Psychologische Gutachten bei Straftätern

vom 14.08.2008, 23:50 Uhr

Diamante hat geschrieben:Wenn ein Arzt einen Kunstfahler macht und damti ein Menschenleben gefährdet oder dadurch ein Mensch stirbt, dann muss der Arzt seine Aprobation ablegen oder ihm wird sie abgenommen. Macht ein Gerichtspsychologe einen derartigen Fehler und lässt einen Menschen frei, der dann tötet oder vergewaltigt, kann er morgen wieder ein Gutachten erstellen.


Also Diamante, genau das Beispiel des Arztes, der einen Fehler macht, wollte ich anführen und dich fragen, ob der dann auch gleich lebenlanges Berufsverbot oder änliches bekommen soll. Offensichtlich glaubst du das sei so. Ähm, hä? :wink: Das ist absolut nicht so, wie du glaubst, Diamante. Ganz im Gegenteil werden Kunstfehler von Krankenhausärzten beispielsweise häufig vertuscht und gedeckt, sodass manchmal noch nichtmal eine Entschädigung drin ist.

Auf der anderen Seite kann ich - rein emotional und weniger rational gesehen, wie Subbotnik da gewohnt rangeht ;) - gut verstehen, was du meinst. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob es da nicht Möglichkeiten und eine gewisse Praxis des Zur-Rechenschaft-Ziehens gibt, bei Fällen, wo eindeutig ein Gutachter Schuld daran ist, dass ein Gewalttäter wieder auf freiem Fuß Unheil getan hat.

Bist du dir sicher, dass es da keine Konsequenzen gibt?

Wenn es tatsächlich keine gibt, bin ich durchaus dafür, welche einzuführen. Denn genau wie man an Ärzte diese unmenschliche aber verständliche Forderung der Perfektion und Unfehlbarkeit stellt, sobald es um das Leben und die Unversehrtheit eines Menschen geht, darf man die hier auch an Psychologen und Gutachter stellen.

Und das sage ich, obwohl ich einmal Psychologin sein werde und durchaus auch offen dafür bin, irgendwann mal als Gutachterin tätig zu sein. Allerdings fürchte ich, dass bei mir kaum einer je ein "Unbedenklichkeitszeugnis" bekommen wird, wenn er mal jemanden beispielsweise sexuell missbraucht hat. Vielleicht bin ich da auch ungeeignet, weil ich hier ganz klar nicht unvoreingenommen sein kann und glaube, dass eine sexuelle Störung und Fehlfixierung (beispielsweise auf Kinder) nur unterdrückt, aber niemals geheilt werden kann. Deshalb käme bei mir vermutlich nie einer dieser Leute frei.

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» Tsunami » Beiträge: 218 » Talkpoints: 26,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, wenn durch den Kunstfehler Menschenleben gefährdet sind oder waren, dann würde ein Arzt aber Berufsverbot bekommen. Und ich finde, dass ein falsches psychologisches Gutachten eine Menschengefährdung ist. Aber das ist halt nur meine Meinung. Die Gesetze sagen ja was anderes.

Ich habe noch nie gehört, dass ein Psychologe, der ein falsches Gutachten gestellt hat, irgendwelche Konsequenzen daraus ziehen muss. aber vielleicht wird das auch vertuscht. Ich habe aber in den Nachrichten schon oft gehört, dass ein falsches Gutachten ausgestellt wurde von jemanden, der schon mal falsche Gutachten erstellt hat. Aber ob das stimmt, keine Ahnung.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Ich denke, wenn durch den Kunstfehler Menschenleben gefährdet sind oder waren, dann würde ein Arzt aber berufsverbot bekommen.

Das ist aber nicht so, Diamante. Schau mal wenigstens kurz hier herein, für ein paar Hintergrundinfos dazu.

Die Wahrheit ist: Es gibt unzählige Fehler, die Ärzten täglich wiederfahren. Je nachdem wo diese Ärzte arbeiten, kann das schlimme oder eher harmlose Folgen haben. Genauso ist es bei Psychologen, verstehst du? Die Wahrheit ist auch: Ärzte machen genauso viele Fehler, wie andere Menschen. Würden bei allen diesen Ärzten alle ihre Fehler auffliegen, müsste man tätlich wahrscheinlich zig Ärzten in Deutschland ihre Heilberechtigung entziehen, wenn es so wäre, wie du offensichtlich glaubst.

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» Tsunami » Beiträge: 218 » Talkpoints: 26,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Ich denke, wenn durch den Kunstfehler Menschenleben gefährdet sind oder waren, dann würde ein Arzt aber berufsverbot bekommen. Und ich finde, dass ein falsches psychologisches Gutachten eine Menschengefährdung ist. Aber das ist halt nur meine Meinung. Die Gesetze sagen ja was anderes.

Jaja, daher stöhnen ja auch Opferverbände wenn es darum geht Ärzten Kunstfehler nachzuweisen und dass es wohl leichter wäre Außerirdische in Castrop-Rauxel zu finden oder die Existenz Gottes zu beweisen :wink:. Die Gesetze sagen doch was anderes? Was denn? Wenn Du es so gut und genau weißt klär uns doch mal auf.

Diamante hat geschrieben:Ich habe aber in den Nachrichten schon oft gehört, dass ein falsches Gutachten ausgestellt wurde von jemanden, der schon mal falsche Gutachten erstellt hat. Aber ob das stimmt, keine Ahnung.

Der letzte Satz bringt es für mich auf den Punkt - ist irgendwie leider wieder nur Stammtisch hier, also Mutmaßungen und Vermutungen aber keine nachvollziehbaren Fakten oder Beweise abgesehen von "Hab gehört....", "Glaube....", usw.

Und was die Gutachter angeht: Ja dann stellt einer halt zweimal ein falsches Gutachten aus, ist doch egal - denn ein Gutachter wird wohl mehr als 2 Gutachten im Leben erstellen müssen und wenn er bei hunderten von Gutachten zweimal in die Tonne greift - da haben andere Arbeitnehmer aber eine deutlich höhere Fehlerquote. Und was heißt überhaupt falsches Gutachten: Wenn er jemanden freilässt, der noch nicht geheilt ist - ok. Und wenn er jemanden weiter drinlässt der geheilt ist ist das aber weniger schlimm oder? Denn Kinderficker bleibt ja Kinderficket und ein Jahr länger sitzen schadet dem nicht (nur dem demokratischen Empfinden). Also nur mal zum Nachdenken: Ein Psychologe soll stets zu 100 % richtig liegen (sowohl als auch?)? Also wenn er das könnte, dann wäre er besser als Gott, denn nichtmal der ist perfekt - ist diese Forderung dann schon Blasphemie?

Und um das mit dem Berufsverbot aufzugreifen: So gesehen müsste dann fast jeder dieses haben, ich bin bisher niemandem begegnet der immer perfekt seinen Job ausgeübt hat.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



erklaerbaer hat geschrieben:Im Gegensatz zu einem Psychologen kann ein Arzt eine Krankheit an Symptomen mehr oder weniger genau erkennen oder auch direkt sehen was "kaputt" ist und dies dann versuchen nach seinem medizinischem Vermögen zu richten, wenn er dabei einen Fehler macht kann man das (auch oft im Nachhinein) erkennen und in den meisten Fällen klar entscheiden ob der Arzt hier fahrlässig beziehungsweise falsch oder richtig und mit bestem Gewissen gehandelt hat.

Ein Arzt weiß aber auch immer nur so viel, wie der Patient ihm sagt. Stell dir mal vor, ein Arzt verschreibt dem Patienten ein starkes Medikament. Zwei Tage später Ist der Patient dann tot. Es stellt sich raus, dass der Patient bei 3 verschiedenen Ärtzen war, und 3 verschiedene Mittel gleichzeitig genommen hat, die vielleicht zusammen eine viel zu hohe Wirkung haben.

Der Arzt ist ja auch kein Hellseher und muss sich, genau so wie der Psychologe auf das verlassen, was er erzählt bekommt. Ich würde nie sagen, bei einem Psychologen ist das Entschuldbar, aber dem Arzt muss hier bei einer Falsch-Behandlung die Schuld zugesprochen werden. Ich möchte nicht wissen, wie viele Patienten ihre Ärzte anlügen und dann hinterher mit Klagen ankommen.

So, nun mal etwas zu der Sache mit den Rückfälligen Tätern. Nehmen wir doch mal an, 500 Leute wurden auf Grund eines Pschologischen Guthabens für geheilt erklärt und entlassen. Einer dieser fünf Hundert wird rückfällig. Natürlich stürzt sich dann die Presse darauf. Wir hören dann alle paar Jahre mal, dass jemand Entlassen wurde und als geheilt attestiert wurde, der danach rückfällig geworden ist. Natürlich kommt einem das dann viel vor, aber doch nur, weil wir ja nicht von den 499 anderne gehört haben, bei denen es gut ging. Mitbekommen tut man doch eigentlich immer nur die Fälle, in denen es nicht gut ging.

Für uns sind diese Menschen natürlich Monster, doch muss man sehen, dass sie eigentlich krank sind und in sofern für ihr Verhalten nicht zur Verantwortung gezogen werden können. Wenn diese Leute aber wirklich eine Therapie gemacht haben, und geheilt sind und von nun an ein normales Leben leben können, was gibt uns dann das Recht, sie weiter einzusprennen? Einer von 500 wird rückfällig, was wirklich schlimm ist, aber rechtfertigt es das, dann 499 ihr Leben lang wegzusperren?

Ich denke es wäre vollkommen gerechtfertigt, dafür zu sorgen, dass sie gewisse Berufe nicht ausüben dürfen (Lehrer, Kindergärtner, Pfarrer...) wo sie halt viel mit Kindern in Berührung kommen würden, aber sie ewig wegzusperren kann nicht die Lösung sein.

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» Endymion » Beiträge: 1015 » Talkpoints: 21,43 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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