S muss ich mir merken, also dass keines hinzugefügt wird. Wusste ich leider nicht.

Ich bin wirklich froh, dass es noch einige Geisha gibt. Soetwas Schönes sollte nicht in Vergessenheit geraten. Und ich finde es auch gut, dass sie ihre alten Traditionen beibehalten bzw. erhalten. Können eigentlich nur asiatische Mädchen zur Geisha ausgebildet werden? Oder kann jedes x-beliebige Mädchen ab 16 Jahren sich entschließen eine Geisha zu werden, die dann auch aufgenommen wird?

Diesen Bücherrat nehme ich mir wirklich zu Herzen, da ich wirklich gerne mehr darüber erfahren will. Ich möchte also mit dem Thema vertrauter werden. Der ganze Wertegang zur Geisha ist so interessant. Und auch, dass sie ihre Schulden abbezahlen müssen. Da entsteht ein Kreis, der sich immer wieder schließt, also eine unerschöpfliche Sache. Es müssen eigentlich nur genug Leute das Verlangen haben, mit einer Geisha den Abend zu teilen.

Noch eine Frage: Viele Leute behaupten, eine Geisha wäre eine Prostituierte. Also dass Männer sie bezahlen um mit ihr zu schlafen. Aber ich denke, dass die Geisha sich davon abheben. Sie haben doch irgendwie ein höheres Niveau, oder? Sie unterhalten doch nur die Männer/ Leute. Kann mir hier nochmals geholfen werden?

Danke für die bereits beantworteten Fragen!

» friendship » Beiträge: 18 » Talkpoints: 0,36 »



"Ausländische" Geisha gibt es meiner Meinung nach nicht wirklich. Ich war zwar nicht in Japan um es persönlich zu überprüfen, aber die japanische Kultur allgemein ist Ausländern gegenüber tatsächlich eher verschlossen. Unter den Einwohnern Japans findet sich knapp 1% ausländischer Bevölkerung, die ständig dort lebt. Das ist extrem wenig und spiegelt die niedrige Akzeptanz ganz gut wieder. Und da Geisha die japanischen Traditionen bewahren, kommt es bei den zu unterhaltenden Gästen sicherlich auch nicht an, wenn man der Person ihre fremde Herkunft ansieht oder auch nur anhört (Japanisch ist sehr schwer zu erlenen, aber vor allem auch auszusprechen für die westliche Welt).

Heutzutage werden auch häufig hohe Geschäftsreisenden, zum Beispiel aus den USA oder Europa, von ihren japanischen Partnern in traditionelle Teehäuser eingeladen, um ihnen die Kultur vorzustellen. Was sollen dann die Amerikaner oder Europäer mit einer westlichen Geisha? ;)

Das Gerücht der Prostituition schlängelt sich tatsächlich sehr hartnäckig immer wieder durch, aber dieses Gerücht hat auch seinen Ursprung. In früherer Zeit, als die Teehäuser noch verbreiteter waren, befanden sich die Teehäuser häufig in den sogenannten "Hanamachi"-Vierteln. Frei übersetzt bedeutet es Blumenviertel, der Ausdruck Hana ist allerdings ein Euphemismus für Prostituierte. Sprich: auf dem Strich. Tatsächlich ist die Prostituition unter Geisha allerdings verpönt und gehört definitiv nicht zum eigentlichen Beruf.

Eine spezielle Form der "Prostituition" war allerdings schon mehr oder weniger üblich: Wenn eine Geisha einen Stammkunden schon über mehrere Jahre hatte, wird er irgendwann zu ihrem "Gönner". Das bedeutet, er gibt ihr Geschenke wie Haarschmuck und ähnliches. Umso länger diese Beziehung zu dem Kunden anhält, umso teurer werden die Geschenke. Bei einer langfristig Bindung könnte es sogar soweit gehen, dass die Geisha sogar bei ihrem Gönner wohnt und bei der "Mutter" auszieht (natürlich geschieht dies frühestens, wenn ihre Ausbildung abbezahlt ist). Und wenn die beiden schon zusammen wohnen, kann man sich ja denken, was da abläuft. Auch der Ausdruck "Gönner" spricht eigentlich schon für sich.

Einen Gönner zu haben ist aber ehrenhaft angesehen, eine Geisha hat auch niemals mehrere Gönner auf einmal! Man könnte es mit einer sehr merkwürdigen Art von Liebesbeziehung vergleichen. Zur früheren Zeit konnte ein Gönner die Geisha auch aus dem mütterlichen Haus freikaufen, indem er ihre Ausbildung an die Mutter bezahlte. Dies konnte für die Geisha auch eine Art der Erlösung aus dem teilweise harten Leben darstellen.

Um Gönner für sich zu gewinnen waren, für westliche Ansichten sehr merkwürdige, Varianten für eine Geisha möglich. Wenn man nicht das Glück hatte, dass ein Mann von selbst anfing, sie zu beschenken, wollte man ihn irgendwie dazu bringen. Offene Gespräche über solche Dinge sind in der japanischen Kultur natürlich absolut verpönt, "Grüße" oder "Geschenke" zu bestimmten Anlässen allerdings erlaubt. Zum Neujahrsfest zum Beispiel wurden Grüße verschickt, und um einen Stammkunden zum Gönner zu gewinnen gab man ziemlich direkte Zeichen: In der Karte wurde ein Schamhaar versandt. Dies tat man allerdings nur, wenn man sich möglichst sicher war, den Mann damit auch für sich zu gewinnen. Wie peinlich wäre es schließlich, wenn ein Mann, der gar kein Interesse an der Frau hat, ein Schamhaar von ihr besitzt?!

Ähnlich merkwürdige und definitiv auf Sex bezogene Gestiken und Riten gibt es noch zahlreiche mehr. Wenn eine Maiko (Geisha in der Ausbildung) in die Pubertät gekommen ist, wird in ihrem Haar, welches genau wie bei den ausgebildeten Geisha auch, zu einem besonderen "Dutt" gebunden ist, ein Stück roter Stoff eingearbeitet, undzwar so, dass der Stoff an beiden Seiten von den schwarzen Haaren umrahmt wird. Wie der japanische Ausdruck der Frisur lautet ist mir leider entfallen, auf Deutsch bedeutet es so viel wie "gespaltener Pfirsich" und zeigt den Männern, dass sie noch Jungfrau ist.

Aufgrund dieser und zahlreicher anderen Dinge ist es eigentlich kein Wunder, dass Geisha häufig mit Prostituierten verglichen werden. "Sex mit Freiern" gibt es so allerdings niemals.

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