Körperspende für die Wissenschaft?

vom 04.07.2008, 13:02 Uhr

Nur mal zum Kunstvorwurf: von Hagens sieht sich sowohl als Wissenschaftler als auch als Künstler - und der Großteil seiner Plastinate steht nicht in Museen und geht auf die Reise sondern wird an medizinische Institute verkauft.

Wenn man sich mal mit der Biographie von von Hagens beschäftigt sieht man auch dass er größtenteils auf dem Gebiet der Anatomie tätig ist und die Plastination hauptsächlich zur Herstellung anatomischer Präparate dient die einen Fortschritt zur bisherigen Technik darstellt.

Natürlich ist er kontrovers nur ist er mit Sicherheit kein Künstler sondern eher Unternehmer und die Körperwelten ein prima Marketing Event / "Messe" um die Nachfrage konstant zu halten seitens der medizinischen Institute.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Finde ich ja unmöglich,dass man für das "zur Verfügung stellen" auch noch Geld bezahlen muss. Ich möchte aber sowieso nicht als aufgedunstene Formalin-Leiche enden, an der irgendwelche Medizinstudenten üben. Mit gefällt der Gedanke nicht,dass man mich zerteilt (unten Medizinstudenten, Kopf Zahnmedizinstudenten) und überhaupt darf mich keiner nackig sehen :D auch wenn man dann nichts mehr erkennt.

Ich finde die Ausstellungen vom Hagens gar nicht schlecht, aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet. Ich selbst will eben nur nicht, dass man das mit mir macht.

Organspende ist dann wieder was anderes, ich bin mir aber noch nicht sicher,ob ich das will. Denn zum einen ist es sinnlos,wenn ein Herz (oder anderes Organ) noch "benutzbar" wäre und man damit jemanden unter Umständen retten kann (mein Vater selbst wartet auf ein Herz), es aber so einfach verbrannt wird,weil man nicht spenden möchte. Sogesehen lebt dann immerhin noch ein Teil von einem weiter. Bisher hab ich mich aber noch nicht ganz dazu entschlossen.

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» winny2311 » Beiträge: 15036 » Talkpoints: 4,68 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Subbotnik hat geschrieben:Nur mal zum Kunstvorwurf: von Hagens sieht sich sowohl als Wissenschaftler als auch als Künstler - und der Großteil seiner Plastinate steht nicht in Museen und geht auf die Reise sondern wird an medizinische Institute verkauft.

Dagegen ist ja auch nichts zu sagen, und auch das sich Laien einmal mit so etwas befassen können und anschauen finde ich eignetlich ganz gut die Idee. Nicht jede Anatomie lässt jeden rein, sondern legen da schon Wert das eine medinizische Ausbildung angestrebt wird, damit auch das Verständnis da ist. Eine ganz normale Schulklasse in der Anatomie ... daran möchte ich lieber mal nicht denken was da für Mist getrieben wird bei so unreifen Leuten. Aber auch ältere Menschen können sich dort absolut Geschmacklos verhalten und deswegen verstehe ich es, wenn man so etwas nicht ins Haus lassen möchte.

Für solche Leute ist die Ausstellung dann super geeignet wenn sie sich trotzdem dafür interessieren. Und auch das Verkaufen an Institute finde ich nicht verwerflich, denn so haben sie auch Ausstellerstücke für ihre Studenten etc. Aber was nicht sein muss, dann man sich ein Scheibchen als Privatperson ins Wohnzimmer hängen kann. Das ist dann schon ein wenig zu viel des guten was er betreibt. Aber ich muss sagen, was er gemacht hat sind schon sehr schöne Arbeiten.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Da ich religiös bin, weiß ich, dass der Körper nicht besonders viel wert ist, besonders nach dem Tod. Es ist eben nur ein Haufen Erde, der nach ein paar Monaten nur noch Staub ist. Was bringt es also sich in einen Grab beerdigen zu lassen. Beerdigungen sind meiner Meinung nach symbolisch zu betrachten. Man nimmt Abschied von der verstorbenen Person, nicht vom Körper.

Der zweite Aspekt ist, dass ich selber sehr gerne einmal in die Medizin gehen möchte und daher auch weiß, wie wichtig solche Spenden sind, um zu trainieren und vor zu bereiten. Um bei einem lebenden Menschen gut ausgerüstet zu sein und es nicht zum ersten mal machen zu müssen. Sicher gibt es immer bessere Möglichkeiten solche Vorbereitungsoperationen mit Hilfe von Computern zu üben und das auch sogar ziemlich realistisch. Aber bis man nicht mehr auf diese Spenden angewiesen ist, weil die moderne Technik es übernommen hat, würde ich wirklich ernsthaft darüber nachdenken, meinen Körper zu spenden.

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» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Sorae ich höre das hier gerade zum ersten Mal, dass die Körperspender so viel Geld zahlen müssen, damit sie in die Anatomie kommen. Woher hast du denn diese Infos? Mir kommt das ein bisschen komisch vor, dann hätte man bald ja gar keine Spender mehr. Aber wenn du dir so sicher bist, dann wird das wohl schon stimmen.

Ich persönlich finde es gut, wenn sich Menschen dafür entscheiden nach dem Tod der Wissenschaft zur Verfügung gestellt zu werden, persönlich würde ich es jedoch niemals tun. Und ich hätte auch ein arges Problem damit, wenn es einer meiner Angehörigen machen würde. Irgendwie brauche ich nach dem Tod eines Angehörigen einen direkten Ort zum trauern und ich hätte keine Lust ein Jahr lang in die Anatomie zu rennen und dort meinem verstorbenen Angehörigen nahe zu sein.

Ist vielleicht ziemlich egoistisch von mir, immerhin habe ich ja selbst schon profitiert von Menschen, die sich für meine Bildung zur verfügung gestellt haben aber vielleicht bin ich auch abgeschreckt, weil ich weiß wie es im Präparierkeller abgeht. In den ersten Stunden sind alle noch ganz pietätvoll und haben auch einen riesigen Kloß im Hals weil es für die Meisten das erste Mal ist, dass sie eine Leiche sehen.

Aber nach ein paar Stunden ist eine ganz lockere ausgelassene Stimmung im Keller und es wird sich bei dem Abpräparieren der Kopfhaut über den geplanten Sommerurlaub unterhalten oder über das Mensaessen. Ist ja irgendwo auch klar, das sind in dem Moment für den Studenten Objekte. Sie werden immer mehr zerteilt und zerstückelt, irgendwann liegt ein Arm da und ein Bein dort und die Schädeldecke ist aufgesägt, da denkt man nicht mehr ununterbrochen daran, dass das ja ein Mensch ist.

Und dann noch die Sache mit den Müllbeuteln, in die Fett und andere Gewebsreste hineingeworfen werden, die abgeschnitten wurden, wie schnell kann da eine Verwechslung passieren (Sudenten sind auch nicht unfehlbar) und zack liegt man am Ende zusammen mit den Körperresten von anderen Leuten im Grab. Irgendwie keine gute Vorstellung.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Grooovegirl hat geschrieben:Sorae ich höre das hier gerade zum ersten Mal, dass die Körperspender so viel Geld zahlen müssen, damit sie in die Anatomie kommen. Woher hast du denn diese Infos? Mir kommt das ein bisschen komisch vor, dann hätte man bald ja gar keine Spender mehr. Aber wenn du dir so sicher bist, dann wird das wohl schon stimmen.

Ich bin mir sogar sehr sicher, da ich selbst für mich in mehreren Universitäten angefragt habe die eine Anatomie führen, als ich erst vor kurzem mein Testament und auch die Patientenverfügung noch einmal abgeändert habe. Auch in unterschiedlichen Bundesländern und als ich vor zwei Jahren selbst in der Anatomie war, bei einer Exkursion von der Rettungsdienstschule her, haben sie es dort auch gesagt.

Von den Preisen her ist es unterschiedlich deswegen auch ab 7000 Euro (drunter wurde mir nichts angeboten), dafür gibt es nach oben hin sehr große Schwankungen je nach dem wie groß die Nachfrage von Menschen mit diesem Wunsch besteht.

Wie bereits gesagt, decken die Anatomien damit einen Teil ihrer Kosten für die Lagerung und auch für die Forschung was ebenfalls plausiebel ist, da es als eine Eigenständige Abteilung in der Buchführung in den Kliniken geführt wird, und so eigene Budgetes und Fördergelder erhält. Diese reichen aber nicht aus, um die Kosten für Personal, Lagerung, Energiekosten etc. zu decken und wie ich auch gesagt habe, sobald der Körper dann "verbraucht" ist, sorgt die Anatomie auch für eine Beisetzung. Diese erfolgt meistens in einem Anonymen Grab als Einäscherung. Es gibt aber auch die Möglichkeit zu sagen, dass man nur 5 Jahre sich zur Verfügung stellen möchte und danach eine Erdbestattung wünscht. Deswegen variiert auch der Preis sehr stark, und passt sich den "Wünschen" an.

Und die Zahlung macht ebenfalls Sinn, denn sonst könnte man jeden dort hin abschieben wenn man die Beerdigungskosten nicht tragen möchte. Da dann binnen weniger Stunden wohl die Anatomie für Jahre dicht wäre wegen solcher "großzügigen Spenden", sieben sie auch aus, ob sich jemand ernsthaft daran interessiert, oder einfach nur aus finanziellen Gründen es so gemacht wurde. Deswegen in vielen Häusern auch die eigene Willensäusserung und Unterschrift der Person, die später dort zur Verfügung steht und nicht durch die Angehörigen.

Nachdem ich mich ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt habe, hab ich es auch nicht nötig hier falsche Informationen zu verbreiten. Angefragt habe ich unter anderem bei der Universitätsklinik Erlangen sowie Heidelberg - von beiden kam die selbe Antwort. Hier auch noch ein paar Links, wann man abgelehnt werden kann und Unterschiede:

Allgemeine Informationen - Wann kann man sich zur Verfügung stellen?
Artikel

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ach nein, ich will nach meinem Tod keinem mehr was nützen. Dauernd versuchen alle möglichen Leute, das Mögliche aus einem herauszubekommen: die Berufsfachschulen, die Kirche, die Ämter, der Staat, irgendwelche schwarzen Schafe im Bekanntenkreis, etc. Nee, aber zu meinem Tod ist Schluss damit, es sei denn, ich kann nochmal Organspender auf meine alten Tage werden. Aber die Medizin soll sich an mir ja nicht vergreifen und als Dummie will ich auch nicht wirken. Das ist ja grausam, wer macht denn sowas.

Und beim Durchlesen von Grooovegirls Beschreibungen sage ich erst recht nein danke. Mein Gott, nein, ich will nicht zerstückelt werden und ich will nicht, dass mein Fett in irgendwelchen Beuteln landet! Meinetwegen kann man sich über meinem Kopf über den geplanten Sommerurlaub unterhalten, das ist okay. Das verstehe ich, es kann ruhig locker zugehen. Aber ich will nicht, dass mein Körper so auseinander genommen wird. Eine schreckliche Vorstellung ist das. :snooty:

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Eines weiß ich mit Sicherheit, nämlich das so etwas für meinen Leichnam irgendwann nicht in Frage kommt. Das klingt einfach nur eklig. Ich kann mir nicht vorstellen für so etwas meinen Körper bereit zu stellen. Sicherlich lebe ich dann nicht mehr und eigentlich sollte es mich dann ja auch nicht mehr interessieren, aber dann bin ich wohl noch so egostisch und möchte nicht das an meinem toten Körper rumgedoktort wird oder er gar beim Crashtest durch die Mangel genommen wird.

In der Medizin hat es ja durchaus noch einen Sinn, wenn die Studenten an Leichen üben können, oder dort Tests vorgenommen werden. Diese Übung braucht man schließlich, damit es an Lebenden nachher auch gut klappt und da nicht irgendetwas schief geht. Jedoch die Sache mit den Crash Tests ist echt ganz schön eklig und klingt irgendwie schon fast nach Leichenschändung. Außerdem kann ich mir echt nicht vorstellen, dass Leichen so viel besser sind als Dummys und vor allem, dass das wirklich alles so in Ordnung ist. Wie kann man da noch arbeiten, wenn man Leichen zerquetcht und durch die Gegend schleudert und den Ekel nachher wieder wegmachen muss?

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich würde meinen Körper nach meinem Tod nicht der Wissenschaft spenden. Ich habe mich dazu entschieden einige Organe spenden zu wollen, aber meinen ganzen Körper nicht. Irgendwann möchte ich auch meine letzte Ruhe finden und nicht von Medizinstudenten aufgeschnitten werden oder als Dummie durch die Schreibe geschleudert werden...

Natürlich ist es wichtig, das Menschen ihren Körper der Wissenschaft verschreiben, denn anders könnten Medizinstudenten wohl kaum so gut lernen. Trotzdem wäre das nichts für mich.

Meinen Körper als Dummie zu spenden wäre wahrscheinlich das Letzte was ich mir vorstellen könnte. Das finde ich moralisch nicht korrekt. Zwar hilft es natürlich auch Autos sicherer zu machen und zukünftige Unfälle mit Todesfolgen zu verhindern, aber ich finde es einfach nicht richtig einen Körper durch eine Windschutzscheibe fliegen zu lassen. Genauere Testergebnisse hin oder her. Das wäre es mir definitiv nicht wert!!

Ich finde es bewundernswert sich auch nach seinem Tod noch so aufopfern zu wollen und einen Zweck zu erfüllen, aber ich möchte einfach begraben werden. Ich hätte auch ein Problem damit, wenn bspw. mein Freund seinen Körper spenden würde. Ich würde gerne einen Ort haben an dem ich dann um ihn trauern könnte und keine wilden Fantasien haben wo er aufgeschnitten wird oder als Dummie eingesetzt wird.

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» itsybitsy » Beiträge: 200 » Talkpoints: 26,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mir persönlich wäre es vollkommen egal, was mit meinem Körper nach meinem Tod passiert. Wenn ich tot bin, bekomme ich ja auch nicht mehr mit, was mit meinem Körper passiert und bevor er nutzlos verbrannt wird oder in der Erde verwest, kann man ihn auch noch einsetzen, um damit zum Beispiel Studenten wertvolles Anschauungsmaterial zu bieten. Ich habe durch die Anatomie-Kurse im Rahmen meines eigenen Studiums auch an Leichen arbeiten dürfen und fand das insgesamt ganz gut, auch wenn es nicht ideal ist, wenn man mit 30 bis 40 Leuten um zwei Leichen herumsteht und oft nicht alles so genau anschauen kann, wie man es sich wünscht.

Ich wusste gar nicht, dass man seinen Körper auch für Crash-Tests zur Verfügung stellen kann. Wirklich schlimm fände ich das aber nicht und würde so etwas auch nicht ausschließen, wobei ich dennoch eher zur Körperspende für eine Universität tendiere und dies auch sinnvoller finde. Natürlich ist der Anblick in beiden Fällen nicht mehr schön, aber man selbst bekommt es nicht mehr mit.

Übrigens ist das mit den Kosten für eine Körperspende so pauschal nicht richtig. Meine Universität verlangt von den Körperspendern bisher keinen Cent. Andere Universitäten nehmen Geld, aber nicht alle verlangen 7000 Euro oder mehr. Oft ist es deutlich weniger. Natürlich behalten sich die Universitäten vor, auch Bewerber für eine Körperspende abzulehnen. Nach dem Präparierkurs werden die Leichen verbrannt und auf dem Gräberfeld der Uni beigesetzt. Die Uni hat auf dem städtischen Friedhof eigene Gräber für die Beerdigung der Überreste.

Ich würde meinen Körper auch dann einer Universität zur Verfügung stellen wollen, wenn ich dafür dann zahlen müsste. Ich habe und will keine Kinder, sodass ich auch niemandem etwas vererben möchte. Bevor irgendwelche Verwandte, die ich vielleicht noch nie gesehen habe, etwas erben, würde ich das Geld lieber in ein solches Projekt investieren und den Rest auch noch spenden, sollte etwas übrig bleiben.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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