Wann kommt der Gerichtsvollzieher?

Der Versandhandel kann sehr viel tun ohne das gleich Gesetze geändert werden müssen. Aber das betrifft alle Händler, die etwas auf Kredit an den Mann oder die Frau bringen. Allein die Eintragung bei der Schufa machen die wenigsten. Wenn das wirklich alle machen würden und jeder auch vorher prüfen, dann würde so manches gar nicht erst passieren.

@JotJot
Warum manche toter Mann spielen? Bei einigen kann ich es sagen. Einfach weil sie nicht in der Lage sind das wirklich zu realisieren, was da in einem solchen Schreiben steht. Ich wüsste bei meinem Vater auch, das er allein damit nicht klar käme. Sobald meine Mutter und ich nicht zur Verfügung stehen würde, würde mein Vater vom finanziellen her gesehen komplett den Überblick verlieren. Und damit wäre wohl dieser Weg schneller begangen, wie man denken kann.

Und solche Menschen gibt es leider auch noch genug. Die sehen zwar die Briefe an, aber denen ist nicht wirklich klar, was der Inhalt bedeutet. Nicht etwas weil sie dumm sind, sondern einfach weil sie mit der ganzen Thematik nichts wirkliches anfangen können.

Zu aller erst mal: Widerspruch beim Mahnbescheid sollte man wirklich nur dann einlegen, wenn man einen begründeten Widerspruch gegen die Forderung hat, denn ansonsten kommen auch noch UNNÖTIGE Gerichtskosten auf den Schuldner zu.

Dann zu Sorae, na klar, es ist wunderbar wenn man alles im Leben besser weiß und seit jeher vernünftig mit seinem Geld umgeht, aber es gibt nun auch einmal die Leute, denen wurde der Umgang mit Geld nie beigebracht, die haben vielleicht auch wirklich die Absicht gehabt ihre Raten zu bezahlen. Sicher, ich würde auch keinen Ratenkauf machen, wenn ich nur einen geringen Verdienst habe und ich mir logisch ausrechnen kann, dass die Raten nicht vorhanden sind. Aber viele Menschen tun das nicht, sei es aus dem Grund weil sie nie Geld haben und sich auch einmal etwas gönnen möchten.

Natürlich sollte das nicht auf die Kosten des Gläubigers sein, aber ich denke das viel Verzweiflung dahinter stecken muss, wenn jemand freiwillig einen Betrug bei Ebay begeht, sich dem Gedanken hingibt eine Strafanzeige zu erhalten, nur um irgendwelche Schulden zu zahlen. Natürlich ist es der falsche Weg, aber wenn man nicht allzu oberflächlich ist, dann sollte man vielleicht mal betrachten was dahinter steckt. Ich würde auch nicht auf meine Ware verzichten wollen, ganz klar, aber wahrscheinlich hätte ich etwas Mitleid mit der Person.

Aber große Reden schwingen, dass ist nicht schwer, wenn man selbst noch nie in der betreffenden Situation gewesen ist. Selbst der sicherste Job kann plötzlich unsicher werden und dann? Dann können Menschen ihre Kreditraten nicht mehr zahlen, die nie daran gedacht hätten auch nur einmal eine Mahnung zu erhalten. Ich kenne so einen Fall aus dem entfernten Bekanntenkreis, da war immer genug Einkommen vorhanden, ein Kredit wurde aufgenommen für die Sanierung der Wohnung und auf einmal wurde der Kreditnehmer schwer krank, der Job konnte nicht mehr ausgeführt werden und Erwerbsunfähigkeitsrente kam. So, was soll man in dem Fall tun? Die Banken sind die allerletzten die zu einer vernünftigen Korrespondenz bereit sind, das sind nur die Kleinen, Handygesellschaften, Versandhäuser etc. die lassen mit sich reden, aber die Banken? No way.

Nicht etwas weil sie dumm sind, sondern einfach weil sie mit der ganzen Thematik nichts wirkliches anfangen können.

Stimmt, so habe ich das noch nie gesehen, wenn ich mich so in meinem Umkreis mal umschaue trifft genau das auf einige Menschen zu. Allerdings haben die im Moment jemanden, der das für sie regelt. Wenn diese Säule wegbrechen würde, sähe es wohl auch erst mal schlecht aus.

@Jess: Ich kenne auch Menschen, bei denen sich eine solche Situation auch urplötzlich ergeben hat, die aber immer im Gespräch mit den Gläubigern und später mit dem Gerichtsvollzieher geblieben sind, so dass sie wenigstens nicht daheim von Gerichtsvollzieher besucht werden mussten. Und diese haben dann auch nie negativ über diesen Menschen gesprochen - der macht schließlich auch nur seinen Job und wenn man dem vernünftig entgegen kommt, wird der einem sicher auch keine unnötigen Knüppel zwischen die Beine werfen.

Mangelnde Bildung erklärt einiges, aber sie entschuldigt nichts, denn Bildung ist heutzutage leichter zu erlangen als jemals zuvor.

Und: Mathematik haben die meisten Menschen in der Schule gehabt. Wenn ich also Einkünfte von sagen wir mal 940 Euro netto habe, davon 660 Euro Fixkosten und ergo zum Leben (KLeidung, Lebensmittel, Freizeit etc.) 280 Euro übrig habe, müßte ich für ein Plasma TV von 2000 Euro lange sparen. Wenn es mir gelingen würde, im Idealfall 50 Euro wegzulegen, dann wären es immer noch 40 Monate, in denen ich sicher über diese 50 Euro verfügen können müßte.

Wenn man nun den selben föhlichen Ratenzahlungsfans, die sich diese 50 Euro Raten schönrechnen, vorschlägt, erst einmal 20 Monate lang 50 Euro zur Seite zu legen, erntet man bestenfalls lange Gesichter, denn warten und sparen ist aus der Mode gekommen. Müßten sie das nämlcih tun, würde sie feststellen, dass sie dieses Geld eben doch eigenltich nicht über haben und an der Summe sehr zu knappsen hätten, gerade auch, wenn es so kalkuliert ist, das nebenbei nichts passieren darf. Und spätestens bei der nächsten unvorhersehbaren Sache (Autoreparatur, Waschmine defekt, Computer durchgebrannt) wackelt das ganze Kartenhaus und stürzt in sich zusammen.

Da nun stundenlang Mitleid zu haben sehe ich nicht ein. Ich behaupte, dass die allermeisten Privatschulden unnötige Schulden sind, aufgenommen für Luxus oder aus Leichtsinn wie eine Bürgschaft. Gerade auch Bürgschaften sind bitter, denn die meisten Fälle, die nicht klappen, wären mit etwas Sachlichkeit und etwas klarem Kopf vorher zu durchblicken gewesen.

Was mich ärgert ist diese Mentalität dahinter, dass es ja egal ist, wenn man nicht zahlt, weil es ja eh nicht zu schaffen ist. Sicher mag Quelle oder Neckermann das bis zu einem gewissen Grad verkraften können, kleinere Einzelhändler aber nicht, und die haben genau den selben Ärger mit Leuten, die sich für ihre Haustiere Futtermittel im Wert von 150 Euro schicken lassen, um dann die Rechnung nicht zu bezhalen. Das steckt so ein kleiner Shop nicht weg, dass ist ein Batzen Geld. Und da werden achselzuckend Existenzen zerstört.

Alles in allem kommt der Gerichtsvollzieher eben nicht so einfach überraschend vorbei, und das Gejammer der Betroffenen klingt genauso glaubwürdig wie das Gejammer über das Jugendamt oder die böse Arbeitsagentur etc. Es ist immer die gleiche Lesart von "Andere sind Schuld an meinem selbstfabrizierten Unglück!"

Wenn der Gerichtsvollzieher kommt ist es immer ne ganz schlimme und auch besonders traurige Sache. Vor den Augen der Nachbarn verliert man all sein hab und Gut. Das schlimme ist, dass die Menschen oft nichts dafür können (Mit den Menschen, die nichts dafür können meine ich die, die tausend Handyverträge, zehn Kredite und massig Schnick Schnack holten, sondern eben die, die Wegen einer Operation, die die Krankenkasse nicht völlig zahlte oder wegen dem Verlust des Jobs kein Geld mehr hatten)

Ich hatte das bisher leider nicht, und ich hoffe auch, dass mir das auch nie passiert, ich bin ja noch sher jung. Aber ich glaube, vor einiger Zeit gehört zu haben, dass es leicht ist, den Gerichtsvollzieher auszutricksen (Die Computer gehören den Kindern und so ähnliche Sprüche) Fernseher dürfen ja bis zu einem bestimmten Preishöhe nicht mehr gepfändet werden.

Bei Fernsehern gilt nicht die Preishöhe, sondern die Verwertbarkeit bei Wiederverkauf. Es kann jederzeit eine sogenannte Austauschpfändung vorgenommen werden, bei der ein hochwertiges TV-Gerät gegen einen einfaches Gerät ohne jeden Schnickschnack ausgetauscht wird, ich habe sogar die Vermutung, es kann ein Schwarzweiß-Fernseher sein.

Die mit den OP-Schulden kenne ich auch, die sind in jungen gutverdienenden JJahren oft vor lauter Geldgier in die vermeintlich günstige private Krankenkasse gewechselt und bekommen die Rechnung nun später präsentiert. Da ist eine Mitschuld durchaus feststellbar. Sicher rechnet man nicht gerade mit aufwendigen Krankheiten, aber ausschließen kann man rein gar nichts, und sich irgendwelche Beiträge schön zu rechnen, die man dann bei Nichterkrankung später auch nur zahlen müsse etc. hat schon so manchen um den schlaf gebracht.

Ich möchte hier gar keine Stimmung pro oder contra Mitleid mit "Opfern" de Gerichtsvollzieher schüren. Mir geht es lediglich darum, zu verstehen, warum manche Menschen eben tatsächlich scheinbar so überrascht ist, wenn der oder die Beamte vor der Tür steht. Ich bin nämlich auch der Meinung, dass die überwiegende Anzahl der Menschen in der Tat wissen wie sie sich diesen Ärger eingebrockt haben. Nur eine Minderheit kann aus welchen Gründen auch immer nicht mit ihren Geldangelegenheiten umgehen und eine weitere Minderheit wird sicher aus unverschuldeten Gründen, weil es eben nichts Schlimmes mehr ist Rechnungen nicht zu zahlen, in der Bredouille. Ich kenne da durchaus Beispiele, da hat auch die Bonitätsprüfung nichts gebracht, das ist aber die Minderheit.

Es ging mir lediglich darum, zu ergründen, ob der Gerichtsvollzieher wirklich so überraschend vor der Tür steht, für mich steht nach dieser Diskussion fest - in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht.

Sorry, aber so ganz vollständig ist das hier (mal wieder) nicht. Es gibt 2. Seiten der Medaille. Die 1. wurde genannt, der privatrechtliche Fall, wo man einen Mahn- und Vollstreckungsbescheid bei Gericht beantragt.

Die 2. Seite ist jedoch das öffentliche Recht. Da geht das richtig richtig schnell mit dem Vollstrecken. Nehmen wir als Beispiel, der "Schuldner" hat irgendeine Gebühr oder Steuer nicht bezahlt, z.B. Bücher zu spät abgegeben, Feuerwehreinsatz oder ganz toll Grund- oder Gewerbesteuer. In diesem Fall ist der Titel, der Bescheid. Es muss danach nur eine Mahnung erfolgen (und die kann auch nur öffentlich bekannt gemacht werden, also als "Gesamtmahnung" am schwarzen Brett des Rathauses; ich kenne jedoch keine Gemeinde die das macht, zum Glück).

Gehen wir zu unserem Beispiel Grundsteuer zurück. Im besten Fall (ist heute auch nicht mehr unbedingt so) bekommt der Steuerpflichtige am Anfang des Jahres einen Bescheid, wann er was bezahlen muss. Am 15.08. vergisst er die Rate zu entrichten, die Mahnung geht unter bzw. Urlaubszeit und zack ein paar Wochen später wird die Vollstreckung eingeleitet. Das kann durch den Gerichtsvollzieher oder Vollstreckungsbeamten erfolgen oder im schlimmeren Fall auch durch Bankpfändung oder sonstigen Pfändungmaßnahmen.

Wenn der Gerichtsvollzieher kommt, muss schon einiges passiert sein. Dieser Akt ist wohl der letzte Schritt, den ein Gläubiger anstreben kann, um zahlungsunwillige Kunden an ihre Zahlungsverpflichtung zu erinnern und vielleicht einen kleinen Teil des ausstehenden Geldbetrages zu bekommen. Wer es so weit kommen lässt, ist wirklich selbst schuld und ich kann mit solchen Leuten, die immer gierig alles konsumieren, aber nichts bezahlen wollen, auch kein Mitleid haben. So etwas hat man wirklich komplett selbst in der Hand.

Bevor der Gerichtsvollzieher ins Spiel kommt, hat die zahlungsunwillige Person schon etliche Mahnungen bekommen. Wenn jemand seine Rechnungen nicht bezahlen will, wird die Firma, die er dabei um ihr Geld bringt, zunächst eine Mahnung verschicken. Nach dieser ersten Mahnung kommt dann noch eine weitere Mahnung, bevor die Sache dann an ein Inkasso-Unternehmen übergeben wird. Auch dieses mahnt noch ein- oder zweimal an. Anschließend muss erst noch ein Titel gegen den Schuldner erwirkt werden. Erst dann kann der Gerichtsvollzieher endlich aktiv werden.

Wer völlig überrascht vom Besuch des Gerichtsvollziehers ist, hat wohl über einen sehr langen Zeitraum, also mindestens mehrere Monate lang, seine Post nicht geöffnet oder gehört zu den Traumtänzern, die sich selbst einreden, dass alles gut wird und sie keine Probleme haben, selbst wenn sie schon bis zum Hals im Ärger stecken. Ansonsten handelt es sich einfach um eine Masche, um dem Gegenüber (also hier dem Gerichtsvollzieher) einzureden, dass man doch eigentlich gar nicht der verantwortungslose und kurzsichtige Schuldner ist, den man normalerweise sehen würde. Wenn jemand beim Besuch des Gerichtsvollziehers aus allen Wolken fällt und in der harten Realität ankommt, hat jemand diese Thematik ganz toll verdrängt.

Natürlich gibt es Menschen, die die Augen vor der Realität verschließen und regelrecht Angst davor haben, die Tür zu öffnen oder auch nur an den Briefkasten zu gehen. Wer unter solchen Problemen leidet, muss sich Hilfe suchen. Solche Ausreden finde ich nicht besonders überzeugend, wenn jemand erklären will, warum der Gerichtsvollzieher ausgerechnet bei ihm zu Unrecht oder völlig unverhofft auf der Matte steht. Karen_1 hat sehr schön zusammengefasst, wo die Probleme der einzelnen Leute wirklich liegen. Wenn hier geschrieben wird, dass die Leute vor den Augen ihrer Nachbarn zu Unrecht ihr Hab und Gut verlieren, kann man nur eines sagen: von Unrecht ist hier keine Spur. Ich denke, dass 99,9 Prozent der Leute, bei denen der Gerichtsvollzieher "plötzlich" vorbeikommt, ihre Probleme selbst und oftmals ganz bewusst (zum Beispiel durch Ratenkäufe) verursacht haben.